Findesatz und Wortspiel – 37

„Und jetzt: eintauchen in mein Buch.“

Den ganzen Tag freute er sich auf diesen Moment. Er hatte den Abendbrottisch aufgeräumt, sich einen Tee aufgebrüht und auf seinem Korbsessel Platz genommen. „Und jetzt: Eintauchen in mein Buch“, sagte er leise. Ein tiefes Einatmen und ein noch tieferes Ausatmen folgten.
Seine Kinder waren in ihren Zimmern beschäftigt. Manchmal hörte er ihr Lachen. Sie waren alt genug, sich selbst zu beschäftigen, und alt genug, länger als er wach zu sein. Seine Frau traf sich heute mit einer Freundin in ihrem Lieblingscafé. Vermutlich würde sie spät zurückkommen.
Sein Buch war ein Zufallsfund gewesen, mitgenommen aus einem dieser Bücherschränke, die es immer häufiger zu sehen gibt. Im Urlaub hatte er es in einem kleinen Ort entdeckt. Er mochte den Gedanken, dass die Bücher zu ihm fanden, die er noch lesen sollte. Oft dachte er, angesichts seines fortschreitenden Alters – immerhin ging er auf die 50 zu –, dass er nicht mehr all die Bücher würde lesen können, die er lesen wollte. Bücher, die er als Jugendlicher gemocht hatte und noch einmal lesen wollte, Klassiker, die er bisher vermieden hatte, Neuerscheinungen, die ihn interessierten, Werke seiner Lieblingsautorinnen und Lieblingsautoren. Und dann gab es diese Zufallsfunde. Wie Sternschnuppen, die unerwartet auftauchen.
Er schlug das Buch auf und spürte, wie sich eine Vorfreude ausbreitete. Und während die Sätze ihn umgaben, fühlte er sich aufgehoben, im Buch, im Moment, in sich selbst.

25. Dezember

„Ich erinnre mich genau an mein erstes Buch, ich habe es draußen gelesen, habe mich in eine Schubkarre gelegt und bin so richtig in dieses Buch eingetaucht und seitdem hatte ich Freude an Büchern.“

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