Ich habe mich von den ABC-Etüden einladen lassen. Christiane stellt alle zwei Wochen drei Begriffe in ihren Blog, die in maximal 300 Wörter verpackt werden sollen. Die Worte stammen diesmal von Anna-Lena https://visitenkartemyblog.wordpress.com und lauten: Himmelsleuchten, recycelbar, ausreisen.
Hier kommt meine Etüde:
Sie geht die Straße entlang. Die kühle Novemberluft malt ihre Wangen rosig. Sie mag das Geräusch des Laubs unter ihren Füßen. Das Zersplittern der Blätter und die sanfte Schönheit des Vergänglichen. Fast ist es, als lösen sich die Blätter auf. Was eine wunderbar recycelbare Natur, denkt sie. Hier lernen wir, wie Leben geht. Wie Leben nicht stillsteht und doch das Leise liebt. Im aufsteigenden Nebel des Morgens spürt sie, wie nah sich Himmel und Erde sind. Die Luft füllt ihre Lungen mit Erwachen. Es ist, als atme sie die Herbstfarben mit ein. Kleine Streifen zeigen sich am Horizont. Der Himmel tuscht sich rötlich und verändert seine Formen. Das Christkind backt, sagten ihre Tanten früher zu ihr, wenn sich dieses Himmelsleuchten zeigte. Auch sie sagte diesen Satz zu ihren Kindern. Sie trägt den Satz noch heute in sich. Es gibt Sätze, die wohnen in uns. Eingepflanzt von Menschen die uns umgeben, nisten sich ein und leben mit uns. Es gibt Sätze, die sind leicht und tragen viel Gewicht. Ein Gewicht, mit dem wir gut durchs Leben tanzen können. Sie heben uns auf, wenn wir stolpern, greifen uns unter die Arme und heben den Blick. Ihr Atmen wirft Wölkchen. In ihrer Manteltasche fühlt sie die Glätte einer aufgehobenen Rosskastanie. Lange wird sie diese Kastanie mit sich tragen, das ahnt sie. Sie wird sie fühlen wenn sie auf den Bus wartet, an einer Kasse ansteht oder wie nun spazieren geht. Sie mag ihre Mütze und die Wärme des Schals. Eine Hängematte am Strand wäre eine Alternative, versprach ihr ein Zettel im Briefkasten. Dem Alltag entfliehen. Der wiederkehrenden Kühle des Novembers. Blaues Wasser, weißer endlos scheinender Strand. Das alles auf Hochglanz. Nein, sie möchte nicht ausreisen. Sie möchte genau dort sein, wo sie nun ist, mit genau dem Knirschen unter ihren Füßen.
„Das Christkind backt!“ Hör mal, das kenne ich auch … aber wer hat das denn zu mir gesagt, als ich Kind war, meine Eltern waren es nicht …
Schön, deine Etüde, vielen Dank!
Liebe Grüße
Christiane :-D <3
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Es hat Freude gemacht, nochmal bei den Etüden mitzumachen, die du mit soviel Einsatz pflegst.
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Freut mich! Du darfst gerne öfter! :-D
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Das backende Christkind kenne ich auch – meine Oma war es.
Und so ein schöner Text – ich bin ganz bewegt und hin und weg.
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Lieben Dank, deine Worte freuen mich.
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W u n d e r b a r diese Etüde zu den 3 nejen Worten Himmelsleuchten, reciclebar und ausreisen!🌞🌳🍃🌰🌄🌙
☆ zu den 3 neuen Worten. Danke! Schöner könnte ich es nicht sagen. Da liegt ja alles darinnen….😊!
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Vielen Dank!
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So schön, liebe Marion, ein ganz wunderbares Stimmungsbild mit und zu allem, was diese Jahreszeit uns zu bieten hat!
Liebe Grüße dir,
Anna-Lena
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Danke, liebe Wortspenderin :)
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Sehr gerne, liebe Marion!
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Wunderschön und stimmungsvoll.
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Vielen Dank, dein und euer Lesen freut mich.
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Herbstfarben einatmen und damit die leichten Sätze verzieren und gewichtig und unvergessen machen: sehr schön gezeichnet. Und das schönste: Jedes Jahr kann man die gleichen Gefühle wieder abrufen, die gleichen Stimmungen.
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Stimmt, jährlich tauchen die für diese Jahreszeit wunderbar typischen Stimmungen auf.
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sehr schön!
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Dankeschön
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Ich mag deine Etüde auch und ja, auch ich wuchs mit diesem Satz auf und gab ihn an meine Kinder und Enkelkinder weiter, obwohl wir gar nicht ans Christkind glauben ;)
herzliche Grüße
Ulli
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Wie schön, dass so viele mit diesem Satz aufgewachsen sind, in den unterschiedlichsten Gegenden.
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