Findesatz und Wortspiel – 29

„Ah, die Luft hier!“

Seine Füße tragen ihn. Was er am Gehen mag, ist, dass seine Gedanken mühelos mitwandern. Als fließen sie leicht mit der Landschaft dahin. Die unbeantworteten Fragen in seinem Leben kann er in solchen Stunden annehmen. Er lässt die Fragezeichen zu. Eine Katze kommt ihm entgegen. Na, du, sagt er. Sie bleibt stehen und hält ihre Nase nach oben. Du genießt das auch, fragt er lächelnd. Er atmet tief ein. Ah, die Luft hier! Ein Geschenk pur, was. Es wirkt, als nicke die Katze. Vielleicht ist es wirklich so, dass auch die Katzen, Hummeln und Käfer diese Wohltat spüren, denkt er. Lass uns die Welt etwas schöner schnurren, sagt er zu der Katze, Ungutes gibt es genug. Wir sollten mehr lassen, einfach sein. Weniger im Plan leben. Die Katze ändert ihre Richtung und läuft weiter. Er blickt ihr nach. Während sie kleiner wird, erinnert er sich daran, dass er vor ein paar Tagen in einem Kloster war. Als gläubigen Menschen würde er sich nicht bezeichnen, doch er liebt die Atmosphäre in alten Klöstern. Er setzte sich in einen Raum der Stille. Kerzen gingen an, zunehmend mehr, begleitet von einem sanften klirrenden Klang. Sie brannten nicht wirklich, sie waren elektronisch gesteuert. Sie gingen an, wurden weniger, um dann wieder mehr zu werden. Nie ging das Licht ganz aus. Wenigstens drei Kerzen blieben an. Das berührte ihn tief, er spürt das Gefühl nun noch.  Er fand, darin lag ein ganzes Leben. Ihm ist, als gehöre all das zusammen, die Kerzen im Kloster, die Luft hier, die Berge, die sich ihm zeigen, diese Katze. Als sei alles am richtigen Platz. Auch er.

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