Frankfurter Buchmesse – Eröffnung Teil 2

Nun kommt mein zweiter Teil von der gestrigen Eröffnung der Frankfurter Buchmesse.
Am späten Nachmittag fand im Congress Center des Messegeländes die Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse 2023 statt.
Die Kontrollen sind in diesem Jahr sehr intensiv, so mussten wir alle aus dem Gebäude, in dem sich das Congress Center befindet, da die Polizei dort mit Hunden alles auf Sprengstoff absuchte. Meinen Messebericht schreiben, musste ich unterbrechen. Doch Sicherheit geht vor. So konnten wir eine schöne Pause in der Agora, dem Innenhof, erleben.

Schließlich ging es dann zur Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse.
Ich saß neben dem sympathischen Architekten Ragunath Vasudevan, der den schönen Frankfurt Pavilions (ihr erinnert euch, davon berichtet ich in meinem ersten Teil) entworfen hat und wir kamen miteinander ins Gespräch. Der Frankfurt Pavilion ist für mich und sicherlich für viele andere seit vielen Jahren untrennbar mit der Frankfurter Buchmesse verbunden. Jedes Jahr wird er hier immer wieder aufgebaut. Auf dem Foto seht ihr Ragunath Vasudevan und links daneben seinen Chef Till Schneider von schneider+schumacher.

Mona Ameziane moderierte den Abend. Wie auch bereits bei der Pressekonferenz am Morgen war auch bei dieser Eröffnungsfeier der Angriff von den Hamas auf Israel ein großes Thema und er wurde deutlich verurteilt in den Reden der Sprecherinnen und Sprecher.
Hier seht ihr links die Moderatorin, daneben Juergen Boos (Direktor der Frankfurter), Angela Dorn (Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst), Mike Josef (Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main) und Karin Schmidt-Friderichs (Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels):

In dem Gespräch wurden auch Fragen beantwortet, was die Redner*innen momentan lesen, worauf sie sich bei der Buchmesse am meisten freuen, und immer wieder wurde die Bedeutung der Bücher deutlich, gerade auch in diesen Zeiten. Es wurde in dem Gespräch formuliert, dass die Buchmesse ein Ort der Begegnung und eine Brücke zur Kultur sei.
„Lesen zwingt uns zum Innehalten, das ist eine der größten Stärken der Bücher“, so Karin Schmidt-Friderichs.

Diese beiden slowenischen Musiker zeigten beeindruckende Musik, erzeugten wunderbare Töne mit ungewöhnlichen Instrumenten, u.a. einer Säge:

Claudia Roth (Bundesbeauftragte für Kultur und Medien) ist für Olaf Scholz (Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland) eingesprungen, der heute kurzfristig nach Israel gereist ist. Auch sie verurteilte die Angriffe der Hamas auf Israel zutiefst. Gerade in Zeiten von Krieg und Krisen brauche es Bücher und Literatur, so Claudia Roth, sie könnten helfen, Erlebtes und Erfahrungen zu verarbeiten und schier Unbeschreibliches zu beschreiben. „Literatur kann uns helfen, zu verstehen und mitzufühlen.“

Hier seht ihr Nataša Pirc Musar (Präsidentin der Republik Slowenien). Auch sie nahm in ihrer Rede klar Stellung zu den Terrorangriffen von den Hamas. „Ich kann nicht anders, als das immer wieder zu verurteilen“.

Miljana Cunta (Rednerin Ehrengast Slowenien) verurteilte die Terrorangriffe ebenso. Weiterhin sprach sie schöne Worte über Lyrik:

Auch tauchte der Satz an diesem Abend auf, dass Slowenien das Land mit der „dichtesten Dichte an Dichtern habe“. Diese Aussage stammt ursprünglich von Aleš Štege, der eine „Gebrauchsanweisung für Slowenien“ geschrieben hat.

Als letzter Redner kam der slowenische Autor und Philosoph Slavoj Žižek auf die Bühne. Am Morgen auf der Pressekonferenz hatte der Pressesprecher der Frankfurter Buchmesse, Torsten Casimir, gesagt, dies sei „der einzige Programmpunkt, der nicht planbar ist“.
Dies bewahrheitete sich. Die Rede von Slavoj Žižek führte zu starken Reaktionen im Publikum.

Žižek sagte in seiner Rede, er verurteile die terroristischen Angriffe der Hamas auf die israelische Bevölkerung, betonte jedoch, man müsse auch den Palästinensern zuhören und deren Hintergrund beachten, wenn man den Konflikt verstehen wolle.
Er kritisierte, dass seine Vorredner*innen über Israel, aber niemand über die Palästinenser gesprochen hätten.
Seine Rede wurde wiederholt von Zwischenrufen unterbrochen und einige Gäste verließen den Saal. Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker ging zur Bühne und widersprach Žižek und warf ihm vor, die Verbrechen der Hamas zu relativieren.
Žižek sagte, er relativiere nicht. Die Terroranschläge seien ein schreckliches Verbrechen und Israel habe in seinen Augen auch jedes Recht, sich zu verteidigen.

Juergen Boos ging nach Žižeks Rede spontan erneut zur Bühne und ergriff das Wort:

„Es ist die Freiheit des Wortes. Und die müssen wir hier stehen lassen, das ist mir wichtig.“, sagte Juergen Boos und führte fort. „Ich glaube, ich kann für diese Gemeinde, und ich möchte es hier als eine Gemeinde bezeichnen, sprechen: Wir verurteilen den Terror. Wir sind Menschen und wir denken menschlich. Menschlich auf israelischer Seite, auf palästinischer Seite. Und es ist mir sehr wichtig, dass wir uns alle einig sind in der Verurteilung der Unmenschlichkeit, in der Verurteilung des Terrors. Und ich glaube, Sie sind da alle bei mir. Und ich bin froh, dass wir das hier so aussprechen können. Ich bin auch froh, wenn eine Rede unterbrochen wird. Das muss möglich sein. Ich bin froh, dass wir die Rede zu Ende gehört haben, auch wenn sie uns nicht gefallen mag. Auch wenn wir sie sogar verurteilen, es ist wichtig, dass wir uns zuhören.“

Karin Schmidt-Friderichs hatte nun die Aufgabe, die Buchmesse mit dem Hammerschlag offiziell zu eröffnen. Nach dem zuvorigen Tumult sicherlich keine leichte Aufgabe und auch sie griff das Vorherige auf und sprach: „Mit einem ganz klaren Bekenntnis zu Frieden und Toleranz und zu einem Miteinander und Respekt vor Israel und mit einer Ablehnung des Wortes „aber“ eröffne ich die 75. Frankfurter Buchmesse“.
Es folgte der Hammerschlag und diese Jubiläumsmesse war damit offiziell eröffnet.

Nach dieser Feier gab es noch einen Empfang, auf dem sicherlich über das Erlebte diskutiert wurde. Auch das ist Buchmesse, ein Ort der Diskussionen, ganz deutlich.

Es grüßt euch erneut aus Frankfurt,
Marion

2 Gedanken zu „Frankfurter Buchmesse – Eröffnung Teil 2

  1. Herrn Žižeks Rede kann ich so gut verstehen!
    Man darf nicht nur Teile des +Zerwürfnisses+ sehen. Die Lage ist verzwickter, als es auf den ersten Blick scheint.
    Aber Terror, der sich in einer derart fürchterlichen Gewalt entlädt, ist einfach falsch und grausig menschenverachtend und nur über die Jahre aufgestauter Hass ist dahinter zu vermuten.
    Grausamkeit erzeugt nur wieder Grausamkeit…
    Wo bleiben da die menschlichen Gedanken und Gefühle? Sind sie gestorben?

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    • Ich habe hier so oft gedacht, es gibt sie, die menschlichen Gedanken und Gefühle. Auch wenn es im großen Weltgeschehen oft nicht spürbar ist, lass uns nicht aufhören – mit einem realistischen Blick – daran zu glauben.

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