Mein Bericht von der Leipziger Buchmesse – Teil 2


Heute berichte ich von meinem zweiten Tag auf der Leipziger Buchmesse.
Am Freitagmorgen waren noch Plätze frei, wie hier in der Ruheoase der Buchbar:


Den Stand des guten Katapult Verlags besuche ich immer wieder gerne:

Meine erste Veranstaltung führte mich zum Podcast-Radio. Dort erzählte der Journalist Daniel Schulz über sein Buch „Ich höre keine Sirenen mehr. Krieg und Alltag in der Ukraine“ und über seine Erfahrungen in der Ukraine, in dem er seit vielen Jahren unterwegs ist und viele Freundschaften dort hat. Wenn er erzählt, ist zu spüren, dass hier jemand spricht, der nicht von außerhalb über die Ukraine schreibt, sondern eng mit ihr verbunden ist. Ein bewegendes Buch, das auch auf meiner Wunschliste steht.

Peter Wohlleben und Pierre L. Ibisch haben gemeinsam das Buch „Waldwissen. Vom Wald her die Welt verstehen. Erstaunliche Erkenntnisse über den Wald, den Menschen und unsere Zukunft“ geschrieben. Und tatsächlich, es war erstaunlich– wie immer bei Peter Wohlleben – und sehr interessant, was die beiden berichteten. Die beiden Waldexperten blicken in die Zukunft des Waldes und damit in die Zukunft von uns Menschen. Das Thema Klimagerechtigkeit tauchte hier wie bei sehr vielen Veranstaltungen der Buchmesse auf und überall ist die Dringlichkeit zu spüren.

Bei der Stiftung Buchkunst werden die schönsten Bücher aus der ganzen Welt präsentiert. Viele Schätze gab es hier zu entdecken, so auch dieses wunderbare Buch:

Sehr interessant war auch die nächste Unterhaltung, bei der Emilia Roig mit dem Moderator Vladimir Balzer zu ihrem Buch „Das Ende der Ehe“ erzählte. Die Autorin blickt kritisch hinter ein patriarchales System, wie sie die Ehe beschreibt, und plädiert für Wege zu einer Revolution der Liebe. Ein Buch, das als provokant und mutig beschrieben wird:

Jan Weiler las aus seinem Buch „Älternzeit“. Er beschreibt wie immer humorvolle Episoden aus seinem Alltag mit den inzwischen erwachsenen Kindern. Sicherlich werden alle, die Kinder ähnlichen Alters haben, viele Situationen in dem Buch wiedererkennen.

Eine Buchmesse ohne den Gutenberg-Stand ist undenkbar:

Die Halle, in der auch die kleinen, feinen Kunstverlage zu finden sind, mag ich sehr. Es ist ein Wiedersehen mit Bekannten und ein Entdecken von neuen Schätzen.
So wie bei Sylvia Graupner mit ihrer schönen und zuversichtlichen Kunst:

Marianne Nagel zeigte mit Anne Deuter wunderbare Buchkunst. Optisch und haptisch ein feinsinniges Vergnügen:

Und schöne Leinwandlyrik von Martina Mruck:

Manchmal ist es pures Glück, ein unbekanntes Buch aufzuschlagen und genau das ist dann eines, das etwas in uns zum Klingen bringt und uns leise flüstern lässt „Hach, wie schön.“. So ging es mir am schönen Schweizer Stand mit dem Buch von Philip Kovce „Aphorismen. Wenn alles gesagt ist, beginnt das Gespräch“. Unerwartete Schätze, die zu uns finden.
Am Schweizer Stand drehte ich das Komplimenten-Rad und las in den Wortfächern:

In der Glashalle zur Mittagszeit:

Aufgrund der Manga-Comic-Con, die mit der Leipziger Buchmesse verbunden ist, sind überall Cosplayer zu sehen (beim Cosplay stellt jemand eine Figur aus einem Manga, Anime, Film oder Videospiel durch ein Kostüm möglichst originalgetreu dar):

Am taz Stand sprach Dirk von Lowtzow mit dem Moderator Andreas Fanziadeh zu seinem Buch „Ich tauche auf“. Ein Buch, in dem der Sänger von der Band Tocotronic, in Tagebuchform von einem Jahr Pandemie erzählt:

Und immer wieder gibt es zauberhaft Stände, wie hier bei den sympathischen Schwestern Jagoda und Guinevere Paul, die eine zeichnet, die andere schreibt, zusammen sind sie „die Paulinen“:

Kreatives zum Mitmachen gibt es auch an einigen Ständen:

Ein weiteres tolles Interview gab es beim aspekte Talk: Klima & Literatur.  Hier erlebte ich erneut Maja Lunde („Der Traum von einem Baum“) und Marc Elsberg (C-Celsius) mit dem Moderator:

Das Buch von Maja Lunde hatte ich mir übrigens am Abend zuvor von ihr signieren lassen und bei der Widmung erfahren, dass ihr Sohn den gleichen Namen wie mein Mann trägt. Doch weiter zur guten Veranstaltung und zu Sätzen, die ich dabei sammelte:
„Die Natur hat vielleicht keine Meinung, doch sie hat eine Stimme und die ist manchmal ziemlich laut. Wir hören sie inzwischen permanent. Sie schreit, mir ist zu heiß, mir ist zu trocken, mir ist zu feucht. Wir müssen zuhören.“, so Marc Elsberg.
Und Maja Lunde sagte während des Gesprächs: „Wir können immer noch Dinge verändern, wir haben immer noch Zeit. Wir haben diese Probleme, die sind da, doch wir sind in der Position heute noch etwas dagegen zu tun, das Ende ist noch offen.“
Ich finde klasse, dass sich neben Sachbüchern auch die Belletristik dem dringlichen Thema der Klimagerechtigkeit widmet.

Danach freute ich mich auf Robert Seethaler. Er sprach mit Katja Gasser über sein aktuelles Buch „Das Café ohne Namen“. Das Buch handelt von einem Café und seine Menschen und von einem Mann, der seiner Sehnsucht folgt. Auch hier erlebte ich ein wunderbares Interview und hörte viele gute Sätze. Einer der Sätze von Robert Seethaler: „Das ist vielleicht eine Marotte, dass ich das Wort sehr ernst nehme. Das Wort soll leuchten im besten Sinne.“ Na, ich würde sagen, eine wunderbare Marotte, die uns seine guten Bücher schenkt.

Überall Besucher*innen, Prominenz wie hier Max Moor und die Cosplayer. Eine bunte Buchmesse:

Die Treppe war an diesem Freitag voller als am Tag zuvor:

Carsten Otte sprach mit Birgit Birnbacher über ihr Buch „Wovon wir leben“. Eine bedeutsame Frage, die die Autorin in ihrem Roman behandelt. Ihr ahnt es vielleicht, meine Wunschliste wächst weiter…

Und Clemens J. Setz (ihr erinnert euch? Er gehört zu den Nominierten des Leipziger Buchpreises) im Interview zu seinem Roman „Monde vor der Landung“, das voller origineller Gedankengänge ist:  

Am Abend war ich zur Langen Leipziger Lesenacht, die in der schönen Moritzbastei in der Stadt stattfand. Wunderbar, in den verschiedenen Räumen der Bastei lasen viele Autorinnen und Autoren und erzählten zu den Büchern. Das Café, der Innenhof, der Büchertisch luden auch ein, eine tolle Atmosphäre und ein reichhaltiger Abend.

Hier einige Eindrücke des Abends in den verschiedenen Räumlichkeiten der Moritzbastei:

So ging ein zweiter wundervoller Buchmessen-Tag zu Ende, an dem ich nicht zum ersten mal dachte: Ja, Bücher machen unsere Welt zu einem besseren Ort.
Morgen folgt mein Bericht vom 3. Tag auf der Leipziger Buchmesse.

Mein Besuch der 71. Frankfurter Buchmesse – Tag 4

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Heute werde ich von meinem 4. Tag auf der 71. Frankfurter Buchmesse erzählen. Die bisherigen Tage waren bereits intensiv, dennoch freute ich mich auf diesen neuen Buchmesse-Tag, wusste ich doch darum, dass mich wieder gute Veranstaltungen erwarteten würden. Ihr merkt es sicherlich, ich mag die Frankfurter Buchmesse sehr.
Heute wurde es bereits etwas voller, was vermutlich am Freitag lag und dem beginnenden Wochenende.
Mein Tag begann mit einem Gang durch die Halle in der sich die Kunstbücher befinden, das erlebe ich immer als einen Höhepunkt, da dort eine besonders schöne Atmosphäre vorzufinden ist. Hier war es, als tickten die Uhren etwas langsamer und es war weniger turbulent als in anderen Hallen.
Immer wieder schön und dazugehörend, der Kleinheinrich Buchkunst Verlag:

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Auch machte ich wie bereits im Jahr zuvor Halt bei Kasia Lewandowska und ihren schönen Werken. Ich mag es, wie sie Bild und Wort miteinander verbindet:

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Nach einem schönen Gespräch mit ihr ging es weiter durch diese Halle. Hier ließen sich viele Menschen finden, die mit großer Liebe ihre Bücher gestalten.
In dieser Halle gab es auch Kreatives von The Arts+ und B3 Biennale zu bestaunen:

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Diese Figur schien die Buchmesse auch zu mögen:

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Hier seht ihr Kinder der Melibokusschule Zwingenberg, die an diesem Tag die Buchmesse besuchten:

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Meine erste Veranstaltung führte mich zu der Diskussionsrunde „Meinungsfreiheit und Solidarität“. Die Teilnehmenden Deniz Yücel, Jennifer Clement, Alexander Skipis, Ine Marie Eriksen Søreide und die Moderatorin Esra Küçük diskutierten über Möglichkeiten der praktischen Solidarität. In seinem Buch „Agentterrorist“ erzählt der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel von seiner Haftzeit in der Türkei. „Diese Angst vergessen zu werden, da ist diese Tür, die geht zu und da draußen geht diese Welt weiter.“, war einer seiner Sätze bei dieser Veranstaltung.

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Danach ging es für mich ins Yogi-Lesezelt. Beim Tee trinken hörte ich der Veranstaltung „Der Rikscha-Fahrer der das Glück verschenkt“ eine Weile zu. Dr. Biyon Kattilahu sprach mit dem Moderator Christian Fremy über sein Buch und es gab aufmunternde Aktionen, bei denen er das Publikum einbezog. „Der wichtigste Moment ist immer Jetzt, der wichtigste Mensch ist immer der, der mir gerade gegenübersteht.“, war einer seiner Sätze. Biyon schaffte es, das Publikum lachend und fröhlich zu hinterlassen.

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Hier seht ihr Tobias Vogel, den Cartoonisten, bekannt unter Krieg und Freitag. Ich finde seine Zeichnungen klasse, mit denen er Alltägliches und Gesellschaftliches zuspitzt und philosophisch hinterfragt. Er zeichnete in seiner typischen Art der genialen Einfachheit, was die Besucherinnen und Besucher sich wünschten und signierte dazu:

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Nun ging ich zu der Veranstaltung „Fridays für Future: Bilderbücher für die nächste Generation“. Es ging dabei um die Frage, mit welchen Büchern wir das Interesse der Kinder an den Themen Natur- und Umweltschutz fördern können. Antje Damm (mittig), Prof. Caroline Roeder (links) und Claire Lecoeuvre (rechts) tauschten sich hierüber aus. Ich freute mich, Antje Damm einmal live zu erleben, mag ich ihre Bücher sehr, die ich nicht nur in für Kinder, sondern auch für Erwachsene wertvoll finde. Es wurde ihr aktuelles Bilderbuch „Was wird aus uns?“ vorgestellt, das aus einfachen doch tiefen Fragen und schönen Bildern besteht:

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Auch die Agora, das zentrale Außengelände, lud wieder ein:

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Vor dem Lesezelt standen später die Leute Schlange, da viele Sebastian Fitzek erleben wollten. In seinem neuen Thriller „Das Geschenk“ ist der Protagonist ein Analphabet. Tim-Thilo Felmmer von der Alfa-Selbsthilfe war ebenfalls auf der Bühne, er war früher Analphabet und ist heute Bilderbuchautor. Moderiert wurde diese Veranstaltung von Sabrina Rabow.

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Nun freute ich mich sehr, Sebastião Salgado zu erleben, den Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels. Mit seinen schwarz-weiß Bildern setzt er sich für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Klimaschutz ein. Dieser brasilianische Fotograf wurde von dem Moderator Gert Scobel zu seiner Arbeit und zu seinem Buch „Gold. Mein Land, unsere Erde“ interviewt. Einer von Sebastião Salgados Sätzen während des Gesprächs: „Wenn man etwas macht, das man wirklich liebt, dann macht man das gut, dann steckt man sein Herz darein.“

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Hiernach hörte ich Richard David Precht zu. Sein neues Buch heißt „Sei du selbst. Eine Geschichte der Philosophie.“ Nicht zum ersten Mal während dieser Buchmesse dachte ich, wie viele kluge Köpfe hier zu finden sind. Hier einer von Prechts Gedanken während des Gesprächs mit Simone Miller: „Der normale Mensch ist froh, wenn er für irgendwas eine Wahrheit gefunden hat, wie schnell und wie zufällig auch immer, und auf diesen Standunkt stellt er sich dann und lässt sich davon auch nicht mehr abbringen, weil sich die Wahrheit nach der Nützlichkeit bemisst. Wenn ich Ihre politische Weltsicht mit einer Information konfrontiere, die Ihnen überhaupt nicht in den Kram passt, dann werden Sie die entweder ignorieren oder Sie werden mich zum Schwachkopf erklären und dann brauchen Sie ihr Weltbild nicht weiter zu überdenken. Das findet gegenwärtig beim ‚menschengemachten‘ Klimawandel statt. (…) Für diese Menschen ist es ein großes Problem, den Klimawandel im vollen Umfang anzuerkennen. Was macht man also? Man leugnet den Klimawandel, dann ist man das Problem los. Das ist ein schönes Beispiel, das zeigt, diesen Menschen geht es nicht um Wahrheiten, sondern um nützliche Wahrheiten.“

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Nun kam Thomas Gottschalk zum Blauen Sofa, wo er von Jo Schück interviewt wurde. Erst zögerte ich, ob ich bleiben oder weitergehen solle, da es noch so Vieles zu entdecken gab, doch ich blieb und habe es nicht bereut. Thomas Gottschalk erzählte von seinem Leben und zu seinem Buch „Herbstbunt“. Er zeigte sich als guter Entertainer, äußerst humorvoll und er ging in sehr amüsanter Art und Weise auf das Publikum ein. Bei dieser Veranstaltung habe ich Tränen gelacht.

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Mein nächster Halt führt mich zu der Veranstaltung „Ewige Helden – Was Kinderbuch-Klassiker so beliebt macht“. Natürlich tauchte hierbei auch Pippi Langstrumpf auf, die nächstes Jahr 75 Jahre wird. Ist es nicht wunderbar, dass das Buch und diese Figur noch immer aktuell sind?

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Bei der Podiumsdikussion „Ist Lesen der wahre Luxus? Über die Relevanz der Buchindustrie und ihr Innovationsproblem“ sagte Katrin Burr diesen Satz: „Die Liebe zum Buch, die gibt es weiterhin.“

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Hier seht ihr Axel Hacke im Gespräch mit Detlef Esslinger zu seinem Buch „Wozu wir da sind. Walter Wemuts Handreichungen für ein gelungenes Leben.“

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Abends ging ich im Rahmen des Bookfestes, den abendlichen Veranstaltungen zur Frankfurter Buchmesse, zu Peter Wohllebens Veranstaltung „Das geheime Band zwischen Mensch und Natur“. So ist auch der Titel seines neuen Sachbuchs. Im schönen Gesellschaftshaus des Palmengartens erwartete er das Publikum und zeigte in einem angenehm zu hörenden Vortrag sein großes Wissen und seine Begeisterung für die Natur. Er bezog das Publikum mit ein, immer wieder gab es Fragen, die wir beantworten konnten, und ich glaube, dass alle Zuhörerinnen und Zuhörer an diesem Abend viel Neues erfuhren. Seine Ausführungen zeigten, wie faszinierend unsere Natur ist. Einer seiner Sätze: „Im Wald gibt es keinen Kampf untereinander, man muss sich einpassen um zu überleben, das ist ein Miteinander und kein Gegeneinander.“

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Mit vielen schönen Eindrücken endete auch dieser Buchmessen-Tag.

Da ich am Wochenende unterwegs sein werde, folgt mein Bericht über den nächsten Buchmessetag nächste Woche.