Frankfurter Buchmesse – Eröffnung

Die 74. Frankfurter Buchmesse wurde heute eröffnet. Ich freue mich sehr, hier vor Ort zu sein und euch von der weltweit größten Buchmesse zu berichten.
Es begann mit der Eröffnungspressekonferenz:

Hier seht ihr links Juergen Boos, den Direktor der Frankfurter Buchmesse, daneben Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, und den britisch-pakistanischen Schriftsteller, Mohsin Hamid, der eine beeindruckende Rede hielt:

Juergen Boos appellierte an die Buchbranche, im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein sichtbares Gegengewicht zu spalterischen, antidemokratischen und diskriminierenden Tendenzen zu schaffen. Karin Schmidt-Friderichs äußerte sich: „In einer Welt, in der zwischen politischen, kulturellen und ideologischen Haltungen immer tiefere Gräben entstehen, schafft die Buchmesse Raum für den friedlichen, demokratischen Austausch.“ Auch diesen guten Satz von ihr hob ich auf: „Wir reden hier miteinander und nicht übereinander.“

Nach diesen guten Reden ging es zur Eröffnung des Ehrengast-Pavillons, in dem der Presserundgang stattfand. In diesem Jahr ist Spanien unter dem Motto „Creatividad Desbordante – Sprühende Kreativität“ das Gastland der Buchmesse. Traditionell bekommt das Gastland der Frankfurter Buchmesse einen großen Raum auf dem Messegelände – den Ehrengast-Pavillon -, den es mit eigenen Ideen und Botschaften füllt und einen Eindruck von der Literatur- und Kulturlandschaft schenkt. Diesen Raum finde ich jedes Jahr besonders interessant, da er immer sehr individuell gestaltet wird.
Der Spanische Pavillon ist ein interaktiver Raum und gerne teile ich hier Einrücke mit euch.
Wir erhielten viele Informationen beim Presserundgang:

Dazu gab es Lachen und Freude, zum Beispiel bei der „Übersetzerin“, ein Monitor, der hier gerade bedient wird. In diesem Gerät werden spanische und deutsche Ausdrücke gesammelt, die sich so gut wie nicht übersetzen lassen. Bei der Vorführung tauchte das deutsche Wort „Sitzfleisch“ auf, das der spanischen Mentalität wahrlich fremd ist:

Hier seht ihr „Die Dichterin“. Wenn jemand auf dem Stuhl Platz nimmt, ertönen Verse auf spanisch, katalanisch, baskisch oder galicisch. Ein Stuhl, der zum Innehalten einlädt. Wer die Sprache nicht kennt, lauscht dem schönen Klang:

Bei „Der Dolmetscherin“ lädt ein Mikrofon ein, ein Wort – etwa ein Lieblingswort – zu sprechen. Dieses verwandelt sich auf der Leinwand in farbige Muster. Welche Wörter hier wohl in den nächsten Tagen gesprochen und verwandelt werden?

Das Gedicht „Leben“ von Paula Romero ist auf dieser Installation zu lesen:

Wörter, die in dem Pavillon gesprochen werden, erscheinen auf dieser Wand:

Natürlich darf eines nicht fehlen: Bücher. Eine große Bücherwand mit Sitzgelegenheiten davor lädt ein. Sie trägt den schönen Namen „Umarmung“. Dieses Sofa soll ein Ort der Begegnung sein, der die unsichtbare Umarmung zwischen Autor*innen und Leser*innen darstellt:

Die spanische Organisation ONCE ermöglicht blinden Menschen zu lesen in Blindenschrift, Reliefschrift oder in 3D und zeigt fühlbare Bücher. Ein 3Drucker ist hier vorhanden und ich ließ mir das Wort „Freude“ ausdrucken:

Ein weiterer Eindruck dieses stimmungsvollen Pavillons:

Eine weitere Ecke in dem Pavillon lud ein und hier einzutreten ist ein besonderer Genuss. Die auftauchenden Worte, Klänge und Lichtspiele wirken zauberhaft schön. Nach dem Presserundgang saß ich hier noch eine ganze Weile und fühlte mich, als badete ich in Wörtern. Was ein genussvolles Bad:

Noch war das Café in diesem Raum leer, das wird sich sicherlich in den nächsten Tagen ändern:

In diesem schönen Raum habe ich begonnen, meinen heutigen Bericht zu schreiben, umgeben von den angenehmen Klängen. Sagte ich schon, wie sehr ich die Buchmesse mag?
Ich hätte ewig hier bleiben können, doch irgendwann ging ich wieder hinaus.
Auch diese Bühne wird sicherlich in den nächsten Tagen nicht mehr so leer zu finden sein:

Schon war es später Nachmittag und ich konnte an der feierlichen Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse teilnehmen. Einige Fotos und Eindrücke teile ich hier gerne.
Der spanische König Felipe IV und die spanische Königin Letizia wurden gebührend empfangen und sie nahmen Platz:

„Translate, Transfer, Transform“ ist das Motto der diesjährigen Buchmesse und die Bedeutung der Übersetzung wurde in vielen guten Gesprächen und Reden deutlich:

Vertonung spanischer Gedichte waren von der spanischen Sängerin Silvia Perez Cruz zu hören:

Frank Walter Steinmeier:

König Felipe IV, nun auf der Bühne:

Auf der Bühne dürfen Autorinnen und Autoren nicht fehlen.
Antonoi Munez Molina:

Irene Vallejo:

Nun wurde mit dem Hammerschlag die Buchmesse von Karin Schmidt-Friderichs offiziell eröffnet:

Nach dieser Feier gab es noch einen Empfang.
Am Abend konnte ich zur Eröffnung von OPEN BOOKS mit dem Blauen Sofa gehen, das städtische Lesefest zur Buchmesse, das alljährlich viele Veranstaltungen in der Stadt bietet.
Cecile Schortmann war im Gespräch mit Kim de l’Horizon.  Kim de l’Horizon hat gestern den Deutschen Buchpreis 2022 für den Roman „Blutbuch“ erhalten, dieser Preis zeichnet den besten deutschsprachigen Roman aus. Kim de l’Horizon sieht sich als non-binäre Person, eine Person, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlt. Gestern bei der Preisverleihung hat Kim de l’Horizon sich in der Dankesrede die Haare abrasiert, um ein Zeichen zu setzten für die Frauen im Iran und für alle Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. Nun erzählte Kim de l’Horizon zu dieser Geste und vor allem zu dem Roman, der autofiktive Züge trägt. Mit angenehmer Stimme las Kim de l’Horizon aus dem Roman vor, gebannt lauschten die Zuhörer*innen dem sicherlich sehr lesenswerten Buch:

Draußen konnte ich ein paar Worte mit Kim de l’Horizon wechseln und machte gleich ein Foto:

Nun gab es ein Gespräch mit Manja Präkels zu ihrem Buch „Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?“ Sie schenkte im Interview den Satz: „Reisen macht das Herz und den Verstand auf.“ Manja Präkels ist eine Dauerbeobachterin der Gesellschaft und rechter Verbrechen. Sie ist für ihre Recherche weit in den Osten Deutschlands gereist. Daraus ist ihr Buch entstanden. In diesem Essay verknüpft sie die Erfahrungen mit eigenen Erinnerungen ihres Aufwachsens im Osten Deutschlands. „Das was geschieht, können alle sehen. In meinen Texten leg ich den Fokus sehr hart darauf, das macht es vielleicht schwer das auszuhalten, aber ich glaube – das ist mir ein Anliegen – dass es helfen kann, die Sinne der Leserinnen und Leser zu schärfen“, so Manja Präkels in dem guten Gespräch:

Als nächstes wurde Durs Grünbein interviewt zu seinem Gedichtband „Äquidistanz“. Der erste Lyriker bei der Eröffnung der OPEN BOOKS. Wir hörten aus seinem Gedichtband poetisch-historische Lyrik. In Versen zu denken sei das einzige, was er könne, sagte er. Sein Band lade ein, darin zu flanieren, so die Moderatorin, dorthin zu gehen, dort zu verweilen, dorthin zurückzukehren:

Zum Abschluss erlebten wir Jürgen Kaube zu seinem Buch, das er gemeinsam mit Andre Kieserling geschrieben hat „Die gespaltene Gesellschaft“. In diesem Buch sind die beiden Autoren der Frage der gesellschaftlichen Spaltung nachgegangen und geben damit „Orientierung in einer unübersichtlichen Lage“:

Dieses Interview konnte ich nicht mehr bis zu Ende verfolgen, da ich ins Hotel musste, um noch hereinzukommen.
So blicke ich nun, vom Hotelzimmer aus, auf einen sehr erfüllenden Tag der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse zurück.
Es grüßt euch aus Frankfurt,
Marion

9 Gedanken zu „Frankfurter Buchmesse – Eröffnung

  1. Liebe Marion, wie schön, dass du wieder vor Ort bist und uns an deinen Eindrücken teilhaben lässt! Ich freue mich schon sehr darauf, deine Berichte zu lesen. Hab recht viel Freude und gute Begegnungen! 🧡👍
    Herzliche Morgenkaffeegrüße nach Frankfurt ☁️🍁☕🍪👍

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  2. Liebe Marion, so gerne habe ich deinen wundervollen Bericht von der Frankfurter Buchmesse gelesen! So schön, dass ich etwas mit dabei sein konnte! Ich freue mich auf unsere Verabredung nächste Woche liebe herzliche Grüsse von Claudia

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