Geschriebenes

Blüten Februar

Wo fliegen all die Wochen hin, fragte er.
Vielleicht sind sie in den blattlosen Ästen der Bäume, antworte ich ihm.
Sie verstecken sich im Blau des Himmels, das Verheißung flüstert.
Vielleicht wohnen sie in den Tönen, zu denen wir uns bewegten und die mich fühlen ließen, das Leben ist wunderbar.
Womöglich sind sie mitgetragen in all den Begegnungen.
In den Gesprächen, den flüchtigen wie tiefen.
In Augen, die sich trafen und nicht nach wenigen Sekunden wieder wegsahen.
Vielleicht leben sie auch in den Spuren, die die Katze auf dem Holzboden hinterlässt, wenn es draußen feucht ist und sie ihre Türe wieder findet. Die Spuren erzählen von einem anderen Leben.
Sie leben in den auf- und zugeklappten Büchern. In all den Zeilen, die Menschen uns sagen, die heute noch leben und nicht mehr leben.
Die Wochen verstecken sich im Duft, den der Backofen durch das Haus und nach draußen trug.
Sie wohnen in den bunten Pflastern, die auf den Knien der Kinder kleben.
In liegengebliebenen Zeichnungen, die beim Telefonieren entstanden.
Sie leben in den Lachfalten.
Sie wohnen unter der Eckbank der Küche, die sich an all das erinnert.
In den Gesten, die keine Worte brauchen.
In dem Nebel, der sich verzieht, wenn ich neue Menschen in mein Leben lasse.
In dem Erkennen, wie leicht es ist, Fremde nicht mehr fremd sein zu lassen.
In den Blüten, die sich täglich anders zeigen und uns das Frühjahr versprechen.
In dem Staunen, das überall wohnen kann. In dem Staunen, das anhält.