Findesatz und Wortspiel – 20

„Es gibt Seltsames.“

Er geht durch den Tag. Seine Jacke lässt er offen, obschon der Wind frisch ist. Er wünscht sich mehr Wind im Leben. Wind, der das Seltsame wegweht, das zu finden ist. Dabei mag er Seltsames. Es gibt Seltsames und Seltsames. Das Seltsame, das er wegwehen möchte, ist das, was der Welt nicht guttut, das nach Ellbogengesellschaft und Missmut riecht. Das andere Seltsame ist das, was ihn Staunen lässt. Es gibt Momente, da fühlt er sich wie der kleine Junge, der vor oder hinter seinen Eltern herging. Es gab vieles zu finden und zu entdecken. Auch heute bückt er sich manchmal. Oder bleibt stehen. Hebt etwas auf, um es später auf seinem Küchentisch zu legen. Diese Fundstücke erinnern ihn daran, dass er lebt. Das tun der Spiegel und sein Herzschlag auch. Doch er meint, das innere Leben, das sich Erfreuen an Kleinigkeiten. An das gute Seltsame.
Er will gerade seine Jacke zuknöpfen, da entdeckt er einen Klatschmohn. Ihn zu übersehen ist unmöglich. Das Rot ein Schrei.
Die Knöpfe bleiben offen. Er wird ihn nicht pflücken. Ein Klatschmohn zu pflücken wäre ein Verbrechen. Wie kann etwas so rot, so flatterhaft und so schön sein. Es ist der erste Klatschmohn, den er in diesem Frühling sieht. Vielleicht heißt der Klatschmohn Klatschmohn, da seine Farbe so in das Leben klatscht, in die Augen, in das Grau oder Grün der Umgebung. Er weiß nicht, woher der Klatschmohn seinen Namen hat. Und er sagt sich, dass er nicht alles wissen muss. Nicht alles wissen möchte.
Er möchte Staunen von Zeit zu Zeit. Das bückende Kind in sich fühlen. Anhalten, wenn eine Farbe am Wegesrand ruft. Das reicht. Dann war der Tag gut. Er wird heute ohne Erinnerungsstücke heimgehen. Auf dem Küchentisch wird nichts an den Klatschmohn erinnern. Doch das macht nichts, gar nichts. Manches müssen wir nicht behalten, nur bemerken, wird er später denken, wenn er Tee am Küchentisch trinkt. Er wird sich gut dabei fühlen.

Findesatz und Wortspiel – 5

„Wir leben von unseren Träumen, Erinnerungen und unserer Fantasie.“

Wir leben
Wir leben von unseren Träumen, Erinnerungen und unserer Fantasie
Wir leben mit unseren Gedanken, Werten und Worten
Wir leben von unserer Geschichte und unserem Mut
Wir leben mit unserer Verantwortung im Jetzt

10. November – Findesatz-Gedicht

Ich wünschte, wir könnten sagen
wir haben daraus gelernt
Ich wünschte, wir könnten sagen
es wird nie wieder vorkommen
Ich wünsche, wir bleiben wachsam
lassen keinen Millimeter nach rechts zu
Ich wünsche, wir greifen ein wo Unrecht geschieht
hören nicht auf zu vergessen

12. Juli – Findesatz-Gedicht

Es ist möglich
in Frieden zu leben
das Klima zu retten
das Fremde willkommen zu heißen
zusammenzurücken
sich wertschätzend zu begegnen
voneinander zu lernen
Ich höre nicht auf daran zu glauben
allen Nachrichten zum Trotz
Wenn alle, die das Mögliche möchten
Geschichte schreiben

Findesatz-Gedicht 30

Das Leben lebt sich in die Zeit hinein
Menschen ändern sich
von Jahr zu Jahr
und nehmen ihren Kern mit
Beim Öffnen einer Türe lesen sie eine neue Wahrheit
Die eine Wahrheit löscht die andere nicht aus
Es gibt immer mehr als eine Lösung, einen Plan, einen Gedanken
In den heutigen Schritten leben die gestrigen mit
Wir bauen mit an den Erkenntnissen der Welt
Wir sind die, die mitbestimmen
was ist, was kommt
was bleiben wird

14. Februar

Was macht der Schuh da mitten auf der Straße?

Schuh

(Ich sah gestern Abend einen Schuh mitten auf einer Straße liegen, ein Foto konnte ich leider nicht davon machen, deshalb habe ich das obige Schuhfoto genommen. Doch die Frage tauchte bei mir auf, wie kommt der Schuh dahin und was macht er da.)