„Sonst noch was?“

Sie geht ohne Ziel. Blaues gehen, so nennt sie das. Der Ort hat genau die richtige Größe, nicht zu klein, um zu wenig zu entdecken, nicht zu groß, um verloren zu gehen. Auf den Fensterbänken der für sie fremden Menschen stehen kleine Wundertüten. Es sind nicht wirkliche Tüten, doch für sie wirkt es so. Hier eine Keramikfigur, dort ein Zwerg frei von Kitsch, da eine Kiste mit Sachen zum verschenken. Eine Buchhandlung, ein kleiner Geschenkeladen, eine Galerie. Ein Vater, der sein kleines Kind so anlächelt, dass es scheint, als könne die Welt nur gut sein. Ihre Augen finden immer wieder Blumen, deren Farbspiel wie ein Gedicht anmuten. Oftmals bleibt sie stehen und lässt sich verzücken. Verzücken ist ein Wort, das sie sich selbst nicht sagt. Doch auch ohne das Wort zu sagen, fühlt sie genau das. Ein Hund bellt weit entfernt. Selbst sein Bellen klingt geruhsam. Morgen wird sie woanders sein. Doch sie weiß, dass sie viel mitnimmt, innerlich sammelt. Stückchenweise wird es sich in ihr ausbreiten. Sie kommt an einem Café vorbei. Am geöffneten Fenster sind Bestellungen möglich. Sie bestellt einen Cappuccino mit Hafermilch. Sonst noch was, fragt der Barista freundlich. Sie verneint. Auf der Bank vor dem Café trinkt sie ihr Getränk, Lounchmusik dringt von innen hinaus. Sie fühlt sich zeitlos. Nein, sonst nichts, denkt sie, ich brauche nichts anderes. Der Cappuccino, sie auf der Bank, die leisen Töne, das reicht. Manchmal ist es eben nicht zu schön um wahr zu sein. Dann ist es schön. Und wahr.
