Mein Bericht von der Leipziger Buchmesse – Teil 4

Heute berichte ich von meinem vierten und damit letzten Tag auf der Leipziger Buchmesse.
Auch an diesem Tag war zu spüren, dass viele Menschen Bücher lieben.

Die Zahlen sagen, dass 274.000 Besucher*innen vom 27. bis 30. April in den Messehallen und beim Festival „Leipzig liest“ unterwegs waren. 2082 Aussteller und Verlage aus 40 Ländern und mehr als 3200 Mitwirkende aus aller Welt haben bekannte und neue Buchmesseformate gestaltet.
Ich finde, es war während der ganzen Woche zu spüren, wie froh die Menschen waren, dass die Leipziger Buchmesse – nachdem sie dreimal abgesagt wurde –wieder stattgefunden hat. Es war eine fühlbare Buchmesse-Freude.

Immer wieder entdeckte ich Bücher, die ich gerne lesen möchte:

Am österreichischen Stand besuchte ich die Veranstaltung „Zwischen Engagement und Unterhaltung.“ Manuel Ruby wurde von Günter Kaindlstorfer zu seinem Buch „Der will nur spielen“ interviewt. Manuel Rubey hat im Zuge seiner musikalischen Lesereise viele österreichische Orte besucht und nimmt in seinem Buch die Leser*innen mit auf Tour. Er teilt Erinnerungen und regt an, selbst kreativ zu sein. Auch hier erlebte ich ein gutes und inspirierendes Gespräch.
„Ihr Buch ist ein Appell, ein beglücktes Leben zu leben.“, so der Moderator. „Die Umwege, die Langsamkeit, das Spazierengehen, sich am Tag nicht zu viel vornehmen, könnte zumindest ein erster Schritt sein.“, so Manuel Ruby.

Schön war es, unerwartet Menschen zu treffen, die ich kenne. So begegnete ich Birgit Bodden, mit der ich vor einigen Jahren gemeinsam ein Schreibseminar erlebt habe. Sie las später aus ihrem Buch „Schwarze Perle. Die Geschichte einer äußerlichen und innerlichen Reise“:

Danach erlebte ich „Best of Druckfrisch“ mit Denis Scheck. In gewohnt temporeicher Art stellte der Litertaturkritiker viele Bücher vor und gab Leseempfehlungen. So empfahl er beispielsweise „Victory City“ von Salman Rushdie, „Oben Erde, unten Himmel“ von Milena Michiko Flašar oder „Einzeller“ von Gertraud Klemm.
 „Wenn Sie eine Liebesgeschichte lesen wollen, bei der kein Auge trocken bleibt und wo sie mindestens ein Päckchen Tempos brauchen, dann empfehle ich Ihnen den Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Wer da nicht weint, hat ein Herz aus Stein. Das ist die Geschichte von zwei, die füreinander bestimmt sind und sich doch verfehlen. Wie das geht, das kann ich Ihnen jetzt nicht erzählen, das müssen Sie selbst lesen in: Wir haben es nicht gut gemacht.“, so Denis Scheck.
Am Ende empfahl er mit diesen Worten das Buch „Peanuts“: „Die Peanuts ist in meinen Augen der wichtigste Comicstrip der Welt. Wenn Charlie Brown, der kleine kahlköpfige Junge mit den abstehenden Ohren, der niemals das Herz des kleinen rothaarigen Mädchens erobern wird, mit seinem Hund, dem Beagle Snoopy, auf der Mole sitzt und Charlie Brown zu Snoopy sagt: ‚Eines Tages werden wir alle sterben‘ und Snoopy erwidert: ‚Ja, aber heute nicht‘, dann ist das kürzeste Trost, den Ihnen Literatur anbieten kann.“

Thomas Böhm erzählte im Gespräch mit Katrin Schuhmacher zu seinem Buch: „Die Wunderkammer des Lesens“. Was Lesen alles ist, zeigt dieses Buch. Es ist eine Liebeserklärung ans Lesen, von der Poesie des Umblätterns, zu Lesebräuchen oder 100 Büchern die David Bowie geprägt haben, bis zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Lesen. Ein schönes Gespräch, das Lust auf dieses Buch machte.
Auch Astrid Lindgren tauchte in dem Gespräch auf: „Die Bücher von Astrid Lindgren, das ist allerallerfeinste Weltliteratur. Wir denken das ist für Kinder, aber das sind Bücher, die sind von einer solchen tiefen Weisheit und einer Menschenliebe geschrieben, das ist absolut fantastisch.“
In einem Kapitel hat Thomas Böhm aus Gedichten Verse zusammengesammelt, die vom Lesen handeln. „Was wäre ein Buch ohne Lyrik?“ so Thomas Böhm.

Auch das ist Buchmesse, mit buchliebenden Menschen miteinander ins Gespräch zu kommen, das geschah immer wieder.

Hier konnten die Besucher*innen ihre Lieblingsbuchhandlung aufschreiben:

Entdeckt ihr eure Lieblingsbuchhandlung? Wenn nicht, schreibt sie gedanklich dazu.

Ein Eindruck vom Messegelände im Innenbereich:

Und ein Eindruck vom Außengelände:

Der sympathische John von Düffel stellte im Gespräch mit Eva Schmidt sein Buch „Das Wenige und das Wesentliche. Ein Stundenbuch“ vor. Das Buch ist eine Einladung, über das nachzudenken, was im Leben wesentlich ist. Es lädt zur Reflexion über Konsum und Zeit ein.
„Es ist eine sehr persönliche gedankliche Auseinandersetzung und jede Person, die das Buch liest, hat die Zwischenräume, sich damit in Wechselwirkung zu begeben.“, so John von Düffel.
„Es geht darum, ein Gespür für seine Bedürfnisse zu entwickeln, was reicht mir und was ist mir genug und herauszufinden, was brauche ich, welche Bedürfnisse sind die meinen. Es ist eine Einladung, über sich selbst nachzudenken.“, sagte John von Düffel.

Auf dem Messegelände hat die Buchhandlung Hugendubel einen großen Stand. Dort und am Stand von DUMONT, in dem Verlag das Buch erschienen ist, war das Buch von John von Düffel am Nachmittag bereits ausverkauft. Doch zum Glück gibt es die heimischen Buchhandlungen.

Die bekannte Dora Heldt wurde zu ihrem Buch „Drei Frauen und ein falsches Leben“ interviewt:

Viele Kameraleute wirkten mit:

Überall gab es Botschaften zu lesen:

Schöne Kostüme:

Ein Blick vom Messegelände auf das Außengelände:

Passend zum Gastland Österreich gab es Kostüme:

Am österreichischen Stand war David Schalko im Gespräch mit Katja Gasser zu seinem Buch „Was bringt der Tag“. In seinem Roman geht der Regisseur und Autor der Frage nach, wer wir sind ohne Arbeit und was uns letztendlich ausmacht.
„Ich glaube, dass wir uns immer mehr in den nächsten Jahren die Frage stellen werden, was wir mit dem Tag machen.“, so David Schalko in dem Gespräch.  
Ein weiterer seiner Sätze: „Wir müssen in diesen Zeiten über die Dinge reden, die wir als nicht realisierbar betrachten, weil wir die realisieren müssen. Denn sonst wachen wir in einer Realität auf, die wir sicherlich nicht wollen.“

Mitmachaktionen auf der Buchmesse mit schönen Botschaften:

Am Stand Café Europa fand die Veranstaltung „Geschichten, die wir uns erzählen: Erinnerung, Amnesie und das Trauma des Krieges“. Es wurde der Frage nachgegangen, wie das Erzählen die Gegenwart und die Zukunft bestimmt:

Meine letzte Veranstaltung führte mich zur Lyrik Happy Hour:

Gerne stelle ich euch noch meine Lieblingsmaschine auf der Buchmesse vor. Am kreativen schönen Stand der Buchkinder gab es diese Zeichenmaschine:

In der Maschine saßen Kobolde, wenn jemand die Maschine mit Münzen oder Keksen fütterte, sich davor setzte, wurde man von den Kobolden in der Maschine gezeichnet. Klar, das habe ich gemacht.

Hier das Ergebnis der tollen Zeichenmaschine:

Irgendwann geht jede Buchmesse zu Ende.
Doch nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse:

Dankbar blicke ich auf eine erfüllte Woche zurück. Ich erlebte wunderbare Bücher, tolle Veranstaltungen, großartige Interviews, gute Gespräche, Berührendes, Humorvolles und viel Buchliebe.
Die Buchmesse ist eine Fundgrube an wunderbaren Sätzen, was mich als Sätzesammlerin sehr freut.
Ich bin sehr dankbar, dass wir Menschen einander Geschichten erzählen, sie aufschreiben und dass wir lesende Menschen sind.
Ich erlebte die Buchmesse als einen Ort, der die dringlichen Themen der Zeit anspricht und in kluger Weise Hoffnung gibt. Ich nehme viel Zuversicht, Inspiration und Buchliebe mit.

Es grüßt euch mit vielen Eindrücken der Leipziger Buchmesse, die noch nachwirken,
Marion

Mein Bericht von der Leipziger Buchmesse – Teil 3


Heute berichte ich von Samstag, meinem dritten Tag auf der Leipziger Buchmesse.
An diesem Tag war die Messe sehr gut besucht. Das Schöne daran: Es gibt sie, die vielen vielen Buchliebhaber*innen.
Wie auch an den Tagen zuvor, hatte ich mir ein Programm zusammengestellt und wie immer wich ich davon ab, da sich vieles spontan ergab. Es gibt sicherlich viel Großartiges auf der Buchmesse, dass ich nicht gesehen habe, doch das, was ich erlebt habe, beglückt, inspiriert mich und wirkt nach.
Beim Gang durch die Hallen klangen viele verschiedene Sprachen an mein Ohr. Schön, dass eine Buchmesse immer international ist.

Ich besuchte am Morgen die Veranstaltung „Zeitkapsel. Leipziger Buchmesse 2023 sammeln“. Eine Studierendengruppe hat alles gesammelt, was in einem direkten Zusammenhang mit der diesjährigen Leipziger Buchmesse steht, und keine ISBN hat. Auf diese Weise schaffen sie eine Zeitkapsel, die nachfolgenden Generationen Auskunft geben soll über die Buchbranche in diesen Zeiten. Die Studierenden erzählten davon, wie sie alle Stände entlanggegangen sind und Materialien eingesammelt haben, von Verlagsprogrammheften bis zu Stofftieren. Was die Menschen, die diese Zeitkapsel in vielen Jahren finden werden, wohl zur Buchmesse 2023 sagen werden? Ein spannendes Projekt.

„Das Buch habe ich ganz langsam und ganz sparsam gelesen und möchte es am liebsten nochmal lesen, weil da so viel drinsteckt“, so kündigte Ariane Binder das neue Buch von Helga Schubert „Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe“ an. Ein Buch, in dem Helga Schubert die Liebesgeschichte zu ihrem Mann beschreibt. 50 Jahre lebten sie zusammen, bevor ihr Mann schwer krank wurde und nun zuhause palliativ umsorgt wird. Es geht in dem Buch um das gemeinsames Altwerden, um Fürsorge und Trost und um viel Liebe. Es war wunderbar der sympathischen Autorin zuzuhören. Sie erzählte auch davon, wie sie es erlebte, im Jahr 2020 mit 80 Jahren mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet zu werden.
Eine Buchmesse zu besuchen, ohne dass meine Buch-Wunschliste wächst, geht einfach nicht.

Auch das nächste Interview war sehr humorvoll. Die Moderatorin Cécile Schortmann war im Gespräch mit der temperamentvollen Adriana Altaras zu ihrem Buch „Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante“. Adriana Altaras erzählt in dem Buch von ihrer eigenwilligen Tante, die 101 Jahre alt wurde und die die spanische Grippe, das KZ und ihre norditalienische Schwiegermutter überlebte. Sie schreibt über eine liebevolle Beziehung zu ihrer Tante.
„Ich habe fast gedacht, sie stirbt gar nicht mehr“, so Adriana Altaras. „Die guten Zeiten gehen vorbei, doch die schlechten auch“, war ein weiterer ihrer Sätze. Über die Beziehung ihrer Mutter zu ihrer Tante sagte sie: „Meine Mutter hat jeden Sonntag zwei Stunden mit meiner Tante telefoniert und sie haben sich zwei Stunden angeschrien, also schon eine Form von Freundschaft.“
Ein Mann, der neben mir saß, sagte: „Die Frau ist echt der Hammer.“ Ja, recht hat er. Sie trägt übrigens den Spitznamen Adrenalina.

Heute war die Ruheoase der #buchbar gut gefüllt:

Fabienne Schovenberg las aus ihrem Buch „Ist die Welt noch zu retten | Die Welt ist noch zu retten. Auf der Suche nach Motivation beim Weltverbessern“:

Im Vorbeigehen sah ich die Veranstaltung „Glück im Unglück.“ Der Autor und Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber geht in seinem Buch der Frage nach, wie es sich in Zeiten von Krieg, Klimakrise, Inflation und Pandemie mit dem Glück verhält. Er besuchte Menschen und Orte, die glücklich machen.

Nun führte mich mein Weg erneut zu dem podcast detektor.fm:

Hier war die renommierte Energieökonomin Claudia Kemfert zu erleben, die Leiterin der Abteilung Energie Verkehr Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung Berlin. Seit vielen Jahren warnt Claudia Kempfert vor der Klima- und Energiekrise. In ihrem aktuellen Buch „Schockwelle. Unsere letzte Chance für sichere Energie und Frieden“ schreibt sie, dass uns nur ein kleines Zeitfenster bleibt, um den Krisen entgegenzuwirken. Sie benennt die Verantwortlichen für die verfahrene Situation und die Chancen, die wir noch haben, um uns aus den Abhängigkeiten zu befreien und ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten. Claudia Kemfert ist eine Wissenschaftlerin, die sich seit Jahren unermüdlich für Klimagerechtigkeit einsetzt. Sie erzählte, dass sie sich zum Teil vorkomme wie in dem Film „Und ewig grüßt das Murmeltier“, weil sie ihre Forderungen und Warnungen seit so vielen Jahren wiederhole. Sie blicke dankbar auf die junge Generation und all die Menschen, die sich so stark für das Klima und eine lebenswerte Zukunft einsetzen.

Signierstunden gibt es auch immer wieder auf der Buchmesse, wie hier von der Autorin Alice Pantermüller und der Illustratorin Daniela Kohl von den Büchern „Lotta-Leben“.

Beim Gang durch die Hallen gab es Vieles zu entdecken.
So etwa der schöne slowenische Stand:

Eine Freude war es, viel schöne Lyrikbücher auf der Buchmesse zu entdecken:

Weiterhin sah ich lange Signierschlangen:

Eine Buchmesse ohne vorgetragene Lyrik ist zum Glück undenkbar:

Debattieren auf der Buchmesse zu der Frage „Glück – Was ist wichtiger? Spaß oder Sinnerleben?“:

Erneut ging ich zum Podcast-Stand, der wie immer gut besucht war:

Und hörte Stevie Meriel Schmiedel (im Bild rechts) zu, der Gründerin von Pinkstinks, zu ihrem Buch „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne. Warum uns ein bisschen Genderwahn guttut.“:

Wo Seabastian Fitzek war, war es immer voll, er hat eine große Fangemeinde. Hier erzählt er zu seinem Buch „Elternzeit“:

Das Außengelände lud die Besucher*innen immer wieder zu Pausen ein:

Die #buchbar auf der Leipziger Buchmesse finde ich ein wunderbares Konzept. Kern der #buchbar ist der sogenannte community table, ein langer Tisch, an denen zu festgelegten Zeiten jeweils sechs Autor*innen und das interessierte Publikum Platz nehmen und bei Kaffee, Croissants und Kuchen miteinander erzählen können. Ergänzend dazu gibt es moderierte Gespräche mit Autor*innen an der Bar. Bei der Veranstaltung, die ihr hier seht, ging es um das „Glück des Schreibens“, mit dabei John von Düffel, Alex Beer, Hugo Hamilton, Antje Niendorf, Noah Martin und Piet van Hoorn:

Beim Podcast-Gespräch hörte ich Jana Crämer, die zu ihrem autobiografischen Buch „Jana, 39, ungeküsst“ erzählte. Sie ist früher gemobbt worden, wog 180 Kilo und mochte sich selbst nicht. Im Buch beschreibt sie, wie sie lernte, nicht mehr viel darum zu geben, was andere von ihr denken und sich selbst anzunehmen. „Es gab immer wieder so kleine Momente, in denen ich gemerkt habe, dass ich die Dinge, die ich früher so sehr an mir gehasst habe, eigentlich die Ecken und Kanten sind, die ich inzwischen ganz besonders an mir liebe.“ „Ich lerne die kleinen Besonderheiten meines Körpers total zu schätzen.“ „Mein Körper ist weit weg davon, ideal zu sein, er hat trotzdem verdient, das ich ihn liebe.“ waren einige ihrer Sätze. Ein Buch, das sicherlich vielen Menschen Mut macht.

Am Abend besuchte ich die Bibliotheca Albertina in der Stadt und erlebte Arno Geiger mit dem Moderator Alexander Solloch. In seinem aktuellen Buch „Das glückliche Geheimnis“ gibt Arno Geiger sein Geheimnis preis, denn mit Mitte 20 begann er, in Papiercontainern zu wühlen und Müll zu sammeln, um entdeckte Schätze auf Flohmärkten zu verkaufen. Damals war er ein erfolgloser Schriftsteller und bestritt damit seinen Lebensunterhalt. Auch als er ein erfolgreicher Schriftsteller wurde, hat er sein Geheimnis weiter betrieben, indem er frühmorgens mit dem Rad losfuhr, um Papiercontainer zu durchwühlen. Er erzählte darüber, was ihm das bedeutet hat. Es war auch ein Gegengewicht für ihn zur erfolgreichen Welt. Ihm zuzuhören, war sehr schön und auch auf dieses Buch freue ich mich sehr.
Einer seiner Sätze an dem Abend: „Wenn die Uhr nicht ticken würde, dann würden wir alles aufschieben. Dass wir Kinder der Zeitlichkeit sind, dass das Leben vergänglich ist, macht das Leben auch schön.“

Zum Abschluss des Tages besuchte ich die Veranstaltung „Übers Wasser gehen. Ukraine-Tag der Bundeszentrale für politische Bildung.“ Hier erlebt ich mit vielen anderen Menschen ukrainische Musik, Gesang, Poesie:

Auch ukrainisches Essen und Getränke gab es dazu:

Damit ging ein erfüllter wunderbarer 3. Buchmessen-Tag zu Ende, an dem ich mehrmals dachte:

Morgen berichte ich euch vom 4. und damit letzten Tag der Leipziger Buchmesse.

Bericht über meinen Besuch der Leipziger Buchmesse – Teil 1

Diese Woche werde ich keine Findesätze und Findesatz-Gedichte teilen, da ich euch gerne von der Leipziger Buchmesse erzählen möchte. Hier kommt Teil 1 meines Berichts:

Letzte Woche habe ich die Leipziger Buchmesse besucht, die vom 27. bis zum 30. April einlud. Nach drei Jahren Pause fand diese Messe im Verbund mit der Manga-Comic-Con endlich wieder statt.
Ich reiste bereits am Mittwoch an und war nach einem Treffen mit zwei lieben Menschen in der Stadt Leipzig unterwegs, die viele schöne Plätze, Gebäude, Läden, Kunst, Cafés und blühende Kirschbäume zeigte. Meine Lust, Leipzig ein weiteres mal zu besuchen und die Stadt in Ruhe zu erkunden, ist da.

Verbunden mit der Buchmesse fand an verschiedenen Orten in der Stadt das Lesefest „Leipzig liest“ statt. So führte mich meine erste Veranstaltung am Mittwochabend zum Haus des Buches, dort war Judith Hermann im Gespräch mit dem Moderator Thorsten Ahrend und stellte ihr Buch „Wir hätten uns alles gesagt“ vor:

Judith Hermann sprach über ihr Leben, das Schreiben, über Wahrheit und Erfindung, all das in ihrer eigenen poetischen Art. Was ein wunderbarer Start in die Buchmessen-Tage mit diesem feinsinnigen und auch humorvollen Abend. Ein Buch mit einer sehr schönen Sprache. Es ist eines der Bücher, bei denen mir schnell klar wurde, das werde ich lesen.

Am nächsten Morgen öffneten die Tore der Leipziger Buchmesse.

Die Leipziger Buchmesse ist eine Publikumsmesse, das heißt an allen vier Tagen ist sie für das Publikum geöffnet. Sie war gut besucht, dennoch war Donnerstag ausreichend Raum, die Hallen und Stände zu erkunden. Auch die Gänge und Treppen mit Platz:

Ein schönes gemeinsames Ritual für alle Mitarbeitenden am Cornelsen Stand, bevor der Stand eröffnet wurde:

Die Buchmesse besteht nicht nur aus Büchern und Ständen, sondern auch aus den vielen Veranstaltungen auf dem Buchmessengelände. An vielen Orten in den Hallen finden Interviews, Lesungen und ein reichhaltiges Programm statt.
Hier seht ihr Julia Schoch, die im Gespräch mit Matthias Schmidt ihr Buch „Das Liebenspaar des Jahrhunderts“ vorstellte:

 „Wenn man am Ende des Lebens angekommen ist, dann erinnert man sich eher an die Menschen, die man geliebt hat und nicht an die Neujahrsansprache des Kanzlers.“, war einer ihrer Sätze während des Gesprächs.

Ich besuchte die beliebte Veranstaltung „Preis der Leipziger Buchmesse – Belletristik“, bei der die Nominierten und ihre Bücher vorgestellt wurden: Ulrike Draesner, Joshua Groß, Dinçer Güçyeter, Angela Steidele und in Abwesenheit Clemens J. Setz:

Einige, die hier lesen, kennen Dinçer Güçyeter. Ich konnte ihn letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse über Wolfgang Schiffer kennenlernen. Wolfgang betreibt den literarischen Blog Wortspiele und Dincer und er haben gemeinsam den ELIF Verlag, der im Übrigen auf der Leipziger Buchmesse einen Preis erhielt.
Sehr gespannt war ich, wer am Nachmittag gewinnen würde, wobei ich finde, dass bereits alle Nominieren mit dieser besonderen Auszeichnung Gewinner*innen sind.

Österreich ist in diesem Jahr das Gastland der Leipziger Buchmesse. Österreich zeigte einen einladenden Stand mit vielen Büchern, einem Café mit typisch österreichischem Essen und Trinken und der Veranstaltungsecke:

„Liebe aus Österreich? Ja! Liebe aus Österreich!“ hieß die Unterhaltung, bei der der Gedichtautomat eröffnet wurde, der voller österreichischer Lyrik steckt. Andreas Unterweger, Franz Josef Czemin und Gerhild Steinbuch sprachen mit dem Moderator Rainer Moritz und über das Projekt und über die Notwendigkeit von Poesie im Alltag:

Wie funktioniert der Poesieautomat, der ein umfunktionierte Kondomautomat ist? Eine Münze einwerfen, die Kategorie wählen, den Knopf drücken, das Gedicht herausnehmen und lesen. Wunderbar!

Es gab unzählige gute Veranstaltungen, die ich nur im Vorbeigehen sah, da es nicht möglich ist, alles zu verfolgen.
Hier diskutierte die Moderatorin Caro Baum mit der Autorin Svenja Gräfen (die das Buch „Radikale Selbstfürsorge“ geschrieben hat) über die Thematik “Literatur & Geschlechter“. Dabei ging es um das Gendern und welche Auswirkungen das für die Sprache und Literatur hat:

Über Künstliche Intelligenz sprach Gert Scobel mit Markus Dömer (Head of Business Development beim Carlsen Verlag), Tobias Wüstenfeld (Illustrator) und Matthias Göritz (Buch „Die Sprache der Sonne“). Ein sehr interessantes Gespräch, in dem es um die Chancen, Risiken und Gefahren von KI ging:

„Ich glaube, dass kein Autor und kein Buch über Chat GPT ersetzt werden kann.“ und „Man kann sich Sorgen machen, doch man muss keine Angst haben.“, so Markus Dömer.

Michael Dietz und Jochen Schliemann waren beim Podcast Radio detektor.fm zu hören. Die beiden haben das Buch „Reisen Reisen. Wie wir die Welt entdecken wollen“ geschrieben. Die beiden betreiben auch selbst einen Podcast, in dem sie über das Reisen berichten. Sie machen Lust aufs Entdecken und auf Perspektivwechsel und zeigen dabei, wie man voller Respekt für Mensch und Natur unterwegs sein kann:

Am Nachmittag wurde der ukrainische Stand eröffnet. Hier fanden während der gesamten Buchmesse immer wieder interessante Diskussionen und Lesungen statt.
„Es ist wichtig, Impulse für ein neues Nachdenken über die Geschichte und Gesellschaftskultur der Ukraine zu geben und damit Grundlagen zu schaffen, damit dieses große wichtige Land als der eigenständige und dynamische Nachbar wahrgenommen wird, der er eigentlich schon immer war.“, so Fabian Mühlthaler vom Goethe-Institut Ukraine bei der Eröffnung:

„Der zähe Kampf für Klimagerechtigkeit“ hieß die Veranstaltung, die ich danach besuchte. Die beiden Klimaaktivistinnen waren mit der Moderatorin im Gespräch über ihren Einsatz für Klimagerechtigkeit. Auch Lützerath und der Hambacher Wald tauchten in dem Gespräch mehrmals auf, Orte oder ehemalige Orte, die nicht weit von meinem Heimatort entfernt sind und die mir am Herzen liegen. Sie sprachen auch über das Buch „Ende Gelände. We shut shit down“, das in einem kollektiven Schreibprozess entstanden ist und über den Klima Kalender, ein Kalender, der Menschen in ihrem täglichen Leben beim Einsatz für Klimagerechtigkeit unterstützen möchte:

Lena Falkenhagen diskutierte mit Sawsan Chebli („Laut“), Isabel Abedi („Verbotene Welt“) und Gilda Sahebi („Unser Schwert ist die Liebe“) über „Brennpunkt Iran: Frau – Leben – Freiheit! In der Literatur“:

Die nächste Veranstaltung, die ich besuchte, war die Preisverleihung der Leipziger Buchmesse 2023, die immer inmitten der Glashalle stattfindet. Die Gewinner*innen in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung wurden im feierlichen Rahmen bekannt gegeben.
Auf diesem Foto seht ihr Oliver Zille, den Direktor der Leipziger Buchmesse am Rednerpult und auf der Bühne die Jurymitglieder. Alle nominierten Bücher in den drei Kategorien entdeckt ihr ebenso auf dem Foto:


Ich war schon bei einigen Preisverleihungen bei Buchmessen. Diese Preisverleihung war die berührendste, die ich jemals erlebte. Das lag sicherlich maßgebend an Dinçer Güçyetern (über den ich bereits vorher schrieb) und der im Bereich Belletristik gewann. Was eine Freude!
„Wenn diese Frau nicht gesagt hätte, Dinçer, mach weiter, das sind deine Träume, wir haben noch genug Nudeln im Schrank, bitte, gib deine Träume nicht auf, ich hätte es ohne sie nicht geschafft.“, sagte der frisch gekürter Preisträger der Leipziger Buchmesse und bedankte sich damit bei seiner Frau Ayşe. Dinçer Güçyeter holte dazu seine Frau auf die Bühne:

Anschließend lud er alle anderen Nominierten in seiner Sparte auf die Bühne und sagte, es sei ihr gemeinsamer Preis. Es gab Standing Ovations und viele Menschen waren von seinen Worten und Gesten sichtlich bewegt und es flossen einige Tränen der Rührung. Hach, das ging wunderbar ans Herz:

Neben Dinçer Güçyeter, der Preisträger im Bereich Belletristik, gewann in der Kategorie Sachbuch die Autorin Regina Scheer für die Biografie „Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ und in der Kategorie Übersetzung Johanna Schwering, sie hat den Roman „Die Cousinen“ von Aurora Venturini aus dem argentinischen Spanisch ins Deutsche übertragen.
Alle drei Preisträger*innen gemeinsan:

Schönes an den Ständen gab es immer wieder zu entdecken:

Auch auf den Abend freute ich mich, denn die 3. Klimabuchmesse wurde eröffnet mit der Veranstaltung „Träume von Bäumen, Artenvielfalt & gesunder Erde“. Eckart von Hirschhausen übernahm die Schirmherrschaft für diese Klimabuchmesse:

Das Buch von Martin Häusler „Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten: Eine Reise in die Nachhaltigkeit“ wurde vorgestellt, das Eckart von Hirschhausen herausgegeben hat. Ein großartiges und inspirierendes Buch, das ich euch sehr ans Herz lege. In dem Gespräch wurde betont, dass das Thema Nachhaltigkeit weder eine bestimmte Generation noch eine bestimmte Partei betrifft, denn es betrifft uns alle und kann nur gemeinsam gelöst werden. Ein Buch, das die Dringlichkeit der Thematik zeigt und zugleich viel Hoffnung gibt. Es ist eine Einladung, sich auf den Weg zu machen, denn jede und jeder kann Teil der Lösung werden. Zwei Gebärdendolmetscherinnen übersetzten den gesamten Abend.

Einige der guten Sätze, die Eckart von Hirschhausen sagte: „Ich bin gerne unter kreativen und engagierten Leuten, weil das Hoffnung gibt.“ und „Wir können das Thema nicht delegieren, das steht jetzt an.“

Auch das Buch von Katrin Böhning-Gaese und Friederike Bauer „Vom Verschwinden der Arten. Der Kampf um die Zukunft der Menschheit“ ist sehr lesenswert. In dem Gespräch wurde deutlich, wie eng der Klimaschutz mit dem Artenschutz verbunden ist, der Verlust an Biodiversität heizt den Klimawandel an und jede Art, die von dieser Erde verschwindet und damit unwiderruflich weg ist, hat einen Einfluss auf unser gesamtes Ökosystem. Die beiden Autorinnen machten deutlich, welche enorme Tragweite der rasante Artenschwund für uns Menschen hat. Auch dieses Buch zeigt, dass die Lage sehr ernst, doch nicht aussichtslos ist, denn noch können wir Menschen das Artensterben aufhalten. Ein hochaktuelles Buch, dass die Dringlichkeit zeigt, lösungsorientiert ist und Perspektiven aufzeigt.

An diesem Abend war auch die wunderbare Maja Lunde zu erleben, deren neues Buch „Der Traum von einem Baum“ den Abschluss ihres Bestseller-Klimaquartetts bildet. Gesa Ufer sprach mit Maja Lunde über ihr Buch, das in Spitzbergen im Jahre 2110 spielt. Sie sprachen über ihr Schreiben und über die Klimathematik. Maja Lunde las zudem einen Ausschnitt aus ihrem Buch in Norwegisch vor und Claudia Michaelsen las mehrere Abschnitte in Deutsch.

Auf die Frage, ob wir die Angst brauchen, um uns Menschen wachzurütteln, antwortete Maja Lunde: „Es ist gar nicht möglich als Mensch mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und keine Angst zu haben. Diese Angst ist ein gesundes Gefühl, weil es uns antreibt. Die Gefahr ist jedoch, dass die Angst uns in Starre fallen lässt und an der Stelle kommt die Hoffnung ins Spiel. Für mich ist sie der treibende Motor und ohne Hoffnung werden wir nicht ins Handeln kommen. Wir sind dazu verpflichtet, in Hoffnung zu leben, weil wir sonst unsere Kinder und die anderen Arten, die auf diesem Planeten gerettet werden müssen, nicht mehr retten. Hoffnung ist das Schlüsselwort für das, was wir brauchen.“, so Maja Lunde.

Es war ein bewegender und mutmachender Abend, der die Dringlichkeit der Klimathematik deutlich aufzeigte und zugleich viel Zuversicht schenkte. Ich finde großartig und wichtig, dass so viele Menschen deutliche Worte sprechen und sich für Klimagerechtigkeit einsetzen. Ich hoffe, dass diese Bücher viele Menschen erreichen werden.

So ging ein reichhaltiger, berührender und wunderbarer Buchmessen-Tag zu Ende.
Morgen berichte ich euch von meinem zweiten Tag auf der Leipziger Buchmesse.

Frankfurter Buchmesse – Tag 5


Sonntag und damit der letzte Tag der Frankfurter Buchmesse.
Einige Zahlen zu Beginn: Mit 93.000 Fachbesucher*innen (2021 waren es 36.000 Fachbesucher*innen) und 87.000 Privatbesucher*innen (2021 waren es 37.500 Privatbesucher*innen) war die Frankfurter Buchmesse sehr gut besucht. Über 4.000 Aussteller aus 95 Ländern haben sich hier präsentiert.

Mein erste Veranstaltung an diesem Sonntag führte mich zu Veit Lindau. Er ist Gründer der erfolgreichen Life Coaching Community homodea, eine Community zur Persönlichkeitsentwicklung. Umgeben vom Messetrubel des Buchmessensonntags lud Veit dazu ein, innezuhalten und persönlichen Fragen nachzugehen. „Stille Seele, wildes Herz“ heißt sein aktuelles Buch. Einige seiner Gedanken, die er bei dem Gespräch schenkte: „Erinnre dich daran, was dein Herz will“, „Mild zu sein bedeutet, dass alle deine Fehler Sinn machen“ und „Du hast ein Recht auf Freude“.

Hiernach erlebte ich die Nachhaltigkeitsexpertin Anke Schmidt, die das Buch „Schlauer putzen“ geschrieben hat. Anke Schmidt veröffentlicht Zero Waste-Tipps auf ihrem Instagram-Kanal und ist als Wastelesshero bekannt. An dem Ulmer Stand beantwortete sie Fragen, gab nützliche Tipps und zeigte, wie man ein „Anti-Geruchsspray“ herstellt. In ihrem Buch gibt sie Anregungen und Tricks, wie sich mehr Nachhaltigkeit günstig und leicht in den eigenen Haushalt bringen lässt:

In den Hallen ist immer etwas zu entdecken, wie hier Sebastian Fitzek:

Das Buch „Das Klimabuch“ von Greta Thunberg vor dem offiziellen Erscheinungstermin am 27. Oktober:

Hanna Harms hat mit ihrem Buch „Milch ohne Honig“ einen poetisch gezeichneten Sachcomic zum Thema Bienensterben geschrieben und zeigt damit in zauberhafter Weise die Dringlichkeit von nachhaltigem Umweltschutz:

Sie signierte nicht nur, sie schenkte dazu auch eine schöne Zeichnung:

Danach erlebte ich Alok Vaid-Menon im Gespräch mit Charlotte Milsch über das Geschlechtersystem. Alok Vaid-Menon ist eine nichtbinäre Person aus den USA, die Bücher schreibt und Performance-Kunst macht. „Mehr als binär“, das aktuelle Buch, regt an, über die Kategorien von Mann und Frau hinaus zu denken. Alok Vaid-Menon sprach von den Vorurteilen die gendernonkonforme Menschen täglich erleben. In dem Buch wird Wissen vermittelt, um der zunehmenden Trans-Diskriminierung mit Haltung zu begegnen und es lädt ein, die Geschlechter in allen Farben zu sehen:

Danach erlebte die Buchvorstellung des Lyrik-Bands „Halb Vogel bin ich, halb Baum“ von Umar Abdul Nasser:

Der Dichter und Filmemacher Umar Abdul Nasser kommt aus dem Irak und lebte mehr als zwei Jahre im Versteck vor dem IS, bevor er das Land für Stipendien-Aufenthalte verlassen konnte.
Er las in seiner Heimatsprache Gedichte vor, ich lauschte dem schönen Klang und später der Übersetzung:

Im Pressezentrum sind immer wieder Ruhe und Kaffee zu finden:

Auch an diesem Tag entdecke ich an vielen Plätzen lesende Menschen, wie hier den Buchmessenbesucher Thorsten, draußen in ein Buch vertieft:

In der Agora sah ich eine Performance:

Auf der ARD-Bühne ging es für mich weiter zu Bärbel Schäfers Bücher-Talk mit Diane und Reinhold Messner. Reinhold Messner hat mit seiner Frau Diane gemeinsam das Buch „Sinnbilder“ geschrieben. Darin gehen die beiden der Frage nach einem gelingenden Leben nach. Es geht in dem Buch um die Themen Verzicht, Fragen zur Nachhaltigkeit und Generationsgerechtigkeit.
Die beiden leben als Selbstversorger. „Mir ist der Konsum ein Gräuel“, so Reinhold Messner. „Es muss vorbei sein, dass wir alles konsumieren und wegwerfen“, so sagte er und „Jeder hat eine Verantwortung für die Welt zu tragen“.
Diane Messner sagte: „Wenn ich für mich selbst Verantwortung übernehme, übernehme ich gleichzeitig Verantwortung für die Welt“.
Natürlich wurde auch über das Bergsteigen und das Gehen gesprochen. „Wir Menschen sind Fußgänger, wir können nur in der Geschwindigkeit des Gehens die Welt erkunden“, war von Reinhold Messner zu hören.
„Es ist sehr anstrengend mit ihm wandern zu gehen, das muss ich gestehen“, sagte Diane Messner und ihr Mann habe ein anderes Tempo als sie und würde beim Gehen keine Pausen mögen oder wenn sie stehenbleibe. „Manchmal schimpft er und dann sage ich: Wenn du noch mal schimpfst, dann gehen wir ins Schwimmbad. Weil er kann nicht schwimmen.“, auch solche amüsanten Sätze waren zu hören.

Nach dem Gespräch gab es Selfie-Freude:

Meine letzte Veranstaltung führte mich zur „GastRollen-Übergabe Spanien – Slowenien“. Dies ist immer die Abschussveranstaltung im Ehrengast-Pavillon. Jedes Jahr wird die „Gast-Rolle“, ein speziell entworfenes Kunstobjekt, um ein weiteres literarisches Zitat bereichert und dem nächsten Gastland überreicht. Nun wurde also Spanien als Gastland 2022 verabschiedet und Slowenien als Gastland 2023 begrüßt.
Die Moderatorin Shila Behjat sagte: „Bücher – es geht immer weiter und die dringende Themen dieser Zeit waren hier auf der Buchmesse sehr präsent.“ Sie führte ein Gespräch mit dem spanischen Autor Manuel Rivas (mittig im Bild) und dem slowenischen Autor Drago Jancar (rechts im Bild):

Es ist ein schönes Ritual, die Autoren oder Autorinnen der beiden Gastländer lesen jeweils einen Roman des anderen und reden dann darüber.
Manuel Rivas brachte einen Schlüssel als Symbol mit und Drago Jancar sagte zu diesem Symbol: „Literatur ist immer ein Schlüssel, der die Herzen der Menschen öffnet.“ Manuel Rivas äußerte in dem Gespräch den Satz: „Gott sei Dank haben wir eine Diversität auch in der Kultur.“
In dem Gespräch lag ein Apell zum Dialog und zur Begegnung in der Welt.

Wie Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse in seiner Rede sagte, sei immer ein lachendes und ein weinendes Auge bei dieser Feierlichkeit dabei.
Hier seht ihr, wie Slowenien die Gast-Rolle erhalten hat:

Janez Krevel hörten wir mit seinen Kontrabassklängen:

Die Mitwirkenden des neuen Gastlandes Slownien betraten nochmal mit Juergen Boos die Bühne:

Damit ging der letzte Buchmessentag zu Ende.

Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sagte rückblickend zu dieser Buchmesse: „Die Frankfurter Buchmesse war ein großes Fest der Buchbegeisterung und der Demokratie. In vollen Messegängen und bei lebendigen Debatten spürte man deutlich die Kraft von Büchern, die Freude des Wiedersehens und den Willen zur konstruktiven Auseinandersetzung mit den Themen der Zeit. Drängende Fragen der Gegenwart standen auf der Tagesordnung – von der Situation in der Ukraine und im Iran bis hin zu Themen wie Diversität und dem Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Die Frankfurter Buchmesse gab so wichtige Anstöße angesichts der aktuellen Herausforderungen in Branche, Gesellschaft und Weltpolitik. Damit konnte die Frankfurter Buchmesse ihre Bedeutung als wichtigster Handelsplatz für Bücher sowie als Ort der Vielfalt und des friedlichen Austauschs unterstreichen.“

Ihre Worte kann ich sehr bejahen, denn so erlebte auch ich die Buchmesse.
Mehr als einmal dachte ich bei den vielen Veranstaltungen, Gesprächen, Diskussionen, beim Ansehen der Bücher und bei den Begegnungen, das hier viel Hoffnung wohnt. All die drängenden Themen der Zeit sind da. Es wurde deutlich und spürbar, dass wir die Gestaltenden unserer Zukunft sind.
Ja, es war auch anstrengend und ich habe eine Woche mit zu wenig Schlaf verbracht und manchmal tat mir der Arm vom Eintippen weh und ja, es war eine wunderbare Woche, es gab viele Impulse, Geschenke für die Augen, Ohren und für das Herz und mehr als einmal dachte ich, die Frankfurter Buchmesse macht diese Welt zu einem besseren Ort.
Dankbar nehme ich einen großen Koffer gefüllt mit Inspiration mit. Lasst uns weiter Geschichten erzählen, einander zuhören und voneinander lernen. Lasst uns weiter Geschichten und Bücher feiern und die Welt gestalten.

So grüßt euch aus Frankfurt mit viel Wörterliebe,
eure Marion

Frankfurter Buchmesse – Tag 4

Auf dem Weg zu Buchmesse entdeckte ich Walter (Kennt ihr die Walter-Wimmelbücher? Ich finde sie klasse!).
Wo ist Walter?


Hier:

Mit vielen anderen Buchliebhaber*innen freute ich mich auf diesen Buchmessentag:

Ein Gang durch die Hallen mit Stopps an Ständen, wie hier am Stand der Vereinten Nationen:

Meine erste Veranstaltung führte mich zu „Querdenker: Einfach mal die Klappe halten!“. Julia Brinkmann war im Gespräch mit Tillmann Betsch, der Professor an der Universität Erfurt ist. In seinem Buch „Science matters! Wissenschaftlich statt querdenken“ entlarvt Tillmann Betch die Fehler des Querdenkens und die Taktiken der Faktenleugner:

Danach ging es zum Katapult Verlag, wo die Veranstaltung „100 Karten über die Ukraine und den Krieg“ stattfand. Das Buch mit dem gleichnamigen Titel betrachtet die Ukraine unter dem Thema des Krieges und ebenso abseits des Krieges. Sehr interessante Fakten wurden gezeigt und auch wir Zuhörer*innen wurden einbezogen. Eine gute Veranstaltung von einem tollen Verlag:

Es war spürbar, dass Wochenende ist und die Buchmesse gut besucht ist. Walter entdeckte ich nicht mehr:

Halt machte ich bei Amnesty International die mit ihrem Amnesty Mobil im Innenhof standen. Hier hörte ich einen Teil der Veranstaltung „Schwerpunktland- Russland/Ukraine“. Der russischstämmige Dimitry (rechts im Bild) ist seit über 10 Jahren aktiv, um Deutschland gegen den Einfluss des russischen Regimes zu verteidigen. Er las aus dem letzten Brief von Alexej Nawalny. Zusammen mit Witalij (links im Bild), der vor über 30 Jahren als politischer Flüchtig nach Deutschland kam, sprachen sie über die Probleme mit denen die Zivilbevölkerung in beiden Ländern wegen des Krieges zu tun haben. Vedrin Sahovic (Mitte) von Amnesty International Frankfurt moderierte das Gespräch:

Auf der ARD-Bühne erlebte ich Tupoka Ogette im Gespräch mit Hadija Haruna-Oelker:

Tupoke Ogetta ist Anti-Rassismus-Expertin, Podcasterin und Autorin. Sie sprach zu ihrem aktuellen Sachbuch „Und jetzt du. Rassismuskritisch leben“.
Tupoka Ogette machte deutlich, dass Rassismus nicht nur in der rechten Ecke zu finden sei, sondern auch bei vielen Menschen die Rassismus ablehnen. Die meisten Menschen seien unbeabsichtigt rassistisch. Sie plädiert für eine Kultur, in der wir offen damit umgehen. „Ich würde mich freuen, wenn wir eine Freude daran entwickeln, diese Welt gemeinsam ein Stück besser zu machen“, so einer ihrer guten Sätze. In ihrem Buch gibt sie gute Denkansätze. Wie ihr seht, ist sie bekannt und ihre Veranstaltung war gut besucht:

Nun hörte ich Eckart Nickel zu seinem Buch „Spitzweg“, das auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand. (Eine kleine Anmerkung: Ich finde, ein Buch zu schreiben ist toll. Es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises zu schaffen ist klasse. Es dann auf die Shortlist zu schaffen ist immens. Es gibt demnach viele Gewinnerinnen und Gewinner.)
„Ich habe mir nie viel aus Kunst gemacht“, ist der erste Satz dieses Buches. So offenbart sich der Erzähler im Buch zu Beginn als Kunstbanause und berichtet davon, wie sein Freund Carl ihn mit seiner Begeisterung für den Maler Spitzweg schließlich vom Gegenteil überzeugt.
Eckart Nickel sagte während des Gesprächs: „Wenn ich mir eine Mission auf die Fahne schreiben würde, dann ist es die: Schaut Spitzweg an.“ Die Moderatorin Sandra Kegel meinte daraufhin, jetzt würden wir alle das Buch lesen und danach ins Museum gehen.
Ich finde das übrigens ein schöne Aufforderung. Auf dem Buchcover seht ihr ein Bild von Spitzweg:

Entspannte Mittagspause und wen entdeckte ich?
Walter! Findet ihr ihn?

Lange Signierschlangen gab es auch an diesem Tag. Ist es nicht schön, die Wartezeit lesend zu verbringen? Auch zu zweit in einem Buch zu lesen ist toll:

Ebenso toll, mitten auf dem Innenhof sitzt eine Buchliebhaberin, ganz versunken in ihr Buch:

(Danke für eure Zustimmung, dass ich die Fotos hier teilen darf.)

Auf der Buchmesse werden unendlich viele Geschichten erzählt. Passend, dass auf dem Innenhof ein Geschichtenerzähler anzutreffen war:

Ich bin für mehr Geschichten und weniger Güterkonsum:

Auf der ARD-Bühne war Bärbel Schäfer im Gespräch mit Judith Holofernes zu deren aktuellem Buch „Die Träume anderer Leute“. In diesem autobiografischen Roman beschreibt die ehemalige Leadsängerin der Band „Wir sind Helden“ über die Dynamik in der Musikbranche, ihre Zeit nach den Helden, ihr Soloprojekt, sie schreibt über Krisen und Träume. Judith Holofernes erzählt davon, wie sie sich aus den kommerziellen Zwängen des Musikbetriebs befreite und zu der Künstlerin wurde, die sie schon lange sein wollte und damit ihr Leben zurückbekam.

Jetzt erlebte ich Biyon Kattilathu (links im Bild) im Gespräch mit einem Verlagsmitarbeiter zu seinem Buch „Komm mit auf einen Spaziergang zu dir selbst. Eine magische Reise zu mehr Achtsamkeit, Selbstliebe und Glück“.
Hier zeigten sie den Ansatz vom „tun haben sein“ hin zum „sein tun und haben“:

„Was vom Herzen kommt, geht auch ins Herz“, so Biyon Kattilathu. Weitere Sätze von ihm, die ich gerne hier teile: „Mal gewinnst du, mal lernst du“, „Denn das ist so wichtig sich auszuruhen“ und „Große Menschen reden über Träume und Visionen, normale Menschen reden über Sachen und kleine Menschen reden über andere Menschen.“
Spontan sangen die beiden auch und es wurden Fragen aus dem Publikum ausführlich beantwortet.

Eine Litfaßsäule zeigte Plakate, die von Besucher*innen gestaltet wurden. Diese Mitmachaktionen sind immer wieder auf der Buchmesse anzutreffen:

Überall sind prominente Menschen anzutreffen, wie hier Ulrich Wickert zu seinem Buch „Die Schatten von Paris“:

Schön ist es auch, Bücher zu entdecken, bei denen Menschen mitgewirkt haben die ich kenne, wie hier bei dem Buch „Die Spinner:innen“ (An dieser Stelle einen besonderen Gruß an dich, liebe Nanni):

Zum Abschluss des heutigen Tages ging es nochmal in den Spanien-Pavillon. Ich nahm auf dem Stuhl „Die Dichterin“ Platz und lauschte den Gedichten in spanischer Sprache:

Ich finde lesende Menschen wunderbar. Wie hier Gerlinde, die in ein Buch vertieft, mein Fotografinnenauge ansprach:

Wir kamen ins Gespräch und Gerlinde sagte, Lesen beschwinge und dass sie sich über die Übersetzungen freue. Wie schön, passen ihre Worte doch genau zu dem Motto der Buchmesse: „Translate. Transfer. Transform“.

Fasziniert lauschte ich der spanischen Performance „Ttukunak“. Wunderbar, ausdrucksstark und deutlich, dass auch Musik Geschichten und Gefühle erzählt:

Auch diesen Satz hob ich auf, den ich am Abend von einem Besucher hörte: „Ich habe so viel zu lesen, herrlich!“

Wieder fühle ich mich reich beschenkt und grüße euch herzlich aus Frankfurt,
Marion

Frankfurter Buchmesse – 3 Tag

Mein erster Weg führte mich heute durch die Hallen. Heute ist die Buchmesse für das Publikum geöffnet und bereits am Morgen waren die Hallen gut gefüllt. Gleichzeitig ist ausreichend Platz in den breit angelegten Gängen:

Buchliebhaber*innen jeden Alters sind vorhanden:

Ich erlebte Stefanie Stahl, die von Bärbel Schäfer zu ihrem neuen Buch „Wer wir sind. Wie wir wahrnehmen, fühlen und lieben – Alles, was Sie über Psychologie wissen sollten“ interviewt wurde. Viele kennen Stefanie Stahl sicherlich von ihrem bekannten Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden.“ In ihrem aktuellen Buch geht es ihr darum, dass wir Menschen zu unserem authentischen Selbst finden. „Die frohe Botschaft ist, es ist gar nicht so schwierig,“ so Stefanie Stahl und „wenn wir das gefunden haben, dann können wir uns gut auf alles Leben da draußen konzentrieren“.

Richard David Precht und Harald Welzer diskutierten mit dem Medienjournalisten Stefan Niggemeier und dem Moderator Daniel Bohns zu ihrem aktuellen Buch „Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist“. Ein Buch, das in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird. Precht und Welzer beschreiben ihr Buch als eine Aufforderung zum Diskurs. Eine sehr spannende lebendige Diskussion fand hier auf der Bühne statt mit unterschiedlichen Meinungen. Auch das Publikum wurde einbezogen und stellte abschließend Fragen. Auch das ist Buchmesse: Diskussionen und Auseinandersetzung und wo kämen wir hin, wenn wir keine Diskussionen hätten.

Ist das nicht bezaubernd? Mit Büchern träumen, ein schönes Bild an einem Stand:

Halt machte ich auch bei dem Stand „Buchkinder Leipzig e.V.“ , eine Buch- und Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche. Bei Buchkinder entwickeln Jungen und Mädchen ihre Geschichten zu eigenen Büchern. Die Kinder schreiben ihre Ideen auf, illustrieren, setzen und drucken sie und finden sie später gebunden zwischen Buchdeckeln vorliegen. Wunderbar!

Jetzt erlebte ich Elke Heidenreich im Gespräch mit Bärbel Schäfer. In ihrem Buch „Ihr glücklichen Augen: Kurze Geschichten zu weiten Reisen“ schreibt Elke Heidenreich darüber, wie sie ganz ohne Reiseführer gereist ist, in die Nähe und Ferne und sich dabei von ihrer Neugierde leiten ließ.
„Herz aufmachen und gucken“ , so sagte sie, sei ihre Art zu reisen. „Man muss darauf vertrauen, dass die Menschen im Kern gut sind“ und sie spüre beim Reisen „eine Verbundenheit mit allen.“ Ein schönes und humorvolles Gespräch und ein Buch, das meine Leselust weckt:

Nun erlebte ich Serhij Zhadan, der Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird. Cecile Schortmann war im Gespräch mit ihm und die Übersetzerin übertrug ihn ins Deutsche.
Serhij Zhadan ist ukrainischer Schriftsteller und Musiker und lebt in Charkiw, 40 km von der russischen Grenze entfernt. Seit 2014 schreibt er Posts über die Situation im Donbas. Diese Posts in den sozialen Netzwerken sprechen den Ukrainern Mut zu. In dem Buch „Himmel über Charkiw. Nachrichten vom Überleben im Krieg“ sind diese Posts chronologisch aufgezeigt.

„Der Himmel ist der Ort der Hoffnung und gleichzeitig auch ein Ort, von dem eine große Bedrohung ausgeht.“, so Zhadan. Er selbst habe sich entschieden nicht zur Waffe zu greifen und sei anders wirksam. Er ist ehrenamtlich tätig und hilft Bedürftigen vor Ort, so evakuiert er Kinder und alte Leute aus den Vororten, verteilt Lebensmittel, koordiniert Lieferungen und gibt Konzerte. Es wurde ein kurzer Film über sein Wirken in Charkiw gezeigt. Auch las er eines seiner Gedichte vor. „Gedichte und Literatur haben Kraft, auch im Krieg“, so Zedhan.
Er ist für Konzerte und für Veranstaltungen wie der Buchmesse unterwegs, nächste Woche geht er wieder zurück in die Ukraine, weil er dort seinen Platz sieht und weiter vor Ort wirksam sein möchte.
Seine Worte zu hören, empfand ich als sehr berührend. Auch das ist Buchmesse, zu Tränen gerührt sein. Lange gab es Standing Ovation nach diesem Gespräch:

In der Reihe „SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft“ waren nun die Klimaaktivistin Luisa Neubauer und die Biologin und Schriftstellerin Jasmin Schreiber (deren Bücher ich sehr mag) im Gespräch mit Jagoda Marinic:

Luisa Neubauer hat mit ihrer Großmutter gemeinsam das Buch „Gegen die Ohnmacht“ geschrieben. Jasmin Schreibers aktuelles Buch trägt den Titel „Biodiversität“.
„Ich versuche Menschen zu zeigen, dass die Natur keine Kulisse sondern eine Protagonistin ist“, so Jasmin Schreiber und nannte das Beispiel, wenn wir einen Post auf Instagram mit einem tollen Baum im Hintergrund machen, sollten wir diesen Baum nicht als Kulisse sondern als Lebewesen erleben. Ihr Buch ist „George“ gewidmet, einer Schnecke, die die letzte ihrer Art war, seit 2019 ist diese Schneckenart (deren komplizierter Name ich mir nicht merken konnte) ausgestorben. „Endling“ werden die letzten Tiere ihrer Art genannt.
Luisas Großmutter war nicht mit auf der Buchmesse, doch sie sei im Buch zu lesen und zu spüren, so die Moderatorin. Ein Foto von der Großmutter wurde eingeblendet:

Tolle Antworten gaben sowohl Luisa Neubauer als auch Jasmin Schreiber und beide leisten viel für die Gesellschaft, wie ich finde. Luisa Neubauer, die selbst politisch tätig ist, machte deutlich, dass es nicht ohne Widerstand gehe, da die Politik an vielen Stellen versage. Zu Fridays for Future sagte sie: „Uns müsste es eigentlich gar nicht geben.“ Und sie schenkte den guten Satz. „Hoffnung kommt von Handeln.“
Hier seht ihr Luisa Neubauer und Jasmin Schreiber mit ihren spontan getauschten Büchern:

Und Selfie-Freude:

In dem Innenhof befindet sich die Signierbox und hier seht ihr Elke Heidenreich darin:

Ein schöner Mitmachstand im Innenhof, bei dem die Besucher* innen Taschen gestalten können:

Für alle Altersstufen sind „Stars und Sternchen“ dabei, hier Cali Kessy, ein Foto für meine liebe Nichte, die sie mag:

Danach war ich bei dem ARTE Talk – „Sex und Macht“. Die Moderatorin Shila Behjat war im Gespräch mit Carel van Schaik („Die Wahrheit über Eva. Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern“) und Mithu Sanyal (der ich sehr gerne zuhöre und sympathisch finde ich zudem, dass sie ihre Schuhe abstreifte):

Eine sehr interessante und gute Diskussion mit einem hoffnungsvollen Blick fand hier statt. Diese Diskussion gehört zur ARTE-Serie „Naked: Männer, Frauen und noch viel mehr“, es ist eine Serie die sechs Folgen zu den Themen Sexualität und Geschlechterrollen in Vergangenheit Gegenwart und Zukunft umfasst, die ab dem 2. November auf Arte zu sehen ist. Gewiss sehr sehenswert. Ein gezeigter Trailer hierzu sprach mich sehr an.

Diese lange Warteschlange galt Vanessa Mai und ihrem Buch, das sie signierte:

Hier hier seht ihr Stephanie Schneider, die den deutschen Kinderbuchpreis 2022 für ihr Buch „Grimm und Möhrchen – ein Zesel zieht ein“ erhalten hat und mit der ich ein kurzes „Flurgespräch“ führen konnte:

Und überall viele ästhetisch schöne Bücher:

Im Frankfurt Pavilion erlebte ich ein Teil der ukrainischen Performance „Fokstroty“ mit Serhij Zhadan (dem Friedenspreisträger), Yuriy Gurzky und Lyula Yakomchuch.

Musik und Tanz, ja das ist immer wichtig, auch wenn das Thema Krieg vorhanden ist. Mir taten diese Klänge sehr gut.

Hier seht ihr den Erbauer des Frankfurt Pavilions. Ich kam mit ihm ins Gespräch. Für ihn ist es wunderbar zu sehen wie dieser Raum gefüllt wird, besonders heute Abend zu diesem Anlass, wie er sagte:

Abends besuchten wir die ARD-Radiokukturnacht der Bücher, von der ich euch Morgen in Teil 2 berichte.
Ein Tag auf der Buchmesse Frankfurt, mit vielen guten Büchern, tollen Diskussionen, vielen Anregungen und ich fühle mich sehr reich beschenkt.

Bücherliebende Grüße aus Frankfurt,
eure Marion

Frankfurter Buchmesse – 2. Tag

Ein weiterer Tag auf der Frankfurter Buchmesse.
Meine erste Veranstaltung führte mich zur „Pressekonferenz Ehrengast 2023 Slowenien“. Slowenien, das im nächsten Jahr das Gastland der Buchmesse sein wird, hat das Motto „Waben der Worte“ gewählt. Worte der Literaten und Dichtenden, die in die Welt hinausfliegen werden. Wir hörten Reden von Juergen Boos, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse, von der slowenischen Kulturministerin Asta Vrečko und dem slowenischen Kurator Miha Kovač. In der anschließenden Gesprächsrunde wurden die Autorinnen und Autoren Peter Svetina, Nataša Kramberger, Erwin Koester und Ana Marwan von Katja Gasser interviewt. Slowenien ist ein kleines Land, das gemessen an der Einwohnerzahl eine große kulturelle Vielfalt aufweist und ich freue mich auf dieses Gastland im nächsten Jahr.

Nun freute ich mich auf Maja Göpel, die auf dem Blauen Sofa zu ihrem Buch „Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von Morgen“ interviewt wurde. Sie machte deutlich, wie wichtig es ist, systemisch zu denken. Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse verdeutlicht sie in ihrem Buch, wie wir komplexe Entwicklungen verstehen und dieses Wissen für eine bessere Welt nutzen können. Strukturwandel betrachtet sie als eine Chance. Es sei Zeit, dass wir uns als Einzelne und auch als Gesellschaft erlauben, neu zu denken, zu träumen und die Frage zu stellen, wer wir sein wollen. „Je nachdem welche Entscheidung wir treffen, können unterschiedliche Zukünfte entstehen.“, so Maja Göpel. Ein Buch, das Mut auf den notwendigen Transformationsprozess macht und betont, dass wir aktive Gestalterinnen und Gestalter sein können.

Auf der ARD-Bühne erlebte ich Denis Scheck, der gewohnt temporeich und humorvoll einige Bücher vorstellte. So empfahl er etwa „Über die See“ von Mariette Navarro, für alle Krimifans „Alibi für einen König“ von Josephine Tey“, weiterhin die Romanbiografie „Mildred: Die Geschichte der Mildred Harnack und ihres leidenschaftlichen Widerstands gegen Hitler“, das Sachbuch des Jahres „Die Hohenzollern und die Nazis: Geschichte einer Kollaboration“ von Stephan Malinowski und das Buch „Die Heldin reist“ von Doris Dörrie, das nun auch auf meiner Wunschliste steht.

Hiernach ging ich zum Congress Center auf der Frankfurter Buchmesse. Es war angekündigt, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi per Videobotschaft zur Buchbranche sprechen werde. Er wurde auf gemeinsame Einladung der Frankfurter Buchmesse und des Europäischen Verlegerverbandes hierzu eingeladen. Im Rahmen der Veranstaltung sprachen Peter Kraus vom Cleff (Präsident der FEP und Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels), Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse), Oleksandr Afonin (Präsident Ukrainian Publishers and Booksellers Association) und Jesús Badenes del Río (CEO, Grupo Planeta).

Peter Krauss von Cleff erzählte in seiner Begrüßungsrede, dass das Gespräch mit Selenskyi gestern Abend aufgezeichnet wurde. Er und vermutlich alle im Saal waren sichtlich berührt, auch in Anbetracht der aktuellen Energieversorgungsprobleme in der Ukraine.

In seiner Videobotschaft rief Selenskyi dazu auf, Wissen weiterzugeben „Knowledge to the people, that is the answer“, also das Wissen sei die Antwort. Die Rede ist in voller Länge auf dem YouTube-Kanal der Frankfurter Buchmesse zu hören.

Nach seiner Rede standen die Menschen spürbar berührt auf und applaudierten:

Ukraine ist ein Thema, auf das hier auf der Buchmesse ein großer Fokus gelegt wird.
Nach dieser Veranstaltung ging ich zum ukrainischen Stand. Hier finden viele Diskussionsrunden statt:

Neben dem Thema Krieg sind auch poetische und literarische Bücher zu finden und dass auch das nicht untergeht, finde ich bedeutsam.

Bilder von ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern sind zu sehen, die sich mit dem Thema Krieg beschäftigten und ebenso mit der ukrainischen Kultur:

Auch diese Bilder berührten mich.

Andere Stände zeigen auch Solidarität mit der Ukraine:

In dieser Halle ist auch der Gutenberg Stand zu finden, bei dem Besucher*innen kreativ sein können und der alljährlich zur Buchmesse dazugehört:

Hier seht ihr Joni Majer und Birte Speuer, die zu ihrem Buch „worklove. Ein Fragebuch. Von der Liebe zur Arbeit – und der Arbeit an der Liebe“, erzählten. Es ist im schönen Verlag Hermann Schmidt verlegt, von dem ich gestern schon schrieb. Sie erzählten, wie ihr Buch entstanden ist, ein Prozess der vier Jahre gedauert habe. Bist du neugierig? Wovon willst du dich befreien? Wo wirst du nicht beurteilt?, sind einige der unzähligen Fragen in diesem Buch.
Wenn ich – die ich Fragen sehr mag – das Buch nicht schon hätte, hätte ich es mir nun gekauft.

Zur Preisverleihung „Das Lieblingsbuch der Unabhängigen 2022“ gehe ich jedes Jahr sehr gerne. Schon viele wunderbare Bücher habe ich hierüber kennenlernen können. Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen in Deutschland ihr Lieblingsbuch der Unabhängigen. Dafür nominieren die Buchhändler*innen ihren Lieblingsroman aus dem laufenden Jahr und stimmen dann ab, welcher ihr Lieblingstitel ist. Wibke Ladwig moderierte die Veranstaltung:

Hier seht ihr die nominierten Bücher, die alle vorgestellt wurden und … ihr ahnt es… auch diese Bücher stehen nun auf meiner Wunschliste:

Mit Spannung wurde nun bekannt gegeben wer das Lieblingsbuch der Unabhängigen ist.
Gewonnen hat Bonnie Garmus mit ihrem Buch „Eine Frage der Chemie“. Ein Buch, das nach Erfahrung der Buchhändler*innen viele Leser*innen lieben und das sogar weltweit.
Felicitas von Lovenberg vom Piper Verlag nahm den Preis entgegen:

Bonnie Garmus selbst konnte nicht anwesend sein, doch ihr seht sie hier:

Wie gut, dass wir Übersetzerinnen und Übersetzer haben, sonst hätte dieses sicherlich wunderbare Buch nicht zu uns nach Deutschland gefunden. „Eine Frage der Chemie ist ein Buch des Buchhandels und ein Erfolg des Buchhandels, nicht von Amazon.“, sagte Felicitas von Lovenberg und sie sagte, das mache Mut. Dem stimmt ich zu, denn ihr wisst ja, kauft nicht beim sogenannten „Riesen“, sondern beim Buchhandel vor Ort.
Die Verlegerin betonte zudem, wie großartig alle nominierten Bücher seien.
Ist es nicht wunderbar, dass die im Jahr 1957 geborene Bonnie Garmus mit diesem Buch ihr Erstlingswerk geschrieben hat? Auch das macht Mut, es ist nie zu spät zu schreiben. Wer von euch also schreiben möchte, schreibt, egal wie jung oder wie alt ihr seid.
Übersetzt haben den Roman Klaus Timmermann und Ulrike Wasel, die im Übrigen auch das wundervolle Buch von Delia Owens „Der Gesang der Flusskrebse“ übersetzten.
Und noch ein Abschlussbild dieser schönen Veranstaltung:

Ich ging Stände entlang, entdeckte ansprechende Titel:

Und ich setzte mich ins schon vertraue Pressezentrum, um zu schreiben und ging schließlich wieder hinunter zur ARD Bühne. Hier erlebte ich Bärbel Schäfer – die ich alljährlich hier als tolle Moderatorin erlebe – im Bücher-Talk mit Luzia Braun, zu deren Buch „Sich sehen“:

In diesem Buch haben Luzia Braun und Ursula März mit neunzehn verschiedenen Menschen über eigene und fremde Gesichter gesprochen. Neunzehn Geschichten von Prominenten und nicht prominenten Personen und ganz unterschiedlichen Blickwinkeln über das Gesicht. Ein Boxer, Modemacher, Dermatologin, Zwilling, Transgender, Philosoph, Bestatter, Schriftstellerin oder jemand, dessen Gesicht sich radikal veränderte, sie alle wurden befragt und teilen mit großer Offenheit ihre Sichtweisen zu dem Gesicht als Spiegel der Seele in diesem Buch. Ich finde, das klingt sehr interessant und spannend. Ja, ihr ahnt es, meine Wunschliste wird länger und länger…

Eine Nachricht auf meinem Handy ließ mich eine Pause machen und ein Wiedersehen mit einem lieben Menschen aus der Heimat erleben. (Solltest du hier lesen, liebe C., schön, dass wir uns getroffen haben.)

Im Spanischen Pavillon erlebte ich die „Umarmung“ (ihr erinnert euch? So heißt die Sitzgelegenheit), anders als bei der Eröffnung Dienstag nun gut „besessen“:

Hier hörte ich den Abschluss der Veranstaltung „Musik und Literatur“, wunderbarer Gesang und Klänge, zum Eintauchen schön:

Am Abend fand die Veranstaltung „Bookfest extra: Donna Leon“ statt. Shelly Kupferberg im Gespräch mit Donna Leon:

Donna Leon selbst las aus ihrem aktuellen Buch „Mein Leben in Geschichten“ in Englisch und mit sehr belebter stimmungsreichen Stimme vor. Wolfram Koch las ihre Geschichten in Deutsch vor:

Fragen wie: Wo hat Donna Leon ihren Namen her? Womit hat sie ihr Geld verdient, bevor sie aus Wörtern Geschichten machte? Wie lebt es ich mit einer kriminellen Energie? wurden von Donna Leon beantwortet. Es wurde deutlich, dass Donna Leon eine Frau ist, die viel erlebt hat, in Amerika, dem Iran, in Saudi-Arabien, Italien wie in der Schweiz. Eine Jugend auf der Farm, eine Pyiamaparty im Iran, Geldnot und Wundern in den Bergen, ein reichhaltiges Leben wohnt in ihr. Und definitiv auch viel Humor, das zeigte sie bei diesem BOOKFEST.

So ging ein weiterer Buchmessentag für mich zu Ende mit Vielfalt, Inspiration, guten Begegnungen, hilfsbereiten Menschen (Wo finden wir zum Saal Illusion?), berührenden Momenten und ebenso mit Humor. Bunt wie das Leben selbst.
Es grüßt euch aus Frankfurt,
Marion

PS. Wenn ihr wissen wollt, von wo aus ich diesen Bericht gerade schreibe. Von der Lobby des Hotels Maritim aus, das sich direkt neben dem Messegelände befindet. Nein, hier bin ich nicht untergebracht, hier warte ich auf meinen Mann, der im Zug sitzt und gleich hier am Messegelände ankommen wird.

Frankfurter Buchmesse 2022 – 1. Tag

Nach der gestrigen Eröffnung war heute der 1. Tag der Frankfurter Buchmesse, der für das Fachpublikum geöffnet ist. Ab Freitag ist die Buchmesse für Privatbesucher*innen geöffnet.
Bereits heute war die Buchmesse gut besucht, es war deutlich voller als im vergangenen Jahr, was die Buchbranche freuen wird.
Insgesamt werden 4000 Aussteller aus 95 Ländern hier erwartet. Die Frankfurter Buchmesse ist spürbar zurück mit all ihrer Buchliebe und Buchbegeisterung.
Meine erster Weg führte mich zur ARD Bühne zu der Veranstaltung „Klima Panel“. Hier wurde der Frage nachgegangen „Der Klimawandel ist überall spürbar. Wie wird er in der Literatur verarbeitet?“
Günther Wessel (Sachbuch „Klimakrise“), die Psychologin und bei Scientist for Future tätige Katharina van Bronswijk (Sachbuch „Klima im Kopf. Angst, Wut, Hoffnung: Was die ökologische Krise mit uns macht“) und Leona Stahlmann (Roman „Diese ganzen belanglosen Wunder“) wurden von Katharina Borchardt hierzu interviewt.

„Dass unser Leben sich ändern muss, das wissen wir alle, wir müssen uns überlegen, wollen wir Teil des Problems oder Teil der Lösung sein.“, so Günther Wessel. „Wenn wir es schaffen, die Wut konstruktiv in Handlungen umzusetzen, so ist das ein guter Weg“,“ äußerte Katharina van Bronswijk.
Trotz der schwierigen Thematik sind die beiden Sachbücher leicht zu lesen und kommen ohne erhobenen Zeigefinger aus. Leona Stahlmann las aus ihrem Roman vor und wir lauschten der schönen fließenden Sprache. Alle drei Bücher stehen nun auf meiner Wunschliste.
„Das entdecken von Schönheit kann dazu führen, dass wir diese Welt erhalten“, so Leona Stahlmann in einem der vielen aufhebenswerten Sätze.
„Ich wünsche viel Angst aber vor allem auch viel Mut und Hoffnung und gute Lektüre.“, so die Moderatorin Katharina Borchardt zum Abschluss dieser guten Gesprächsrunde.

Als ich den Innenhof, die Agora betraf, entdeckte ich König Felipe IV und Königin Letizia und unbeabsichtigt war ich mittendrin und ging in den royalen Spuren:

Winken zum Abschied:

Und begleitet von einer Polizeikolonne fuhr das Königspaar davon:

Die Grünen Politikerin und Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth und die Moderatorin Bärbel Schäfer seht ihr hier, leider ist das Foto etwas verschwommen, doch die beiden netten Frauen strahlen so von innen, da macht das nichts, wie ich finde:

Gute Botschaften zu unseren Füßen:

Kunsttafeln gibt es diesmal viele auf dem Innenhof, der Agora:

Auch weitere Kunst ließ mich innehalten:

Ein Blick von oben auf die Agora:

Danach war ich bei der Diskussionsrunde „Iran – wo lang? Der Aufstand gegen das Mullah-Regime und was der Rest der Welt tun kann“ von der PEN Berlin in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse. Doris Akrap (links) im Gespräch mit Deniz Yücel, Behzad Karim Khani, Omid Nouripour, Cinur Ghaderi und Natalie Amiri:

Der Tod der iranischen 22-jährigen Masha Amini vor wenigen Wochen hat diese Veranstaltung ins Leben gerufen. Auch in vielen anderen Veranstaltungen taucht das Thema Iran und die Proteste auf. Es wurde deutlich, dass die Themen Iran, Ukraine, Russland, Energiekrise nicht separat zu betrachten sind. Eine sehr interessante und wichtige Diskussionsrunde, wie ich finde. In diesem Frankfurt Pavilion wurde im wahrsten Sinne des Wortes auch Flagge gezeigt:

Weiter ging es für mich durch die Hallen. Hier seht ihr Jan Faktor, der zu seinem Buch „Trottel“ interviewt wurde, das auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 stand. Es handelt sich um einen autobiografischen Schelmenroman oder wie der Autor selbst bei dem Interview so amüsant sagte: „Im Trottel-Roman ist viel mehr erlaubt, das kann ich nur empfehlen, eine neue Gattung.“ Jan Faktor behandelt in seinem Buch auch ein ernstes Thema, denn sein Sohn, der psychisch krank war, nahm sich vor zehn Jahren das Leben. Trotz dieses Themas ist das Buch reich an Humor. Der Moderator schloss das Interview mit den Worten: „Dieses Buch ist ein Abenteuer, lesen Sie es, Sie werden reich belohnt.“

Bei dem Gang durch die Hallen entdeckte ich bekannte Verlage und Lieblingsbücher:

Und ein weiterer meiner Lieblingsverlage, der Hermann Schmidt Verlag, der wunderbare Bücher verlegt, die wie eine Schatzkiste sind:

Lieblingssänger – zumindest in Buchform – entdeckte ich hier auch:

Und neue Bücher und für mich neue Verlage. Das Buch „Alltags for Future“ gibt Anregungen für einen ökologischen Tagesablauf von morgens bis zum Abend:

Wichtig und schön, dass große wie kleine Verlage hier Raum haben.

Ein Wiedersehen mit Kasia Lewandowska, jedes Jahr besuche ich ihren Stand und wir freuen uns, uns wiederzusehen. Auch dieses Jahr zeigt sie in ihren Kunstwerken und -büchern wieder viel Hoffnung, Wärme und Licht:

Hiernach besuchte ich die Veranstaltung der Reihe „SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft“ „Wir – für Alt und Jung!“, bei der Livia Gerster zu ihrem Buch „Die Neuen“ und Ananda Klar zu ihrem Buch „Nehmt uns endlich ernst!“ von Jagoda Marinic interviewt wurden. In dem Gespräch ging es darum, dass sich junge Menschen in der Politik oft nicht gehört fühlen und die Frage, ob sich das mit dem Generationswechsel im Bundestag ändere.
Ananda Klar kritisierte in dem Gespräch, die politisch kürzlich getroffene Entscheidung, dass das Dorf Lützerath wegen der Braunkohle abgebaggert werden soll. Lützerath ist nur wenige km von meinem Heimatort entfernt und die Wachsamkeit für diese Thematik ist nicht nur in meiner Heimat, sondern auch hier in Frankfurt spürbar.

Mit einer Frau neben mir kam ich ins Gespräch und auch das ist typisch für die Frankfurter Buchmesse, Austausch und Begegnungen.

Schön sind die vielen spanischen Worte, die hier immer wieder auf den Gängen oder an Ständen auftauchen. Da Spanien das Gastland ist, wie ich gestern berichtete, sind hier viele Spanierinnen und Spanier anzutreffen. Auch viele andere Nationalitäten sind vertreten und dieses bunte Miteinander ist eine weitere der schönen Seiten der Frankfurter Buchmesse. Wie gut passt da auch das Thema der Buchmesse „Übersetzungen“ bzw. „Translate, Transfer, Transform“. Sicherlich geht es euch wie mir, wir erweitern unseren Horizont auch über Literatur, die übersetzt wurde und indem wir so von anderen Menschen erfahren und voneinander lernen.

Eine Neuheit bzw. eine der Neuheiten der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist das Awareness-Team, eine Unterstützungsstelle für Diskriminierungsfälle:

Hier seht ihr Daniela Dröscher, die zu ihrem Buch „Lügen über meine Mutter“ von Cecile Schortmann interviewt wurde. Auch dieses Buch stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022. Ein Buch, das autobiografische Züge trägt. Die Protagonistin des Buches, Ella, hat eine Mutter, die der Vater viel zu dick findet und der sie massiv unter Druck setzt, abzunehmen. Daniela Dröscher sagte, sie schreibe nie aus Wut oder Anklage, sondern um zu verstehen. Sie las aus dem sicherlich lesenswerten Buch mit ihrer angenehmen Vorlesestimme:

Viele gute Bücher werden hier vorgestellt und ich bin mir bewusst, dass ich euch viele wunderbare Bücher gar nicht vorstellen kann und ich nicht alle Buchpräsentationen besuchen kann. Wie jedes Jahr, schenkt mein Bericht eine kleine Auswahl an Buchvorstellungen und allgemeinen Messeeindrücken. Ich hoffe, dass die Bücher in den nächsten Wochen und Jahren zu uns finden werden, die uns finden möchte.

Nun besuchte ich die „Julius-Campe-Preisverleihung“, die dieses Jahr die Buchmesse Frankfurt erhält. Sie erhält diesen Preis, da sie für Vielfalt und Freiheit der Literatur und für den Wert des Lesens steht.

Claudia Roth hielt die Laudatio, dabei tauchten die guten Worte auf: „Der Preis steht für all das, was Putin mit seinem verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine bekämpft. Sie steht für die Freiheit, für die Freiheit der Literatur, für die Freiheit der Rede, die Freiheit der Kultur, mit anderen Worten für die Demokratie und damit für die Menschen. Worte berühren uns, sie inspieren, sie laden zum Träumen ein, ermöglichen Verständnis und Kenntnis und deshalb brauchen wir Literatur. Sie ist ohne jeden Zweifel Grundnahrungsmittel in unserer Demokratie.“

Tim Jung vom Hoffmann und Campe Verlag und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bei der Übergabe der Urkunde:

Was machte ich danach?
Mich ins Pressezentrum setzen und diesen Bericht schreiben. Hier oben ist Ruhe, Internetanschluss, Kaffee:

Zudem leckere Äpfel:

Und immer freundliche Mitarbeiter*innen im Pressezentrum:

Inzwischen im Hotelzimmer zurück, grüße ich euch nach einem weiteren inspirierenden Messetag aus Frankfurt,
Marion

Frankfurter Buchmesse – Eröffnung

Die 74. Frankfurter Buchmesse wurde heute eröffnet. Ich freue mich sehr, hier vor Ort zu sein und euch von der weltweit größten Buchmesse zu berichten.
Es begann mit der Eröffnungspressekonferenz:

Hier seht ihr links Juergen Boos, den Direktor der Frankfurter Buchmesse, daneben Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, und den britisch-pakistanischen Schriftsteller, Mohsin Hamid, der eine beeindruckende Rede hielt:

Juergen Boos appellierte an die Buchbranche, im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein sichtbares Gegengewicht zu spalterischen, antidemokratischen und diskriminierenden Tendenzen zu schaffen. Karin Schmidt-Friderichs äußerte sich: „In einer Welt, in der zwischen politischen, kulturellen und ideologischen Haltungen immer tiefere Gräben entstehen, schafft die Buchmesse Raum für den friedlichen, demokratischen Austausch.“ Auch diesen guten Satz von ihr hob ich auf: „Wir reden hier miteinander und nicht übereinander.“

Nach diesen guten Reden ging es zur Eröffnung des Ehrengast-Pavillons, in dem der Presserundgang stattfand. In diesem Jahr ist Spanien unter dem Motto „Creatividad Desbordante – Sprühende Kreativität“ das Gastland der Buchmesse. Traditionell bekommt das Gastland der Frankfurter Buchmesse einen großen Raum auf dem Messegelände – den Ehrengast-Pavillon -, den es mit eigenen Ideen und Botschaften füllt und einen Eindruck von der Literatur- und Kulturlandschaft schenkt. Diesen Raum finde ich jedes Jahr besonders interessant, da er immer sehr individuell gestaltet wird.
Der Spanische Pavillon ist ein interaktiver Raum und gerne teile ich hier Einrücke mit euch.
Wir erhielten viele Informationen beim Presserundgang:

Dazu gab es Lachen und Freude, zum Beispiel bei der „Übersetzerin“, ein Monitor, der hier gerade bedient wird. In diesem Gerät werden spanische und deutsche Ausdrücke gesammelt, die sich so gut wie nicht übersetzen lassen. Bei der Vorführung tauchte das deutsche Wort „Sitzfleisch“ auf, das der spanischen Mentalität wahrlich fremd ist:

Hier seht ihr „Die Dichterin“. Wenn jemand auf dem Stuhl Platz nimmt, ertönen Verse auf spanisch, katalanisch, baskisch oder galicisch. Ein Stuhl, der zum Innehalten einlädt. Wer die Sprache nicht kennt, lauscht dem schönen Klang:

Bei „Der Dolmetscherin“ lädt ein Mikrofon ein, ein Wort – etwa ein Lieblingswort – zu sprechen. Dieses verwandelt sich auf der Leinwand in farbige Muster. Welche Wörter hier wohl in den nächsten Tagen gesprochen und verwandelt werden?

Das Gedicht „Leben“ von Paula Romero ist auf dieser Installation zu lesen:

Wörter, die in dem Pavillon gesprochen werden, erscheinen auf dieser Wand:

Natürlich darf eines nicht fehlen: Bücher. Eine große Bücherwand mit Sitzgelegenheiten davor lädt ein. Sie trägt den schönen Namen „Umarmung“. Dieses Sofa soll ein Ort der Begegnung sein, der die unsichtbare Umarmung zwischen Autor*innen und Leser*innen darstellt:

Die spanische Organisation ONCE ermöglicht blinden Menschen zu lesen in Blindenschrift, Reliefschrift oder in 3D und zeigt fühlbare Bücher. Ein 3Drucker ist hier vorhanden und ich ließ mir das Wort „Freude“ ausdrucken:

Ein weiterer Eindruck dieses stimmungsvollen Pavillons:

Eine weitere Ecke in dem Pavillon lud ein und hier einzutreten ist ein besonderer Genuss. Die auftauchenden Worte, Klänge und Lichtspiele wirken zauberhaft schön. Nach dem Presserundgang saß ich hier noch eine ganze Weile und fühlte mich, als badete ich in Wörtern. Was ein genussvolles Bad:

Noch war das Café in diesem Raum leer, das wird sich sicherlich in den nächsten Tagen ändern:

In diesem schönen Raum habe ich begonnen, meinen heutigen Bericht zu schreiben, umgeben von den angenehmen Klängen. Sagte ich schon, wie sehr ich die Buchmesse mag?
Ich hätte ewig hier bleiben können, doch irgendwann ging ich wieder hinaus.
Auch diese Bühne wird sicherlich in den nächsten Tagen nicht mehr so leer zu finden sein:

Schon war es später Nachmittag und ich konnte an der feierlichen Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse teilnehmen. Einige Fotos und Eindrücke teile ich hier gerne.
Der spanische König Felipe IV und die spanische Königin Letizia wurden gebührend empfangen und sie nahmen Platz:

„Translate, Transfer, Transform“ ist das Motto der diesjährigen Buchmesse und die Bedeutung der Übersetzung wurde in vielen guten Gesprächen und Reden deutlich:

Vertonung spanischer Gedichte waren von der spanischen Sängerin Silvia Perez Cruz zu hören:

Frank Walter Steinmeier:

König Felipe IV, nun auf der Bühne:

Auf der Bühne dürfen Autorinnen und Autoren nicht fehlen.
Antonoi Munez Molina:

Irene Vallejo:

Nun wurde mit dem Hammerschlag die Buchmesse von Karin Schmidt-Friderichs offiziell eröffnet:

Nach dieser Feier gab es noch einen Empfang.
Am Abend konnte ich zur Eröffnung von OPEN BOOKS mit dem Blauen Sofa gehen, das städtische Lesefest zur Buchmesse, das alljährlich viele Veranstaltungen in der Stadt bietet.
Cecile Schortmann war im Gespräch mit Kim de l’Horizon.  Kim de l’Horizon hat gestern den Deutschen Buchpreis 2022 für den Roman „Blutbuch“ erhalten, dieser Preis zeichnet den besten deutschsprachigen Roman aus. Kim de l’Horizon sieht sich als non-binäre Person, eine Person, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlt. Gestern bei der Preisverleihung hat Kim de l’Horizon sich in der Dankesrede die Haare abrasiert, um ein Zeichen zu setzten für die Frauen im Iran und für alle Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. Nun erzählte Kim de l’Horizon zu dieser Geste und vor allem zu dem Roman, der autofiktive Züge trägt. Mit angenehmer Stimme las Kim de l’Horizon aus dem Roman vor, gebannt lauschten die Zuhörer*innen dem sicherlich sehr lesenswerten Buch:

Draußen konnte ich ein paar Worte mit Kim de l’Horizon wechseln und machte gleich ein Foto:

Nun gab es ein Gespräch mit Manja Präkels zu ihrem Buch „Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?“ Sie schenkte im Interview den Satz: „Reisen macht das Herz und den Verstand auf.“ Manja Präkels ist eine Dauerbeobachterin der Gesellschaft und rechter Verbrechen. Sie ist für ihre Recherche weit in den Osten Deutschlands gereist. Daraus ist ihr Buch entstanden. In diesem Essay verknüpft sie die Erfahrungen mit eigenen Erinnerungen ihres Aufwachsens im Osten Deutschlands. „Das was geschieht, können alle sehen. In meinen Texten leg ich den Fokus sehr hart darauf, das macht es vielleicht schwer das auszuhalten, aber ich glaube – das ist mir ein Anliegen – dass es helfen kann, die Sinne der Leserinnen und Leser zu schärfen“, so Manja Präkels in dem guten Gespräch:

Als nächstes wurde Durs Grünbein interviewt zu seinem Gedichtband „Äquidistanz“. Der erste Lyriker bei der Eröffnung der OPEN BOOKS. Wir hörten aus seinem Gedichtband poetisch-historische Lyrik. In Versen zu denken sei das einzige, was er könne, sagte er. Sein Band lade ein, darin zu flanieren, so die Moderatorin, dorthin zu gehen, dort zu verweilen, dorthin zurückzukehren:

Zum Abschluss erlebten wir Jürgen Kaube zu seinem Buch, das er gemeinsam mit Andre Kieserling geschrieben hat „Die gespaltene Gesellschaft“. In diesem Buch sind die beiden Autoren der Frage der gesellschaftlichen Spaltung nachgegangen und geben damit „Orientierung in einer unübersichtlichen Lage“:

Dieses Interview konnte ich nicht mehr bis zu Ende verfolgen, da ich ins Hotel musste, um noch hereinzukommen.
So blicke ich nun, vom Hotelzimmer aus, auf einen sehr erfüllenden Tag der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse zurück.
Es grüßt euch aus Frankfurt,
Marion

Frankfurter Buchmesse – Tag 5

Sonntag und damit der letzte Buchmessentag. Auch heute war es bei strahlend blauem Himmel erneut ein gut besuchter Messetag.

Am Morgen ging ich zunächst noch einmal durch die Hallen. Dem rechten Verlag, der hier ausstellte, möchte ich keine Aufmerksamkeit schenken. Doch ich fragte die Büchergilde, die direkt gegenüber ihren Stand hatten, ob gegenüber viel los sei. Sie meinten, es sei überwiegend die gleiche Gruppe an Leuten dort zu finden. Die Büchergilde setzte gut lesbare Aussagen, klasse und wichtig, direkt vor Augen des rechten Verlags:

An dieser Stelle möchte ich meine Feststellung hier teilen, dass sehr viele Menschen hier auftraten, die sich gegen Rassismus einsetzten, das war deutlich spürbar und sichtbar.

Stände wie diese gehören für mich zu den Freuden der Buchmesse, Menschen, die mit Liebe ihre Kunst teilen. Hier seht ihr Anna Käse mit ihrem Stand „Kunst für Freunde“. Sie lässt mit einem alten Tiefdruckverfahren ihre Bilder entstehen, die oftmals mit Wort-Botschaften versehen sind und natürlich gab es bei ihr auch Bücher. Hier seht ihr Anna Käse an ihrem Stand, in der Hand hält die ein Bild zu ihrer Reihe der Maschinen, die bei Gefühlen helfen. „Der Hintergrund war, dass ich es so schade fand, dass uns die heutigen Maschinen fast ausschließlich bei materiellen Dingen helfen und meine Maschinen sollen uns bei emotionalen Problemen unterstützen. Wenn du zum Beispiel vergessen hast, was Glück ist, dann reicht dir die Maschine den Schlüssel zum Glück und zieht dich daran wieder nach oben.“ Auch erklärte sie mir die Technik hierzu: „Zusätzlich zu den handgemachten Kupferdruck sind die Bilder wirklich mit alten Metallstücken bedruckt, das sind alte Unterlegscheiben, Zahnräder, Schlüsselringe, die habe ich eingeschwärzt und dann nochmal im Hochdruckverfahren mit abgedruckt.“ Ein Stand, zum lange Stöbern.

Anna Käse – Kunst für Freunde:

Danach hörte ich Hannah Reuter zu, die zu ihrem Buch „Blind mit Kind- Episoden aus unserem Alltag“ erschienen beim Verlag w_orten & meer erzählte und daraus vorlas. Sie sagte, der Titel stelle das im Zentrum, was in ihrem Familienalltag gar nicht im Zentrum stehe, nämlich die Blindheit. „Ich bin nicht in erster Linie blind, ich bin Hannah, ich bin Mutter, ich bin Hundebesitzerin, Kaffeetrinkerin, Tango-Fan und noch einiges mehr. Ich bin natürlich auch blind, aber das schon seit Geburt und das macht das Ganze total normal.“ Da sie jedoch sehr häufig die Frage gestellt bekam, wie das eigentlich gehe, blind mit Kind, entstand die Idee, Kolumnen hierzu zu schreiben, die es nun in Buchform gibt. Eine tolle Lesung zu einer sehr sympathischen Frau.

Hier seht ihr links Toni Thonius vom Verlag w_orten & meer und rechts Hannah Reuter:

Nach der Lesung packten sie die Materialien zusammen, ihr Kind und ihr Assistenzhund waren auch dabei. Den zweiten Assistenzhund, den ihr seht, ist der einer Freundin, die Hannah Reuter auf der Messe begleitet hat. Dieses wie ich finde schöne Foto darf ich auch hier teilen:

Danach besuchte ich den Stand vom Verlag Hermann Schmidt, wo ich viele Schätze entdeckte, wie diese hier. Auch das sind Glücksmomente der Buchmesse, solch wunderbaren Bücher in den Händen zu halten, bei denen ich „Hach, ist das schön“ murmele und darin zu lesen (das untere linke ist ein Notizbuch, das darf selbst gefüllt werden):

Nach einem Aufenthalt in dem Innenhof, der Agora, ging es für mich zur Festhalle. Dort erlebte ich noch ein Teil des bereichernden Gesprächs „Süß oder sauer? Der Kampf um die Wut“ in der Reihe „SHEROES-Streiterinnen für die Zukunft“. Jagoda Marinić sprach mit Ann-Kristin Tlusty, die das Buch „Süss“ geschrieben hat und Nataly Amiri, die Iran-Korrespondentin vom ARD und Autorin des Buchs „Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran“.
Nataly Amiri sagte am Ende des Gesprächs: „Das ist mein Wunsch, dass wir nicht phlegmatisch werden und auf dem Sofa sitzen, die Demokratie ist sehr zerbrechlich und wir haben hier ein hohes und wertvolles Gut, Demokratie und Freiheit, das wir verlernt haben zu schätzen und für die sollten wir aufstehen und uns einsetzen.“

Von links nach rechts seht ihr Jagoda Marinic, Ann-Kristin Tlusty und Nataly Amiri:

Hiernach befragte Marion Kuchenny den Theaterregisseur Tobias Ginsberg zu seinem Buch „Die letzten Männer des Westens.“ Tobias Ginsberg hat sich ein Jahr lang undercover in antifeministische, rechtsgesinnte Männergruppen bewegt und dort recherchiert. „Wo liegt der Reiz des Extremismus?“ dieser Frage wollte er nachgehen. Tobias Ginsberg ist dafür, zu begreifen, was Angst macht, dann mache es keine Angst mehr, denn dann würde es greifbar. Er wollte begreifen, wie sie glauben, um sie dann greifen zu können. Er sagte, dass er glaube, dass „wir in unserer Gesellschaft viel erreichen können, doch wir dürfen uns nicht ausruhen, die Kräfte lauern an allen Ecken.“ 

Bärbel Schäfer war im Gespräch mit Dietrich Grönemeyer zu seinen Kinderbüchern „Der kleine Medicus“:

Liola Albus signierte ihr aktuelles Buch „Älter werde ich später!“:

Draußen war auch Ulrike Folkerts zu hören, die zugeschaltet war und über ihre Autobiographie „Ich muss raus“ erzählte:

Schönes und Typisches hier: Menschen, die lesen. Ich finde, ein Buch in den Händen ist doch viel schöner als ein Handy in den Händen.

Bücher können nicht nur gelesen werden, manchmal dienen sie auch als Kopfkissen:

(Danke den Beiden, dass ich die Bilder hier teilen darf.)

Auch die Aktion „Faires Lesen“ war ein Thema hier, denn Schreiben ist nicht umsonst. Im Netz findet ihr mehr Informationen hierzu:

Hier seht ihr Ingrid Brodning, die über ihr Buch „Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online“ sprach. Sie gilt als Expertin für Lügengeschichten, Mobbing und Hass in der digitalen Welt:

Die letzte Veranstaltung des Tages war die „GastRollen-Übergabe Kanada 2021 -Spanien 2022“. Diese Veranstaltung ist immer ein krönender Abschluss der Buchmessentage. Bei dieser Feierlichkeit wird das Gastland verabschiedet und das neue Gastland wird begrüßt.
Die Moderatorin Shila Behjat sprach mit dem kanadischen Schriftsteller Dany Laferrière (mittig im Bild) und dem spanischen Schrifsteller Manuel Vilas (rechts im Bild).
Es fielen viele wunderbare Sätze in dem schönen Gespräch. So sagte Dany Laferriere: „Es ist toll, dass es einen Ort des Buches gibt“ oder „Das große Geschenk des Buches ist die Ruhe.“ Zum Schreiben sagte er: „Man geht in eine Art Brunnen rein, man taucht ein und versucht ein Licht zu sein, das auch für andere scheint.“
Manuel Vilas äußerte sich: „Meine Literatur entsteht aus der großen Liebe zum Leben“ und „Das Leben hat ohne Liebe keinen Sinn“ und ein letzter seiner Sätze „Ich bin verliebt in das Leben, es ist ein großes Mysterium , alle, die wir hier sind, wir leben, das ist ein großes Wunder.“ :
Mich Satzsammlerin erfreuen solche Sätze sehr.

Auf dem nächste Foto seht ihr Juergen Boos, den Dirketor der Frankfurter Buchmesse, im Gespräch mit Caroline Fortin und María José Gálvez.
Carolin Fortin sagte zu ihren Erfahrungen als Gastland Kanada: „Wir haben gedacht, wir wollen die Menschen überraschen und wir haben uns auch selbst überrascht.“
María José Gálvez äußerte sich bezüglich des zukünftigen Gastlands Spaniens: „Wir möchten gerne zeigen, wie wir sind. Wir möchten uns zeigen als Land aber auch als Kultur und Literatur.“
Carolin Fortin bedankte sich bei ihrem ganzen kanadischen Team für diese intensive Zeit:

Und nun überreichte Kanada die traditionelle GastRolle an den neuen Ehrengast Spanien:

Großartige spanische Musik einer Brassband gab es auch:

Und hier noch zwei Abschlussbilder der Veranstaltung:

Noch ein paar Informationen, worauf die Frankfurter Buchmesse zurückblickt:
36.000 Fachbesucher*innen aus 105 Ländern und 37.500 Leser*innen aus 85 Ländern haben die diesjährige Frankfurter Buchmesse besucht und 2013 Unternehmen aus 80 Ländern präsentierten sich hier.
Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse sagte in seiner Rückschau: „Die 73. Frankfurter Buchmesse markiert nach 18 Monaten einen Neubeginn und hat angesichts der weltweit geltenden Reisebeschränkungen unsere Erwartungen weit übertroffen. Dies zeigt, wie resilient und kreativ unsere Branche ist. (…) Man konnte die Wiedersehensfreude in den Hallen förmlich spüren.“
Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, äußerte sich: „Die Frankfurter Buchmesse war geprägt von Wiedersehensfreude und Aufbruchsstimmung. (…) In aufgewühlten Zeiten standen auch wichtige gesellschaftliche Themen auf der Agenda. Dabei hat sich auch gezeigt, dass es gesellschaftliche Debatten gibt, die wir intensiv weiterführen müssen und werden – so etwa die zur Bekämpfung von Rassismus oder die zum Umgang mit extremen politischen Positionen in unserer Gesellschaft und auf Buchmessen.“

Wie ich oben bereits schrieb, fanden sehr viele Gespräche zu den Themen Anti-Rassismus und Anti-Diskriminierung, Gendern und Meinungsfreiheit statt, das fiel sehr ins Gewicht. Auch das wichtige Thema Nachhaltigkeit war immer wieder erlebbar.
Das große Thema der Buchmesse war „Wir wollen wir Leben“, hierauf wurden viele reichhaltige Antworten geschenkt. Und wie bei allen guten Fragen und Antworten, laden diese auch zu weiteren Fragen und Überlegungen ein.

Was nicht fehlen darf, ist ein Danke an Rosa und Andy für all die vielen leckeren Tees, die ich – und viele andere Menschen – an ihrem Yogi-Tee-Stand in den letzten Tagen trinken durfte:

„Nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse“, diesen Satz hörte ich hier einige male.
Ich blicke auf wunderbare intensive Buchmessen-Tage zurück, auf eine große Vielfalt an Gehörtem, Erlebtem, an berührenden Momenten und natürlich an Büchern.
Damit beende ich meine diesjährigen Berichte von der Frankfurter Buchmesse und sage,
es grüßt euch aus Frankfurt

Eure Marion