„Modern ist ein altes Wort.“

Er schlenderte durch die Stadt. An einigen Schaufenstern blieb er stehen. Nicht um etwas zu kaufen. Zu betrachten, was hinter den Scheiben lag, gefiel ihm. Es lag Nebel in den Gassen. Menschen in farbenfrohen Mützen, Schals und Handschuhen machten die Straßen bunt. Die weihnachtliche Beleuchtung stimmte ihn friedlich. Eine Buchhandlung zog ihn an. Hier konnte er stundenlang verweilen. Als er später wieder hinausging, war ihm, als sei die Luft klarer als zuvor. Sprüche an Schaufenstern ließen ihn anhalten. Er lächelte den Sätzen zu. Beim Weitergehen schaute er in die Augen eines angeleinten Hundes. Für einen Moment dachte er an all die Tiere, die er in sein Leben ließ und es war, als wirkten sie alle nach. Zwei junge Menschen überholten ihn. Er nahm ihre Gesprächsfetzen auf. „Modern ist ein altes Wort“, sagte einer der beiden, „es ist modern und gleichzeitig alt.“ Schon waren sie entfernter. Geschenkte Sätze. Geschenkte Gedanken. Losgelöst vom Geschehen. Er mochte diese Zufallssätze die an seine Ohren drang. Er sammelte sie innerlich. Ganz ohne Einkaufstasche. Ganz ohne schwere Pakete. Ganz ohne Umtauschwunsch. Unbezahlbar gut.
