Rückblick Jahresprojekt

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und damit schließt auch mein Jahresprojekt.
Es hat mir Freude bereitet, Schnipselgedichte, Schnipselfragen und vom Aussterben bedrohte Wörter in der Baum-Bibliothek mit euch zu teilen.
Von Herzen danke ich allen, die hier lesen, Gedanken und Antworten in den Kommentaren geteilt haben, meinen Beiträgen ein „Like“ schenkten oder still mitgelesen haben. Das bedeutet mir sehr viel, und ohne euch würde es den Findesatz-Blog in dieser Form sicherlich nicht mehr geben.
Am Ende eines solchen Projektjahres blicke ich gerne zurück und teile ein paar Gedanken mit euch.

Eine meiner Kategorien war die Baum-Bibliothek. Es war bereichernd, fast vergessene Wörter wiederzuentdecken, sie hervorzuheben und am heimatlichen Baum zu platzieren. Es war schön, eure Gedanken dazu zu lesen, die mich wiederum inspiriert haben. Ein schöner Nebeneffekt war, dass ich den Kastanienbaum im Garten und seine Wandlung durch das Jahr viel bewusster als sonst wahrgenommen habe. Ich beobachte ihn jedes Jahr, doch durch die Baum-Bibliothek wurde dieses Erleben deutlich intensiver.
Ich teile am Ende gerne einen kleinen Videomitschnitt mit euch, der zeigt, wie sich der Baum im Laufe des Jahres verändert hat.

Eine zweite Kategorie waren die Schnipselfragen. Auch hier habt ihr mit wunderbaren Antworten und Gedanken dazu beigetragen, dass diese Rubrik lebendig wurde. Dafür danke ich euch.

Schließlich gab es meine dritte Kategorie, die Schnipselgedichte. Zeilen, die ich geschnipselt und an verschiedenen Orten aufgehängt habe. Meist wusste ich nicht, ob oder von wem sie entdeckt wurden – doch hin und wieder erfuhr ich es.
So beobachtete ich einmal einen jungen Mann, der eines der Gedichte fand. Es war während einer Veranstaltung in der Natur. Ich sah, wie er das Schnipselgedicht seinen Freunden zeigte und wie er später mit seiner Freundin am Baum saß und sie das Gedicht lasen. Das war ein sehr schöner Moment für mich.
Ein anderes Mal sprach mich ein Mann an, der ein Schnipselgedicht auf einem Bahnhofsvorplatz gefunden hatte. Er sah, wie ich es zuvor aufgehängt hatte, und meinte, die Worte seien genau im richtigen Moment zu ihm gekommen. Er erlebe gerade eine schwierige Zeit und das Gedicht tue ihm gut. Er wollte es in seiner Wohnung einen besonderen Platz geben. Mit dieser Rückmeldung hat er mir ein großes Geschenk gemacht.
Oft beobachtete ich, wie Menschen vorbeigingen, ohne die Worte zu bemerken. Wer weiß, vielleicht würde ich sie auch übersehen.
Manchmal kam ich später an den Ort zurück, an dem ich zuvor ein Schnipselgedicht versteckt hatte, und sah, dass es nicht mehr da war. Spannend und schön.

Der Blog bleibt für mich ein Ort, an dem ich kreativ sein kann. Es ist schön, euch lesend dabei zu wissen.
Auch wenn dieses Jahresprojekt nun zu Ende geht, wird es im kommenden Jahr weitergehen – auf eine neue Art und Weise, die ich euch morgen erzählen werde.
Habt einen wunderbaren Silvesterabend und kommt gut ins neue Jahr, laut oder leise, so wie es euch gefällt.
Ein Baum zeigt es uns auf wundervolle Weise, wie ich finde: Er steht fest verwurzelt in der Erde und lebt den Wandel der Jahreszeiten. Er wächst, verändert sich und streckt sich dem Licht entgegen. Er schenkt uns jedes Jahr neue Blätter, seine Blüten und Früchte. Er zeigt Beständigkeit und Veränderung – beides gehört auch zu unserem Leben.
In diesem Sinne wünsche ich euch ein neues Jahr mit Beständigkeit und Wandel, Zuversicht, Freude und viel Wohlbefinden.

Liebe Grüße
eure Marion

Und hier das Video vom Kastanienbaum im Wandel des Jahres:

ABC-Etüde

Christiane hat wieder zu den abc.etüden eingeladen, wie immer gilt es 3 Begriffe in einen Text mit maximal 300 Wörtern zu verpacken. Die Worte stammen diesmal von Judith mit ihrem Blog Mutiger leben und lauten: Schmutzfink, fabelhaft, mopsen.

Hier kommt meine Etüde:

Er schlendert den Weg entlang. Sein Mantel schenkt ihm Wärme und seine Hände fühlen die Frische des Draußen. Das Geräusch des raschelnden Laubs mag er, so dass er keinen Bogen um die vom Wind angehäuften Blätterhaufen wählt, sondern mitten hinein geht. Ein kleines fabelhaftes Herbstkonzert für seine Ohren. Im Inneren applaudiert er.

Er sucht nicht den asphaltieren Weg der Straße, vielmehr laden die Wege am Rand ihn ein. Taunasses Grün zeigen die Grasbüschel. Die Blätter angemalt mit all den bunten Farben dieser Jahreszeit. Seine Schuhe sind nass und dreckig. Das macht ihm nichts. Er denkt an seine Eltern, die ihn vor vielen Jahren, als seine Füße noch in kleinen Schuhen steckten, niemals mit: „Wie siehst du denn aus?“ erschrocken begrüßten. Nie nannten sie ihn ‘Schmutzfink‘, wenn er an solchen Tagen heimkam, die Schuhe meist lehmverschmiert. Dies sei ein gutes Zeichen, pflegte seine Mutter zu sagen und sein Vater wusch die Schuhe im Keller sauber, während er in der warmen Badewanne lag. Heute macht er selbst seine Schuhe sauber. Das Naturnahe ist ihm geblieben. Gedanklich schickt er seinen Eltern ein ‘Danke‘. Er wünscht, er hätte es ihnen häufiger gesagt. Heute nehmen die Wolken seinen Dank auf. Das macht ihn nicht traurig, er fühlt sich verbunden mit dem, was war. Vielleicht ist es der Herbst, der ihm diese Zufriedenheit schenkt. Diesen Schimmer am frühen Abend gibt es nur zu dieser Zeit.

Weit entfernt sieht er das warme Licht in den Häusern. Hinter all diesen Fenstern lebt so viel Leben. Es wird geredet, geschwiegen, getröstet, gelacht und geweint. Abendbrottische werden gedeckt. Da wird eine Schwester ihrem Bruder die roteste Tomate vom Teller mopsen, wie seine Schwester es einst mit ihm machte. Da wird gebetet, dort wird aneinander vorbeigelebt. Und irgendwo wird gehofft und eine Hand der anderen gereicht, mitten in diesen Herbstabend hinein.

17. September

Rose September

Bald reichen Jahreszeiten einander die Hand
Im Herbst werden all die zurückliegenden Sommerwochen wohnen
Noch schweigen die Socken in den Schubladen
Spätsommerwochen, ein Wort, das sie mag
Als ob in diesen fünf Silben Dankbarkeit wohnt
und gleichzeitig die Bereitschaft loszulassen
Als zeige dieses Wort, wie schön und vergänglich das Leben ist
Ob die Katze zu ihren Füßen weiß, dass der Herbst naht?
Hört sie die Luft am Morgen davon sprechen?
Spinnfäden mischen sich mit dem Spiel der Septembersonne
Aus dem Nachbarhaus hört sie Klavierklänge
auch sie verklingen
Wärme legt sich auf ihre Haut
und Rosen blühen sich dem Leben entgegen

 

17. Dezember

„Die Person heißt Frühling-Sommer-Herbst-Winter-Person, sie hat Schnee auf den Füßen, Blätter an der Jacke, einen Regenschirm unterm Arm, sie ist braungebrannt und hat eine Blume in der Hand.“Fanatasie