ABC-Etüde

Gerne habe ich mich von Christiane auf ihrem Blog Irgendwas ist immer zu den ABC-Etüden für die Textwoche 36/37 2021 einladen lassen. Dabei gilt es, drei vorgegebene Wörter in einen Text mit maximal 300 Worten einzubauen.
Die diesmalige Wortspende stammt von Ludwig Zeidler und seine drei Worte lauten:
Schlick / ominös / putzen

Hier kommt mein Text:

Die Chucks liegen im Hausflur neben dem Eingang. Wenn er spätnachmittags seine Haustüre aufschließt, streift der die Chucks ab und lässt sie dort bis zum nächsten Morgen liegen, es sei denn er geht zu seinem Nachbarn auf ein abendliches Gespräch, trifft sich mit Freunden in einem Café oder geht ins Theater.
Seine nackten Füße hinterlassen ein leises Geräusch auf dem Holzboden. Barfuß geht er am liebsten, dann fühlt er sich frei und geerdet.
Er setzt sich Tee auf, seine Katze streicht um seine Beine und er krault die Stelle hinter ihren Ohren, die ein lautes Schnurren hervorruft.  Er redet mit ihr, wie er das immer macht. „Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?“, fragt er sie, „Dein Leben besteht aus schlafen, streunen, essen, trinken, dich putzen und manchmal eine Maus jagen. Jaja, dich kraulen lassen natürlich auch. Du machst das gut mit dem Leben, weißt du das.“
Mit dem dampfenden Teebecher in der Hand geht er hinaus auf die Terrasse, seine Katze begleitet ihn und zu zweit gehen sie durch den Garten. Er öffnet das Gatter am Ende des Gartens, das in den angrenzenden Wald hineinführt. Er geht ein paar Meter in den Wald hinein, seine Katze bleibt stehen, wie sie das immer am Waldrand macht. „Das ist dir nicht geheuer, was? Der dunkle ominöse Wald! Dabei ist er ein Lebewesen wie wir.“ Seine Katze setzt sich, während er weiter geht.
Tagsüber hat es ein wenig geregnet und an einigen Stellen ist der Boden aufgeweicht. Seine Füße fühlen den Schlick, doch das macht ihm nichts, im Gegenteil, er fühlt sich lebendig und der Natur verbunden.
Er bleibt stehen, nimmt die Frische an seinen Füßen wahr, die Wärme des Teebechers an seinen Händen und ist dankbar, all das fühlen zu können. Danke, flüstert er und atmet tief ein und aus.

9 Gedanken zu „ABC-Etüde

  1. Du bringst es ganz schlicht auf den Punkt: Ehrfurcht. Demut. Wertschätzung. Verbundenheit. Liebe. 🧡
    Da werde ich ganz still. 🌳🌻🌳
    Ich mag deine Texte sehr.
    Vielen herzlichen Dank, dass du Lust hattest, wieder einmal mitzuschreiben! Ich freue mich sehr. 😁
    Nachtgrüße 😁✨🍷🍪👍

    Gefällt 3 Personen

  2. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 38.39.21 | Wortspende von Werner Kastens | Irgendwas ist immer

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