Frankfurter Buchmesse – 2. Tag

Ein weiterer Tag auf der Frankfurter Buchmesse.
Meine erste Veranstaltung führte mich zur „Pressekonferenz Ehrengast 2023 Slowenien“. Slowenien, das im nächsten Jahr das Gastland der Buchmesse sein wird, hat das Motto „Waben der Worte“ gewählt. Worte der Literaten und Dichtenden, die in die Welt hinausfliegen werden. Wir hörten Reden von Juergen Boos, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse, von der slowenischen Kulturministerin Asta Vrečko und dem slowenischen Kurator Miha Kovač. In der anschließenden Gesprächsrunde wurden die Autorinnen und Autoren Peter Svetina, Nataša Kramberger, Erwin Koester und Ana Marwan von Katja Gasser interviewt. Slowenien ist ein kleines Land, das gemessen an der Einwohnerzahl eine große kulturelle Vielfalt aufweist und ich freue mich auf dieses Gastland im nächsten Jahr.

Nun freute ich mich auf Maja Göpel, die auf dem Blauen Sofa zu ihrem Buch „Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von Morgen“ interviewt wurde. Sie machte deutlich, wie wichtig es ist, systemisch zu denken. Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse verdeutlicht sie in ihrem Buch, wie wir komplexe Entwicklungen verstehen und dieses Wissen für eine bessere Welt nutzen können. Strukturwandel betrachtet sie als eine Chance. Es sei Zeit, dass wir uns als Einzelne und auch als Gesellschaft erlauben, neu zu denken, zu träumen und die Frage zu stellen, wer wir sein wollen. „Je nachdem welche Entscheidung wir treffen, können unterschiedliche Zukünfte entstehen.“, so Maja Göpel. Ein Buch, das Mut auf den notwendigen Transformationsprozess macht und betont, dass wir aktive Gestalterinnen und Gestalter sein können.

Auf der ARD-Bühne erlebte ich Denis Scheck, der gewohnt temporeich und humorvoll einige Bücher vorstellte. So empfahl er etwa „Über die See“ von Mariette Navarro, für alle Krimifans „Alibi für einen König“ von Josephine Tey“, weiterhin die Romanbiografie „Mildred: Die Geschichte der Mildred Harnack und ihres leidenschaftlichen Widerstands gegen Hitler“, das Sachbuch des Jahres „Die Hohenzollern und die Nazis: Geschichte einer Kollaboration“ von Stephan Malinowski und das Buch „Die Heldin reist“ von Doris Dörrie, das nun auch auf meiner Wunschliste steht.

Hiernach ging ich zum Congress Center auf der Frankfurter Buchmesse. Es war angekündigt, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi per Videobotschaft zur Buchbranche sprechen werde. Er wurde auf gemeinsame Einladung der Frankfurter Buchmesse und des Europäischen Verlegerverbandes hierzu eingeladen. Im Rahmen der Veranstaltung sprachen Peter Kraus vom Cleff (Präsident der FEP und Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels), Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse), Oleksandr Afonin (Präsident Ukrainian Publishers and Booksellers Association) und Jesús Badenes del Río (CEO, Grupo Planeta).

Peter Krauss von Cleff erzählte in seiner Begrüßungsrede, dass das Gespräch mit Selenskyi gestern Abend aufgezeichnet wurde. Er und vermutlich alle im Saal waren sichtlich berührt, auch in Anbetracht der aktuellen Energieversorgungsprobleme in der Ukraine.

In seiner Videobotschaft rief Selenskyi dazu auf, Wissen weiterzugeben „Knowledge to the people, that is the answer“, also das Wissen sei die Antwort. Die Rede ist in voller Länge auf dem YouTube-Kanal der Frankfurter Buchmesse zu hören.

Nach seiner Rede standen die Menschen spürbar berührt auf und applaudierten:

Ukraine ist ein Thema, auf das hier auf der Buchmesse ein großer Fokus gelegt wird.
Nach dieser Veranstaltung ging ich zum ukrainischen Stand. Hier finden viele Diskussionsrunden statt:

Neben dem Thema Krieg sind auch poetische und literarische Bücher zu finden und dass auch das nicht untergeht, finde ich bedeutsam.

Bilder von ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern sind zu sehen, die sich mit dem Thema Krieg beschäftigten und ebenso mit der ukrainischen Kultur:

Auch diese Bilder berührten mich.

Andere Stände zeigen auch Solidarität mit der Ukraine:

In dieser Halle ist auch der Gutenberg Stand zu finden, bei dem Besucher*innen kreativ sein können und der alljährlich zur Buchmesse dazugehört:

Hier seht ihr Joni Majer und Birte Speuer, die zu ihrem Buch „worklove. Ein Fragebuch. Von der Liebe zur Arbeit – und der Arbeit an der Liebe“, erzählten. Es ist im schönen Verlag Hermann Schmidt verlegt, von dem ich gestern schon schrieb. Sie erzählten, wie ihr Buch entstanden ist, ein Prozess der vier Jahre gedauert habe. Bist du neugierig? Wovon willst du dich befreien? Wo wirst du nicht beurteilt?, sind einige der unzähligen Fragen in diesem Buch.
Wenn ich – die ich Fragen sehr mag – das Buch nicht schon hätte, hätte ich es mir nun gekauft.

Zur Preisverleihung „Das Lieblingsbuch der Unabhängigen 2022“ gehe ich jedes Jahr sehr gerne. Schon viele wunderbare Bücher habe ich hierüber kennenlernen können. Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen in Deutschland ihr Lieblingsbuch der Unabhängigen. Dafür nominieren die Buchhändler*innen ihren Lieblingsroman aus dem laufenden Jahr und stimmen dann ab, welcher ihr Lieblingstitel ist. Wibke Ladwig moderierte die Veranstaltung:

Hier seht ihr die nominierten Bücher, die alle vorgestellt wurden und … ihr ahnt es… auch diese Bücher stehen nun auf meiner Wunschliste:

Mit Spannung wurde nun bekannt gegeben wer das Lieblingsbuch der Unabhängigen ist.
Gewonnen hat Bonnie Garmus mit ihrem Buch „Eine Frage der Chemie“. Ein Buch, das nach Erfahrung der Buchhändler*innen viele Leser*innen lieben und das sogar weltweit.
Felicitas von Lovenberg vom Piper Verlag nahm den Preis entgegen:

Bonnie Garmus selbst konnte nicht anwesend sein, doch ihr seht sie hier:

Wie gut, dass wir Übersetzerinnen und Übersetzer haben, sonst hätte dieses sicherlich wunderbare Buch nicht zu uns nach Deutschland gefunden. „Eine Frage der Chemie ist ein Buch des Buchhandels und ein Erfolg des Buchhandels, nicht von Amazon.“, sagte Felicitas von Lovenberg und sie sagte, das mache Mut. Dem stimmt ich zu, denn ihr wisst ja, kauft nicht beim sogenannten „Riesen“, sondern beim Buchhandel vor Ort.
Die Verlegerin betonte zudem, wie großartig alle nominierten Bücher seien.
Ist es nicht wunderbar, dass die im Jahr 1957 geborene Bonnie Garmus mit diesem Buch ihr Erstlingswerk geschrieben hat? Auch das macht Mut, es ist nie zu spät zu schreiben. Wer von euch also schreiben möchte, schreibt, egal wie jung oder wie alt ihr seid.
Übersetzt haben den Roman Klaus Timmermann und Ulrike Wasel, die im Übrigen auch das wundervolle Buch von Delia Owens „Der Gesang der Flusskrebse“ übersetzten.
Und noch ein Abschlussbild dieser schönen Veranstaltung:

Ich ging Stände entlang, entdeckte ansprechende Titel:

Und ich setzte mich ins schon vertraue Pressezentrum, um zu schreiben und ging schließlich wieder hinunter zur ARD Bühne. Hier erlebte ich Bärbel Schäfer – die ich alljährlich hier als tolle Moderatorin erlebe – im Bücher-Talk mit Luzia Braun, zu deren Buch „Sich sehen“:

In diesem Buch haben Luzia Braun und Ursula März mit neunzehn verschiedenen Menschen über eigene und fremde Gesichter gesprochen. Neunzehn Geschichten von Prominenten und nicht prominenten Personen und ganz unterschiedlichen Blickwinkeln über das Gesicht. Ein Boxer, Modemacher, Dermatologin, Zwilling, Transgender, Philosoph, Bestatter, Schriftstellerin oder jemand, dessen Gesicht sich radikal veränderte, sie alle wurden befragt und teilen mit großer Offenheit ihre Sichtweisen zu dem Gesicht als Spiegel der Seele in diesem Buch. Ich finde, das klingt sehr interessant und spannend. Ja, ihr ahnt es, meine Wunschliste wird länger und länger…

Eine Nachricht auf meinem Handy ließ mich eine Pause machen und ein Wiedersehen mit einem lieben Menschen aus der Heimat erleben. (Solltest du hier lesen, liebe C., schön, dass wir uns getroffen haben.)

Im Spanischen Pavillon erlebte ich die „Umarmung“ (ihr erinnert euch? So heißt die Sitzgelegenheit), anders als bei der Eröffnung Dienstag nun gut „besessen“:

Hier hörte ich den Abschluss der Veranstaltung „Musik und Literatur“, wunderbarer Gesang und Klänge, zum Eintauchen schön:

Am Abend fand die Veranstaltung „Bookfest extra: Donna Leon“ statt. Shelly Kupferberg im Gespräch mit Donna Leon:

Donna Leon selbst las aus ihrem aktuellen Buch „Mein Leben in Geschichten“ in Englisch und mit sehr belebter stimmungsreichen Stimme vor. Wolfram Koch las ihre Geschichten in Deutsch vor:

Fragen wie: Wo hat Donna Leon ihren Namen her? Womit hat sie ihr Geld verdient, bevor sie aus Wörtern Geschichten machte? Wie lebt es ich mit einer kriminellen Energie? wurden von Donna Leon beantwortet. Es wurde deutlich, dass Donna Leon eine Frau ist, die viel erlebt hat, in Amerika, dem Iran, in Saudi-Arabien, Italien wie in der Schweiz. Eine Jugend auf der Farm, eine Pyiamaparty im Iran, Geldnot und Wundern in den Bergen, ein reichhaltiges Leben wohnt in ihr. Und definitiv auch viel Humor, das zeigte sie bei diesem BOOKFEST.

So ging ein weiterer Buchmessentag für mich zu Ende mit Vielfalt, Inspiration, guten Begegnungen, hilfsbereiten Menschen (Wo finden wir zum Saal Illusion?), berührenden Momenten und ebenso mit Humor. Bunt wie das Leben selbst.
Es grüßt euch aus Frankfurt,
Marion

PS. Wenn ihr wissen wollt, von wo aus ich diesen Bericht gerade schreibe. Von der Lobby des Hotels Maritim aus, das sich direkt neben dem Messegelände befindet. Nein, hier bin ich nicht untergebracht, hier warte ich auf meinen Mann, der im Zug sitzt und gleich hier am Messegelände ankommen wird.

7 Gedanken zu „Frankfurter Buchmesse – 2. Tag

  1. Ich muss feststellen wie sehr du die Tage in Frankfurt liebst ,und dich auf jeden weiteren Tag freust.Mit deinen Worten versteh ich die Literatur besser,und freue mich auf deine Berichte. Alles Liebe für euch BEIDE u.einen weiteren tollen Tag.Ich freue mich schon jetzt auf deinen nächsten
    Bericht.

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