Mein Bericht von der Leipziger Buchmesse – Teil 3


Heute berichte ich von Samstag, meinem dritten Tag auf der Leipziger Buchmesse.
An diesem Tag war die Messe sehr gut besucht. Das Schöne daran: Es gibt sie, die vielen vielen Buchliebhaber*innen.
Wie auch an den Tagen zuvor, hatte ich mir ein Programm zusammengestellt und wie immer wich ich davon ab, da sich vieles spontan ergab. Es gibt sicherlich viel Großartiges auf der Buchmesse, dass ich nicht gesehen habe, doch das, was ich erlebt habe, beglückt, inspiriert mich und wirkt nach.
Beim Gang durch die Hallen klangen viele verschiedene Sprachen an mein Ohr. Schön, dass eine Buchmesse immer international ist.

Ich besuchte am Morgen die Veranstaltung „Zeitkapsel. Leipziger Buchmesse 2023 sammeln“. Eine Studierendengruppe hat alles gesammelt, was in einem direkten Zusammenhang mit der diesjährigen Leipziger Buchmesse steht, und keine ISBN hat. Auf diese Weise schaffen sie eine Zeitkapsel, die nachfolgenden Generationen Auskunft geben soll über die Buchbranche in diesen Zeiten. Die Studierenden erzählten davon, wie sie alle Stände entlanggegangen sind und Materialien eingesammelt haben, von Verlagsprogrammheften bis zu Stofftieren. Was die Menschen, die diese Zeitkapsel in vielen Jahren finden werden, wohl zur Buchmesse 2023 sagen werden? Ein spannendes Projekt.

„Das Buch habe ich ganz langsam und ganz sparsam gelesen und möchte es am liebsten nochmal lesen, weil da so viel drinsteckt“, so kündigte Ariane Binder das neue Buch von Helga Schubert „Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe“ an. Ein Buch, in dem Helga Schubert die Liebesgeschichte zu ihrem Mann beschreibt. 50 Jahre lebten sie zusammen, bevor ihr Mann schwer krank wurde und nun zuhause palliativ umsorgt wird. Es geht in dem Buch um das gemeinsames Altwerden, um Fürsorge und Trost und um viel Liebe. Es war wunderbar der sympathischen Autorin zuzuhören. Sie erzählte auch davon, wie sie es erlebte, im Jahr 2020 mit 80 Jahren mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet zu werden.
Eine Buchmesse zu besuchen, ohne dass meine Buch-Wunschliste wächst, geht einfach nicht.

Auch das nächste Interview war sehr humorvoll. Die Moderatorin Cécile Schortmann war im Gespräch mit der temperamentvollen Adriana Altaras zu ihrem Buch „Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante“. Adriana Altaras erzählt in dem Buch von ihrer eigenwilligen Tante, die 101 Jahre alt wurde und die die spanische Grippe, das KZ und ihre norditalienische Schwiegermutter überlebte. Sie schreibt über eine liebevolle Beziehung zu ihrer Tante.
„Ich habe fast gedacht, sie stirbt gar nicht mehr“, so Adriana Altaras. „Die guten Zeiten gehen vorbei, doch die schlechten auch“, war ein weiterer ihrer Sätze. Über die Beziehung ihrer Mutter zu ihrer Tante sagte sie: „Meine Mutter hat jeden Sonntag zwei Stunden mit meiner Tante telefoniert und sie haben sich zwei Stunden angeschrien, also schon eine Form von Freundschaft.“
Ein Mann, der neben mir saß, sagte: „Die Frau ist echt der Hammer.“ Ja, recht hat er. Sie trägt übrigens den Spitznamen Adrenalina.

Heute war die Ruheoase der #buchbar gut gefüllt:

Fabienne Schovenberg las aus ihrem Buch „Ist die Welt noch zu retten | Die Welt ist noch zu retten. Auf der Suche nach Motivation beim Weltverbessern“:

Im Vorbeigehen sah ich die Veranstaltung „Glück im Unglück.“ Der Autor und Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber geht in seinem Buch der Frage nach, wie es sich in Zeiten von Krieg, Klimakrise, Inflation und Pandemie mit dem Glück verhält. Er besuchte Menschen und Orte, die glücklich machen.

Nun führte mich mein Weg erneut zu dem podcast detektor.fm:

Hier war die renommierte Energieökonomin Claudia Kemfert zu erleben, die Leiterin der Abteilung Energie Verkehr Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung Berlin. Seit vielen Jahren warnt Claudia Kempfert vor der Klima- und Energiekrise. In ihrem aktuellen Buch „Schockwelle. Unsere letzte Chance für sichere Energie und Frieden“ schreibt sie, dass uns nur ein kleines Zeitfenster bleibt, um den Krisen entgegenzuwirken. Sie benennt die Verantwortlichen für die verfahrene Situation und die Chancen, die wir noch haben, um uns aus den Abhängigkeiten zu befreien und ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten. Claudia Kemfert ist eine Wissenschaftlerin, die sich seit Jahren unermüdlich für Klimagerechtigkeit einsetzt. Sie erzählte, dass sie sich zum Teil vorkomme wie in dem Film „Und ewig grüßt das Murmeltier“, weil sie ihre Forderungen und Warnungen seit so vielen Jahren wiederhole. Sie blicke dankbar auf die junge Generation und all die Menschen, die sich so stark für das Klima und eine lebenswerte Zukunft einsetzen.

Signierstunden gibt es auch immer wieder auf der Buchmesse, wie hier von der Autorin Alice Pantermüller und der Illustratorin Daniela Kohl von den Büchern „Lotta-Leben“.

Beim Gang durch die Hallen gab es Vieles zu entdecken.
So etwa der schöne slowenische Stand:

Eine Freude war es, viel schöne Lyrikbücher auf der Buchmesse zu entdecken:

Weiterhin sah ich lange Signierschlangen:

Eine Buchmesse ohne vorgetragene Lyrik ist zum Glück undenkbar:

Debattieren auf der Buchmesse zu der Frage „Glück – Was ist wichtiger? Spaß oder Sinnerleben?“:

Erneut ging ich zum Podcast-Stand, der wie immer gut besucht war:

Und hörte Stevie Meriel Schmiedel (im Bild rechts) zu, der Gründerin von Pinkstinks, zu ihrem Buch „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne. Warum uns ein bisschen Genderwahn guttut.“:

Wo Seabastian Fitzek war, war es immer voll, er hat eine große Fangemeinde. Hier erzählt er zu seinem Buch „Elternzeit“:

Das Außengelände lud die Besucher*innen immer wieder zu Pausen ein:

Die #buchbar auf der Leipziger Buchmesse finde ich ein wunderbares Konzept. Kern der #buchbar ist der sogenannte community table, ein langer Tisch, an denen zu festgelegten Zeiten jeweils sechs Autor*innen und das interessierte Publikum Platz nehmen und bei Kaffee, Croissants und Kuchen miteinander erzählen können. Ergänzend dazu gibt es moderierte Gespräche mit Autor*innen an der Bar. Bei der Veranstaltung, die ihr hier seht, ging es um das „Glück des Schreibens“, mit dabei John von Düffel, Alex Beer, Hugo Hamilton, Antje Niendorf, Noah Martin und Piet van Hoorn:

Beim Podcast-Gespräch hörte ich Jana Crämer, die zu ihrem autobiografischen Buch „Jana, 39, ungeküsst“ erzählte. Sie ist früher gemobbt worden, wog 180 Kilo und mochte sich selbst nicht. Im Buch beschreibt sie, wie sie lernte, nicht mehr viel darum zu geben, was andere von ihr denken und sich selbst anzunehmen. „Es gab immer wieder so kleine Momente, in denen ich gemerkt habe, dass ich die Dinge, die ich früher so sehr an mir gehasst habe, eigentlich die Ecken und Kanten sind, die ich inzwischen ganz besonders an mir liebe.“ „Ich lerne die kleinen Besonderheiten meines Körpers total zu schätzen.“ „Mein Körper ist weit weg davon, ideal zu sein, er hat trotzdem verdient, das ich ihn liebe.“ waren einige ihrer Sätze. Ein Buch, das sicherlich vielen Menschen Mut macht.

Am Abend besuchte ich die Bibliotheca Albertina in der Stadt und erlebte Arno Geiger mit dem Moderator Alexander Solloch. In seinem aktuellen Buch „Das glückliche Geheimnis“ gibt Arno Geiger sein Geheimnis preis, denn mit Mitte 20 begann er, in Papiercontainern zu wühlen und Müll zu sammeln, um entdeckte Schätze auf Flohmärkten zu verkaufen. Damals war er ein erfolgloser Schriftsteller und bestritt damit seinen Lebensunterhalt. Auch als er ein erfolgreicher Schriftsteller wurde, hat er sein Geheimnis weiter betrieben, indem er frühmorgens mit dem Rad losfuhr, um Papiercontainer zu durchwühlen. Er erzählte darüber, was ihm das bedeutet hat. Es war auch ein Gegengewicht für ihn zur erfolgreichen Welt. Ihm zuzuhören, war sehr schön und auch auf dieses Buch freue ich mich sehr.
Einer seiner Sätze an dem Abend: „Wenn die Uhr nicht ticken würde, dann würden wir alles aufschieben. Dass wir Kinder der Zeitlichkeit sind, dass das Leben vergänglich ist, macht das Leben auch schön.“

Zum Abschluss des Tages besuchte ich die Veranstaltung „Übers Wasser gehen. Ukraine-Tag der Bundeszentrale für politische Bildung.“ Hier erlebt ich mit vielen anderen Menschen ukrainische Musik, Gesang, Poesie:

Auch ukrainisches Essen und Getränke gab es dazu:

Damit ging ein erfüllter wunderbarer 3. Buchmessen-Tag zu Ende, an dem ich mehrmals dachte:

Morgen berichte ich euch vom 4. und damit letzten Tag der Leipziger Buchmesse.

7 Gedanken zu „Mein Bericht von der Leipziger Buchmesse – Teil 3

  1. „Wenn die Uhr nicht ticken würde, dann würden wir alles aufschieben. Dass wir Kinder der Zeitlichkeit sind, dass das Leben vergänglich ist, macht das Leben auch schön.“

    Man gibt es nicht
    wir sind Zeit
    in unserer kurzen Zeit
    ohne das Hässliche
    gibt es das Schöne nicht

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