Dieses Jahr findet ihr hier zwei Kategorien. Kategorie 1: Findesatz und Wortspiel. Wöchentlich teile ich einen Satz, der mich durch seine Poesie, Tiefe oder Skurrilität inspiriert hat. Daraus entsteht ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte, ergänzt durch ein passendes Foto. Kategorie 2: Verstecktes Wort der Woche. Ich wähle jede Woche ein Wort, das mit dem nächsten Buchstaben des Alphabets beginnt, schreibe es auf und verstecke es an öffentlichen Orten. Fotos zeigen das Wort und seinen Versteckplatz. Wie jedes Jahr werde ich über die Leipziger Buchmesse und die Frankfurter Buchmesse berichten.
Wenn wir über den eigenen Tellerrand hinaussehen ahnen wir etwas von der Weite der Welt der Tiefe der Höhe Wir fühlen wie klein unser eigenes Leben ist von dem wir allzu oft meinen es sei der Mittelpunkt der Welt Wir weben uns ein in die Verbundenheit mit allem was gleichzeitig lebt und rücken alles ein bisschen mehr gerade
Der Sommerabend lädt ein, dass er eine Runde hinaus geht. Eine Runde, so nennt er das und es ist tatsächlich eine Runde. Er beginnt vor seiner Haustüre und wird in einer halben Stunde wieder hier ankommen. An seiner grünen Haustüre. Vielleicht ist er auch Dreiviertelstunde unterwegs, wenn er Nachbarn trifft oder seinen Freund, der ein paar Straßen weiter wohnt. Sein Weg führt durch die Straßen des kleinen Ortes und vorbei an Feldern. Es hat geregnet am Nachmittag, das wird den Feldern und Wiesen gut tun, denkt er. Es ist, als ob die Natur aufatmen kann. Die Abendluft mag er sehr. Als legen sich die Gedanken des Tages mit dieser Luft zur Ruhe. Kamille und Schafgarben blühen am Feldrand. Der Geruch der Kamille dringt in seine Nase. Unmittelbar denkt er an seine Großmutter. In ihrem Haus roch es häufig nach Kamille. Sie pflückte sie, legte sie auf dem langen Esstisch aus, um sie zu trocknen und machte Tee daraus. Auch er bekam regelmäßig eine Dose mit Kamillenblüten von ihr. Beinahe kommt es ihm so vor, als ob damals die Welt gut war. Würde ihn jemand beobachten, würde dieser jemand sehen, dass er lächelt. Es ist ein leises, warmes Lächeln. Niemand kommt ihm heute Abend entgegen. So kommt er nach einer halben Stunde wieder an seinem Haus an. Er schließt auf, lässt seine Schuhe im Hausflur stehen und geht barfuß in die Küche. Dort nimmt ein Glas Holundersaft und geht damit auf die Terrasse. Es beginnt dunkel zu werden. Er entzündet die Kerze mit dem Zitronenduft, in der Hoffnung, dass sie die Mücken fernhält. Er setzt sich auf seinen Holzstuhl, legt die Füße auf den Stuhl gegenüber und lässt den Tag ausklingen. Mitten in dieses Ausklingen entdeckt er Glühwürmchen. Erst eines, dann ein weiteres und noch eines. Sie tanzen in seinem Garten, machen ihr Licht ein und aus. Ihr macht mich froh, wisst ihr das, flüstert er. Letzte Woche fragte sein Freund ihn, ob er nicht traurig sei, so ganz allein in dem Haus. Ich bin nicht allein, denkt er. Glühwürmchen, Mücken, Fledermäuse, alle sind sie hier. Alle da, fragt er leise. Er ist gerne unter Menschen. Morgen wird er Besuch von Freunden bekommen. Er ist ebenso gerne für sich. Ich bin nicht allein, hatte er seinem Freund geantwortet und von den Spinnen, Fliegen, Vögeln und Mücken erzählt. Sein Freund hatte gelacht und ihn etwas ungläubig angesehen. Doch das macht ihm nichts. Er fühlt eine beinahe unwirkliche Verbundenheit. Er weiß nicht, was morgen geschehen wird. Seine Fenster stehen offen. Doch in diesem Moment ist alles gut.