Frankfurter Buchmesse – Tag 5


Sonntag und damit der letzte Tag der Frankfurter Buchmesse.
Einige Zahlen zu Beginn: Mit 93.000 Fachbesucher*innen (2021 waren es 36.000 Fachbesucher*innen) und 87.000 Privatbesucher*innen (2021 waren es 37.500 Privatbesucher*innen) war die Frankfurter Buchmesse sehr gut besucht. Über 4.000 Aussteller aus 95 Ländern haben sich hier präsentiert.

Mein erste Veranstaltung an diesem Sonntag führte mich zu Veit Lindau. Er ist Gründer der erfolgreichen Life Coaching Community homodea, eine Community zur Persönlichkeitsentwicklung. Umgeben vom Messetrubel des Buchmessensonntags lud Veit dazu ein, innezuhalten und persönlichen Fragen nachzugehen. „Stille Seele, wildes Herz“ heißt sein aktuelles Buch. Einige seiner Gedanken, die er bei dem Gespräch schenkte: „Erinnre dich daran, was dein Herz will“, „Mild zu sein bedeutet, dass alle deine Fehler Sinn machen“ und „Du hast ein Recht auf Freude“.

Hiernach erlebte ich die Nachhaltigkeitsexpertin Anke Schmidt, die das Buch „Schlauer putzen“ geschrieben hat. Anke Schmidt veröffentlicht Zero Waste-Tipps auf ihrem Instagram-Kanal und ist als Wastelesshero bekannt. An dem Ulmer Stand beantwortete sie Fragen, gab nützliche Tipps und zeigte, wie man ein „Anti-Geruchsspray“ herstellt. In ihrem Buch gibt sie Anregungen und Tricks, wie sich mehr Nachhaltigkeit günstig und leicht in den eigenen Haushalt bringen lässt:

In den Hallen ist immer etwas zu entdecken, wie hier Sebastian Fitzek:

Das Buch „Das Klimabuch“ von Greta Thunberg vor dem offiziellen Erscheinungstermin am 27. Oktober:

Hanna Harms hat mit ihrem Buch „Milch ohne Honig“ einen poetisch gezeichneten Sachcomic zum Thema Bienensterben geschrieben und zeigt damit in zauberhafter Weise die Dringlichkeit von nachhaltigem Umweltschutz:

Sie signierte nicht nur, sie schenkte dazu auch eine schöne Zeichnung:

Danach erlebte ich Alok Vaid-Menon im Gespräch mit Charlotte Milsch über das Geschlechtersystem. Alok Vaid-Menon ist eine nichtbinäre Person aus den USA, die Bücher schreibt und Performance-Kunst macht. „Mehr als binär“, das aktuelle Buch, regt an, über die Kategorien von Mann und Frau hinaus zu denken. Alok Vaid-Menon sprach von den Vorurteilen die gendernonkonforme Menschen täglich erleben. In dem Buch wird Wissen vermittelt, um der zunehmenden Trans-Diskriminierung mit Haltung zu begegnen und es lädt ein, die Geschlechter in allen Farben zu sehen:

Danach erlebte die Buchvorstellung des Lyrik-Bands „Halb Vogel bin ich, halb Baum“ von Umar Abdul Nasser:

Der Dichter und Filmemacher Umar Abdul Nasser kommt aus dem Irak und lebte mehr als zwei Jahre im Versteck vor dem IS, bevor er das Land für Stipendien-Aufenthalte verlassen konnte.
Er las in seiner Heimatsprache Gedichte vor, ich lauschte dem schönen Klang und später der Übersetzung:

Im Pressezentrum sind immer wieder Ruhe und Kaffee zu finden:

Auch an diesem Tag entdecke ich an vielen Plätzen lesende Menschen, wie hier den Buchmessenbesucher Thorsten, draußen in ein Buch vertieft:

In der Agora sah ich eine Performance:

Auf der ARD-Bühne ging es für mich weiter zu Bärbel Schäfers Bücher-Talk mit Diane und Reinhold Messner. Reinhold Messner hat mit seiner Frau Diane gemeinsam das Buch „Sinnbilder“ geschrieben. Darin gehen die beiden der Frage nach einem gelingenden Leben nach. Es geht in dem Buch um die Themen Verzicht, Fragen zur Nachhaltigkeit und Generationsgerechtigkeit.
Die beiden leben als Selbstversorger. „Mir ist der Konsum ein Gräuel“, so Reinhold Messner. „Es muss vorbei sein, dass wir alles konsumieren und wegwerfen“, so sagte er und „Jeder hat eine Verantwortung für die Welt zu tragen“.
Diane Messner sagte: „Wenn ich für mich selbst Verantwortung übernehme, übernehme ich gleichzeitig Verantwortung für die Welt“.
Natürlich wurde auch über das Bergsteigen und das Gehen gesprochen. „Wir Menschen sind Fußgänger, wir können nur in der Geschwindigkeit des Gehens die Welt erkunden“, war von Reinhold Messner zu hören.
„Es ist sehr anstrengend mit ihm wandern zu gehen, das muss ich gestehen“, sagte Diane Messner und ihr Mann habe ein anderes Tempo als sie und würde beim Gehen keine Pausen mögen oder wenn sie stehenbleibe. „Manchmal schimpft er und dann sage ich: Wenn du noch mal schimpfst, dann gehen wir ins Schwimmbad. Weil er kann nicht schwimmen.“, auch solche amüsanten Sätze waren zu hören.

Nach dem Gespräch gab es Selfie-Freude:

Meine letzte Veranstaltung führte mich zur „GastRollen-Übergabe Spanien – Slowenien“. Dies ist immer die Abschussveranstaltung im Ehrengast-Pavillon. Jedes Jahr wird die „Gast-Rolle“, ein speziell entworfenes Kunstobjekt, um ein weiteres literarisches Zitat bereichert und dem nächsten Gastland überreicht. Nun wurde also Spanien als Gastland 2022 verabschiedet und Slowenien als Gastland 2023 begrüßt.
Die Moderatorin Shila Behjat sagte: „Bücher – es geht immer weiter und die dringende Themen dieser Zeit waren hier auf der Buchmesse sehr präsent.“ Sie führte ein Gespräch mit dem spanischen Autor Manuel Rivas (mittig im Bild) und dem slowenischen Autor Drago Jancar (rechts im Bild):

Es ist ein schönes Ritual, die Autoren oder Autorinnen der beiden Gastländer lesen jeweils einen Roman des anderen und reden dann darüber.
Manuel Rivas brachte einen Schlüssel als Symbol mit und Drago Jancar sagte zu diesem Symbol: „Literatur ist immer ein Schlüssel, der die Herzen der Menschen öffnet.“ Manuel Rivas äußerte in dem Gespräch den Satz: „Gott sei Dank haben wir eine Diversität auch in der Kultur.“
In dem Gespräch lag ein Apell zum Dialog und zur Begegnung in der Welt.

Wie Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse in seiner Rede sagte, sei immer ein lachendes und ein weinendes Auge bei dieser Feierlichkeit dabei.
Hier seht ihr, wie Slowenien die Gast-Rolle erhalten hat:

Janez Krevel hörten wir mit seinen Kontrabassklängen:

Die Mitwirkenden des neuen Gastlandes Slownien betraten nochmal mit Juergen Boos die Bühne:

Damit ging der letzte Buchmessentag zu Ende.

Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sagte rückblickend zu dieser Buchmesse: „Die Frankfurter Buchmesse war ein großes Fest der Buchbegeisterung und der Demokratie. In vollen Messegängen und bei lebendigen Debatten spürte man deutlich die Kraft von Büchern, die Freude des Wiedersehens und den Willen zur konstruktiven Auseinandersetzung mit den Themen der Zeit. Drängende Fragen der Gegenwart standen auf der Tagesordnung – von der Situation in der Ukraine und im Iran bis hin zu Themen wie Diversität und dem Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Die Frankfurter Buchmesse gab so wichtige Anstöße angesichts der aktuellen Herausforderungen in Branche, Gesellschaft und Weltpolitik. Damit konnte die Frankfurter Buchmesse ihre Bedeutung als wichtigster Handelsplatz für Bücher sowie als Ort der Vielfalt und des friedlichen Austauschs unterstreichen.“

Ihre Worte kann ich sehr bejahen, denn so erlebte auch ich die Buchmesse.
Mehr als einmal dachte ich bei den vielen Veranstaltungen, Gesprächen, Diskussionen, beim Ansehen der Bücher und bei den Begegnungen, das hier viel Hoffnung wohnt. All die drängenden Themen der Zeit sind da. Es wurde deutlich und spürbar, dass wir die Gestaltenden unserer Zukunft sind.
Ja, es war auch anstrengend und ich habe eine Woche mit zu wenig Schlaf verbracht und manchmal tat mir der Arm vom Eintippen weh und ja, es war eine wunderbare Woche, es gab viele Impulse, Geschenke für die Augen, Ohren und für das Herz und mehr als einmal dachte ich, die Frankfurter Buchmesse macht diese Welt zu einem besseren Ort.
Dankbar nehme ich einen großen Koffer gefüllt mit Inspiration mit. Lasst uns weiter Geschichten erzählen, einander zuhören und voneinander lernen. Lasst uns weiter Geschichten und Bücher feiern und die Welt gestalten.

So grüßt euch aus Frankfurt mit viel Wörterliebe,
eure Marion

Frankfurter Buchmesse – Tag 4

Auf dem Weg zu Buchmesse entdeckte ich Walter (Kennt ihr die Walter-Wimmelbücher? Ich finde sie klasse!).
Wo ist Walter?


Hier:

Mit vielen anderen Buchliebhaber*innen freute ich mich auf diesen Buchmessentag:

Ein Gang durch die Hallen mit Stopps an Ständen, wie hier am Stand der Vereinten Nationen:

Meine erste Veranstaltung führte mich zu „Querdenker: Einfach mal die Klappe halten!“. Julia Brinkmann war im Gespräch mit Tillmann Betsch, der Professor an der Universität Erfurt ist. In seinem Buch „Science matters! Wissenschaftlich statt querdenken“ entlarvt Tillmann Betch die Fehler des Querdenkens und die Taktiken der Faktenleugner:

Danach ging es zum Katapult Verlag, wo die Veranstaltung „100 Karten über die Ukraine und den Krieg“ stattfand. Das Buch mit dem gleichnamigen Titel betrachtet die Ukraine unter dem Thema des Krieges und ebenso abseits des Krieges. Sehr interessante Fakten wurden gezeigt und auch wir Zuhörer*innen wurden einbezogen. Eine gute Veranstaltung von einem tollen Verlag:

Es war spürbar, dass Wochenende ist und die Buchmesse gut besucht ist. Walter entdeckte ich nicht mehr:

Halt machte ich bei Amnesty International die mit ihrem Amnesty Mobil im Innenhof standen. Hier hörte ich einen Teil der Veranstaltung „Schwerpunktland- Russland/Ukraine“. Der russischstämmige Dimitry (rechts im Bild) ist seit über 10 Jahren aktiv, um Deutschland gegen den Einfluss des russischen Regimes zu verteidigen. Er las aus dem letzten Brief von Alexej Nawalny. Zusammen mit Witalij (links im Bild), der vor über 30 Jahren als politischer Flüchtig nach Deutschland kam, sprachen sie über die Probleme mit denen die Zivilbevölkerung in beiden Ländern wegen des Krieges zu tun haben. Vedrin Sahovic (Mitte) von Amnesty International Frankfurt moderierte das Gespräch:

Auf der ARD-Bühne erlebte ich Tupoka Ogette im Gespräch mit Hadija Haruna-Oelker:

Tupoke Ogetta ist Anti-Rassismus-Expertin, Podcasterin und Autorin. Sie sprach zu ihrem aktuellen Sachbuch „Und jetzt du. Rassismuskritisch leben“.
Tupoka Ogette machte deutlich, dass Rassismus nicht nur in der rechten Ecke zu finden sei, sondern auch bei vielen Menschen die Rassismus ablehnen. Die meisten Menschen seien unbeabsichtigt rassistisch. Sie plädiert für eine Kultur, in der wir offen damit umgehen. „Ich würde mich freuen, wenn wir eine Freude daran entwickeln, diese Welt gemeinsam ein Stück besser zu machen“, so einer ihrer guten Sätze. In ihrem Buch gibt sie gute Denkansätze. Wie ihr seht, ist sie bekannt und ihre Veranstaltung war gut besucht:

Nun hörte ich Eckart Nickel zu seinem Buch „Spitzweg“, das auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand. (Eine kleine Anmerkung: Ich finde, ein Buch zu schreiben ist toll. Es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises zu schaffen ist klasse. Es dann auf die Shortlist zu schaffen ist immens. Es gibt demnach viele Gewinnerinnen und Gewinner.)
„Ich habe mir nie viel aus Kunst gemacht“, ist der erste Satz dieses Buches. So offenbart sich der Erzähler im Buch zu Beginn als Kunstbanause und berichtet davon, wie sein Freund Carl ihn mit seiner Begeisterung für den Maler Spitzweg schließlich vom Gegenteil überzeugt.
Eckart Nickel sagte während des Gesprächs: „Wenn ich mir eine Mission auf die Fahne schreiben würde, dann ist es die: Schaut Spitzweg an.“ Die Moderatorin Sandra Kegel meinte daraufhin, jetzt würden wir alle das Buch lesen und danach ins Museum gehen.
Ich finde das übrigens ein schöne Aufforderung. Auf dem Buchcover seht ihr ein Bild von Spitzweg:

Entspannte Mittagspause und wen entdeckte ich?
Walter! Findet ihr ihn?

Lange Signierschlangen gab es auch an diesem Tag. Ist es nicht schön, die Wartezeit lesend zu verbringen? Auch zu zweit in einem Buch zu lesen ist toll:

Ebenso toll, mitten auf dem Innenhof sitzt eine Buchliebhaberin, ganz versunken in ihr Buch:

(Danke für eure Zustimmung, dass ich die Fotos hier teilen darf.)

Auf der Buchmesse werden unendlich viele Geschichten erzählt. Passend, dass auf dem Innenhof ein Geschichtenerzähler anzutreffen war:

Ich bin für mehr Geschichten und weniger Güterkonsum:

Auf der ARD-Bühne war Bärbel Schäfer im Gespräch mit Judith Holofernes zu deren aktuellem Buch „Die Träume anderer Leute“. In diesem autobiografischen Roman beschreibt die ehemalige Leadsängerin der Band „Wir sind Helden“ über die Dynamik in der Musikbranche, ihre Zeit nach den Helden, ihr Soloprojekt, sie schreibt über Krisen und Träume. Judith Holofernes erzählt davon, wie sie sich aus den kommerziellen Zwängen des Musikbetriebs befreite und zu der Künstlerin wurde, die sie schon lange sein wollte und damit ihr Leben zurückbekam.

Jetzt erlebte ich Biyon Kattilathu (links im Bild) im Gespräch mit einem Verlagsmitarbeiter zu seinem Buch „Komm mit auf einen Spaziergang zu dir selbst. Eine magische Reise zu mehr Achtsamkeit, Selbstliebe und Glück“.
Hier zeigten sie den Ansatz vom „tun haben sein“ hin zum „sein tun und haben“:

„Was vom Herzen kommt, geht auch ins Herz“, so Biyon Kattilathu. Weitere Sätze von ihm, die ich gerne hier teile: „Mal gewinnst du, mal lernst du“, „Denn das ist so wichtig sich auszuruhen“ und „Große Menschen reden über Träume und Visionen, normale Menschen reden über Sachen und kleine Menschen reden über andere Menschen.“
Spontan sangen die beiden auch und es wurden Fragen aus dem Publikum ausführlich beantwortet.

Eine Litfaßsäule zeigte Plakate, die von Besucher*innen gestaltet wurden. Diese Mitmachaktionen sind immer wieder auf der Buchmesse anzutreffen:

Überall sind prominente Menschen anzutreffen, wie hier Ulrich Wickert zu seinem Buch „Die Schatten von Paris“:

Schön ist es auch, Bücher zu entdecken, bei denen Menschen mitgewirkt haben die ich kenne, wie hier bei dem Buch „Die Spinner:innen“ (An dieser Stelle einen besonderen Gruß an dich, liebe Nanni):

Zum Abschluss des heutigen Tages ging es nochmal in den Spanien-Pavillon. Ich nahm auf dem Stuhl „Die Dichterin“ Platz und lauschte den Gedichten in spanischer Sprache:

Ich finde lesende Menschen wunderbar. Wie hier Gerlinde, die in ein Buch vertieft, mein Fotografinnenauge ansprach:

Wir kamen ins Gespräch und Gerlinde sagte, Lesen beschwinge und dass sie sich über die Übersetzungen freue. Wie schön, passen ihre Worte doch genau zu dem Motto der Buchmesse: „Translate. Transfer. Transform“.

Fasziniert lauschte ich der spanischen Performance „Ttukunak“. Wunderbar, ausdrucksstark und deutlich, dass auch Musik Geschichten und Gefühle erzählt:

Auch diesen Satz hob ich auf, den ich am Abend von einem Besucher hörte: „Ich habe so viel zu lesen, herrlich!“

Wieder fühle ich mich reich beschenkt und grüße euch herzlich aus Frankfurt,
Marion

Frankfurter Buchmesse – 3 Tag

Mein erster Weg führte mich heute durch die Hallen. Heute ist die Buchmesse für das Publikum geöffnet und bereits am Morgen waren die Hallen gut gefüllt. Gleichzeitig ist ausreichend Platz in den breit angelegten Gängen:

Buchliebhaber*innen jeden Alters sind vorhanden:

Ich erlebte Stefanie Stahl, die von Bärbel Schäfer zu ihrem neuen Buch „Wer wir sind. Wie wir wahrnehmen, fühlen und lieben – Alles, was Sie über Psychologie wissen sollten“ interviewt wurde. Viele kennen Stefanie Stahl sicherlich von ihrem bekannten Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden.“ In ihrem aktuellen Buch geht es ihr darum, dass wir Menschen zu unserem authentischen Selbst finden. „Die frohe Botschaft ist, es ist gar nicht so schwierig,“ so Stefanie Stahl und „wenn wir das gefunden haben, dann können wir uns gut auf alles Leben da draußen konzentrieren“.

Richard David Precht und Harald Welzer diskutierten mit dem Medienjournalisten Stefan Niggemeier und dem Moderator Daniel Bohns zu ihrem aktuellen Buch „Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist“. Ein Buch, das in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird. Precht und Welzer beschreiben ihr Buch als eine Aufforderung zum Diskurs. Eine sehr spannende lebendige Diskussion fand hier auf der Bühne statt mit unterschiedlichen Meinungen. Auch das Publikum wurde einbezogen und stellte abschließend Fragen. Auch das ist Buchmesse: Diskussionen und Auseinandersetzung und wo kämen wir hin, wenn wir keine Diskussionen hätten.

Ist das nicht bezaubernd? Mit Büchern träumen, ein schönes Bild an einem Stand:

Halt machte ich auch bei dem Stand „Buchkinder Leipzig e.V.“ , eine Buch- und Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche. Bei Buchkinder entwickeln Jungen und Mädchen ihre Geschichten zu eigenen Büchern. Die Kinder schreiben ihre Ideen auf, illustrieren, setzen und drucken sie und finden sie später gebunden zwischen Buchdeckeln vorliegen. Wunderbar!

Jetzt erlebte ich Elke Heidenreich im Gespräch mit Bärbel Schäfer. In ihrem Buch „Ihr glücklichen Augen: Kurze Geschichten zu weiten Reisen“ schreibt Elke Heidenreich darüber, wie sie ganz ohne Reiseführer gereist ist, in die Nähe und Ferne und sich dabei von ihrer Neugierde leiten ließ.
„Herz aufmachen und gucken“ , so sagte sie, sei ihre Art zu reisen. „Man muss darauf vertrauen, dass die Menschen im Kern gut sind“ und sie spüre beim Reisen „eine Verbundenheit mit allen.“ Ein schönes und humorvolles Gespräch und ein Buch, das meine Leselust weckt:

Nun erlebte ich Serhij Zhadan, der Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird. Cecile Schortmann war im Gespräch mit ihm und die Übersetzerin übertrug ihn ins Deutsche.
Serhij Zhadan ist ukrainischer Schriftsteller und Musiker und lebt in Charkiw, 40 km von der russischen Grenze entfernt. Seit 2014 schreibt er Posts über die Situation im Donbas. Diese Posts in den sozialen Netzwerken sprechen den Ukrainern Mut zu. In dem Buch „Himmel über Charkiw. Nachrichten vom Überleben im Krieg“ sind diese Posts chronologisch aufgezeigt.

„Der Himmel ist der Ort der Hoffnung und gleichzeitig auch ein Ort, von dem eine große Bedrohung ausgeht.“, so Zhadan. Er selbst habe sich entschieden nicht zur Waffe zu greifen und sei anders wirksam. Er ist ehrenamtlich tätig und hilft Bedürftigen vor Ort, so evakuiert er Kinder und alte Leute aus den Vororten, verteilt Lebensmittel, koordiniert Lieferungen und gibt Konzerte. Es wurde ein kurzer Film über sein Wirken in Charkiw gezeigt. Auch las er eines seiner Gedichte vor. „Gedichte und Literatur haben Kraft, auch im Krieg“, so Zedhan.
Er ist für Konzerte und für Veranstaltungen wie der Buchmesse unterwegs, nächste Woche geht er wieder zurück in die Ukraine, weil er dort seinen Platz sieht und weiter vor Ort wirksam sein möchte.
Seine Worte zu hören, empfand ich als sehr berührend. Auch das ist Buchmesse, zu Tränen gerührt sein. Lange gab es Standing Ovation nach diesem Gespräch:

In der Reihe „SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft“ waren nun die Klimaaktivistin Luisa Neubauer und die Biologin und Schriftstellerin Jasmin Schreiber (deren Bücher ich sehr mag) im Gespräch mit Jagoda Marinic:

Luisa Neubauer hat mit ihrer Großmutter gemeinsam das Buch „Gegen die Ohnmacht“ geschrieben. Jasmin Schreibers aktuelles Buch trägt den Titel „Biodiversität“.
„Ich versuche Menschen zu zeigen, dass die Natur keine Kulisse sondern eine Protagonistin ist“, so Jasmin Schreiber und nannte das Beispiel, wenn wir einen Post auf Instagram mit einem tollen Baum im Hintergrund machen, sollten wir diesen Baum nicht als Kulisse sondern als Lebewesen erleben. Ihr Buch ist „George“ gewidmet, einer Schnecke, die die letzte ihrer Art war, seit 2019 ist diese Schneckenart (deren komplizierter Name ich mir nicht merken konnte) ausgestorben. „Endling“ werden die letzten Tiere ihrer Art genannt.
Luisas Großmutter war nicht mit auf der Buchmesse, doch sie sei im Buch zu lesen und zu spüren, so die Moderatorin. Ein Foto von der Großmutter wurde eingeblendet:

Tolle Antworten gaben sowohl Luisa Neubauer als auch Jasmin Schreiber und beide leisten viel für die Gesellschaft, wie ich finde. Luisa Neubauer, die selbst politisch tätig ist, machte deutlich, dass es nicht ohne Widerstand gehe, da die Politik an vielen Stellen versage. Zu Fridays for Future sagte sie: „Uns müsste es eigentlich gar nicht geben.“ Und sie schenkte den guten Satz. „Hoffnung kommt von Handeln.“
Hier seht ihr Luisa Neubauer und Jasmin Schreiber mit ihren spontan getauschten Büchern:

Und Selfie-Freude:

In dem Innenhof befindet sich die Signierbox und hier seht ihr Elke Heidenreich darin:

Ein schöner Mitmachstand im Innenhof, bei dem die Besucher* innen Taschen gestalten können:

Für alle Altersstufen sind „Stars und Sternchen“ dabei, hier Cali Kessy, ein Foto für meine liebe Nichte, die sie mag:

Danach war ich bei dem ARTE Talk – „Sex und Macht“. Die Moderatorin Shila Behjat war im Gespräch mit Carel van Schaik („Die Wahrheit über Eva. Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern“) und Mithu Sanyal (der ich sehr gerne zuhöre und sympathisch finde ich zudem, dass sie ihre Schuhe abstreifte):

Eine sehr interessante und gute Diskussion mit einem hoffnungsvollen Blick fand hier statt. Diese Diskussion gehört zur ARTE-Serie „Naked: Männer, Frauen und noch viel mehr“, es ist eine Serie die sechs Folgen zu den Themen Sexualität und Geschlechterrollen in Vergangenheit Gegenwart und Zukunft umfasst, die ab dem 2. November auf Arte zu sehen ist. Gewiss sehr sehenswert. Ein gezeigter Trailer hierzu sprach mich sehr an.

Diese lange Warteschlange galt Vanessa Mai und ihrem Buch, das sie signierte:

Hier hier seht ihr Stephanie Schneider, die den deutschen Kinderbuchpreis 2022 für ihr Buch „Grimm und Möhrchen – ein Zesel zieht ein“ erhalten hat und mit der ich ein kurzes „Flurgespräch“ führen konnte:

Und überall viele ästhetisch schöne Bücher:

Im Frankfurt Pavilion erlebte ich ein Teil der ukrainischen Performance „Fokstroty“ mit Serhij Zhadan (dem Friedenspreisträger), Yuriy Gurzky und Lyula Yakomchuch.

Musik und Tanz, ja das ist immer wichtig, auch wenn das Thema Krieg vorhanden ist. Mir taten diese Klänge sehr gut.

Hier seht ihr den Erbauer des Frankfurt Pavilions. Ich kam mit ihm ins Gespräch. Für ihn ist es wunderbar zu sehen wie dieser Raum gefüllt wird, besonders heute Abend zu diesem Anlass, wie er sagte:

Abends besuchten wir die ARD-Radiokukturnacht der Bücher, von der ich euch Morgen in Teil 2 berichte.
Ein Tag auf der Buchmesse Frankfurt, mit vielen guten Büchern, tollen Diskussionen, vielen Anregungen und ich fühle mich sehr reich beschenkt.

Bücherliebende Grüße aus Frankfurt,
eure Marion

Frankfurter Buchmesse – 2. Tag

Ein weiterer Tag auf der Frankfurter Buchmesse.
Meine erste Veranstaltung führte mich zur „Pressekonferenz Ehrengast 2023 Slowenien“. Slowenien, das im nächsten Jahr das Gastland der Buchmesse sein wird, hat das Motto „Waben der Worte“ gewählt. Worte der Literaten und Dichtenden, die in die Welt hinausfliegen werden. Wir hörten Reden von Juergen Boos, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse, von der slowenischen Kulturministerin Asta Vrečko und dem slowenischen Kurator Miha Kovač. In der anschließenden Gesprächsrunde wurden die Autorinnen und Autoren Peter Svetina, Nataša Kramberger, Erwin Koester und Ana Marwan von Katja Gasser interviewt. Slowenien ist ein kleines Land, das gemessen an der Einwohnerzahl eine große kulturelle Vielfalt aufweist und ich freue mich auf dieses Gastland im nächsten Jahr.

Nun freute ich mich auf Maja Göpel, die auf dem Blauen Sofa zu ihrem Buch „Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von Morgen“ interviewt wurde. Sie machte deutlich, wie wichtig es ist, systemisch zu denken. Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse verdeutlicht sie in ihrem Buch, wie wir komplexe Entwicklungen verstehen und dieses Wissen für eine bessere Welt nutzen können. Strukturwandel betrachtet sie als eine Chance. Es sei Zeit, dass wir uns als Einzelne und auch als Gesellschaft erlauben, neu zu denken, zu träumen und die Frage zu stellen, wer wir sein wollen. „Je nachdem welche Entscheidung wir treffen, können unterschiedliche Zukünfte entstehen.“, so Maja Göpel. Ein Buch, das Mut auf den notwendigen Transformationsprozess macht und betont, dass wir aktive Gestalterinnen und Gestalter sein können.

Auf der ARD-Bühne erlebte ich Denis Scheck, der gewohnt temporeich und humorvoll einige Bücher vorstellte. So empfahl er etwa „Über die See“ von Mariette Navarro, für alle Krimifans „Alibi für einen König“ von Josephine Tey“, weiterhin die Romanbiografie „Mildred: Die Geschichte der Mildred Harnack und ihres leidenschaftlichen Widerstands gegen Hitler“, das Sachbuch des Jahres „Die Hohenzollern und die Nazis: Geschichte einer Kollaboration“ von Stephan Malinowski und das Buch „Die Heldin reist“ von Doris Dörrie, das nun auch auf meiner Wunschliste steht.

Hiernach ging ich zum Congress Center auf der Frankfurter Buchmesse. Es war angekündigt, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi per Videobotschaft zur Buchbranche sprechen werde. Er wurde auf gemeinsame Einladung der Frankfurter Buchmesse und des Europäischen Verlegerverbandes hierzu eingeladen. Im Rahmen der Veranstaltung sprachen Peter Kraus vom Cleff (Präsident der FEP und Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels), Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse), Oleksandr Afonin (Präsident Ukrainian Publishers and Booksellers Association) und Jesús Badenes del Río (CEO, Grupo Planeta).

Peter Krauss von Cleff erzählte in seiner Begrüßungsrede, dass das Gespräch mit Selenskyi gestern Abend aufgezeichnet wurde. Er und vermutlich alle im Saal waren sichtlich berührt, auch in Anbetracht der aktuellen Energieversorgungsprobleme in der Ukraine.

In seiner Videobotschaft rief Selenskyi dazu auf, Wissen weiterzugeben „Knowledge to the people, that is the answer“, also das Wissen sei die Antwort. Die Rede ist in voller Länge auf dem YouTube-Kanal der Frankfurter Buchmesse zu hören.

Nach seiner Rede standen die Menschen spürbar berührt auf und applaudierten:

Ukraine ist ein Thema, auf das hier auf der Buchmesse ein großer Fokus gelegt wird.
Nach dieser Veranstaltung ging ich zum ukrainischen Stand. Hier finden viele Diskussionsrunden statt:

Neben dem Thema Krieg sind auch poetische und literarische Bücher zu finden und dass auch das nicht untergeht, finde ich bedeutsam.

Bilder von ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern sind zu sehen, die sich mit dem Thema Krieg beschäftigten und ebenso mit der ukrainischen Kultur:

Auch diese Bilder berührten mich.

Andere Stände zeigen auch Solidarität mit der Ukraine:

In dieser Halle ist auch der Gutenberg Stand zu finden, bei dem Besucher*innen kreativ sein können und der alljährlich zur Buchmesse dazugehört:

Hier seht ihr Joni Majer und Birte Speuer, die zu ihrem Buch „worklove. Ein Fragebuch. Von der Liebe zur Arbeit – und der Arbeit an der Liebe“, erzählten. Es ist im schönen Verlag Hermann Schmidt verlegt, von dem ich gestern schon schrieb. Sie erzählten, wie ihr Buch entstanden ist, ein Prozess der vier Jahre gedauert habe. Bist du neugierig? Wovon willst du dich befreien? Wo wirst du nicht beurteilt?, sind einige der unzähligen Fragen in diesem Buch.
Wenn ich – die ich Fragen sehr mag – das Buch nicht schon hätte, hätte ich es mir nun gekauft.

Zur Preisverleihung „Das Lieblingsbuch der Unabhängigen 2022“ gehe ich jedes Jahr sehr gerne. Schon viele wunderbare Bücher habe ich hierüber kennenlernen können. Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen in Deutschland ihr Lieblingsbuch der Unabhängigen. Dafür nominieren die Buchhändler*innen ihren Lieblingsroman aus dem laufenden Jahr und stimmen dann ab, welcher ihr Lieblingstitel ist. Wibke Ladwig moderierte die Veranstaltung:

Hier seht ihr die nominierten Bücher, die alle vorgestellt wurden und … ihr ahnt es… auch diese Bücher stehen nun auf meiner Wunschliste:

Mit Spannung wurde nun bekannt gegeben wer das Lieblingsbuch der Unabhängigen ist.
Gewonnen hat Bonnie Garmus mit ihrem Buch „Eine Frage der Chemie“. Ein Buch, das nach Erfahrung der Buchhändler*innen viele Leser*innen lieben und das sogar weltweit.
Felicitas von Lovenberg vom Piper Verlag nahm den Preis entgegen:

Bonnie Garmus selbst konnte nicht anwesend sein, doch ihr seht sie hier:

Wie gut, dass wir Übersetzerinnen und Übersetzer haben, sonst hätte dieses sicherlich wunderbare Buch nicht zu uns nach Deutschland gefunden. „Eine Frage der Chemie ist ein Buch des Buchhandels und ein Erfolg des Buchhandels, nicht von Amazon.“, sagte Felicitas von Lovenberg und sie sagte, das mache Mut. Dem stimmt ich zu, denn ihr wisst ja, kauft nicht beim sogenannten „Riesen“, sondern beim Buchhandel vor Ort.
Die Verlegerin betonte zudem, wie großartig alle nominierten Bücher seien.
Ist es nicht wunderbar, dass die im Jahr 1957 geborene Bonnie Garmus mit diesem Buch ihr Erstlingswerk geschrieben hat? Auch das macht Mut, es ist nie zu spät zu schreiben. Wer von euch also schreiben möchte, schreibt, egal wie jung oder wie alt ihr seid.
Übersetzt haben den Roman Klaus Timmermann und Ulrike Wasel, die im Übrigen auch das wundervolle Buch von Delia Owens „Der Gesang der Flusskrebse“ übersetzten.
Und noch ein Abschlussbild dieser schönen Veranstaltung:

Ich ging Stände entlang, entdeckte ansprechende Titel:

Und ich setzte mich ins schon vertraue Pressezentrum, um zu schreiben und ging schließlich wieder hinunter zur ARD Bühne. Hier erlebte ich Bärbel Schäfer – die ich alljährlich hier als tolle Moderatorin erlebe – im Bücher-Talk mit Luzia Braun, zu deren Buch „Sich sehen“:

In diesem Buch haben Luzia Braun und Ursula März mit neunzehn verschiedenen Menschen über eigene und fremde Gesichter gesprochen. Neunzehn Geschichten von Prominenten und nicht prominenten Personen und ganz unterschiedlichen Blickwinkeln über das Gesicht. Ein Boxer, Modemacher, Dermatologin, Zwilling, Transgender, Philosoph, Bestatter, Schriftstellerin oder jemand, dessen Gesicht sich radikal veränderte, sie alle wurden befragt und teilen mit großer Offenheit ihre Sichtweisen zu dem Gesicht als Spiegel der Seele in diesem Buch. Ich finde, das klingt sehr interessant und spannend. Ja, ihr ahnt es, meine Wunschliste wird länger und länger…

Eine Nachricht auf meinem Handy ließ mich eine Pause machen und ein Wiedersehen mit einem lieben Menschen aus der Heimat erleben. (Solltest du hier lesen, liebe C., schön, dass wir uns getroffen haben.)

Im Spanischen Pavillon erlebte ich die „Umarmung“ (ihr erinnert euch? So heißt die Sitzgelegenheit), anders als bei der Eröffnung Dienstag nun gut „besessen“:

Hier hörte ich den Abschluss der Veranstaltung „Musik und Literatur“, wunderbarer Gesang und Klänge, zum Eintauchen schön:

Am Abend fand die Veranstaltung „Bookfest extra: Donna Leon“ statt. Shelly Kupferberg im Gespräch mit Donna Leon:

Donna Leon selbst las aus ihrem aktuellen Buch „Mein Leben in Geschichten“ in Englisch und mit sehr belebter stimmungsreichen Stimme vor. Wolfram Koch las ihre Geschichten in Deutsch vor:

Fragen wie: Wo hat Donna Leon ihren Namen her? Womit hat sie ihr Geld verdient, bevor sie aus Wörtern Geschichten machte? Wie lebt es ich mit einer kriminellen Energie? wurden von Donna Leon beantwortet. Es wurde deutlich, dass Donna Leon eine Frau ist, die viel erlebt hat, in Amerika, dem Iran, in Saudi-Arabien, Italien wie in der Schweiz. Eine Jugend auf der Farm, eine Pyiamaparty im Iran, Geldnot und Wundern in den Bergen, ein reichhaltiges Leben wohnt in ihr. Und definitiv auch viel Humor, das zeigte sie bei diesem BOOKFEST.

So ging ein weiterer Buchmessentag für mich zu Ende mit Vielfalt, Inspiration, guten Begegnungen, hilfsbereiten Menschen (Wo finden wir zum Saal Illusion?), berührenden Momenten und ebenso mit Humor. Bunt wie das Leben selbst.
Es grüßt euch aus Frankfurt,
Marion

PS. Wenn ihr wissen wollt, von wo aus ich diesen Bericht gerade schreibe. Von der Lobby des Hotels Maritim aus, das sich direkt neben dem Messegelände befindet. Nein, hier bin ich nicht untergebracht, hier warte ich auf meinen Mann, der im Zug sitzt und gleich hier am Messegelände ankommen wird.

Frankfurter Buchmesse 2022 – 1. Tag

Nach der gestrigen Eröffnung war heute der 1. Tag der Frankfurter Buchmesse, der für das Fachpublikum geöffnet ist. Ab Freitag ist die Buchmesse für Privatbesucher*innen geöffnet.
Bereits heute war die Buchmesse gut besucht, es war deutlich voller als im vergangenen Jahr, was die Buchbranche freuen wird.
Insgesamt werden 4000 Aussteller aus 95 Ländern hier erwartet. Die Frankfurter Buchmesse ist spürbar zurück mit all ihrer Buchliebe und Buchbegeisterung.
Meine erster Weg führte mich zur ARD Bühne zu der Veranstaltung „Klima Panel“. Hier wurde der Frage nachgegangen „Der Klimawandel ist überall spürbar. Wie wird er in der Literatur verarbeitet?“
Günther Wessel (Sachbuch „Klimakrise“), die Psychologin und bei Scientist for Future tätige Katharina van Bronswijk (Sachbuch „Klima im Kopf. Angst, Wut, Hoffnung: Was die ökologische Krise mit uns macht“) und Leona Stahlmann (Roman „Diese ganzen belanglosen Wunder“) wurden von Katharina Borchardt hierzu interviewt.

„Dass unser Leben sich ändern muss, das wissen wir alle, wir müssen uns überlegen, wollen wir Teil des Problems oder Teil der Lösung sein.“, so Günther Wessel. „Wenn wir es schaffen, die Wut konstruktiv in Handlungen umzusetzen, so ist das ein guter Weg“,“ äußerte Katharina van Bronswijk.
Trotz der schwierigen Thematik sind die beiden Sachbücher leicht zu lesen und kommen ohne erhobenen Zeigefinger aus. Leona Stahlmann las aus ihrem Roman vor und wir lauschten der schönen fließenden Sprache. Alle drei Bücher stehen nun auf meiner Wunschliste.
„Das entdecken von Schönheit kann dazu führen, dass wir diese Welt erhalten“, so Leona Stahlmann in einem der vielen aufhebenswerten Sätze.
„Ich wünsche viel Angst aber vor allem auch viel Mut und Hoffnung und gute Lektüre.“, so die Moderatorin Katharina Borchardt zum Abschluss dieser guten Gesprächsrunde.

Als ich den Innenhof, die Agora betraf, entdeckte ich König Felipe IV und Königin Letizia und unbeabsichtigt war ich mittendrin und ging in den royalen Spuren:

Winken zum Abschied:

Und begleitet von einer Polizeikolonne fuhr das Königspaar davon:

Die Grünen Politikerin und Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth und die Moderatorin Bärbel Schäfer seht ihr hier, leider ist das Foto etwas verschwommen, doch die beiden netten Frauen strahlen so von innen, da macht das nichts, wie ich finde:

Gute Botschaften zu unseren Füßen:

Kunsttafeln gibt es diesmal viele auf dem Innenhof, der Agora:

Auch weitere Kunst ließ mich innehalten:

Ein Blick von oben auf die Agora:

Danach war ich bei der Diskussionsrunde „Iran – wo lang? Der Aufstand gegen das Mullah-Regime und was der Rest der Welt tun kann“ von der PEN Berlin in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse. Doris Akrap (links) im Gespräch mit Deniz Yücel, Behzad Karim Khani, Omid Nouripour, Cinur Ghaderi und Natalie Amiri:

Der Tod der iranischen 22-jährigen Masha Amini vor wenigen Wochen hat diese Veranstaltung ins Leben gerufen. Auch in vielen anderen Veranstaltungen taucht das Thema Iran und die Proteste auf. Es wurde deutlich, dass die Themen Iran, Ukraine, Russland, Energiekrise nicht separat zu betrachten sind. Eine sehr interessante und wichtige Diskussionsrunde, wie ich finde. In diesem Frankfurt Pavilion wurde im wahrsten Sinne des Wortes auch Flagge gezeigt:

Weiter ging es für mich durch die Hallen. Hier seht ihr Jan Faktor, der zu seinem Buch „Trottel“ interviewt wurde, das auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 stand. Es handelt sich um einen autobiografischen Schelmenroman oder wie der Autor selbst bei dem Interview so amüsant sagte: „Im Trottel-Roman ist viel mehr erlaubt, das kann ich nur empfehlen, eine neue Gattung.“ Jan Faktor behandelt in seinem Buch auch ein ernstes Thema, denn sein Sohn, der psychisch krank war, nahm sich vor zehn Jahren das Leben. Trotz dieses Themas ist das Buch reich an Humor. Der Moderator schloss das Interview mit den Worten: „Dieses Buch ist ein Abenteuer, lesen Sie es, Sie werden reich belohnt.“

Bei dem Gang durch die Hallen entdeckte ich bekannte Verlage und Lieblingsbücher:

Und ein weiterer meiner Lieblingsverlage, der Hermann Schmidt Verlag, der wunderbare Bücher verlegt, die wie eine Schatzkiste sind:

Lieblingssänger – zumindest in Buchform – entdeckte ich hier auch:

Und neue Bücher und für mich neue Verlage. Das Buch „Alltags for Future“ gibt Anregungen für einen ökologischen Tagesablauf von morgens bis zum Abend:

Wichtig und schön, dass große wie kleine Verlage hier Raum haben.

Ein Wiedersehen mit Kasia Lewandowska, jedes Jahr besuche ich ihren Stand und wir freuen uns, uns wiederzusehen. Auch dieses Jahr zeigt sie in ihren Kunstwerken und -büchern wieder viel Hoffnung, Wärme und Licht:

Hiernach besuchte ich die Veranstaltung der Reihe „SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft“ „Wir – für Alt und Jung!“, bei der Livia Gerster zu ihrem Buch „Die Neuen“ und Ananda Klar zu ihrem Buch „Nehmt uns endlich ernst!“ von Jagoda Marinic interviewt wurden. In dem Gespräch ging es darum, dass sich junge Menschen in der Politik oft nicht gehört fühlen und die Frage, ob sich das mit dem Generationswechsel im Bundestag ändere.
Ananda Klar kritisierte in dem Gespräch, die politisch kürzlich getroffene Entscheidung, dass das Dorf Lützerath wegen der Braunkohle abgebaggert werden soll. Lützerath ist nur wenige km von meinem Heimatort entfernt und die Wachsamkeit für diese Thematik ist nicht nur in meiner Heimat, sondern auch hier in Frankfurt spürbar.

Mit einer Frau neben mir kam ich ins Gespräch und auch das ist typisch für die Frankfurter Buchmesse, Austausch und Begegnungen.

Schön sind die vielen spanischen Worte, die hier immer wieder auf den Gängen oder an Ständen auftauchen. Da Spanien das Gastland ist, wie ich gestern berichtete, sind hier viele Spanierinnen und Spanier anzutreffen. Auch viele andere Nationalitäten sind vertreten und dieses bunte Miteinander ist eine weitere der schönen Seiten der Frankfurter Buchmesse. Wie gut passt da auch das Thema der Buchmesse „Übersetzungen“ bzw. „Translate, Transfer, Transform“. Sicherlich geht es euch wie mir, wir erweitern unseren Horizont auch über Literatur, die übersetzt wurde und indem wir so von anderen Menschen erfahren und voneinander lernen.

Eine Neuheit bzw. eine der Neuheiten der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist das Awareness-Team, eine Unterstützungsstelle für Diskriminierungsfälle:

Hier seht ihr Daniela Dröscher, die zu ihrem Buch „Lügen über meine Mutter“ von Cecile Schortmann interviewt wurde. Auch dieses Buch stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022. Ein Buch, das autobiografische Züge trägt. Die Protagonistin des Buches, Ella, hat eine Mutter, die der Vater viel zu dick findet und der sie massiv unter Druck setzt, abzunehmen. Daniela Dröscher sagte, sie schreibe nie aus Wut oder Anklage, sondern um zu verstehen. Sie las aus dem sicherlich lesenswerten Buch mit ihrer angenehmen Vorlesestimme:

Viele gute Bücher werden hier vorgestellt und ich bin mir bewusst, dass ich euch viele wunderbare Bücher gar nicht vorstellen kann und ich nicht alle Buchpräsentationen besuchen kann. Wie jedes Jahr, schenkt mein Bericht eine kleine Auswahl an Buchvorstellungen und allgemeinen Messeeindrücken. Ich hoffe, dass die Bücher in den nächsten Wochen und Jahren zu uns finden werden, die uns finden möchte.

Nun besuchte ich die „Julius-Campe-Preisverleihung“, die dieses Jahr die Buchmesse Frankfurt erhält. Sie erhält diesen Preis, da sie für Vielfalt und Freiheit der Literatur und für den Wert des Lesens steht.

Claudia Roth hielt die Laudatio, dabei tauchten die guten Worte auf: „Der Preis steht für all das, was Putin mit seinem verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine bekämpft. Sie steht für die Freiheit, für die Freiheit der Literatur, für die Freiheit der Rede, die Freiheit der Kultur, mit anderen Worten für die Demokratie und damit für die Menschen. Worte berühren uns, sie inspieren, sie laden zum Träumen ein, ermöglichen Verständnis und Kenntnis und deshalb brauchen wir Literatur. Sie ist ohne jeden Zweifel Grundnahrungsmittel in unserer Demokratie.“

Tim Jung vom Hoffmann und Campe Verlag und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bei der Übergabe der Urkunde:

Was machte ich danach?
Mich ins Pressezentrum setzen und diesen Bericht schreiben. Hier oben ist Ruhe, Internetanschluss, Kaffee:

Zudem leckere Äpfel:

Und immer freundliche Mitarbeiter*innen im Pressezentrum:

Inzwischen im Hotelzimmer zurück, grüße ich euch nach einem weiteren inspirierenden Messetag aus Frankfurt,
Marion

20. September – Findesatz-Gedicht

Danke, an alle Bücher, die uns diese Sätze sagen lassen

Nur noch eine Seite
Gleich, gleich komme ich
Nur noch das Kapitel zu Ende lesen
Es ist gerade so spannend
Jetzt kann ich nicht aufhören
Ich muss wissen, wie es weitergeht
Hör mal, wie schön
Ich habe die halbe Nacht durchgelesen
Den Satz schreibe ich mir ab
Ich freue mich auf gleich, dann kann ich weiterlesen


Frankfurter Buchmesse – Tag 5

Sonntag und damit der letzte Buchmessentag. Auch heute war es bei strahlend blauem Himmel erneut ein gut besuchter Messetag.

Am Morgen ging ich zunächst noch einmal durch die Hallen. Dem rechten Verlag, der hier ausstellte, möchte ich keine Aufmerksamkeit schenken. Doch ich fragte die Büchergilde, die direkt gegenüber ihren Stand hatten, ob gegenüber viel los sei. Sie meinten, es sei überwiegend die gleiche Gruppe an Leuten dort zu finden. Die Büchergilde setzte gut lesbare Aussagen, klasse und wichtig, direkt vor Augen des rechten Verlags:

An dieser Stelle möchte ich meine Feststellung hier teilen, dass sehr viele Menschen hier auftraten, die sich gegen Rassismus einsetzten, das war deutlich spürbar und sichtbar.

Stände wie diese gehören für mich zu den Freuden der Buchmesse, Menschen, die mit Liebe ihre Kunst teilen. Hier seht ihr Anna Käse mit ihrem Stand „Kunst für Freunde“. Sie lässt mit einem alten Tiefdruckverfahren ihre Bilder entstehen, die oftmals mit Wort-Botschaften versehen sind und natürlich gab es bei ihr auch Bücher. Hier seht ihr Anna Käse an ihrem Stand, in der Hand hält die ein Bild zu ihrer Reihe der Maschinen, die bei Gefühlen helfen. „Der Hintergrund war, dass ich es so schade fand, dass uns die heutigen Maschinen fast ausschließlich bei materiellen Dingen helfen und meine Maschinen sollen uns bei emotionalen Problemen unterstützen. Wenn du zum Beispiel vergessen hast, was Glück ist, dann reicht dir die Maschine den Schlüssel zum Glück und zieht dich daran wieder nach oben.“ Auch erklärte sie mir die Technik hierzu: „Zusätzlich zu den handgemachten Kupferdruck sind die Bilder wirklich mit alten Metallstücken bedruckt, das sind alte Unterlegscheiben, Zahnräder, Schlüsselringe, die habe ich eingeschwärzt und dann nochmal im Hochdruckverfahren mit abgedruckt.“ Ein Stand, zum lange Stöbern.

Anna Käse – Kunst für Freunde:

Danach hörte ich Hannah Reuter zu, die zu ihrem Buch „Blind mit Kind- Episoden aus unserem Alltag“ erschienen beim Verlag w_orten & meer erzählte und daraus vorlas. Sie sagte, der Titel stelle das im Zentrum, was in ihrem Familienalltag gar nicht im Zentrum stehe, nämlich die Blindheit. „Ich bin nicht in erster Linie blind, ich bin Hannah, ich bin Mutter, ich bin Hundebesitzerin, Kaffeetrinkerin, Tango-Fan und noch einiges mehr. Ich bin natürlich auch blind, aber das schon seit Geburt und das macht das Ganze total normal.“ Da sie jedoch sehr häufig die Frage gestellt bekam, wie das eigentlich gehe, blind mit Kind, entstand die Idee, Kolumnen hierzu zu schreiben, die es nun in Buchform gibt. Eine tolle Lesung zu einer sehr sympathischen Frau.

Hier seht ihr links Toni Thonius vom Verlag w_orten & meer und rechts Hannah Reuter:

Nach der Lesung packten sie die Materialien zusammen, ihr Kind und ihr Assistenzhund waren auch dabei. Den zweiten Assistenzhund, den ihr seht, ist der einer Freundin, die Hannah Reuter auf der Messe begleitet hat. Dieses wie ich finde schöne Foto darf ich auch hier teilen:

Danach besuchte ich den Stand vom Verlag Hermann Schmidt, wo ich viele Schätze entdeckte, wie diese hier. Auch das sind Glücksmomente der Buchmesse, solch wunderbaren Bücher in den Händen zu halten, bei denen ich „Hach, ist das schön“ murmele und darin zu lesen (das untere linke ist ein Notizbuch, das darf selbst gefüllt werden):

Nach einem Aufenthalt in dem Innenhof, der Agora, ging es für mich zur Festhalle. Dort erlebte ich noch ein Teil des bereichernden Gesprächs „Süß oder sauer? Der Kampf um die Wut“ in der Reihe „SHEROES-Streiterinnen für die Zukunft“. Jagoda Marinić sprach mit Ann-Kristin Tlusty, die das Buch „Süss“ geschrieben hat und Nataly Amiri, die Iran-Korrespondentin vom ARD und Autorin des Buchs „Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran“.
Nataly Amiri sagte am Ende des Gesprächs: „Das ist mein Wunsch, dass wir nicht phlegmatisch werden und auf dem Sofa sitzen, die Demokratie ist sehr zerbrechlich und wir haben hier ein hohes und wertvolles Gut, Demokratie und Freiheit, das wir verlernt haben zu schätzen und für die sollten wir aufstehen und uns einsetzen.“

Von links nach rechts seht ihr Jagoda Marinic, Ann-Kristin Tlusty und Nataly Amiri:

Hiernach befragte Marion Kuchenny den Theaterregisseur Tobias Ginsberg zu seinem Buch „Die letzten Männer des Westens.“ Tobias Ginsberg hat sich ein Jahr lang undercover in antifeministische, rechtsgesinnte Männergruppen bewegt und dort recherchiert. „Wo liegt der Reiz des Extremismus?“ dieser Frage wollte er nachgehen. Tobias Ginsberg ist dafür, zu begreifen, was Angst macht, dann mache es keine Angst mehr, denn dann würde es greifbar. Er wollte begreifen, wie sie glauben, um sie dann greifen zu können. Er sagte, dass er glaube, dass „wir in unserer Gesellschaft viel erreichen können, doch wir dürfen uns nicht ausruhen, die Kräfte lauern an allen Ecken.“ 

Bärbel Schäfer war im Gespräch mit Dietrich Grönemeyer zu seinen Kinderbüchern „Der kleine Medicus“:

Liola Albus signierte ihr aktuelles Buch „Älter werde ich später!“:

Draußen war auch Ulrike Folkerts zu hören, die zugeschaltet war und über ihre Autobiographie „Ich muss raus“ erzählte:

Schönes und Typisches hier: Menschen, die lesen. Ich finde, ein Buch in den Händen ist doch viel schöner als ein Handy in den Händen.

Bücher können nicht nur gelesen werden, manchmal dienen sie auch als Kopfkissen:

(Danke den Beiden, dass ich die Bilder hier teilen darf.)

Auch die Aktion „Faires Lesen“ war ein Thema hier, denn Schreiben ist nicht umsonst. Im Netz findet ihr mehr Informationen hierzu:

Hier seht ihr Ingrid Brodning, die über ihr Buch „Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online“ sprach. Sie gilt als Expertin für Lügengeschichten, Mobbing und Hass in der digitalen Welt:

Die letzte Veranstaltung des Tages war die „GastRollen-Übergabe Kanada 2021 -Spanien 2022“. Diese Veranstaltung ist immer ein krönender Abschluss der Buchmessentage. Bei dieser Feierlichkeit wird das Gastland verabschiedet und das neue Gastland wird begrüßt.
Die Moderatorin Shila Behjat sprach mit dem kanadischen Schriftsteller Dany Laferrière (mittig im Bild) und dem spanischen Schrifsteller Manuel Vilas (rechts im Bild).
Es fielen viele wunderbare Sätze in dem schönen Gespräch. So sagte Dany Laferriere: „Es ist toll, dass es einen Ort des Buches gibt“ oder „Das große Geschenk des Buches ist die Ruhe.“ Zum Schreiben sagte er: „Man geht in eine Art Brunnen rein, man taucht ein und versucht ein Licht zu sein, das auch für andere scheint.“
Manuel Vilas äußerte sich: „Meine Literatur entsteht aus der großen Liebe zum Leben“ und „Das Leben hat ohne Liebe keinen Sinn“ und ein letzter seiner Sätze „Ich bin verliebt in das Leben, es ist ein großes Mysterium , alle, die wir hier sind, wir leben, das ist ein großes Wunder.“ :
Mich Satzsammlerin erfreuen solche Sätze sehr.

Auf dem nächste Foto seht ihr Juergen Boos, den Dirketor der Frankfurter Buchmesse, im Gespräch mit Caroline Fortin und María José Gálvez.
Carolin Fortin sagte zu ihren Erfahrungen als Gastland Kanada: „Wir haben gedacht, wir wollen die Menschen überraschen und wir haben uns auch selbst überrascht.“
María José Gálvez äußerte sich bezüglich des zukünftigen Gastlands Spaniens: „Wir möchten gerne zeigen, wie wir sind. Wir möchten uns zeigen als Land aber auch als Kultur und Literatur.“
Carolin Fortin bedankte sich bei ihrem ganzen kanadischen Team für diese intensive Zeit:

Und nun überreichte Kanada die traditionelle GastRolle an den neuen Ehrengast Spanien:

Großartige spanische Musik einer Brassband gab es auch:

Und hier noch zwei Abschlussbilder der Veranstaltung:

Noch ein paar Informationen, worauf die Frankfurter Buchmesse zurückblickt:
36.000 Fachbesucher*innen aus 105 Ländern und 37.500 Leser*innen aus 85 Ländern haben die diesjährige Frankfurter Buchmesse besucht und 2013 Unternehmen aus 80 Ländern präsentierten sich hier.
Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse sagte in seiner Rückschau: „Die 73. Frankfurter Buchmesse markiert nach 18 Monaten einen Neubeginn und hat angesichts der weltweit geltenden Reisebeschränkungen unsere Erwartungen weit übertroffen. Dies zeigt, wie resilient und kreativ unsere Branche ist. (…) Man konnte die Wiedersehensfreude in den Hallen förmlich spüren.“
Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, äußerte sich: „Die Frankfurter Buchmesse war geprägt von Wiedersehensfreude und Aufbruchsstimmung. (…) In aufgewühlten Zeiten standen auch wichtige gesellschaftliche Themen auf der Agenda. Dabei hat sich auch gezeigt, dass es gesellschaftliche Debatten gibt, die wir intensiv weiterführen müssen und werden – so etwa die zur Bekämpfung von Rassismus oder die zum Umgang mit extremen politischen Positionen in unserer Gesellschaft und auf Buchmessen.“

Wie ich oben bereits schrieb, fanden sehr viele Gespräche zu den Themen Anti-Rassismus und Anti-Diskriminierung, Gendern und Meinungsfreiheit statt, das fiel sehr ins Gewicht. Auch das wichtige Thema Nachhaltigkeit war immer wieder erlebbar.
Das große Thema der Buchmesse war „Wir wollen wir Leben“, hierauf wurden viele reichhaltige Antworten geschenkt. Und wie bei allen guten Fragen und Antworten, laden diese auch zu weiteren Fragen und Überlegungen ein.

Was nicht fehlen darf, ist ein Danke an Rosa und Andy für all die vielen leckeren Tees, die ich – und viele andere Menschen – an ihrem Yogi-Tee-Stand in den letzten Tagen trinken durfte:

„Nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse“, diesen Satz hörte ich hier einige male.
Ich blicke auf wunderbare intensive Buchmessen-Tage zurück, auf eine große Vielfalt an Gehörtem, Erlebtem, an berührenden Momenten und natürlich an Büchern.
Damit beende ich meine diesjährigen Berichte von der Frankfurter Buchmesse und sage,
es grüßt euch aus Frankfurt

Eure Marion

Frankfurter Buchmesse – Tag 4

Heute ist bereits der 4. Tag der Frankfurter Buchmesse. Schon am Morgen war zu erleben, dass es nun am Wochenende deutlich voller ist und dass der Kartenverkauf für heute ausgeschöpft war. Das freut mich sehr für alle Aussteller*innen und die Buchbranche. Mehrmals hörte ich von den Mitarbeiter*innen an verschiedenen Ständen: „Das haben wir so vermisst. Es ist so schön, dass wieder viel los ist.“

Mein erster Weg führte mich zur Festhalle, in der die „SWR-Lesenswert“-Veranstaltung stattfand. „Es wird viel um Frauen gehen, um Paare und viel um Liebe“, so die Moderatorin Anja Höfer. Tolle Interviews zu tollen Büchern erlebte ich hier.
Diese Bücher wurden vorgestellt:
Florin Illies „Liebe in Zeiten des Hasses“
Pascal Hugues „Mädchenschule“
Nicole Seifert „Frauen Literatur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“, das Wort Frauen ist hierbei durchgestrichen
Hannah Lühmann „Auszeit“ und
Andreas Schwab „Zeit der Aussteiger. Eine Reise zu den Künstlerkolonien von Barbizon bis Monte Verità“

Anja Brokert im Gespäch mit Florian Illies:

Anja Höfer im Gespräch mit Pascal Hugues (links im Bild) :

rechts Nicole Seifter:

links Hannah Lühmann:

rechts Andreas Schwab:

Jetzt führte mein Weg mich zu der Veranstaltung vom ELIF Verlag „Isländsiche Lyrik mit Wolfgang Schiffer.“ Wolfgang kenne ich seit einigen Jahren über den Blog und es war schön, dass wir uns nun vor Ort begegnen konnten. Mit dem Verleger Dincer Gücyeter, stellte er wunderbare isländische Gedichtbände vor und Wolfgang las daraus vor. So hörten wir Auszüge aus dem Gedichtband „Das Kleingedruckte“ von Linda Vilhjálmsdóttir und aus „Lederjackenwetter“ von Frída Ísberg. Ein sehr schöner Moment der Buchmesse war es, diesen Gedichten zu lauschen. Ich wusste beim Zuhören der Worte, dass ich mir diesen Gedichtband gleich am Stand kaufen möchte. Wolfgang Schiffer hat auch Gedichte aus Island eingelesen, die vertont wurden „Das Alphabet des Feuers“. Nächstes Jahr, so stellte er vor, wird es einen „Poesiebrief“ geben, auf den ich mich nun schon freue. Eine Besucherin sagte am ELIF Stand zu Wolfgang: „Sie sind meine Entdeckung der Buchmesse!“ Was ein wunderbares Kompliment für den ELIF Verlag. Um zwei Bücher reicher ging es, nach einem angenehmen Gespräch mit Wolfgang, weiter.

Bei der Lesung:
links Wolfgang Schiffer, rechts Dincer Gücyeter:

Und am ELIF Stand:

Es gibt viele kleine und große Verlage hier und ich bin mir bewusst, dass ich viele sicherlich wundervolle Verlage gar nicht wahrnehme. Da reichen selbst mehrere Messetage nicht, um all das Vorhandene zu entdecken. Auch das gehört zur Buchmesse, dass nicht alle Schätze wahrgenommen werden können.

Erneut erlebte ich Samira El Quassil und Karig Friedemann, die in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung der Frage nachgingen, wie groß die Macht der Geschichten ist und wie Narrative die Welt prägen. Ihr Buch „Erzählende Affen. Mythen, Lügen, Utopien. Wie Geschichten unser Leben bestimmen“ zeigt den großen Einfluss, den Geschichten haben, sie behandeln darin das Patriarchat bis zur Klimakrise. „Man kann nicht nicht Geschichten erzählen, um so wichtiger, dass wir uns gewahr werden, was wir machen“, so Samira El Quassil. Es ging auch um den Begriff „Klimawandel“ während des sehr interessanten Gesprächs, dass dieser Begriff die Klimakrise verharmlose und wie bedeutsam es sei, dass wir immer schauen, wer welchen Begriff warum benutze. In ihrem Buch fordern sie „Mut zu mehr Phantasie und Mut zu utopischem Denken.“


Der Innenhof der Buchmesse, die Agora, lädt mich immer wieder ein:

Hier seht ihr Marc Elsberg, den Autor des Bestsellers „Blackout. Morgen ist es zu spät“. Nun gibt es eine Premiumausgabe des Thrillers mit einer  Kurzgeschichte von Marc Elsberg wie es weitergehen wird mit der Geschichte und anderen Extras, wie Materialen zur Verfilmung der Serie:

Lange Schlangen vor der Signierbox waren heute vorhanden:

Hier ein Bild von der Veranstaltung „Brauchen wir noch Politikbücher?“, deren Ende ich mitbekam. Ihr seht Sarah Wagenknecht und die Verlegerin Britta Egetmeier (rechts) im Gespräch mit der Spiegel-Moderatorin Susanne Beyer (links):

Danach besuchte ich die Veranstaltung „Frauen in der Literatur – nicht mehr zu übersehen!“ mit Nicole Seifert („FrauenLiteratur“, erinnert ihr euch, das Buch, bei dem Frauen durchgestrichen ist) und Simone Buchholz (die Autorin der „Chastity-Riley-Kriminalromane“) und den Moderatorinnen Angela Wittmann und Meike Schnitzler. Eines der Themen in der Diskussion war der Blick auf die Literatur, die in der Schule besprochen wird. Dieser Literaturkanon zeige sich noch immer sehr männerlastig. „Wo sollen wir denn anfangen, wenn nicht in der Schule? Ich würde mir wünschen, dass da einmal mit einem ganz großen Besen gekehrt werden kann, damit das schneller geht.“, so Simone Buchholz.

Angela Wittmann, Nicole Seifert, Simone Buchholz, Meike Schnitzer (von links nach rechts):

Was gibt es hier noch zu sehen? Natürlich lesende Menschen. Netterweise durfte ich die beiden fotografieren und darf es hier teilen, zeigt es doch so schön die Lesefreude:

Morgens sehen wir uns am Frühstücksbüffet des Hotels und nachmittags besuchte ich ihren Stand: Kerstin Groeper (die Verlegerin und Schriftstellerin) und Katharina Schacht (One Spirit DL e.V.) am TraumFänger Verlag, ein Verlag zum Thema Indianistik. Schon bei den morgendlichen Gesprächen konnte ich ihre große Leidenschaft für diese Thematik entdecken.

Die Verlegerin Kerstin Groeper rechts im Bild und links Katharina Schacht:

Ich schreibe meinen Buchmessenbericht hier vor Ort auf der Buchmesse selbst, mal ziehe ich mich dazu in den ruhigen Pressebereich zurück, mal sitze ich in der Festhalle oder sitze draußen und schreibe.
Irgendwann schließen die Türen und wir – ja, wir, denn mein Mann ist inzwischen auch hier – wollten bis zur Abendveranstaltung noch hinaus. Doch dann blieben wir am Podcast Stand, dem detektor.fm, der der offizieller Podcast-Partner der Frankfurter Buchmesse ist. In den letzten Tagen habe ich bereits mehrmals den Gesprächen dort live zugehört. Nun moderierten sie gerade ihre Abschlussrunde des heutigen Tages, die Nachbarstände und Gänge waren bereits leer. Alle Mitarbeiter*innen kamen hierzu zusammen und erzählten ihre schlimmsten und schönsten Messeerlebnisse im Podcast. Es war ein Genuss, zuzuhören.

Und nach dem offiziellen Ende des Podcasts ließen sie die tolle Musik noch weiterlaufen und es gab zum Abschluss eine Tanzsequenz. Ich darf das Foto hier teilen:

Auch das war ein Glücksmoment pur für mich, dort – in dem nun sehr leeren Forum – zu tanzen, denn das machte ich. Bücher und Tanzen, zwei Dinge, die ich so sehr mag und die alles andere als Dinge sind. Sagte ich schon mal, wie sehr ich die Buchmesse liebe?

Abends ging es dann zur letzten Veranstaltung des Tages, der ZEIT-Literaturtalk. Volker Weidemann war im Gespräch mit Jenny Erpenbeck „Kairos“ und Julia Franck „Welten auseinander“. Feinsinnige Gespräche zu den Büchern, zu dem Werdegang der Autorinnen und ihrem Schreiben konnten wir hier erleben.

Volker Weidemann, Jenny Erpenbeck und Julia Franck:

Auf die Frage, was Jenny Erpenbecks glücklichster Moment in ihrem Buch „Kairos“ ist, nannte sie „die Begegnung der beiden Hauptfiguren, es ist Liebe auf den ersten Blick und alle anderen Augenblicke, die kommen, werden an diesem ersten Augenblick gemessen, den Augenblick des Zusammentreffens.“ Alles im Leben der beiden Hauptfiguren, die junge Katharina und den wesentlichen älteren, verheirateten Hans, verwandelt sich noch in derselben Sekunde, in der es geschieht, in etwas Verlorenes. Von Jenny Erpenbeck fiel auch der Satz: „Geheimnisse hinterlassen Spuren. Ich hatte immer das Gefühl, dass Dinge, die verschwiegen werden genauso viel Gewicht haben wie Dinge, die erzählt werden.“

Julia Francks „Welten auseinander“ ist ein sehr persönliches und ehrliches Buch. Julia Franck schreibt über ihr Aufwachsen, über eine Jugend voller Brüche und Unsicherheiten, über eine frühe Flucht aus der DDR, sie schreibt über ihre große Liebe und über Schmerz und Tod. „Beim Schreiben vergegenwärtigen wir Dinge, die nicht verloren gehen sollen.“, so Julia Franck mit ihrer besonnenen und ummantelnden Stimme, der ich sehr gerne zuhöre.

Später wurde Elif Shafak aus London zugeschaltet. Elif Shafak ist eine türkische Schriftstellerin, die in ihren Büchern oft ein Sprachrohr ist für Menschen, die nicht gehört werden.

In ihrem aktuellen Buch „Das Flüstern der Feigenbäume“ lässt sie einen Baum sprechen. Es geht um das geteilte Zypern, über einen Feigenbaum, der sprechen kann und ins Exil geht und um eine Liebesgeschichte. Ihr Buch feiert die Diversität, die Liebe, das Leben, so Elif Shafak. Im Gespräch erzählte sie, dass Bäume und Achtsamkeit in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielen. Beim Schreiben höre sie, so erzählte sie, Heavy Metal, am liebsten immer wieder das gleiche Lied.
Alle drei vorgestellten Bücher sind in meinen Augen sehr lesenswert und meine Liste, der noch zu lesenden Büchern, hat sich abermals vergrößert.

Somit geht ein weiterer wunderbarere Buchmessentag zu Ende und es grüßt euch aus Frankfurt,
Marion

Frankfurter Buchmesse – Tag 3

Heute ist der 3. Tag der Frankfurter Buchmesse und ab Mittag wurden die Türen für das Privatpublikum geöffnet.

Mein erster Besuch am Morgen ging zum Pressegespräch mit Tsitsi Dangarembga, bei dem „wir Medienvertreter*innen“ Fragen stellen konnten. Tsitsi Dangarembga erhält Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sie ist eine Schriftstellerin und Filmemacherin aus Simbabwe und eine wichtige Künstlerin ihres Landes sowie eine bedeutsame Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur. Tsitsi Dangarembga beschäftigt sich in ihren Romanen mit dem Recht auf ein menschenwürdiges Leben und weibliche Selbstbestimmung in Simbabwe. Sie setzt sich für Freiheitsrechte ein. Ihr Wirken geht über das in ihrem Land hinaus.

Auch später erlebte ich sie noch in einem Gespräch. Hier sind auch ihre Bücher sichtbar:

Am Morgen war es in den Hallen noch leer und ich stöberte durch eine weitere Halle.
Auch Polizisten hatten Interesse an der Gutenberg-Ausstellung und haben und sich die Buchpresse erklären lassen:

Dieses Internationale, das hier auf der Buchmesse zu finden ist, mag ich sehr. So klingen den ganzen Tag vielfältige Sprachen an mein Ohr. Auch in den Hallen der internationalen Aussteller ist diese Vielfalt erlebbar. Viele schöne Stände gibt es hier zu entdecken und ich wünschte, ich könnte mehr Sprachen sprechen, um viele dieser Bücher lesen zu können. Gerne teile ich einige Eindrücke von dort.

Hier seht ihr den slowenischen Stand:

Der Stand von Kolumbien:

Hier präsentiert sich Pakistan:

Bei diesem Stand von Taiwan, der wie eine Küche gestaltet ist, dachte ich, wie passend, sind doch Bücher Nahrung für die Seele:

Der fröhliche indische Stand:

In dieser Halle ließ ich mir viel Zeit und wünsche ihm viel Publikum.

Ecken zum Entspannen sind immer wieder auf dem Messegelände eingebaut:

Auch draußen lassen sich immer wieder Pausen einbauen und zwischendurch werde auch mal ich fotografiert:

Hier seht ihr Jagoda Marinic im Gespräch mit Svenja Faßpöhler („Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren“) und Dilek Güngor („Vater und ich“):

Bei diesem und sehr vielen der hier stattfindenden Gespräche ging und geht es auch um das Thema Rassismus. Die Autorin Jasmina Kuhnke („Schwarzes Herz“ heißt ihr aktuelles Buch) hat ihren Besuch der Frankfurter Buchmesse aufgrund von Bedrohungen seitens der rechten Szene abgesagt.
Bei der Eröffnungspressekonferenz am Dienstag sagte Juergen Boos dazu, dass ein rechtsgesinnter Verlag hier ausstellt: „Es muss uns nicht gefallen, aber es muss möglich sein, weil Meinungsfreiheit für uns das höchste Gut ist.“ 
Bei den Diskussionen um dieses Thema höre ich unterschiedliche Stellungnahmen, viele können die Reaktion von Jasmina Kuhnke und anderen Schriftsteller*innen, die sich ihr angeschlossen haben, verstehen, viele andere betonen jedoch, dass sie es wichtig finden, hier zu sein, da Worte eine Kraft haben und sie diese Kraft nutzen möchten und gerade nun Präsenz zeigen wollen. Einander zuhören und darüber diskutieren, das erlebe ich hier.

Nun zu Harald Welzer, der im Gespräch zu seinem neuen Buch „Ankommen. Ein Nachlass auf mich selbst“ war. Dieses sicherlich sehr lesenswerte Buch lässt sich in drei Bereiche aufteilen: Im ersten Teil hält Harald Welzer eine Brandrede zum Klimathema, im zweiten Teil sind Gespräche mit verschiedenen Persönlichkeiten aufgeschrieben und im dritten Teil schreibt er einen Nachruf auf sich selbst. „Was möchte ich, was in meinem Nachruf stehen könnte? Worauf möchte ich am Lebensende zurückblicken?“, diese guten Fragen stellte Harald Welzer zu seiner Idee des Nachrufs. Diesee Nachruf soll nicht als wirklicher Nachruf verstanden werden, sondern diene der Reflexion des eigenen Lebens. Ich finde, das regt zum Nachmachen an.
In Harald Welzers Nachruf soll etwa stehen „Er hat sich stets bemüht, gute Fehler zu machen“ und „Er konnte gut Zeit verschwenden.“ Sätze, die ich mag.

Hiernach erlebte ich Sven Regener, der sein Buch „Glitterschnitter“ vorstellte. Er las – mit einer sehr lebendigen und mitnehmenden Stimme – eine Szene aus seinem Buch vor, die in Ikea spielt und äußerst amüsant war.

Bülant Ceylan sprach zu seinem Buch „Ankommen. Aber wo eigentlich?“ Ein Buch, das er als Liebeserklärung an seine Frau und an seine Eltern beschrieb. Natürlich tauchten auch viele amüsante Sätze auf, wie: „Angela und Fritz heißen meine Geschwister, die Leute lachen immer, aber es ist wirklich wahr.“

Teile des Podcast-Gespräch mit Friedemann Karig und Samira El Quassil, die das Buch „Erzählende Affen. Mythen, Lügen, Utopien. Wie Geschichten unser Leben verändern“ geschrieben haben, konnte ich hören.

Hier ein Bild des Podcast-Gesprächs mit Mohamed Amjahid, der das Buch „Der weiße Fleck“ geschrieben hat:

In der Signierbox entdeckte ich Ursula Poznanski. Ihr aktueller Jugendroman „Shelter“ klingt sehr interessant. Ihre Erebosbücher fand ich so mitnehmend und spannend, dass ich sie kaum weglegen konnte.

Im Kanada Pavillon erlebte ich abermals die Künstlerin Vivek Shraya mit einer tollen Performance:

Auch diese gute Aussage teile ich gerne hier:

Am Abend fand die große ARD-Buchmessennacht statt. 15 Autor*innen wurden von Alf Mentzer und Catherine Mund interviewt und stellten ihre neuen Bücher vor. Ein sehr vielseitiger Abend mit:
Marina Weisband „Frag uns doch! Eine Jüdin und ein Jude erzählen von ihrem Leben“
Eva Menasse „Dunkelblau“
Sönke Wortmann „Es gilt das gesprochene Wort“
Antje Ravik Strubel „Blaue Frau“
Svenja Flaßpöhler „Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren“
Stefan Aust „Xi Jinping“
Sven Regener „Glitterschnitter“
Volker Kutscher und die Illustratorin Kat Menschikv „Mitte“
Johanna Adorján „Ciao“
Armin Nassehi „Unbehagen“
Lukas Rietzschel „Raumfahrer“
John von Düffel „Die Wütenden und die Schuldigen“,
Helen Macdonald „Abendflüge“
Klaus Pohl „Sein oder Nicht Sein“
Bülent Ceylan „Ankommen. Aber wo war ich eigentlich?“

Hier einige Bilder des Abends:

Catherine Mund (links) und Marina Weisband (rechts):

Alf Mentzer (links) und Sönke Wortmann (rechts):

Volker Kutscher und Kat Menschikv:

John von Düffel:

Helen Mcdonald:

Klaus Pohl:

Sönke Wortmann schenkte an dem Abend den Satz: „Worte können die Welt besser machen.“
Bülant Ceylan las zwischen den Interviews immer wieder aus seinem Buch vor und las seinen guten Satz: „Jeder von uns kann seinen Teil zu einer offenen, respektvollen und toleranten Gesellschaft beitragen.“
Einen weiteren Satz von Bülant Ceylan teile ich hier gerne:“ Es ist schön, wieder Lachen zu hören, letztes Jahr habe ich nur vor Autos gespielt. Ich denke immer, hier sitzen Pappkartons.“
Zum Glück war und ist hier viel Echtheit, Lachen, Tiefe, Gespräche, Diskussionen und viel Lebendigkeit.

Es grüßt euch aus Frankfurt zu später Stunde,
Marion