Frankfurter Buchmesse 2022 – 1. Tag

Nach der gestrigen Eröffnung war heute der 1. Tag der Frankfurter Buchmesse, der für das Fachpublikum geöffnet ist. Ab Freitag ist die Buchmesse für Privatbesucher*innen geöffnet.
Bereits heute war die Buchmesse gut besucht, es war deutlich voller als im vergangenen Jahr, was die Buchbranche freuen wird.
Insgesamt werden 4000 Aussteller aus 95 Ländern hier erwartet. Die Frankfurter Buchmesse ist spürbar zurück mit all ihrer Buchliebe und Buchbegeisterung.
Meine erster Weg führte mich zur ARD Bühne zu der Veranstaltung „Klima Panel“. Hier wurde der Frage nachgegangen „Der Klimawandel ist überall spürbar. Wie wird er in der Literatur verarbeitet?“
Günther Wessel (Sachbuch „Klimakrise“), die Psychologin und bei Scientist for Future tätige Katharina van Bronswijk (Sachbuch „Klima im Kopf. Angst, Wut, Hoffnung: Was die ökologische Krise mit uns macht“) und Leona Stahlmann (Roman „Diese ganzen belanglosen Wunder“) wurden von Katharina Borchardt hierzu interviewt.

„Dass unser Leben sich ändern muss, das wissen wir alle, wir müssen uns überlegen, wollen wir Teil des Problems oder Teil der Lösung sein.“, so Günther Wessel. „Wenn wir es schaffen, die Wut konstruktiv in Handlungen umzusetzen, so ist das ein guter Weg“,“ äußerte Katharina van Bronswijk.
Trotz der schwierigen Thematik sind die beiden Sachbücher leicht zu lesen und kommen ohne erhobenen Zeigefinger aus. Leona Stahlmann las aus ihrem Roman vor und wir lauschten der schönen fließenden Sprache. Alle drei Bücher stehen nun auf meiner Wunschliste.
„Das entdecken von Schönheit kann dazu führen, dass wir diese Welt erhalten“, so Leona Stahlmann in einem der vielen aufhebenswerten Sätze.
„Ich wünsche viel Angst aber vor allem auch viel Mut und Hoffnung und gute Lektüre.“, so die Moderatorin Katharina Borchardt zum Abschluss dieser guten Gesprächsrunde.

Als ich den Innenhof, die Agora betraf, entdeckte ich König Felipe IV und Königin Letizia und unbeabsichtigt war ich mittendrin und ging in den royalen Spuren:

Winken zum Abschied:

Und begleitet von einer Polizeikolonne fuhr das Königspaar davon:

Die Grünen Politikerin und Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth und die Moderatorin Bärbel Schäfer seht ihr hier, leider ist das Foto etwas verschwommen, doch die beiden netten Frauen strahlen so von innen, da macht das nichts, wie ich finde:

Gute Botschaften zu unseren Füßen:

Kunsttafeln gibt es diesmal viele auf dem Innenhof, der Agora:

Auch weitere Kunst ließ mich innehalten:

Ein Blick von oben auf die Agora:

Danach war ich bei der Diskussionsrunde „Iran – wo lang? Der Aufstand gegen das Mullah-Regime und was der Rest der Welt tun kann“ von der PEN Berlin in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse. Doris Akrap (links) im Gespräch mit Deniz Yücel, Behzad Karim Khani, Omid Nouripour, Cinur Ghaderi und Natalie Amiri:

Der Tod der iranischen 22-jährigen Masha Amini vor wenigen Wochen hat diese Veranstaltung ins Leben gerufen. Auch in vielen anderen Veranstaltungen taucht das Thema Iran und die Proteste auf. Es wurde deutlich, dass die Themen Iran, Ukraine, Russland, Energiekrise nicht separat zu betrachten sind. Eine sehr interessante und wichtige Diskussionsrunde, wie ich finde. In diesem Frankfurt Pavilion wurde im wahrsten Sinne des Wortes auch Flagge gezeigt:

Weiter ging es für mich durch die Hallen. Hier seht ihr Jan Faktor, der zu seinem Buch „Trottel“ interviewt wurde, das auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 stand. Es handelt sich um einen autobiografischen Schelmenroman oder wie der Autor selbst bei dem Interview so amüsant sagte: „Im Trottel-Roman ist viel mehr erlaubt, das kann ich nur empfehlen, eine neue Gattung.“ Jan Faktor behandelt in seinem Buch auch ein ernstes Thema, denn sein Sohn, der psychisch krank war, nahm sich vor zehn Jahren das Leben. Trotz dieses Themas ist das Buch reich an Humor. Der Moderator schloss das Interview mit den Worten: „Dieses Buch ist ein Abenteuer, lesen Sie es, Sie werden reich belohnt.“

Bei dem Gang durch die Hallen entdeckte ich bekannte Verlage und Lieblingsbücher:

Und ein weiterer meiner Lieblingsverlage, der Hermann Schmidt Verlag, der wunderbare Bücher verlegt, die wie eine Schatzkiste sind:

Lieblingssänger – zumindest in Buchform – entdeckte ich hier auch:

Und neue Bücher und für mich neue Verlage. Das Buch „Alltags for Future“ gibt Anregungen für einen ökologischen Tagesablauf von morgens bis zum Abend:

Wichtig und schön, dass große wie kleine Verlage hier Raum haben.

Ein Wiedersehen mit Kasia Lewandowska, jedes Jahr besuche ich ihren Stand und wir freuen uns, uns wiederzusehen. Auch dieses Jahr zeigt sie in ihren Kunstwerken und -büchern wieder viel Hoffnung, Wärme und Licht:

Hiernach besuchte ich die Veranstaltung der Reihe „SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft“ „Wir – für Alt und Jung!“, bei der Livia Gerster zu ihrem Buch „Die Neuen“ und Ananda Klar zu ihrem Buch „Nehmt uns endlich ernst!“ von Jagoda Marinic interviewt wurden. In dem Gespräch ging es darum, dass sich junge Menschen in der Politik oft nicht gehört fühlen und die Frage, ob sich das mit dem Generationswechsel im Bundestag ändere.
Ananda Klar kritisierte in dem Gespräch, die politisch kürzlich getroffene Entscheidung, dass das Dorf Lützerath wegen der Braunkohle abgebaggert werden soll. Lützerath ist nur wenige km von meinem Heimatort entfernt und die Wachsamkeit für diese Thematik ist nicht nur in meiner Heimat, sondern auch hier in Frankfurt spürbar.

Mit einer Frau neben mir kam ich ins Gespräch und auch das ist typisch für die Frankfurter Buchmesse, Austausch und Begegnungen.

Schön sind die vielen spanischen Worte, die hier immer wieder auf den Gängen oder an Ständen auftauchen. Da Spanien das Gastland ist, wie ich gestern berichtete, sind hier viele Spanierinnen und Spanier anzutreffen. Auch viele andere Nationalitäten sind vertreten und dieses bunte Miteinander ist eine weitere der schönen Seiten der Frankfurter Buchmesse. Wie gut passt da auch das Thema der Buchmesse „Übersetzungen“ bzw. „Translate, Transfer, Transform“. Sicherlich geht es euch wie mir, wir erweitern unseren Horizont auch über Literatur, die übersetzt wurde und indem wir so von anderen Menschen erfahren und voneinander lernen.

Eine Neuheit bzw. eine der Neuheiten der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist das Awareness-Team, eine Unterstützungsstelle für Diskriminierungsfälle:

Hier seht ihr Daniela Dröscher, die zu ihrem Buch „Lügen über meine Mutter“ von Cecile Schortmann interviewt wurde. Auch dieses Buch stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022. Ein Buch, das autobiografische Züge trägt. Die Protagonistin des Buches, Ella, hat eine Mutter, die der Vater viel zu dick findet und der sie massiv unter Druck setzt, abzunehmen. Daniela Dröscher sagte, sie schreibe nie aus Wut oder Anklage, sondern um zu verstehen. Sie las aus dem sicherlich lesenswerten Buch mit ihrer angenehmen Vorlesestimme:

Viele gute Bücher werden hier vorgestellt und ich bin mir bewusst, dass ich euch viele wunderbare Bücher gar nicht vorstellen kann und ich nicht alle Buchpräsentationen besuchen kann. Wie jedes Jahr, schenkt mein Bericht eine kleine Auswahl an Buchvorstellungen und allgemeinen Messeeindrücken. Ich hoffe, dass die Bücher in den nächsten Wochen und Jahren zu uns finden werden, die uns finden möchte.

Nun besuchte ich die „Julius-Campe-Preisverleihung“, die dieses Jahr die Buchmesse Frankfurt erhält. Sie erhält diesen Preis, da sie für Vielfalt und Freiheit der Literatur und für den Wert des Lesens steht.

Claudia Roth hielt die Laudatio, dabei tauchten die guten Worte auf: „Der Preis steht für all das, was Putin mit seinem verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine bekämpft. Sie steht für die Freiheit, für die Freiheit der Literatur, für die Freiheit der Rede, die Freiheit der Kultur, mit anderen Worten für die Demokratie und damit für die Menschen. Worte berühren uns, sie inspieren, sie laden zum Träumen ein, ermöglichen Verständnis und Kenntnis und deshalb brauchen wir Literatur. Sie ist ohne jeden Zweifel Grundnahrungsmittel in unserer Demokratie.“

Tim Jung vom Hoffmann und Campe Verlag und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bei der Übergabe der Urkunde:

Was machte ich danach?
Mich ins Pressezentrum setzen und diesen Bericht schreiben. Hier oben ist Ruhe, Internetanschluss, Kaffee:

Zudem leckere Äpfel:

Und immer freundliche Mitarbeiter*innen im Pressezentrum:

Inzwischen im Hotelzimmer zurück, grüße ich euch nach einem weiteren inspirierenden Messetag aus Frankfurt,
Marion

5 Gedanken zu „Frankfurter Buchmesse 2022 – 1. Tag

  1. Hallo liebe Marion, deine Worte waren für mich wirklich sehr interessant. Vielen lieben Dank ich freue mich morgen wieder NEUES zu lesen.Weiterhin viel Vergnügen. Liebe Grüße Annemie

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  2. Vielen Dank für die ausführlichen Schilderungen.
    Ich war auf einem Fachbesuchertag eingeladen, als das Gastland Norwegen war. Die Vielfalt der Angebote und die Hallen haben mich abends auf der Couch fussmüde und k.o. einschlafen lassen ;) Um nichts in der Welt hätte ich diesen Tag verpassen wollen :)

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