Heute berichte ich von meinem vierten und damit letzten Tag auf der Leipziger Buchmesse.
Auch an diesem Tag war zu spüren, dass viele Menschen Bücher lieben.

Die Zahlen sagen, dass 274.000 Besucher*innen vom 27. bis 30. April in den Messehallen und beim Festival „Leipzig liest“ unterwegs waren. 2082 Aussteller und Verlage aus 40 Ländern und mehr als 3200 Mitwirkende aus aller Welt haben bekannte und neue Buchmesseformate gestaltet.
Ich finde, es war während der ganzen Woche zu spüren, wie froh die Menschen waren, dass die Leipziger Buchmesse – nachdem sie dreimal abgesagt wurde –wieder stattgefunden hat. Es war eine fühlbare Buchmesse-Freude.
Immer wieder entdeckte ich Bücher, die ich gerne lesen möchte:


Am österreichischen Stand besuchte ich die Veranstaltung „Zwischen Engagement und Unterhaltung.“ Manuel Ruby wurde von Günter Kaindlstorfer zu seinem Buch „Der will nur spielen“ interviewt. Manuel Rubey hat im Zuge seiner musikalischen Lesereise viele österreichische Orte besucht und nimmt in seinem Buch die Leser*innen mit auf Tour. Er teilt Erinnerungen und regt an, selbst kreativ zu sein. Auch hier erlebte ich ein gutes und inspirierendes Gespräch.
„Ihr Buch ist ein Appell, ein beglücktes Leben zu leben.“, so der Moderator. „Die Umwege, die Langsamkeit, das Spazierengehen, sich am Tag nicht zu viel vornehmen, könnte zumindest ein erster Schritt sein.“, so Manuel Ruby.

Schön war es, unerwartet Menschen zu treffen, die ich kenne. So begegnete ich Birgit Bodden, mit der ich vor einigen Jahren gemeinsam ein Schreibseminar erlebt habe. Sie las später aus ihrem Buch „Schwarze Perle. Die Geschichte einer äußerlichen und innerlichen Reise“:

Danach erlebte ich „Best of Druckfrisch“ mit Denis Scheck. In gewohnt temporeicher Art stellte der Litertaturkritiker viele Bücher vor und gab Leseempfehlungen. So empfahl er beispielsweise „Victory City“ von Salman Rushdie, „Oben Erde, unten Himmel“ von Milena Michiko Flašar oder „Einzeller“ von Gertraud Klemm.
„Wenn Sie eine Liebesgeschichte lesen wollen, bei der kein Auge trocken bleibt und wo sie mindestens ein Päckchen Tempos brauchen, dann empfehle ich Ihnen den Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Wer da nicht weint, hat ein Herz aus Stein. Das ist die Geschichte von zwei, die füreinander bestimmt sind und sich doch verfehlen. Wie das geht, das kann ich Ihnen jetzt nicht erzählen, das müssen Sie selbst lesen in: Wir haben es nicht gut gemacht.“, so Denis Scheck.
Am Ende empfahl er mit diesen Worten das Buch „Peanuts“: „Die Peanuts ist in meinen Augen der wichtigste Comicstrip der Welt. Wenn Charlie Brown, der kleine kahlköpfige Junge mit den abstehenden Ohren, der niemals das Herz des kleinen rothaarigen Mädchens erobern wird, mit seinem Hund, dem Beagle Snoopy, auf der Mole sitzt und Charlie Brown zu Snoopy sagt: ‚Eines Tages werden wir alle sterben‘ und Snoopy erwidert: ‚Ja, aber heute nicht‘, dann ist das kürzeste Trost, den Ihnen Literatur anbieten kann.“

Thomas Böhm erzählte im Gespräch mit Katrin Schuhmacher zu seinem Buch: „Die Wunderkammer des Lesens“. Was Lesen alles ist, zeigt dieses Buch. Es ist eine Liebeserklärung ans Lesen, von der Poesie des Umblätterns, zu Lesebräuchen oder 100 Büchern die David Bowie geprägt haben, bis zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Lesen. Ein schönes Gespräch, das Lust auf dieses Buch machte.
Auch Astrid Lindgren tauchte in dem Gespräch auf: „Die Bücher von Astrid Lindgren, das ist allerallerfeinste Weltliteratur. Wir denken das ist für Kinder, aber das sind Bücher, die sind von einer solchen tiefen Weisheit und einer Menschenliebe geschrieben, das ist absolut fantastisch.“
In einem Kapitel hat Thomas Böhm aus Gedichten Verse zusammengesammelt, die vom Lesen handeln. „Was wäre ein Buch ohne Lyrik?“ so Thomas Böhm.

Auch das ist Buchmesse, mit buchliebenden Menschen miteinander ins Gespräch zu kommen, das geschah immer wieder.
Hier konnten die Besucher*innen ihre Lieblingsbuchhandlung aufschreiben:


Entdeckt ihr eure Lieblingsbuchhandlung? Wenn nicht, schreibt sie gedanklich dazu.
Ein Eindruck vom Messegelände im Innenbereich:

Und ein Eindruck vom Außengelände:

Der sympathische John von Düffel stellte im Gespräch mit Eva Schmidt sein Buch „Das Wenige und das Wesentliche. Ein Stundenbuch“ vor. Das Buch ist eine Einladung, über das nachzudenken, was im Leben wesentlich ist. Es lädt zur Reflexion über Konsum und Zeit ein.
„Es ist eine sehr persönliche gedankliche Auseinandersetzung und jede Person, die das Buch liest, hat die Zwischenräume, sich damit in Wechselwirkung zu begeben.“, so John von Düffel.
„Es geht darum, ein Gespür für seine Bedürfnisse zu entwickeln, was reicht mir und was ist mir genug und herauszufinden, was brauche ich, welche Bedürfnisse sind die meinen. Es ist eine Einladung, über sich selbst nachzudenken.“, sagte John von Düffel.

Auf dem Messegelände hat die Buchhandlung Hugendubel einen großen Stand. Dort und am Stand von DUMONT, in dem Verlag das Buch erschienen ist, war das Buch von John von Düffel am Nachmittag bereits ausverkauft. Doch zum Glück gibt es die heimischen Buchhandlungen.
Die bekannte Dora Heldt wurde zu ihrem Buch „Drei Frauen und ein falsches Leben“ interviewt:

Viele Kameraleute wirkten mit:

Überall gab es Botschaften zu lesen:

Schöne Kostüme:

Ein Blick vom Messegelände auf das Außengelände:

Passend zum Gastland Österreich gab es Kostüme:

Am österreichischen Stand war David Schalko im Gespräch mit Katja Gasser zu seinem Buch „Was bringt der Tag“. In seinem Roman geht der Regisseur und Autor der Frage nach, wer wir sind ohne Arbeit und was uns letztendlich ausmacht.
„Ich glaube, dass wir uns immer mehr in den nächsten Jahren die Frage stellen werden, was wir mit dem Tag machen.“, so David Schalko in dem Gespräch.
Ein weiterer seiner Sätze: „Wir müssen in diesen Zeiten über die Dinge reden, die wir als nicht realisierbar betrachten, weil wir die realisieren müssen. Denn sonst wachen wir in einer Realität auf, die wir sicherlich nicht wollen.“

Mitmachaktionen auf der Buchmesse mit schönen Botschaften:



Am Stand Café Europa fand die Veranstaltung „Geschichten, die wir uns erzählen: Erinnerung, Amnesie und das Trauma des Krieges“. Es wurde der Frage nachgegangen, wie das Erzählen die Gegenwart und die Zukunft bestimmt:

Meine letzte Veranstaltung führte mich zur Lyrik Happy Hour:

Gerne stelle ich euch noch meine Lieblingsmaschine auf der Buchmesse vor. Am kreativen schönen Stand der Buchkinder gab es diese Zeichenmaschine:

In der Maschine saßen Kobolde, wenn jemand die Maschine mit Münzen oder Keksen fütterte, sich davor setzte, wurde man von den Kobolden in der Maschine gezeichnet. Klar, das habe ich gemacht.


Hier das Ergebnis der tollen Zeichenmaschine:

Irgendwann geht jede Buchmesse zu Ende.
Doch nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse:

Dankbar blicke ich auf eine erfüllte Woche zurück. Ich erlebte wunderbare Bücher, tolle Veranstaltungen, großartige Interviews, gute Gespräche, Berührendes, Humorvolles und viel Buchliebe.
Die Buchmesse ist eine Fundgrube an wunderbaren Sätzen, was mich als Sätzesammlerin sehr freut.
Ich bin sehr dankbar, dass wir Menschen einander Geschichten erzählen, sie aufschreiben und dass wir lesende Menschen sind.
Ich erlebte die Buchmesse als einen Ort, der die dringlichen Themen der Zeit anspricht und in kluger Weise Hoffnung gibt. Ich nehme viel Zuversicht, Inspiration und Buchliebe mit.
Es grüßt euch mit vielen Eindrücken der Leipziger Buchmesse, die noch nachwirken,
Marion