
Traurig. Ja, es macht mich sehr traurig, wenn ich diese Videos und Bilder sehe. Ich finde es unfassbar.
Ich überlege, wie ich mich fühlen würde, wäre ich Ausländerin in diesem Land und würde sehen, dass Menschen ausländerfeindliche diskriminierende Lieder singen. Ich stelle mir vor, ich wäre vor Krieg geflüchtet und wäre nach einem schwierigen Weg hier, würde hoffen, wieder durchatmen zu können, und würde dann erleben, dass Menschen diese Zeilen singen.
Ich bin Ausländerin. In vielen, in den meisten Ländern der Welt. Hier bin ich nun gerade keine Ausländerin, zufällig, eben weil ich gerade hier geboren wurde, in einem Land, in dem ich ohne große Bedrohungen aufwachsen konnte.
Wie fühle ich mich, wenn ich diese Videos sehe und höre. Beschämt, sehr beschämt. In einem gut situierten Land wie Deutschland werden solche Zeilen grölend gesungen. Und so viele Menschen, die stumm dazu mitwippen, nicht eingreifen. In einem sogenannten Land der Dichter und Denker.
Ich wünsche mir Mut und Zivilcourage, wenn wir bemerken, dass Rassismus uns umgibt. Dass wir klare Kante gegen rechtsextreme Parolen setzen. Dass wir uns für Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit einsetzen.
Ich bin beruflich häufig in Schulen unterwegs. Wir lernen den Kindern, dass es wichtig ist, niemanden auszugrenzen, füreinander da zu sein, einander zu helfen. MITEINANDER wird großgeschrieben. Und dann werden an einem Pfingsttag an einem Ort in unserem Land solche Zeilen gesungen. Ja, es macht mich traurig.
Und gleichzeitig höre ich nicht auf, an das Gute im Menschen zu glauben. Weil ich sehe, wie die Kinder aus unterschiedlichen Kulturen in den Schulen miteinander spielen, miteinander weinen und lachen. Weil so viele Menschen sich einsetzen für ein buntes Miteinander. Weil ich seit ein paar Tagen neue afghanische Nachbarn habe, von denen ich nun schon spüre, dass sie mein Leben bereichern. Weil ich dankbar bin über all die ausländischen Menschen und Freunde, die ich bisher in meinem Leben kennenlernen und erleben durfte. Weil ich selbst Ausländerin bin in den meisten Ländern dieser Welt. Weil ich Ausländerin bin, wenn ich jetzt 400 Meter gehen würde.
Machen wir deutlich, wie viel Miteinander auf dieser Welt und auch in unserem Land vorhanden ist. Lasst uns zeigen, dass die Welt nicht so dumm, so entsetzlich unsozial ist, wie diese Liedzeilen es vermuten lassen. Lasst uns zeigen, dass Offenheit, Mut, Zivilcourage und dass ein Miteinander schön sind und wir uns dafür einsetzen, dass das so bleibt.




























