In diesem Jahr verstecke ich montags ein anregendes oder Gute-Laune-verschenkendes Wort, mache ein Foto davon und teile es hier. An anderen Tagen sammle ich einen Satz, der mir irgendwo begegnet, und baue diesen Satz oder ein Wort daraus am nächsten Tag in ein Gedicht ein. An den Wochenenden erstelle ich Schnipselgedichte und teile sie hier.
Gerne habe ich mich von Christiane auf ihrem Blog Irgendwas ist immer zu den ABC-Etüden für die Textwoche 36/37 2021 einladen lassen. Dabei gilt es, drei vorgegebene Wörter in einen Text mit maximal 300 Worten einzubauen. Die diesmalige Wortspende stammt von Ludwig Zeidler und seine drei Worte lauten: Schlick / ominös / putzen
Hier kommt mein Text:
Die Chucks liegen im Hausflur neben dem Eingang. Wenn er spätnachmittags seine Haustüre aufschließt, streift der die Chucks ab und lässt sie dort bis zum nächsten Morgen liegen, es sei denn er geht zu seinem Nachbarn auf ein abendliches Gespräch, trifft sich mit Freunden in einem Café oder geht ins Theater. Seine nackten Füße hinterlassen ein leises Geräusch auf dem Holzboden. Barfuß geht er am liebsten, dann fühlt er sich frei und geerdet. Er setzt sich Tee auf, seine Katze streicht um seine Beine und er krault die Stelle hinter ihren Ohren, die ein lautes Schnurren hervorruft. Er redet mit ihr, wie er das immer macht. „Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?“, fragt er sie, „Dein Leben besteht aus schlafen, streunen, essen, trinken, dich putzen und manchmal eine Maus jagen. Jaja, dich kraulen lassen natürlich auch. Du machst das gut mit dem Leben, weißt du das.“ Mit dem dampfenden Teebecher in der Hand geht er hinaus auf die Terrasse, seine Katze begleitet ihn und zu zweit gehen sie durch den Garten. Er öffnet das Gatter am Ende des Gartens, das in den angrenzenden Wald hineinführt. Er geht ein paar Meter in den Wald hinein, seine Katze bleibt stehen, wie sie das immer am Waldrand macht. „Das ist dir nicht geheuer, was? Der dunkle ominöse Wald! Dabei ist er ein Lebewesen wie wir.“ Seine Katze setzt sich, während er weiter geht. Tagsüber hat es ein wenig geregnet und an einigen Stellen ist der Boden aufgeweicht. Seine Füße fühlen den Schlick, doch das macht ihm nichts, im Gegenteil, er fühlt sich lebendig und der Natur verbunden. Er bleibt stehen, nimmt die Frische an seinen Füßen wahr, die Wärme des Teebechers an seinen Händen und ist dankbar, all das fühlen zu können. Danke, flüstert er und atmet tief ein und aus.
Christiane hat wieder zu den abc etüden eingeladen, bei denen es gilt, 3 Begriffe in einem Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die Worte stammen diesmal von Sabine (Frau Flumsel) mit ihrem Blog wortgeflumselkritzelkram. Sie lauten:
Strickjacke trügerisch entdecken
Hier kommt meine Etüde:
Der März hat gerade erst begonnen und ihr ist, als sei der Frühling bereits da. Vögelgesang weckte sie am Morgen. Wie immer ist ihr erster Gang nach dem Aufstehen und dem Füttern der Katze, ihr Gang auf die Terrasse. Der Himmel zeigt sich blau und die Sonne schimmert, wie sie es nur am frühen Morgen vermag. Die Farbe des Himmels ist trügerisch, noch ist die Luft kühl und sie zieht ihre Strickjacke enger um sich. Sie atmet tief ein und aus, schließt die Augen und hört den Geräuschen des Gartens für einen Moment zu. Dann geht sie ihre morgendliche Runde durch den Garten. Es zeigen sich viele Schneeglöckchen, ein ganzer Krokussteppich, deren Blüten noch zu schlafen scheinen und gelb leuchtende Narzissen. Auch die Weidenkätzchen blühen, das wird die Bienen freuen. Gestern waren die Knospen des Rhododendrons noch geschlossen, heute sind sie halb geöffnet und ihr rot wirkt wie ein Versprechen auf kommende Tage im Freien. An jedem Morgen gibt es Neues zu entdecken. Sie ist davon überzeugt, dass der Gang nach Draußen, auf eine Wiese oder in den Wald uns zu besseren Menschen machen kann. Der Tau auf dem Gras glitzert. Sie hockt sich hin und berührt ihn mit ihren Händen. Er ist wohltuend frisch. Sie legt beide Hände in das nasse Gras. So viel Frische, ihr ist, als könne sie ihr Gesicht damit waschen. Vielleicht liegt all das, was wir brauchen, direkt vor unseren Füßen, denkt sie. Wir neigen dazu, an uns vorbei zu leben. Sie streift ihre Gartenschuhe ab und geht barfuß über das feuchte Gras, wie sie es als Kind häufig machte. Später geht sie hinein und ihre Füße hinterlassen nasse Abdrücke und einzelne Grashalme auf dem Holzboden. Doch das macht nichts. Gar nichts. Diese Momente werden sie durch den Tag tragen.
Christiane hat wieder zu den abc.etüden, eingeladen, bei denen es gilt, 3 Begriffe in einem Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die Worte stammen diesmal von Torsten mit seinem Blog Wortman und lauten:
Affe neu blockieren
Und hier kommt meine Etüde:
Wir müssen nicht das ganze Leben umkrempeln, um neue Energie zu spüren. Manchmal reicht eine Kleinigkeit. Den Weg zum Bäcker anders als sonst gehen, einen Umweg nehmen. Den Platz am Tisch ändern und eine neue Aussicht vom Küchenstuhl aus erleben. Mitten am Alltagsmittwoch das schönste Kleid hervorholen und tragen. Morgens meditieren, die Malstifte hervorholen oder endlich Buddenbrooks lesen. Den Schrank ausmisten und Sachen verschenken. Etwas ausprobieren. Wir haben doch alle diese verborgene Liste in uns, auf der geschrieben steht, was wir einmal ausprobieren wollen. Ideen, die wir einst hatten und die eingeschlafen sind. Es schleichen sich viele Gründe ein, die uns abhalten und blockieren, meist sind wir es selbst. Doch Gründe dürfen beiseitegeschoben oder in die Tasche gesteckt werden. Manchmal funktioniert unser Inneres wunderbar. Eine Sache neu beginnen, weckt Lust auf etwas weiteres. Als wohne ein Domino in uns. Als stupse ein Stein den anderen an. Bei ihr war es der Spanischkurs vor einigen Monaten. Sie mag den Klang der Sprache. Eines Tages wird sie in Spanien wandern und den Einheimischen mehr als ein „Buenas dias!“ zurufen können. Sie tippt „Mono“ in ihr Handy und freut sich, diese App entdeckt zu haben. Mono ist Affe, das kann sie sich gut merken, ebenso wie oso für Bär und gato für Katze. Es blieb nicht beim Spanischkurs, auch ihr Französisch hat sie wieder aufgefrischt. Ein paar Wochen danach begann sie mit Laufen. Ein neue Tätigkeit kitzelt eine nächste wach. Sie mag es inzwischen, wenn sie über die Felder läuft, die Sonne aufgehen sieht, den Wind fühlt, ihre Füße auf den Waldwegen spürt. Sie fühlt, da ist noch vieles in ihr, das sie ausprobieren und machen möchte. Manchmal ist Leben leicht. Beginnen. Irgendetwas Neues ist immer da, das uns einladen möchte.
Christiane hat wieder zu den abc.etüden eingeladen, bei denen es gilt, 3 vorgegebene Begriffe in einem Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die Worte stammen dieses Mal von Ulrike und ihrem Blog Blaupause7. Die drei Worte lauten: Lautsprecher, orange, erschüttern.
Und hier kommt meine Etüde:
Er schließt die Haustüre auf und stellt seine nassen Schuhe in den Flur. Die wohlige Wärme des Drinnen umgibt ihn. Nach solch einem Spaziergang in der frischen Januarluft, ist ein Tee genau richtig. Er setzt Teewasser auf. Die Katze kommt und streicht um seine Füße. Ihr schwarzes glänzendes Fell bildet einen Kontrast zu seinen orangenen Wollsocken. Er mag Kontraste. Nachdem der Tee genug gezogen hat, setzt er sich auf seine Bank ins Wohnzimmer und schaut hinaus. Tee, der Blick nach draußen, die Frische der Natur noch auf der Haut, die Katze neben ihm auf der Bank, ihr Schnurren beruhigend gut. Das sind Momente, in denen er fest davon überzeugt ist, dass ihn nichts erschüttern kann. Diese Momente braucht es, um all dem standzuhalten, was das Leben hin und wieder fordert. Von ihm und all den anderen 8 Milliarden Menschen da draußen. Der Tee wärmt, sein Duft unvergleichlich gut. Er geht zu seinem Plattenspieler, den er vor Kurzem aus dem Dachspeicher hervorgeholt hat, und legt eine Platte auf. Es gibt Lieder, die begleiten durchs Leben. Der Lautsprecher lässt Töne erklingen, die sich mit seinen Erinnerungen mischen. Er sieht sich tanzen, als 17-jähriger, die Haare lang, der Pulli weit, die Bewegungen suchend, er sieht sich als 25-jähriger, mit dem VW Bus eines Freundes in Frankreich, die Gitarre im Gepäck und diese Töne spielend, er sieht sich als 40-jähriger, die Haare längst kurz, Diagnosen in sich tragend und genau dieses Lied als Trost erlebend, er sieht sich als 60-jähriger, die Kinder groß, das Haar lichter, vieles geschafft und das Lied noch immer an seiner Seite. Nein, er will nicht mehr 17 sein, keine 25, 40 oder 60. Er will das sein, was er ist. Ein Mann, der spürt, dass das Leben endlich ist. Diese Endlichkeit schenkt dem Augenblick seine große Schönheit.
Ich habe mich von www.puzzleblume.wordpress.com einladen lassen bei der Zimmerreise 01/2021 mitzumachen. Die Idee der Zimmerreisen finde ich wunderbar. In der jetzigen Zeit des Lockdowns sind wir alle vermutlich wenig unterwegs. Dennoch können wir reisen. Wir können eine Reise machen zu dem, was uns umgibt. Wir können unser Zimmer, unsere Wohnung, unser Haus, unseren Garten, unsere nahe Umgebung bereisen, dies alles mit wachen Augen betrachten und uns anregen lassen, zu hören, was die dortigen Gegenstände uns für Geschichten erzählen. Ich bin mir sicher, sie haben viel zu erzählen.
Die erste Zimmerreise soll zu den Buchstaben A, B oder C sein. Ich habe das A gewählt.
Und hier kommt meine Zimmerreise, mit dem Titel:
Das Andenken
Hallo, ich möchte mich gerne vorstellen. Ich bin das Andenken. So heiße ich. Ich weiß, viele tragen meine Namen, doch das macht nichts. Wir sind dennoch alle einzigartig. Schön, dass du mir zuhörst. Ich möchte dir ein wenig von mir erzählen. Ich hänge an einer weißen Wand in einem Flur, in dem oft die Sonne hereinscheint. Fenster von oben und von der Seite lassen wärmendes Licht herein. Hier hänge ich gerne und zeige mich. Das ist eine schöne Mischung, abhängen, beobachten, sich präsentieren und Freude verschenken. So mag ich mein Leben. Ich sehe die Menschen, die hier wohnen, täglich gehen sie ein und aus. Ich sehe außerdem eine Katze, die hier lebt und dann sehe ich noch andere Menschen, die hier zu Besuch kommen. Ich glaube, es sind Freunde derer, die hier leben. In letzter Zeit sah ich sie weniger, doch sie werden eines Tages wieder häufiger kommen, da bin ich mir sicher. Ich hing nicht immer hier. Mein erster Wohnort trägt den Namen Veli Losinj, das ist ein bunter Ort auf einer kleinen kroatischen Insel. Dort lebte ich in einem wunderschönen Atelier, das lichtdurchflutet und in seiner Einfachheit bezaubernd war. Eine Frau namens Nena hat mich erschaffen. Sie ist eine Künstlerin. Sie war es auch, die mir meine Farben schenkte. Du musst wissen, ich bin entstanden aus Treibgut. Einst war ich Holz, das im Meer umhertrieb. Die Wellen kamen und gingen und eines Tages trieben sie mich an Land. An einem milden Frühsommertag kam diese Frau den Strand entlang, sie sammelte Sachen, aus denen ich bestehe. Sie hob mich auf, betrachtete mich und legte mich in einen mitgebrachten Korb. So lernte ich ihr Atelier kennen. Viele schöne bunte Gegenstände hingen an ihren Wänden. Erst lag ich auf einer ausgebreiteten Decke auf dem Innenhof und die Maisonne trocknete mich. Als ich trocken war, kitzelte Nena mich mit ihrem Pinsel. Sie malte mich an. Blau und Gelb stehen mir, wie ich finde. Später setzte Nena mich zusammen und dann durfte ich dort hängen, wo die anderen Kunstwerke hingen. Denn das war ich nun, ein kleines Kunstwerk. So nannte Nena mich und die bewundernden Blicke der Besucherinnen und Besucher schienen dem Recht zu geben. Es war eine schöne Zeit. Ich hörte Stimmen in vielen Sprachen. Kinderaugen bestaunten mich und die Augen der Erwachsenen wurden weicher, wenn sie mich ansahen. Nena pflegte uns gut. Eines Tages kam die Frau, in deren Haus ich nun lebe, in das Atelier. Sie kam mit ihrer Familie und auch sie gingen umher und betrachteten uns. Sie kamen mit Nena ins Gespräch und Nena erzählte von ihren Spaziergängen am Meer, bei denen sie das Treibgut sammelt. Bei mir blieben sie besonders lange stehen. Sie lächelten, als sie mich sahen. Sie wollten mir ein neues Zuhause schenken. So landete ich, in weiches Papier gehüllt, in dem Rucksack der Frau. Drei Wochen lag ich einpackt in einem Fach in einem rollenden Haus. Es war zwar ein wenig dunkel, doch gemütlich. Ich konnte die neuen Menschen mehr und mehr kennen lernen, indem ich sie zwar nicht sehen konnte, doch ich hörte sie durch den Schrank hindurch. Irgendwann nach vielem Geschaukel, das mich ein wenig an meine Zeit im Meer denken ließ, kamen wir in dem Ort an, an dem ich nun lebe. Ich wurde in das Haus getragen, das nun mein Zuhause ist. „Unser Andenken“, sagte die Frau, als sie mich auspackte. Da wusste ich, dass ich ein richtiges Andenken bin. Das Wort mag ich, es trägt schöne Erinnerungen und einen Hauch Achtsamkeit. Andenken bin ich gerne. Bedeutet es doch, dass in mir Geschichten wohnen und ich wortlos an Erlebnisse erinnern kann. Das ist mein Zauber. Nachdem ich an diese weiße Wand befestigt wurde, nahm die Frau den kleinen Stein und setzte ihn zu mir. Da fühlte ich mich so richtig vollkommen. Nachts, als die Familie schlief, fragte ich den kleinen Stein, wo er herkomme. Stell dir vor, auch er kam auch von dieser kleinen kroatischen Insel. Die Frau hatte ihn beim Spazieren am Strand entdeckt, dabei ist er so klein, dass er schon befürchtet hatte, er werde übersehen. Nun ist er immer bei mir und ich finde, wir passen wunderbar zusammen. Der Stein erinnert die Menschen an die Sonne, an das blaue Meer, an die Schönheit und Leichtigkeit der Insel, an Tage im Freien, an Luft, die in den Himmel malt. Ich bin gerne ein Andenken. Ich glaube, die Menschen mögen mich, da ich sie daran erinnere, dass aus dem Wenigen etwas entstehen kann, dass ein Hinsehen lohnt und dass ein Hauch der Insel mitgetragen werden kann an jeden Ort der Welt. Wenn sie mich betrachten sind sie manchmal für einen Moment still. Dann ist mir, als hören wir den Klang der Wellen, die sagen, alles kommt, alles geht, alles kommt. Das sagen sie mit einer solchen Zuversicht, dass ich mein Gelb und Blau lächeln lasse.
Christiane hat zu den abc.etüden eingeladen, bei denen es gilt, 3 Begriffe in einen Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die Worte stammen diesmal von Ludwig Zeidler und lauten:
Zedermordio / weichmütig / backen
Und hier kommt meine Etüde:
Kaffeeduft strömt in ihre Nase. Mit der Tasse in der Hand geht sie auf die Terrasse. Sie mag es, am winterlichen Morgen warm eingepackt hier draußen zu sitzen, den Nebel im Garten aufsteigen zu sehen und den Tag so zu beginnen. Auch im Winter singen die Vögel, es ist ein sanftes Lied. Sie schmiedet Pläne für das Heute. Sie werden frühstücken, später wird sie spazieren gehen, ihre Mutter anrufen und aus den Äpfeln, die in der Kiste im Keller liegen, wird sie einen Kuchen backen, sie werden den Kuchen essen und er wird sicherlich malen, während sie Sudokos löst und den weiteren Tag verstreichen lässt. Mehr nicht, das reicht für einen Samstag im Januar. Sie empfindet die Januartage als weichmütig. Ja, denkt sie, dieses Wort beschreibt es gut. Er ist sanft, weich, kommt leise daher und gleichzeitig ist er mutig, steht für all das Neue und das Kommende. Vielleicht mag sie deshalb diesen Monat so. Die Kaffeetasse wärmt ihre Hände. Sie entdeckt ein Rotkehlchen. Etwas ist an diesem Vogel, das sie froh macht und sie vermutet, es geht vielen Menschen so. Während sie das Rotkehlchen beobachtet und die Ruhe genießt, tönt aus dem Haus ein Poltern. Kurz drauf hört sie sein Rufen: „Zedermordio!“ Sie kennt niemanden außer ihm, der dieses Wort benutzt. Auch das ist ein Grund, ihn zu lieben. Sie geht rein, um nachzusehen, was passiert ist. Er sitzt auf der unteren Treppenstufe und reibt sich sein Bein. „Ausgerutscht“, sagt er, doch sein schiefes Lächeln zeigt, dass es nicht so schlimm ist. Viel später am Tag strömt der Geruch von Apfelkuchen durch das Haus, die Kaffeetasse mit einem kleinen Rest ist draußen vergessen worden und das Rotkehlchen sitzt in einem anderen Garten. Vielleicht ist es genau dazu da, um überall seine Freude zu verschenken.
Heute ein Gedicht, in dem ich den gestrigen Findesatz „Draußen ist noch da“ eingebaut habe.
Draußen ist noch da sagtest du am Morgen, als du das Fenster öffnetest Deine Worte nahm ich mit in den Tag Ich stand mitten im Draußen Es umfing meine Sinne Mein Atmen schenkte Wölkchen Ich legte Spuren in den Waldboden Der See spiegelte das Sein Dann in der Nacht eine der Rauhnächte die ihre Schönheit schenken sah ich das Draußen kaum Es umhüllt mich sanft wie eine Decke In den dunklen Nachthimmel warf ich meinen Dank und schwieg in das Draußen hinein
Christiane hat zu den abc-Etüden eingeladen, wie immer gilt es 3 Begriffe in einen Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die Worte stammen diesmal von Uli mit ihrem Blog Café Weltenall und lauten:
Quelle / griesgrämig / stöbern.
Hier kommt meine Etüde:
Sie geht dem Dezember entgegen. Sie möchte ihren Schritten nicht voraus sein, noch ist November und doch liegen ihre Gedanken schon im nächsten Monat. Vielleicht liegt es daran, dass der Adventsmonat wartet. Der Blick in die Fenster der Straßen sprechen bereits davon. Die Botschaften, die wortlos aus den Fenstern klingen, sind wie eine Zusage, dass dieser Monat Wohliges schenken wird. Ein Monat, der selbst die griesgrämigen Menschen erweichen wird.
Als sie Zuhause ist holt die die Weihnachtskiste von dem Dachboden. Sie trägt sie runter, stellt sie auf dem Holzboden des Wohnzimmers und setzt sich mit ihrem Sessel daneben. Weihnachtskisten laden zum Stöbern ein, nicht nur zum Dekorieren. Sie sind immer wie ein Eintreten in die eigene Vergangenheit. Sie packt jedes in Seidenpapier gewickelte Teil aus, hält es in den Händen und betrachtet es eine Weile. Mal ist es ein gebastelter Stern ihres Sohnes, dann ein gefilzter Engel ihrer Tochter, eine kleine Hirtenfigur, die ihr Mann einst schnitzte und die erste gemalte Weihnachtspostkarte ihrer Enkelin. Ein aus Pappmache hergestellter Wichtel, kaum als solcher zu erkennen und ein Tannenbaum aus Glas, den sie in Costa Rica entdeckte. Jeder Gegenstand erzählt seine Geschichte, die sie längst kennt, doch jedes Jahr aufs Neue sprechen lässt. Ihre ganze Lebensgeschichte ließe sich mit dieser einen Kiste erzählen, denkt sie, während sie das nächste Teil auswickelt. Diese Kiste ist eine Quelle an äußeren und inneren Schätzen.
Würde jemand an ihrem Haus vorbeigehen und hineinschauen, er würde dort eine etwa 80-jährige Frau sitzen sehen, kleine Gegenstände um sich verteilt und ein Lächeln in ihrem Blick und auf ihren Lippen, es ist, als lächle sogar ihr krauses graues Haar. Würde jemand dort vorbeigehen, er würde erahnen, dass wir nicht nur in dem Moment leben, immer ist das Gestern dabei und der Morgen wartet wie ein sanftes Versprechen.
Christiane hat wieder zu den ABC-Etüden eingeladen. Die Wortspende kommt diesmal von Kain Schreiber, der den Blog Gedankenflut betreibt. Wie immer gilt es 3 Begriffe in einen Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die 3 Wörter lauten:
Nachtlicht – lieblich – teilen.
Und hier kommt meine Etüde:
Der November lädt dazu ein, die Straße im Dunkeln entlang zu gehen. Die Taschenlampe bleibt im Flur, denn das Nachtlicht der Straßenlaternen reicht. Es ist ein gelbliches Licht, der Mond schenkt seinen weißen Schein von oben dazu. Sanfter Abendwind lässt einzelne Blätter hochfliegen. Wenn sie ihre Hand ausstreckt, kann sie seine fühlen. Um Wärme zu teilen, reicht eine Hand. Manchmal reicht ein Blick, auch hinter den Masken, die wir nun tragen. Lass uns nicht aufhören an das Morgen zu glauben, sagt sie in die Dämmerung hinein. Eines Tages werden wir auf offener Straße Umarmungen lieben wie nie zuvor. Sie wird die ganze Welt gut finden, in dem Moment, wenn ihr Lieblingslied erklingen und sie mitten unter vielen Menschen die Arme heben wird und jede Pore in ihr diese Klänge fühlen wird. Eines Tages stehen wir nahe an Unbekannten und sprechen miteinander ohne zwei Schritte zurück zu gehen. Doch noch ist November. Kein Grund, den Kopf gesenkt zu halten, sagt sie. Sie weiß nicht, ob sie es zu ihm oder zu sich selbst sagt. Vielleicht sagt sie es all den Blättern, die dort liegen und die vom Gestern sprechen. Auch jetzt will das Leben geliebt werden. Wir können das Laub atmen, Maronen im Backofen rösten, neue Bücher lesen und wohlriechenden Tee aus Lieblingstassen trinken. Wir können das Licht dieses Monats sehen. Es ist nicht grau, es trägt rot, orange und rosa, sieh doch, sagt sie. Auch Augen können umarmen. Sie machen es sanfter und lieblicher als unsere Hände es können. Auch jetzt ist die Welt da. Die Erde ist noch immer rund. Auch jetzt will die Welt geliebt werden. Auch jetzt spricht die Natur in ihrer unübersetzbaren schönen Sprache zu uns. Lass uns hineinfühlen, was dieser Monat uns schenkt.
Christiane hat wieder zu den abc.etüden eingeladen, wie immer gilt es 3 Begriffe in einen Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die Worte stammen diesmal von Judith mit ihrem Blog Mutiger leben und lauten: Schmutzfink, fabelhaft, mopsen.
Hier kommt meine Etüde:
Er schlendert den Weg entlang. Sein Mantel schenkt ihm Wärme und seine Hände fühlen die Frische des Draußen. Das Geräusch des raschelnden Laubs mag er, so dass er keinen Bogen um die vom Wind angehäuften Blätterhaufen wählt, sondern mitten hinein geht. Ein kleines fabelhaftes Herbstkonzert für seine Ohren. Im Inneren applaudiert er.
Er sucht nicht den asphaltieren Weg der Straße, vielmehr laden die Wege am Rand ihn ein. Taunasses Grün zeigen die Grasbüschel. Die Blätter angemalt mit all den bunten Farben dieser Jahreszeit. Seine Schuhe sind nass und dreckig. Das macht ihm nichts. Er denkt an seine Eltern, die ihn vor vielen Jahren, als seine Füße noch in kleinen Schuhen steckten, niemals mit: „Wie siehst du denn aus?“ erschrocken begrüßten. Nie nannten sie ihn ‘Schmutzfink‘, wenn er an solchen Tagen heimkam, die Schuhe meist lehmverschmiert. Dies sei ein gutes Zeichen, pflegte seine Mutter zu sagen und sein Vater wusch die Schuhe im Keller sauber, während er in der warmen Badewanne lag. Heute macht er selbst seine Schuhe sauber. Das Naturnahe ist ihm geblieben. Gedanklich schickt er seinen Eltern ein ‘Danke‘. Er wünscht, er hätte es ihnen häufiger gesagt. Heute nehmen die Wolken seinen Dank auf. Das macht ihn nicht traurig, er fühlt sich verbunden mit dem, was war. Vielleicht ist es der Herbst, der ihm diese Zufriedenheit schenkt. Diesen Schimmer am frühen Abend gibt es nur zu dieser Zeit.
Weit entfernt sieht er das warme Licht in den Häusern. Hinter all diesen Fenstern lebt so viel Leben. Es wird geredet, geschwiegen, getröstet, gelacht und geweint. Abendbrottische werden gedeckt. Da wird eine Schwester ihrem Bruder die roteste Tomate vom Teller mopsen, wie seine Schwester es einst mit ihm machte. Da wird gebetet, dort wird aneinander vorbeigelebt. Und irgendwo wird gehofft und eine Hand der anderen gereicht, mitten in diesen Herbstabend hinein.