
Christiane hat wieder zu den abc.etüden eingeladen, wie immer gilt es 3 Begriffe in einen Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die Worte stammen diesmal von Judith mit ihrem Blog Mutiger leben und lauten: Schmutzfink, fabelhaft, mopsen.
Hier kommt meine Etüde:
Er schlendert den Weg entlang. Sein Mantel schenkt ihm Wärme und seine Hände fühlen die Frische des Draußen. Das Geräusch des raschelnden Laubs mag er, so dass er keinen Bogen um die vom Wind angehäuften Blätterhaufen wählt, sondern mitten hinein geht. Ein kleines fabelhaftes Herbstkonzert für seine Ohren. Im Inneren applaudiert er.
Er sucht nicht den asphaltieren Weg der Straße, vielmehr laden die Wege am Rand ihn ein. Taunasses Grün zeigen die Grasbüschel. Die Blätter angemalt mit all den bunten Farben dieser Jahreszeit. Seine Schuhe sind nass und dreckig. Das macht ihm nichts. Er denkt an seine Eltern, die ihn vor vielen Jahren, als seine Füße noch in kleinen Schuhen steckten, niemals mit: „Wie siehst du denn aus?“ erschrocken begrüßten. Nie nannten sie ihn ‘Schmutzfink‘, wenn er an solchen Tagen heimkam, die Schuhe meist lehmverschmiert. Dies sei ein gutes Zeichen, pflegte seine Mutter zu sagen und sein Vater wusch die Schuhe im Keller sauber, während er in der warmen Badewanne lag. Heute macht er selbst seine Schuhe sauber. Das Naturnahe ist ihm geblieben. Gedanklich schickt er seinen Eltern ein ‘Danke‘. Er wünscht, er hätte es ihnen häufiger gesagt. Heute nehmen die Wolken seinen Dank auf. Das macht ihn nicht traurig, er fühlt sich verbunden mit dem, was war. Vielleicht ist es der Herbst, der ihm diese Zufriedenheit schenkt. Diesen Schimmer am frühen Abend gibt es nur zu dieser Zeit.
Weit entfernt sieht er das warme Licht in den Häusern. Hinter all diesen Fenstern lebt so viel Leben. Es wird geredet, geschwiegen, getröstet, gelacht und geweint. Abendbrottische werden gedeckt. Da wird eine Schwester ihrem Bruder die roteste Tomate vom Teller mopsen, wie seine Schwester es einst mit ihm machte. Da wird gebetet, dort wird aneinander vorbeigelebt. Und irgendwo wird gehofft und eine Hand der anderen gereicht, mitten in diesen Herbstabend hinein.
Ein schöner Gedanken-Gang.
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Schön, dass du mitgegangen bist :)
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Ich sehe dich schlendern und nicke. Tatsächlich würde mich jetzt interessieren, warum die Mutter dies „ein gutes Zeichen“ fand, mit lehmverschmierten Schuhen heimzukommen.
Schöne, entspannte Etüde, vielen Dank dafür! 😁👍
Morgenkaffeegruß 😁☁️☕🥐👍
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Weil die Mutter es gut findet, dass er ein Kind ist, das draußen spielt, Erfahrungen in der Natur macht, mit dreckigen Händen und Schuhen und lebhafter Spielerfahrung wie Pfützenspringen, Wer rollt den Berg am weitesten runter oder Wir erkunden Wald & Feld heimkehrt :)
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Ah, so einfach. Alles klar, danke! :-D
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Wunderbar, danke dir.
Ich finde, die Verbindung zwischen „gehen und denken und erinnern“ ist gelungen. Du hast treffend beschrieben, wie eines zum anderen führt.
Ganz besonders finde ich dieses Gefühl von Dankbarkeit.
Liebe Grüße
Judith
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Lieben Dank für deine Worte, liebe Judith.
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Sehr gern.
Abendgrüße
Judith
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 45.46.20 | Wortspende von Kain Schreiber | Irgendwas ist immer
Eine schöne Momentaufnahme. Irgendwie hat es mir besonders der Satz „Hinter all diesen Fenstern lebt so viel Leben“ angetan. Das Leben lebt klingt erst nach eine Dopplung, aber es trifft den Punkt. :)
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Willkommen hier und danke für deine liebe Rückmeldung.
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<ein schöner , poetischer Text.
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Vielen Dank
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