„Man kann zwar den Tod nicht besiegen, wohl aber das Totsein zu Lebzeiten.“


„Und glaub mir, die Jahre gehen so schnell vorbei, also nutz das Leben.“


Mir fehlt das Wissen, um zu verstehen, wie so etwas möglich ist.
Doch womöglich reicht kein Wissen der Welt, um das verstehen zu können.
Ich kenne nicht alle Hintergründe. Doch ich weiß, dass wir alle Menschen sind.
Nennt mich meinetwegen naiv, doch ich glaube, dass wir alle in der einen Welt leben und dazu aufgerufen sind, menschlich zu leben.
Wir alle kennen die Bilder, Menschen in überfüllten Booten, Menschen auf staubigen Wegen, die Geschichten in ihren Körpern und Augen zu lesen.
Ich lese Zahlen, die mich erschrecken. Tausende geflüchtete Menschen seien im Meer ertrunken. 4967 im vorigen Jahr, lese ich irgendwo. Inzwischen seien tausende dazu gekommen. Die Dunkelziffer liege deutlich höher.
Hinter all diesen Zahlen lebten Frauen, Männer, Kinder, Hoffnungen, Gefühle.
Wären es 100, 33, 14 oder 1… auch das wäre zuviel.
Manchmal wundere ich mich, dass wir in wenigen Wochen im Sand liegen, weich gebettet, am Mittelmeer Urlaub machen und einen Cocktail bei Sonnenuntergang trinken.
Wie können wir im Mittelmeer baden, wenn wir darum wissen, dass in diesem Meer all diese Menschen ihr Leben verloren haben und es weiterhin verlieren.
Es macht mich traurig, fassungslos.
Auch ich bin vermutlich eine von denen, die im Meer schwimmen und Muscheln beim Tauchen entdecken werden.
Ich wünsche mir, wir würden uns mehr empören.
Wie ist all das möglich? Eine Frage, auf die ich keine Antwort finde.
Auch ich kann nicht sagen, ich hätte von all dem nichts gewusst.
Ich verstehe nicht alle Hintergründe, doch ich verstehe, dass wir alle Menschen sind, die leben und überleben wollen.
In der Nachbarschaft wohnten Familien, die aus Syrien geflüchtet sind.
Diese Begegnungen sind mit das Schönste, was ich in den letzten Jahren erlebt habe.
Lebendige Kontakte, das Weiten des Horizontes, dazulernen.
Ich habe nichts verloren. Ich habe dazugewonnen.
Jeder der diesen Weg übers Meer oder über das Land sucht, sucht eine bessere Welt.
Eine Welt des Überlebens, der Freiheit, der Mitmenschlichkeit.
Was ist los mit uns?
Gehören die Länder nur denen, die zufällig dort geboren werden?
Daran kann ich nicht glauben.
Ich glaube – trotz allem – weiterhin an Mitmenschlichkeit.
Denn nur so können wir leben.
Nur so will ich leben.
„Ich glaube an ein Leben nach dem Tod und dass wir mit dem Leben hier in Verbindung bleiben.“

„Sie hat sehr gerne gelebt.“

„Mein größter Traum ist, dass wenn ich sterbe, ich sagen kann, ich habe ein tolles Leben gehabt und ich habe es für mich richtig gemacht.“

„Jeder Sterbende lehrt uns etwas.“

„Wenn ich irgendwann die Augen zumache und sie nicht mehr öffne, glaubt mir, dann ist es gut so.“
