Bericht über meinen Besuch der Leipziger Buchmesse – Teil 1

Diese Woche werde ich keine Findesätze und Findesatz-Gedichte teilen, da ich euch gerne von der Leipziger Buchmesse erzählen möchte. Hier kommt Teil 1 meines Berichts:

Letzte Woche habe ich die Leipziger Buchmesse besucht, die vom 27. bis zum 30. April einlud. Nach drei Jahren Pause fand diese Messe im Verbund mit der Manga-Comic-Con endlich wieder statt.
Ich reiste bereits am Mittwoch an und war nach einem Treffen mit zwei lieben Menschen in der Stadt Leipzig unterwegs, die viele schöne Plätze, Gebäude, Läden, Kunst, Cafés und blühende Kirschbäume zeigte. Meine Lust, Leipzig ein weiteres mal zu besuchen und die Stadt in Ruhe zu erkunden, ist da.

Verbunden mit der Buchmesse fand an verschiedenen Orten in der Stadt das Lesefest „Leipzig liest“ statt. So führte mich meine erste Veranstaltung am Mittwochabend zum Haus des Buches, dort war Judith Hermann im Gespräch mit dem Moderator Thorsten Ahrend und stellte ihr Buch „Wir hätten uns alles gesagt“ vor:

Judith Hermann sprach über ihr Leben, das Schreiben, über Wahrheit und Erfindung, all das in ihrer eigenen poetischen Art. Was ein wunderbarer Start in die Buchmessen-Tage mit diesem feinsinnigen und auch humorvollen Abend. Ein Buch mit einer sehr schönen Sprache. Es ist eines der Bücher, bei denen mir schnell klar wurde, das werde ich lesen.

Am nächsten Morgen öffneten die Tore der Leipziger Buchmesse.

Die Leipziger Buchmesse ist eine Publikumsmesse, das heißt an allen vier Tagen ist sie für das Publikum geöffnet. Sie war gut besucht, dennoch war Donnerstag ausreichend Raum, die Hallen und Stände zu erkunden. Auch die Gänge und Treppen mit Platz:

Ein schönes gemeinsames Ritual für alle Mitarbeitenden am Cornelsen Stand, bevor der Stand eröffnet wurde:

Die Buchmesse besteht nicht nur aus Büchern und Ständen, sondern auch aus den vielen Veranstaltungen auf dem Buchmessengelände. An vielen Orten in den Hallen finden Interviews, Lesungen und ein reichhaltiges Programm statt.
Hier seht ihr Julia Schoch, die im Gespräch mit Matthias Schmidt ihr Buch „Das Liebenspaar des Jahrhunderts“ vorstellte:

 „Wenn man am Ende des Lebens angekommen ist, dann erinnert man sich eher an die Menschen, die man geliebt hat und nicht an die Neujahrsansprache des Kanzlers.“, war einer ihrer Sätze während des Gesprächs.

Ich besuchte die beliebte Veranstaltung „Preis der Leipziger Buchmesse – Belletristik“, bei der die Nominierten und ihre Bücher vorgestellt wurden: Ulrike Draesner, Joshua Groß, Dinçer Güçyeter, Angela Steidele und in Abwesenheit Clemens J. Setz:

Einige, die hier lesen, kennen Dinçer Güçyeter. Ich konnte ihn letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse über Wolfgang Schiffer kennenlernen. Wolfgang betreibt den literarischen Blog Wortspiele und Dincer und er haben gemeinsam den ELIF Verlag, der im Übrigen auf der Leipziger Buchmesse einen Preis erhielt.
Sehr gespannt war ich, wer am Nachmittag gewinnen würde, wobei ich finde, dass bereits alle Nominieren mit dieser besonderen Auszeichnung Gewinner*innen sind.

Österreich ist in diesem Jahr das Gastland der Leipziger Buchmesse. Österreich zeigte einen einladenden Stand mit vielen Büchern, einem Café mit typisch österreichischem Essen und Trinken und der Veranstaltungsecke:

„Liebe aus Österreich? Ja! Liebe aus Österreich!“ hieß die Unterhaltung, bei der der Gedichtautomat eröffnet wurde, der voller österreichischer Lyrik steckt. Andreas Unterweger, Franz Josef Czemin und Gerhild Steinbuch sprachen mit dem Moderator Rainer Moritz und über das Projekt und über die Notwendigkeit von Poesie im Alltag:

Wie funktioniert der Poesieautomat, der ein umfunktionierte Kondomautomat ist? Eine Münze einwerfen, die Kategorie wählen, den Knopf drücken, das Gedicht herausnehmen und lesen. Wunderbar!

Es gab unzählige gute Veranstaltungen, die ich nur im Vorbeigehen sah, da es nicht möglich ist, alles zu verfolgen.
Hier diskutierte die Moderatorin Caro Baum mit der Autorin Svenja Gräfen (die das Buch „Radikale Selbstfürsorge“ geschrieben hat) über die Thematik “Literatur & Geschlechter“. Dabei ging es um das Gendern und welche Auswirkungen das für die Sprache und Literatur hat:

Über Künstliche Intelligenz sprach Gert Scobel mit Markus Dömer (Head of Business Development beim Carlsen Verlag), Tobias Wüstenfeld (Illustrator) und Matthias Göritz (Buch „Die Sprache der Sonne“). Ein sehr interessantes Gespräch, in dem es um die Chancen, Risiken und Gefahren von KI ging:

„Ich glaube, dass kein Autor und kein Buch über Chat GPT ersetzt werden kann.“ und „Man kann sich Sorgen machen, doch man muss keine Angst haben.“, so Markus Dömer.

Michael Dietz und Jochen Schliemann waren beim Podcast Radio detektor.fm zu hören. Die beiden haben das Buch „Reisen Reisen. Wie wir die Welt entdecken wollen“ geschrieben. Die beiden betreiben auch selbst einen Podcast, in dem sie über das Reisen berichten. Sie machen Lust aufs Entdecken und auf Perspektivwechsel und zeigen dabei, wie man voller Respekt für Mensch und Natur unterwegs sein kann:

Am Nachmittag wurde der ukrainische Stand eröffnet. Hier fanden während der gesamten Buchmesse immer wieder interessante Diskussionen und Lesungen statt.
„Es ist wichtig, Impulse für ein neues Nachdenken über die Geschichte und Gesellschaftskultur der Ukraine zu geben und damit Grundlagen zu schaffen, damit dieses große wichtige Land als der eigenständige und dynamische Nachbar wahrgenommen wird, der er eigentlich schon immer war.“, so Fabian Mühlthaler vom Goethe-Institut Ukraine bei der Eröffnung:

„Der zähe Kampf für Klimagerechtigkeit“ hieß die Veranstaltung, die ich danach besuchte. Die beiden Klimaaktivistinnen waren mit der Moderatorin im Gespräch über ihren Einsatz für Klimagerechtigkeit. Auch Lützerath und der Hambacher Wald tauchten in dem Gespräch mehrmals auf, Orte oder ehemalige Orte, die nicht weit von meinem Heimatort entfernt sind und die mir am Herzen liegen. Sie sprachen auch über das Buch „Ende Gelände. We shut shit down“, das in einem kollektiven Schreibprozess entstanden ist und über den Klima Kalender, ein Kalender, der Menschen in ihrem täglichen Leben beim Einsatz für Klimagerechtigkeit unterstützen möchte:

Lena Falkenhagen diskutierte mit Sawsan Chebli („Laut“), Isabel Abedi („Verbotene Welt“) und Gilda Sahebi („Unser Schwert ist die Liebe“) über „Brennpunkt Iran: Frau – Leben – Freiheit! In der Literatur“:

Die nächste Veranstaltung, die ich besuchte, war die Preisverleihung der Leipziger Buchmesse 2023, die immer inmitten der Glashalle stattfindet. Die Gewinner*innen in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung wurden im feierlichen Rahmen bekannt gegeben.
Auf diesem Foto seht ihr Oliver Zille, den Direktor der Leipziger Buchmesse am Rednerpult und auf der Bühne die Jurymitglieder. Alle nominierten Bücher in den drei Kategorien entdeckt ihr ebenso auf dem Foto:


Ich war schon bei einigen Preisverleihungen bei Buchmessen. Diese Preisverleihung war die berührendste, die ich jemals erlebte. Das lag sicherlich maßgebend an Dinçer Güçyetern (über den ich bereits vorher schrieb) und der im Bereich Belletristik gewann. Was eine Freude!
„Wenn diese Frau nicht gesagt hätte, Dinçer, mach weiter, das sind deine Träume, wir haben noch genug Nudeln im Schrank, bitte, gib deine Träume nicht auf, ich hätte es ohne sie nicht geschafft.“, sagte der frisch gekürter Preisträger der Leipziger Buchmesse und bedankte sich damit bei seiner Frau Ayşe. Dinçer Güçyeter holte dazu seine Frau auf die Bühne:

Anschließend lud er alle anderen Nominierten in seiner Sparte auf die Bühne und sagte, es sei ihr gemeinsamer Preis. Es gab Standing Ovations und viele Menschen waren von seinen Worten und Gesten sichtlich bewegt und es flossen einige Tränen der Rührung. Hach, das ging wunderbar ans Herz:

Neben Dinçer Güçyeter, der Preisträger im Bereich Belletristik, gewann in der Kategorie Sachbuch die Autorin Regina Scheer für die Biografie „Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ und in der Kategorie Übersetzung Johanna Schwering, sie hat den Roman „Die Cousinen“ von Aurora Venturini aus dem argentinischen Spanisch ins Deutsche übertragen.
Alle drei Preisträger*innen gemeinsan:

Schönes an den Ständen gab es immer wieder zu entdecken:

Auch auf den Abend freute ich mich, denn die 3. Klimabuchmesse wurde eröffnet mit der Veranstaltung „Träume von Bäumen, Artenvielfalt & gesunder Erde“. Eckart von Hirschhausen übernahm die Schirmherrschaft für diese Klimabuchmesse:

Das Buch von Martin Häusler „Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten: Eine Reise in die Nachhaltigkeit“ wurde vorgestellt, das Eckart von Hirschhausen herausgegeben hat. Ein großartiges und inspirierendes Buch, das ich euch sehr ans Herz lege. In dem Gespräch wurde betont, dass das Thema Nachhaltigkeit weder eine bestimmte Generation noch eine bestimmte Partei betrifft, denn es betrifft uns alle und kann nur gemeinsam gelöst werden. Ein Buch, das die Dringlichkeit der Thematik zeigt und zugleich viel Hoffnung gibt. Es ist eine Einladung, sich auf den Weg zu machen, denn jede und jeder kann Teil der Lösung werden. Zwei Gebärdendolmetscherinnen übersetzten den gesamten Abend.

Einige der guten Sätze, die Eckart von Hirschhausen sagte: „Ich bin gerne unter kreativen und engagierten Leuten, weil das Hoffnung gibt.“ und „Wir können das Thema nicht delegieren, das steht jetzt an.“

Auch das Buch von Katrin Böhning-Gaese und Friederike Bauer „Vom Verschwinden der Arten. Der Kampf um die Zukunft der Menschheit“ ist sehr lesenswert. In dem Gespräch wurde deutlich, wie eng der Klimaschutz mit dem Artenschutz verbunden ist, der Verlust an Biodiversität heizt den Klimawandel an und jede Art, die von dieser Erde verschwindet und damit unwiderruflich weg ist, hat einen Einfluss auf unser gesamtes Ökosystem. Die beiden Autorinnen machten deutlich, welche enorme Tragweite der rasante Artenschwund für uns Menschen hat. Auch dieses Buch zeigt, dass die Lage sehr ernst, doch nicht aussichtslos ist, denn noch können wir Menschen das Artensterben aufhalten. Ein hochaktuelles Buch, dass die Dringlichkeit zeigt, lösungsorientiert ist und Perspektiven aufzeigt.

An diesem Abend war auch die wunderbare Maja Lunde zu erleben, deren neues Buch „Der Traum von einem Baum“ den Abschluss ihres Bestseller-Klimaquartetts bildet. Gesa Ufer sprach mit Maja Lunde über ihr Buch, das in Spitzbergen im Jahre 2110 spielt. Sie sprachen über ihr Schreiben und über die Klimathematik. Maja Lunde las zudem einen Ausschnitt aus ihrem Buch in Norwegisch vor und Claudia Michaelsen las mehrere Abschnitte in Deutsch.

Auf die Frage, ob wir die Angst brauchen, um uns Menschen wachzurütteln, antwortete Maja Lunde: „Es ist gar nicht möglich als Mensch mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und keine Angst zu haben. Diese Angst ist ein gesundes Gefühl, weil es uns antreibt. Die Gefahr ist jedoch, dass die Angst uns in Starre fallen lässt und an der Stelle kommt die Hoffnung ins Spiel. Für mich ist sie der treibende Motor und ohne Hoffnung werden wir nicht ins Handeln kommen. Wir sind dazu verpflichtet, in Hoffnung zu leben, weil wir sonst unsere Kinder und die anderen Arten, die auf diesem Planeten gerettet werden müssen, nicht mehr retten. Hoffnung ist das Schlüsselwort für das, was wir brauchen.“, so Maja Lunde.

Es war ein bewegender und mutmachender Abend, der die Dringlichkeit der Klimathematik deutlich aufzeigte und zugleich viel Zuversicht schenkte. Ich finde großartig und wichtig, dass so viele Menschen deutliche Worte sprechen und sich für Klimagerechtigkeit einsetzen. Ich hoffe, dass diese Bücher viele Menschen erreichen werden.

So ging ein reichhaltiger, berührender und wunderbarer Buchmessen-Tag zu Ende.
Morgen berichte ich euch von meinem zweiten Tag auf der Leipziger Buchmesse.

13 Gedanken zu „Bericht über meinen Besuch der Leipziger Buchmesse – Teil 1

  1. Mal aus eigenem Interesse gefragt, da mindestens ein Buchmessenbesuch im Leben noch auf meiner Liste steht: Nun ist diese imposante Treppe ja durchaus hübsch gestaltet, aber wie siehts es denn so mit barrierefreien Alternativen zu ihr aus? Wie ist es denn allgemein so um barrierefreien Zugang dort so bestellt?

    Und, wenn ich mich nicht ganz täusche, war Clemens J. Setz bei der Bekanntgabe der Nominierungen also, wie erwähnt, abwesend, scheint auf einem der Bilder der Preisverleihung aber wieder anwesend zu sein!? :-)

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    • Du als Buchliebhaber solltest unbedingt mal eine Buchmesse besuchen, wie ich finde. Die Buchmesse ist barrierefrei konzipiert und es gibt Aufzüge. Ich sah einige Kinderwagen und Menschen in einem Rollstuhl. Samstag war es sehr voll, den Tag würde ich nicht bevorzugen wenn man mobilitätseingeschränkt ist, doch an den anderen Tagen war ausreichend Raum.

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    • Und du täuscht dich nicht. Clemens J. Setz war bei der Veranstaltung, als die Nominierten vorgestellt worden, noch nicht anwesend, doch bei der Preisverleihung war er da und auch im Laufe der nächsten Tage anwesend.

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