Mein Besuch der 71. Frankfurter Buchmesse – Tag 1

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Letzte Woche habe ich die 71. Frankfurter Buchmesse besucht. Dank des Blogs erhielt ich wie im Jahr zuvor einen Presseausweis und konnte die Buchmesse bereits am Dienstag besuchen. Zum ersten Mal war ich an allen Buchmesse-Tagen dort und blicke auf eine intensive und wunderbare Woche zurück. Ich erlebte die Frankfurter Buchmesse als eine Feier des Buches, der Geschichten und der Begegnung.
Der Dienstag begann mit der Eröffnungs-Pressekonferenz zur Frankfurter Buchmesse.

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Die Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk (Mitte) hat ihre Lesereise unterbrochen und nahm als Überraschungsgast an dieser Eröffnungsfeier teil. In ihrer Rede tauchten diese guten Sätze auf: „Ich glaube an eine Literatur, die Menschen verbindet und die das Gemeinsame zwischen den Menschen herausstellt, trotz aller Unterschiede, trotz verschiedener Hautfarben, sexueller Orientierung und alles, was uns vielleicht voneinander nach außen trennen könnte. Ich glaube an eine Literatur die deutlich macht, dass wir auf einer tieferen Ebene durch unsichtbare aber bestehende Fäden verbunden sind.“

Im Anschluss an die Pressekonferenz fand ein Presserundgang der Ehrengast-Präsentation Norwegen statt. Jedes Jahr ist ein anderes Land Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. In diesem Jahr war dies Norwegen. Beim Betreten des Pavillons, der vom Gastland entsprechend gestaltet wird, flüsterte ich staunend: „Ist das schön!“

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Es gab Reden und Erklärungen zu diesem Norwegen-Pavillon und anschließend konnten wir umhergehen und ihn wirken lassen. Ich dachte mehrmals beim Blick in die ausgelegten Bücher, wieviele großartige norwegische Literaten es gibt. Eine sehr schöne Idee, wie ich finde, dass die Büchertisch-Skulpturen nach der Buchmesse an deutsche Buchhandlungen verschenkt werden als Dank für die gute Zusammenarbeit mit den Buchhändlerinnen und Buchhändlern im Gastland Deutschland. Es kann also sein, dass ihr diese Büchertische in eurer Lieblingsbuchhandlung entdecken werdet.

Die Künstlerin Sissel Tolaas und der Schriftsteller Erling Kagge haben diese Installation „Invisible Silence – The best things in life have no lasting forms“ entworfen, die aus 22 Gerüchen besteht und die das Publikum einluden, ein norwegisches Leben durch Geruch zu erleben.

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Auch diese Installation „Wittgensteins Boot“ von der Künstlerin Marianne Heske war im Norwegen-Pavillon zu sehen:

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Hiernach ging es zum Hauptbahnhof, da dort Kronprinzessin Mette-Marit und Kronprinz Hakoon mit vielen norwegischen Autorinnen und Autoren mit dem Literaturzug angereist kamen.

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Aufgeregt wurde der Literaturzug erwartet und es war interessant und spannend, das dank des Presseausweises hautnah mitzuerleben.

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Hier seht ihr Annabel und Leander, die dem Prinzenpaar zum Empfang Blumen überreichten. Auf die Frage, wie Mette-Marit war, antwortete Annabel: „Die war einfach nett.“ Damit bestätigt Annabel das, was viele Menschen später wiederholten, sie sei sehr natürlich und bodenständig.

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Am späten Nachmittag fand dann die Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse statt. Es gab wunderbare Reden und mehr als einmal berührten mich die Gedanken der Rednerinnen und Redner. Es wurde deutlich, dass die Themen Nachhaltigkeit und die Zukunft unseres Planeten einen großen Raum während der Buchmesse einnehmen würden, was ich während der Woche immer wieder wahrnahm. Das zeigt die Dringlichkeit und macht zugleich Mut und Hoffnung, da viele kluge Köpfe sich klar hierzu äußerten und Stellung bezogen.
Juergen Boos, der Direkter der Frankfurter Buchmesse, schloss seine Rede mit diesen Worten: „Als die Schriftstellerin Margaret Atwood einmal nach ihrem Lieblingswort gefragt wurde, antwortete sie: ‚Und. Es enthält so viel Hoffnung!‘ Wie recht sie hat! Das winzige Wörtchen ‚und‘ eröffnet Universen des Möglichen, beweist uns, dass wir nicht alleine stehen müssen.“

Heinrich Riethmüller, der Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach in seiner Rede der Fridays for Future Bewegung Bewunderung zu und sagte: „Lassen Sie uns gemeinsam dafür eintreten, was uns hier im Saal verbindet und was wir mit Greta (Thunberg) und Max (ein pensionierter Tübinger Lehrer, der sich für einen inhaftierten saudi-arabischen Blogger einsetzt) gemeinsam haben: Die Überzeugung von der Bedeutung unserer freiheitlich-demokratischen Werte, das Vertrauen in die Kraft des Wortes und die Vision von einer gerechteren und nachhaltigeren Welt.“

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Als Mette-Marit das Gedicht „Das ist der Traum“ des norwegischen Dichters Olav H. Hauge vortrug, war es mucksmäuschenstill in diesem großen Congress Center und ich dachte, wie schön es ist, dass so viele Menschen einem Gedicht ihre ganze Aufmerksamkeit schenken.

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Hier das Gedicht:
Das ist der Traum
Das ist der Traum, den wir tragen,
dass etwas Wunderbares geschieht,
geschehen muss –
dass die Zeit sich öffnet,
dass das Herz sich öffnet,
dass Türen sich öffnen,
dass der Berg sich öffnet,
dass Quellen springen –
dass der Traum sich öffnet,
dass wir in einer Morgenstunde gleiten
in eine Bucht, um die wir nicht wussten.

Abends findet außerhalb des Messegeländes an vielen Stellen in Frankfurt das Bookfest statt, das Festival der Frankfurter Buchmesse mit vielen Veranstaltungen. So nahm ich an der „Starke Literatur für starke Kinder: Verleihung der Serefina 2019“ teil. Auf den Bildern könnt ihr mittig Paul Maar erkennen:

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Die Oetinger-Verlegerin Julia Bielenberg (die Zweite von rechts, unten), deren Eltern bereits den Oetinger Verlag führten, erzählte an diesem Abend, dass in ihrem Elternhaus früher Astrid Lindgren ein- und ausgegangen sei und das ganz normal für sie als Kind gewesen sei, zumal Astrid Lindgren sehr bescheiden und ohne jegliche Starallüren lebte. Hach, wie schön, Astrid Lindgren persönlich erlebt zu haben!

Schöne Fundstücke im Literaturhaus Frankfurt, wo diese Veranstaltung stattfand:

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Und das fand ich eine schöne Bezeichnung anstelle der üblichen „Damen“ und „Herren“ und möchte ich hier auch mit euch teilen:

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Nachdem ich einen Findesatz versteckte, ging der erste Messetag mit vielen wundervollen Eindrücken zu Ende.

Morgen werde ich euch vom zweiten Tag meines Besuchs der Frankfurter Buchmesse berichten.

18 Gedanken zu „Mein Besuch der 71. Frankfurter Buchmesse – Tag 1

  1. Danke. Das ist interessant.
    Ich habe es dieses Jahr nicht schaffen können, hinzufahren.
    Vielleicht nächstes Jahr wieder.
    Bei den „Gedichten zum Mitnehmen“ mußte ich schmunzeln.
    Das ist ja so quasi „Helmut Seethaler in ordentlich und gediegen“. :-)
    MfG
    BTB

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  2. Ich danke dir von Herzen für die Wiedergabe deiner Eindrücke. Und wie habe ich mich über das Boot von Marianne Heske gefreut, ich habe sie einmal persönlich kennengelernt, wir verbrachten zwei Tage miteinander, sie arbeitete damals an einem Projekt mit dem Titel „Trolle“, dazu setzten sich alle, die wollten, auf einen Stuhl im Garten und sagten was sie unter Trollen verstanden, Marianne hat dies gefilmt, was daraus geworden ist weiss ich allerdings nicht.
    Gedichte zum mitnehmen … kommt deiner Idee von den Findesätzen doch sehr nahe :)
    Herzliche Grüsse
    Ulli

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    • Auch das ist das Tolle im Blog, diese Ergänzung und Bereicherung: Da erzählst du, dass du Marianne Heske erlebt hast und kannst eine Geschichte dazu beitragen, wunderbar, liebe Ulli!
      Das ist ein feines Lob, dass die Findesätze an Gedichte zum Mitnehmen erinnern, mag ich solche Aktionen doch sehr.
      Ich habe während der Buchmesse an dich gedacht und überlegt, ob du dieses Jahr dabei bist. Da im Moment einiges bei dir los ist, war jetzt vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt für einen Besuch.
      Danke für dein Erzählen.

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  3. Als wäre man dabei gewesen! Deine Form der schriftlich-narrativen Erfahrungsbeschreibung lässt mich nahezu originär teilhaben an dem, was du in Frankfurt erlebt hast. Sie ist für mich die höchste Form der Vergegenwärtigung persönlichen Erlebens. So schreiben kann nicht jede(r). Chapeau, Marion!

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  4. Liebe Marion, der junge Mann links auf Deinem Foto aus dem Literaturhaus ist Benno Hennig von Lange, der das junge Literaturhaus betreut und z.B. diese Veranstaltung mit ins Leben gerufen hat:
    https://literaturhaus-frankfurt.de/junge-literatur/woertermeer/
    https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/der-ozean-braucht-mehr-matrosen-woertermeer-im-literaturhaus-frankfurt-15400906.html
    Von den Gedichten zum Mitnehmen habe ich schon eine kleine Sammlung und räubere bei meinem Besuchen dort immer wieder.
    Da die Fülle der Veranstaltungen gar nicht zu bewältigen ist, ist Deine Tagesserie jetzt für mich eine wunderbare Ergänzung von dem zu lesen, was mir entgangen ist. Dem Lob von Herrn Seipolt möchte ich mich zudem anschließen.
    Lieber Gruß zu Dir, Karin

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    • Liebe Karin, das ist natürlich klasse, dass du das Literaturhaus kennst, von dem ich ganz begeistert bin. Danke für die Links. Wie schön, dass du schon einige der Gedichte gesammelt hast.
      Du hast Recht, alle Veranstaltungen können wir nicht auf der Buchmesse besuchen, das ging auch mir so.
      Hab vielen Dank für dein Lob.
      Fühl dich herzlich gegrüßt, Marion

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  5. Hach, wie schön, das alles zu lesen und auch zu sehen, liebe Marion.
    diese Fülle der Dinge, ähm, Bücher und Veranstsaltungen hätte ich gar nicht gepackt.
    Wie schön, daß Du für uns alle Eindrücke gesammelt hast! Danke dafür!
    Zettelgedichte *schmunzel*, vielleicht sollte ich auch mal verteilen, hier und dort und auch irgendwo sonst :-)
    Aus einer so großen Fülle könnte ich schöpfen, ich Faule *g*

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