Mein Bericht von der Leipziger Buchmesse – Teil 3


Heute berichte ich von Samstag, meinem dritten Tag auf der Leipziger Buchmesse.
An diesem Tag war die Messe sehr gut besucht. Das Schöne daran: Es gibt sie, die vielen vielen Buchliebhaber*innen.
Wie auch an den Tagen zuvor, hatte ich mir ein Programm zusammengestellt und wie immer wich ich davon ab, da sich vieles spontan ergab. Es gibt sicherlich viel Großartiges auf der Buchmesse, dass ich nicht gesehen habe, doch das, was ich erlebt habe, beglückt, inspiriert mich und wirkt nach.
Beim Gang durch die Hallen klangen viele verschiedene Sprachen an mein Ohr. Schön, dass eine Buchmesse immer international ist.

Ich besuchte am Morgen die Veranstaltung „Zeitkapsel. Leipziger Buchmesse 2023 sammeln“. Eine Studierendengruppe hat alles gesammelt, was in einem direkten Zusammenhang mit der diesjährigen Leipziger Buchmesse steht, und keine ISBN hat. Auf diese Weise schaffen sie eine Zeitkapsel, die nachfolgenden Generationen Auskunft geben soll über die Buchbranche in diesen Zeiten. Die Studierenden erzählten davon, wie sie alle Stände entlanggegangen sind und Materialien eingesammelt haben, von Verlagsprogrammheften bis zu Stofftieren. Was die Menschen, die diese Zeitkapsel in vielen Jahren finden werden, wohl zur Buchmesse 2023 sagen werden? Ein spannendes Projekt.

„Das Buch habe ich ganz langsam und ganz sparsam gelesen und möchte es am liebsten nochmal lesen, weil da so viel drinsteckt“, so kündigte Ariane Binder das neue Buch von Helga Schubert „Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe“ an. Ein Buch, in dem Helga Schubert die Liebesgeschichte zu ihrem Mann beschreibt. 50 Jahre lebten sie zusammen, bevor ihr Mann schwer krank wurde und nun zuhause palliativ umsorgt wird. Es geht in dem Buch um das gemeinsames Altwerden, um Fürsorge und Trost und um viel Liebe. Es war wunderbar der sympathischen Autorin zuzuhören. Sie erzählte auch davon, wie sie es erlebte, im Jahr 2020 mit 80 Jahren mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet zu werden.
Eine Buchmesse zu besuchen, ohne dass meine Buch-Wunschliste wächst, geht einfach nicht.

Auch das nächste Interview war sehr humorvoll. Die Moderatorin Cécile Schortmann war im Gespräch mit der temperamentvollen Adriana Altaras zu ihrem Buch „Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante“. Adriana Altaras erzählt in dem Buch von ihrer eigenwilligen Tante, die 101 Jahre alt wurde und die die spanische Grippe, das KZ und ihre norditalienische Schwiegermutter überlebte. Sie schreibt über eine liebevolle Beziehung zu ihrer Tante.
„Ich habe fast gedacht, sie stirbt gar nicht mehr“, so Adriana Altaras. „Die guten Zeiten gehen vorbei, doch die schlechten auch“, war ein weiterer ihrer Sätze. Über die Beziehung ihrer Mutter zu ihrer Tante sagte sie: „Meine Mutter hat jeden Sonntag zwei Stunden mit meiner Tante telefoniert und sie haben sich zwei Stunden angeschrien, also schon eine Form von Freundschaft.“
Ein Mann, der neben mir saß, sagte: „Die Frau ist echt der Hammer.“ Ja, recht hat er. Sie trägt übrigens den Spitznamen Adrenalina.

Heute war die Ruheoase der #buchbar gut gefüllt:

Fabienne Schovenberg las aus ihrem Buch „Ist die Welt noch zu retten | Die Welt ist noch zu retten. Auf der Suche nach Motivation beim Weltverbessern“:

Im Vorbeigehen sah ich die Veranstaltung „Glück im Unglück.“ Der Autor und Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber geht in seinem Buch der Frage nach, wie es sich in Zeiten von Krieg, Klimakrise, Inflation und Pandemie mit dem Glück verhält. Er besuchte Menschen und Orte, die glücklich machen.

Nun führte mich mein Weg erneut zu dem podcast detektor.fm:

Hier war die renommierte Energieökonomin Claudia Kemfert zu erleben, die Leiterin der Abteilung Energie Verkehr Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung Berlin. Seit vielen Jahren warnt Claudia Kempfert vor der Klima- und Energiekrise. In ihrem aktuellen Buch „Schockwelle. Unsere letzte Chance für sichere Energie und Frieden“ schreibt sie, dass uns nur ein kleines Zeitfenster bleibt, um den Krisen entgegenzuwirken. Sie benennt die Verantwortlichen für die verfahrene Situation und die Chancen, die wir noch haben, um uns aus den Abhängigkeiten zu befreien und ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten. Claudia Kemfert ist eine Wissenschaftlerin, die sich seit Jahren unermüdlich für Klimagerechtigkeit einsetzt. Sie erzählte, dass sie sich zum Teil vorkomme wie in dem Film „Und ewig grüßt das Murmeltier“, weil sie ihre Forderungen und Warnungen seit so vielen Jahren wiederhole. Sie blicke dankbar auf die junge Generation und all die Menschen, die sich so stark für das Klima und eine lebenswerte Zukunft einsetzen.

Signierstunden gibt es auch immer wieder auf der Buchmesse, wie hier von der Autorin Alice Pantermüller und der Illustratorin Daniela Kohl von den Büchern „Lotta-Leben“.

Beim Gang durch die Hallen gab es Vieles zu entdecken.
So etwa der schöne slowenische Stand:

Eine Freude war es, viel schöne Lyrikbücher auf der Buchmesse zu entdecken:

Weiterhin sah ich lange Signierschlangen:

Eine Buchmesse ohne vorgetragene Lyrik ist zum Glück undenkbar:

Debattieren auf der Buchmesse zu der Frage „Glück – Was ist wichtiger? Spaß oder Sinnerleben?“:

Erneut ging ich zum Podcast-Stand, der wie immer gut besucht war:

Und hörte Stevie Meriel Schmiedel (im Bild rechts) zu, der Gründerin von Pinkstinks, zu ihrem Buch „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne. Warum uns ein bisschen Genderwahn guttut.“:

Wo Seabastian Fitzek war, war es immer voll, er hat eine große Fangemeinde. Hier erzählt er zu seinem Buch „Elternzeit“:

Das Außengelände lud die Besucher*innen immer wieder zu Pausen ein:

Die #buchbar auf der Leipziger Buchmesse finde ich ein wunderbares Konzept. Kern der #buchbar ist der sogenannte community table, ein langer Tisch, an denen zu festgelegten Zeiten jeweils sechs Autor*innen und das interessierte Publikum Platz nehmen und bei Kaffee, Croissants und Kuchen miteinander erzählen können. Ergänzend dazu gibt es moderierte Gespräche mit Autor*innen an der Bar. Bei der Veranstaltung, die ihr hier seht, ging es um das „Glück des Schreibens“, mit dabei John von Düffel, Alex Beer, Hugo Hamilton, Antje Niendorf, Noah Martin und Piet van Hoorn:

Beim Podcast-Gespräch hörte ich Jana Crämer, die zu ihrem autobiografischen Buch „Jana, 39, ungeküsst“ erzählte. Sie ist früher gemobbt worden, wog 180 Kilo und mochte sich selbst nicht. Im Buch beschreibt sie, wie sie lernte, nicht mehr viel darum zu geben, was andere von ihr denken und sich selbst anzunehmen. „Es gab immer wieder so kleine Momente, in denen ich gemerkt habe, dass ich die Dinge, die ich früher so sehr an mir gehasst habe, eigentlich die Ecken und Kanten sind, die ich inzwischen ganz besonders an mir liebe.“ „Ich lerne die kleinen Besonderheiten meines Körpers total zu schätzen.“ „Mein Körper ist weit weg davon, ideal zu sein, er hat trotzdem verdient, das ich ihn liebe.“ waren einige ihrer Sätze. Ein Buch, das sicherlich vielen Menschen Mut macht.

Am Abend besuchte ich die Bibliotheca Albertina in der Stadt und erlebte Arno Geiger mit dem Moderator Alexander Solloch. In seinem aktuellen Buch „Das glückliche Geheimnis“ gibt Arno Geiger sein Geheimnis preis, denn mit Mitte 20 begann er, in Papiercontainern zu wühlen und Müll zu sammeln, um entdeckte Schätze auf Flohmärkten zu verkaufen. Damals war er ein erfolgloser Schriftsteller und bestritt damit seinen Lebensunterhalt. Auch als er ein erfolgreicher Schriftsteller wurde, hat er sein Geheimnis weiter betrieben, indem er frühmorgens mit dem Rad losfuhr, um Papiercontainer zu durchwühlen. Er erzählte darüber, was ihm das bedeutet hat. Es war auch ein Gegengewicht für ihn zur erfolgreichen Welt. Ihm zuzuhören, war sehr schön und auch auf dieses Buch freue ich mich sehr.
Einer seiner Sätze an dem Abend: „Wenn die Uhr nicht ticken würde, dann würden wir alles aufschieben. Dass wir Kinder der Zeitlichkeit sind, dass das Leben vergänglich ist, macht das Leben auch schön.“

Zum Abschluss des Tages besuchte ich die Veranstaltung „Übers Wasser gehen. Ukraine-Tag der Bundeszentrale für politische Bildung.“ Hier erlebt ich mit vielen anderen Menschen ukrainische Musik, Gesang, Poesie:

Auch ukrainisches Essen und Getränke gab es dazu:

Damit ging ein erfüllter wunderbarer 3. Buchmessen-Tag zu Ende, an dem ich mehrmals dachte:

Morgen berichte ich euch vom 4. und damit letzten Tag der Leipziger Buchmesse.

Mein Bericht von der Leipziger Buchmesse – Teil 2


Heute berichte ich von meinem zweiten Tag auf der Leipziger Buchmesse.
Am Freitagmorgen waren noch Plätze frei, wie hier in der Ruheoase der Buchbar:


Den Stand des guten Katapult Verlags besuche ich immer wieder gerne:

Meine erste Veranstaltung führte mich zum Podcast-Radio. Dort erzählte der Journalist Daniel Schulz über sein Buch „Ich höre keine Sirenen mehr. Krieg und Alltag in der Ukraine“ und über seine Erfahrungen in der Ukraine, in dem er seit vielen Jahren unterwegs ist und viele Freundschaften dort hat. Wenn er erzählt, ist zu spüren, dass hier jemand spricht, der nicht von außerhalb über die Ukraine schreibt, sondern eng mit ihr verbunden ist. Ein bewegendes Buch, das auch auf meiner Wunschliste steht.

Peter Wohlleben und Pierre L. Ibisch haben gemeinsam das Buch „Waldwissen. Vom Wald her die Welt verstehen. Erstaunliche Erkenntnisse über den Wald, den Menschen und unsere Zukunft“ geschrieben. Und tatsächlich, es war erstaunlich– wie immer bei Peter Wohlleben – und sehr interessant, was die beiden berichteten. Die beiden Waldexperten blicken in die Zukunft des Waldes und damit in die Zukunft von uns Menschen. Das Thema Klimagerechtigkeit tauchte hier wie bei sehr vielen Veranstaltungen der Buchmesse auf und überall ist die Dringlichkeit zu spüren.

Bei der Stiftung Buchkunst werden die schönsten Bücher aus der ganzen Welt präsentiert. Viele Schätze gab es hier zu entdecken, so auch dieses wunderbare Buch:

Sehr interessant war auch die nächste Unterhaltung, bei der Emilia Roig mit dem Moderator Vladimir Balzer zu ihrem Buch „Das Ende der Ehe“ erzählte. Die Autorin blickt kritisch hinter ein patriarchales System, wie sie die Ehe beschreibt, und plädiert für Wege zu einer Revolution der Liebe. Ein Buch, das als provokant und mutig beschrieben wird:

Jan Weiler las aus seinem Buch „Älternzeit“. Er beschreibt wie immer humorvolle Episoden aus seinem Alltag mit den inzwischen erwachsenen Kindern. Sicherlich werden alle, die Kinder ähnlichen Alters haben, viele Situationen in dem Buch wiedererkennen.

Eine Buchmesse ohne den Gutenberg-Stand ist undenkbar:

Die Halle, in der auch die kleinen, feinen Kunstverlage zu finden sind, mag ich sehr. Es ist ein Wiedersehen mit Bekannten und ein Entdecken von neuen Schätzen.
So wie bei Sylvia Graupner mit ihrer schönen und zuversichtlichen Kunst:

Marianne Nagel zeigte mit Anne Deuter wunderbare Buchkunst. Optisch und haptisch ein feinsinniges Vergnügen:

Und schöne Leinwandlyrik von Martina Mruck:

Manchmal ist es pures Glück, ein unbekanntes Buch aufzuschlagen und genau das ist dann eines, das etwas in uns zum Klingen bringt und uns leise flüstern lässt „Hach, wie schön.“. So ging es mir am schönen Schweizer Stand mit dem Buch von Philip Kovce „Aphorismen. Wenn alles gesagt ist, beginnt das Gespräch“. Unerwartete Schätze, die zu uns finden.
Am Schweizer Stand drehte ich das Komplimenten-Rad und las in den Wortfächern:

In der Glashalle zur Mittagszeit:

Aufgrund der Manga-Comic-Con, die mit der Leipziger Buchmesse verbunden ist, sind überall Cosplayer zu sehen (beim Cosplay stellt jemand eine Figur aus einem Manga, Anime, Film oder Videospiel durch ein Kostüm möglichst originalgetreu dar):

Am taz Stand sprach Dirk von Lowtzow mit dem Moderator Andreas Fanziadeh zu seinem Buch „Ich tauche auf“. Ein Buch, in dem der Sänger von der Band Tocotronic, in Tagebuchform von einem Jahr Pandemie erzählt:

Und immer wieder gibt es zauberhaft Stände, wie hier bei den sympathischen Schwestern Jagoda und Guinevere Paul, die eine zeichnet, die andere schreibt, zusammen sind sie „die Paulinen“:

Kreatives zum Mitmachen gibt es auch an einigen Ständen:

Ein weiteres tolles Interview gab es beim aspekte Talk: Klima & Literatur.  Hier erlebte ich erneut Maja Lunde („Der Traum von einem Baum“) und Marc Elsberg (C-Celsius) mit dem Moderator:

Das Buch von Maja Lunde hatte ich mir übrigens am Abend zuvor von ihr signieren lassen und bei der Widmung erfahren, dass ihr Sohn den gleichen Namen wie mein Mann trägt. Doch weiter zur guten Veranstaltung und zu Sätzen, die ich dabei sammelte:
„Die Natur hat vielleicht keine Meinung, doch sie hat eine Stimme und die ist manchmal ziemlich laut. Wir hören sie inzwischen permanent. Sie schreit, mir ist zu heiß, mir ist zu trocken, mir ist zu feucht. Wir müssen zuhören.“, so Marc Elsberg.
Und Maja Lunde sagte während des Gesprächs: „Wir können immer noch Dinge verändern, wir haben immer noch Zeit. Wir haben diese Probleme, die sind da, doch wir sind in der Position heute noch etwas dagegen zu tun, das Ende ist noch offen.“
Ich finde klasse, dass sich neben Sachbüchern auch die Belletristik dem dringlichen Thema der Klimagerechtigkeit widmet.

Danach freute ich mich auf Robert Seethaler. Er sprach mit Katja Gasser über sein aktuelles Buch „Das Café ohne Namen“. Das Buch handelt von einem Café und seine Menschen und von einem Mann, der seiner Sehnsucht folgt. Auch hier erlebte ich ein wunderbares Interview und hörte viele gute Sätze. Einer der Sätze von Robert Seethaler: „Das ist vielleicht eine Marotte, dass ich das Wort sehr ernst nehme. Das Wort soll leuchten im besten Sinne.“ Na, ich würde sagen, eine wunderbare Marotte, die uns seine guten Bücher schenkt.

Überall Besucher*innen, Prominenz wie hier Max Moor und die Cosplayer. Eine bunte Buchmesse:

Die Treppe war an diesem Freitag voller als am Tag zuvor:

Carsten Otte sprach mit Birgit Birnbacher über ihr Buch „Wovon wir leben“. Eine bedeutsame Frage, die die Autorin in ihrem Roman behandelt. Ihr ahnt es vielleicht, meine Wunschliste wächst weiter…

Und Clemens J. Setz (ihr erinnert euch? Er gehört zu den Nominierten des Leipziger Buchpreises) im Interview zu seinem Roman „Monde vor der Landung“, das voller origineller Gedankengänge ist:  

Am Abend war ich zur Langen Leipziger Lesenacht, die in der schönen Moritzbastei in der Stadt stattfand. Wunderbar, in den verschiedenen Räumen der Bastei lasen viele Autorinnen und Autoren und erzählten zu den Büchern. Das Café, der Innenhof, der Büchertisch luden auch ein, eine tolle Atmosphäre und ein reichhaltiger Abend.

Hier einige Eindrücke des Abends in den verschiedenen Räumlichkeiten der Moritzbastei:

So ging ein zweiter wundervoller Buchmessen-Tag zu Ende, an dem ich nicht zum ersten mal dachte: Ja, Bücher machen unsere Welt zu einem besseren Ort.
Morgen folgt mein Bericht vom 3. Tag auf der Leipziger Buchmesse.

Bericht über meinen Besuch der Leipziger Buchmesse – Teil 1

Diese Woche werde ich keine Findesätze und Findesatz-Gedichte teilen, da ich euch gerne von der Leipziger Buchmesse erzählen möchte. Hier kommt Teil 1 meines Berichts:

Letzte Woche habe ich die Leipziger Buchmesse besucht, die vom 27. bis zum 30. April einlud. Nach drei Jahren Pause fand diese Messe im Verbund mit der Manga-Comic-Con endlich wieder statt.
Ich reiste bereits am Mittwoch an und war nach einem Treffen mit zwei lieben Menschen in der Stadt Leipzig unterwegs, die viele schöne Plätze, Gebäude, Läden, Kunst, Cafés und blühende Kirschbäume zeigte. Meine Lust, Leipzig ein weiteres mal zu besuchen und die Stadt in Ruhe zu erkunden, ist da.

Verbunden mit der Buchmesse fand an verschiedenen Orten in der Stadt das Lesefest „Leipzig liest“ statt. So führte mich meine erste Veranstaltung am Mittwochabend zum Haus des Buches, dort war Judith Hermann im Gespräch mit dem Moderator Thorsten Ahrend und stellte ihr Buch „Wir hätten uns alles gesagt“ vor:

Judith Hermann sprach über ihr Leben, das Schreiben, über Wahrheit und Erfindung, all das in ihrer eigenen poetischen Art. Was ein wunderbarer Start in die Buchmessen-Tage mit diesem feinsinnigen und auch humorvollen Abend. Ein Buch mit einer sehr schönen Sprache. Es ist eines der Bücher, bei denen mir schnell klar wurde, das werde ich lesen.

Am nächsten Morgen öffneten die Tore der Leipziger Buchmesse.

Die Leipziger Buchmesse ist eine Publikumsmesse, das heißt an allen vier Tagen ist sie für das Publikum geöffnet. Sie war gut besucht, dennoch war Donnerstag ausreichend Raum, die Hallen und Stände zu erkunden. Auch die Gänge und Treppen mit Platz:

Ein schönes gemeinsames Ritual für alle Mitarbeitenden am Cornelsen Stand, bevor der Stand eröffnet wurde:

Die Buchmesse besteht nicht nur aus Büchern und Ständen, sondern auch aus den vielen Veranstaltungen auf dem Buchmessengelände. An vielen Orten in den Hallen finden Interviews, Lesungen und ein reichhaltiges Programm statt.
Hier seht ihr Julia Schoch, die im Gespräch mit Matthias Schmidt ihr Buch „Das Liebenspaar des Jahrhunderts“ vorstellte:

 „Wenn man am Ende des Lebens angekommen ist, dann erinnert man sich eher an die Menschen, die man geliebt hat und nicht an die Neujahrsansprache des Kanzlers.“, war einer ihrer Sätze während des Gesprächs.

Ich besuchte die beliebte Veranstaltung „Preis der Leipziger Buchmesse – Belletristik“, bei der die Nominierten und ihre Bücher vorgestellt wurden: Ulrike Draesner, Joshua Groß, Dinçer Güçyeter, Angela Steidele und in Abwesenheit Clemens J. Setz:

Einige, die hier lesen, kennen Dinçer Güçyeter. Ich konnte ihn letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse über Wolfgang Schiffer kennenlernen. Wolfgang betreibt den literarischen Blog Wortspiele und Dincer und er haben gemeinsam den ELIF Verlag, der im Übrigen auf der Leipziger Buchmesse einen Preis erhielt.
Sehr gespannt war ich, wer am Nachmittag gewinnen würde, wobei ich finde, dass bereits alle Nominieren mit dieser besonderen Auszeichnung Gewinner*innen sind.

Österreich ist in diesem Jahr das Gastland der Leipziger Buchmesse. Österreich zeigte einen einladenden Stand mit vielen Büchern, einem Café mit typisch österreichischem Essen und Trinken und der Veranstaltungsecke:

„Liebe aus Österreich? Ja! Liebe aus Österreich!“ hieß die Unterhaltung, bei der der Gedichtautomat eröffnet wurde, der voller österreichischer Lyrik steckt. Andreas Unterweger, Franz Josef Czemin und Gerhild Steinbuch sprachen mit dem Moderator Rainer Moritz und über das Projekt und über die Notwendigkeit von Poesie im Alltag:

Wie funktioniert der Poesieautomat, der ein umfunktionierte Kondomautomat ist? Eine Münze einwerfen, die Kategorie wählen, den Knopf drücken, das Gedicht herausnehmen und lesen. Wunderbar!

Es gab unzählige gute Veranstaltungen, die ich nur im Vorbeigehen sah, da es nicht möglich ist, alles zu verfolgen.
Hier diskutierte die Moderatorin Caro Baum mit der Autorin Svenja Gräfen (die das Buch „Radikale Selbstfürsorge“ geschrieben hat) über die Thematik “Literatur & Geschlechter“. Dabei ging es um das Gendern und welche Auswirkungen das für die Sprache und Literatur hat:

Über Künstliche Intelligenz sprach Gert Scobel mit Markus Dömer (Head of Business Development beim Carlsen Verlag), Tobias Wüstenfeld (Illustrator) und Matthias Göritz (Buch „Die Sprache der Sonne“). Ein sehr interessantes Gespräch, in dem es um die Chancen, Risiken und Gefahren von KI ging:

„Ich glaube, dass kein Autor und kein Buch über Chat GPT ersetzt werden kann.“ und „Man kann sich Sorgen machen, doch man muss keine Angst haben.“, so Markus Dömer.

Michael Dietz und Jochen Schliemann waren beim Podcast Radio detektor.fm zu hören. Die beiden haben das Buch „Reisen Reisen. Wie wir die Welt entdecken wollen“ geschrieben. Die beiden betreiben auch selbst einen Podcast, in dem sie über das Reisen berichten. Sie machen Lust aufs Entdecken und auf Perspektivwechsel und zeigen dabei, wie man voller Respekt für Mensch und Natur unterwegs sein kann:

Am Nachmittag wurde der ukrainische Stand eröffnet. Hier fanden während der gesamten Buchmesse immer wieder interessante Diskussionen und Lesungen statt.
„Es ist wichtig, Impulse für ein neues Nachdenken über die Geschichte und Gesellschaftskultur der Ukraine zu geben und damit Grundlagen zu schaffen, damit dieses große wichtige Land als der eigenständige und dynamische Nachbar wahrgenommen wird, der er eigentlich schon immer war.“, so Fabian Mühlthaler vom Goethe-Institut Ukraine bei der Eröffnung:

„Der zähe Kampf für Klimagerechtigkeit“ hieß die Veranstaltung, die ich danach besuchte. Die beiden Klimaaktivistinnen waren mit der Moderatorin im Gespräch über ihren Einsatz für Klimagerechtigkeit. Auch Lützerath und der Hambacher Wald tauchten in dem Gespräch mehrmals auf, Orte oder ehemalige Orte, die nicht weit von meinem Heimatort entfernt sind und die mir am Herzen liegen. Sie sprachen auch über das Buch „Ende Gelände. We shut shit down“, das in einem kollektiven Schreibprozess entstanden ist und über den Klima Kalender, ein Kalender, der Menschen in ihrem täglichen Leben beim Einsatz für Klimagerechtigkeit unterstützen möchte:

Lena Falkenhagen diskutierte mit Sawsan Chebli („Laut“), Isabel Abedi („Verbotene Welt“) und Gilda Sahebi („Unser Schwert ist die Liebe“) über „Brennpunkt Iran: Frau – Leben – Freiheit! In der Literatur“:

Die nächste Veranstaltung, die ich besuchte, war die Preisverleihung der Leipziger Buchmesse 2023, die immer inmitten der Glashalle stattfindet. Die Gewinner*innen in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung wurden im feierlichen Rahmen bekannt gegeben.
Auf diesem Foto seht ihr Oliver Zille, den Direktor der Leipziger Buchmesse am Rednerpult und auf der Bühne die Jurymitglieder. Alle nominierten Bücher in den drei Kategorien entdeckt ihr ebenso auf dem Foto:


Ich war schon bei einigen Preisverleihungen bei Buchmessen. Diese Preisverleihung war die berührendste, die ich jemals erlebte. Das lag sicherlich maßgebend an Dinçer Güçyetern (über den ich bereits vorher schrieb) und der im Bereich Belletristik gewann. Was eine Freude!
„Wenn diese Frau nicht gesagt hätte, Dinçer, mach weiter, das sind deine Träume, wir haben noch genug Nudeln im Schrank, bitte, gib deine Träume nicht auf, ich hätte es ohne sie nicht geschafft.“, sagte der frisch gekürter Preisträger der Leipziger Buchmesse und bedankte sich damit bei seiner Frau Ayşe. Dinçer Güçyeter holte dazu seine Frau auf die Bühne:

Anschließend lud er alle anderen Nominierten in seiner Sparte auf die Bühne und sagte, es sei ihr gemeinsamer Preis. Es gab Standing Ovations und viele Menschen waren von seinen Worten und Gesten sichtlich bewegt und es flossen einige Tränen der Rührung. Hach, das ging wunderbar ans Herz:

Neben Dinçer Güçyeter, der Preisträger im Bereich Belletristik, gewann in der Kategorie Sachbuch die Autorin Regina Scheer für die Biografie „Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ und in der Kategorie Übersetzung Johanna Schwering, sie hat den Roman „Die Cousinen“ von Aurora Venturini aus dem argentinischen Spanisch ins Deutsche übertragen.
Alle drei Preisträger*innen gemeinsan:

Schönes an den Ständen gab es immer wieder zu entdecken:

Auch auf den Abend freute ich mich, denn die 3. Klimabuchmesse wurde eröffnet mit der Veranstaltung „Träume von Bäumen, Artenvielfalt & gesunder Erde“. Eckart von Hirschhausen übernahm die Schirmherrschaft für diese Klimabuchmesse:

Das Buch von Martin Häusler „Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten: Eine Reise in die Nachhaltigkeit“ wurde vorgestellt, das Eckart von Hirschhausen herausgegeben hat. Ein großartiges und inspirierendes Buch, das ich euch sehr ans Herz lege. In dem Gespräch wurde betont, dass das Thema Nachhaltigkeit weder eine bestimmte Generation noch eine bestimmte Partei betrifft, denn es betrifft uns alle und kann nur gemeinsam gelöst werden. Ein Buch, das die Dringlichkeit der Thematik zeigt und zugleich viel Hoffnung gibt. Es ist eine Einladung, sich auf den Weg zu machen, denn jede und jeder kann Teil der Lösung werden. Zwei Gebärdendolmetscherinnen übersetzten den gesamten Abend.

Einige der guten Sätze, die Eckart von Hirschhausen sagte: „Ich bin gerne unter kreativen und engagierten Leuten, weil das Hoffnung gibt.“ und „Wir können das Thema nicht delegieren, das steht jetzt an.“

Auch das Buch von Katrin Böhning-Gaese und Friederike Bauer „Vom Verschwinden der Arten. Der Kampf um die Zukunft der Menschheit“ ist sehr lesenswert. In dem Gespräch wurde deutlich, wie eng der Klimaschutz mit dem Artenschutz verbunden ist, der Verlust an Biodiversität heizt den Klimawandel an und jede Art, die von dieser Erde verschwindet und damit unwiderruflich weg ist, hat einen Einfluss auf unser gesamtes Ökosystem. Die beiden Autorinnen machten deutlich, welche enorme Tragweite der rasante Artenschwund für uns Menschen hat. Auch dieses Buch zeigt, dass die Lage sehr ernst, doch nicht aussichtslos ist, denn noch können wir Menschen das Artensterben aufhalten. Ein hochaktuelles Buch, dass die Dringlichkeit zeigt, lösungsorientiert ist und Perspektiven aufzeigt.

An diesem Abend war auch die wunderbare Maja Lunde zu erleben, deren neues Buch „Der Traum von einem Baum“ den Abschluss ihres Bestseller-Klimaquartetts bildet. Gesa Ufer sprach mit Maja Lunde über ihr Buch, das in Spitzbergen im Jahre 2110 spielt. Sie sprachen über ihr Schreiben und über die Klimathematik. Maja Lunde las zudem einen Ausschnitt aus ihrem Buch in Norwegisch vor und Claudia Michaelsen las mehrere Abschnitte in Deutsch.

Auf die Frage, ob wir die Angst brauchen, um uns Menschen wachzurütteln, antwortete Maja Lunde: „Es ist gar nicht möglich als Mensch mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und keine Angst zu haben. Diese Angst ist ein gesundes Gefühl, weil es uns antreibt. Die Gefahr ist jedoch, dass die Angst uns in Starre fallen lässt und an der Stelle kommt die Hoffnung ins Spiel. Für mich ist sie der treibende Motor und ohne Hoffnung werden wir nicht ins Handeln kommen. Wir sind dazu verpflichtet, in Hoffnung zu leben, weil wir sonst unsere Kinder und die anderen Arten, die auf diesem Planeten gerettet werden müssen, nicht mehr retten. Hoffnung ist das Schlüsselwort für das, was wir brauchen.“, so Maja Lunde.

Es war ein bewegender und mutmachender Abend, der die Dringlichkeit der Klimathematik deutlich aufzeigte und zugleich viel Zuversicht schenkte. Ich finde großartig und wichtig, dass so viele Menschen deutliche Worte sprechen und sich für Klimagerechtigkeit einsetzen. Ich hoffe, dass diese Bücher viele Menschen erreichen werden.

So ging ein reichhaltiger, berührender und wunderbarer Buchmessen-Tag zu Ende.
Morgen berichte ich euch von meinem zweiten Tag auf der Leipziger Buchmesse.

27. April – Findesatz

„Wenn diese Frau nicht gesagt hätte, Dinçer, mach weiter, das sind deine Träume, wir haben noch genug Nudeln im Schrank, bitte, gib deine Träume nicht auf, ich hätte es ohne sie nicht geschafft.“

Diesen Satz sagte Dinçer Güçyeter  heute als frisch gekürter Preisträger der Leipziger Buchmesse und bedankte sich damit bei seiner Frau Ayşe. Es war eine wunderbar berührende Preisverleihung. Er holte anschließend alle anderen Nominierten auf die Bühne und sagte, es sei auch ihr Preis. Es gab Standing Ovation und viele Menschen waren von seinen Worten und Gesten sichtlich bewegt.

Eindrücke von der Leipziger Buchmesse

Wie war es auf der Leipziger Buchmesse? Das werde ich von einigen Leuten gefragt. Hier ein paar Antworten und Eindrücke, die ich gerne mit euch teile. Es war toll, inspirierend, anstrengend, glücklichmachend und wunderbar.
Ich mag die Atmosphäre solch einer Buchmesse und das Spüren, wie viele Menschen Bücher lieben, von Familien mit kleinen Kindern, Jugendlichen, die in Gruppen unterwegs sind, bis hin zu Erwachsenen und älteren Menschen. Es gab viele gute Veranstaltungen, Lesungen, Workshops und Gespräche. Vieles hatte ich mir im Vorfeld bewusst herausgesucht und dann ergab sich das Spontane und Unerwartete und beides spielt bei solch einer Messe herrlich zusammen. Überall war in diesen Tagen diese Bücherliebe zu spüren, in den Hallen, auf den Gängen und abends in der Stadt mit dem reichhaltigen Programm. Es gab viele Momente, die diese Tage so besonders machen…
Diese Momente, wenn eine dir noch nicht bekannte Autorin vorliest und du flüsterst nach drei Sätzen: Ist das wunderschön. Momente in denen du fühlst, dass Sätze etwas ganz Tiefes berühren können. Momente bei einem Interview, das vor Humor sprüht und herrliche Fragen und Antworten sich die Hand reichen. Momente, in denen du dankbar bist, dass Autoren klar Stellung beziehen und sich für eine offene vielfältige und bunte Gesellschaft aussprechen. Momente, in denen du neue Bücher entdeckst und deine „Die möchte ich lesen-Liste“ immer länger wird. Momente, in denen du von purer Kreativität umgeben bist. Momente, die dir Neues zeigen. Momente, in denen du froh bist, dass es so viele großartige Bücher gibt. Momente, die zeigen, wie wertvoll es ist, dass Menschen einander Geschichten erzählen.

Ich zeige euch nun einige Fotos, die nur ein kleines Fenster sein können, von all dem, was an dem Tag dort lebte.

Leipziger Buchmesse empfängt mit Sonne und Fahnen:

In der Glashalle:

Und natürlich überall Bücher, Bücher, Bücher:

Die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse aus der Kategorie Belletristik werden vorgestellt (Kanah Cusanit, Mattthias Nawrat, Anke Stelling, Jaroslav Rudis, Feridun Zaimoglu):

Im Gespräch Ingrid Noll, ihr aktuelles Buch „Goldschatz“:

Harald Welzer im Gespräch zu seinem Buch „Alles könnte anders sein“:

Kreatives an den Ständen:

Christoph Hein im Gespräch:

Die frisch gekürte Gewinnerin des Preises der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik Anke Stelling („Schäfchen im Trockenen“):

Fritsche Julia u.a. Autoren von verlagegegenrechts für eine bunte Gesellschaft:

Köchin, Biobäuerin, Imkerin und Autorin Sarah Wiener:

Denis Scheck präsentiert „Best of Druckfrisch“:

Bela B Felsenheimer (von den Ärzten) zu seinem ersten Buch „Scharnow“:

Wahre Worte:

Die Buchhändlerin und Autorin Petra Hartlieb im Gespräch und lesend aus ihrem Buch „Meine wundervolle Buchhandlung“:

Peter Dreißig vom Nachtpeter Verlag, der sein Storytelling Material vorstellte und erlebbar machte:

Maxime Schuhmann, einer der Slam-Poeten:

Heinz Bude im Gespräch zu seinem Buch „Solidarität“:

Auch die Cosplayer bestimmen das Bild der Messe:

Atfah Lina, eine syrische Dichterin, die deutlich macht, wie wichtig das Weiterschreiben war und ist, wenn die Welt um einen herum zusammenbricht:

Atticus, der kanadische Instagram-Poet während der Signierstunde:

Meike Winnemuth zu ihrem neuen Buch „Bin im Garten. Ein Jahr wachsen und wachsen lassen“:

Abendstimmung kurz vor Messeende:
Feine Botschaft an einer der kreativen Wände:

Findesatz 026

Auch den heutigen Findesatz habe ich auf der Leipziger Buchmesse versteckt. Kurz vor Ende der Buchmesse habe ich nochmal nachgeschaut, ob der Satz noch dort hing. Ja, auch drei Stunden nach dem Verstecken war er noch da. Ob er von Leuten gefunden wird, die dort aufräumen?

Findesatz 025


Auch diesen Findesatz habe ich auf der Leipziger Buchmesse versteckt.

Und gerade, während ich den Beitrag einstelle, kommt eine Nachricht, dass der Satz heute gefunden wurde. (Unter Satzfinder/innen hat die Finderin kommentiert.)