Gastbeitrag zur Frankfurter Buchmesse 2025

Heute findet ihr hier ein Gastbeitrag von meinem Mann, der die diesjährige Frankfurter Buchmesse von Freitag bis Sonntag besuchte, und seine Erlebnisse zusammenfasste:

Wie in den letzten Jahren hatte ich auch 2025 das Vergnügen, mich ab Freitag als Besucher bei der Buchmesse einfinden zu können. Nach einer Zugreise auf der touristischen Route entlang des Rheins unter Begleitung unseres Sohnes, der sich in Frankfurt verabschiedete, um weiterzureisen, tauchte ich am frühen Nachmittag ein in die Welt der 100.000 Bücher.
Und sofort gings zur Sache mit Denis Scheck. Ein Mann, der jährlich 180 Bücher liest und in der Lage ist, innerhalb einer halben Stunde den Zuhörenden ein Dutzend literarische Meisterwerke schmackhaft zu machen:

Nach diesem kurzen knackigen Intermezzo gings weiter zu Herrn Hirschhausen, der den Zuhörerenden eindrücklich schilderte, wie ihn Fake- News zusetzen. Er zeigte einen YouTube- Film, auf dem er augenscheinlich erschossen wird. Dennoch stand er auf der Bühne, ich habe ihn angefasst. Ich frage mich, wie das möglich ist. Zauberei?

Immer gerne treibe ich mich am Stand des Katapult- Verlages mit ihren großartigen Karten und Büchern zu allen möglichen Themen herum. Hier ein Beispiel:

Am selben Stand hielt Correctiv einen Vortrag, der unter anderem auch dieses Bild beinhaltete: Rechtsorientierte Medien und ihre Verknüpfung untereinander. Unfassbar.

In einem anderen Vortrag hörte ich, dass Correctiv täglich einen Newsletter mit spannenden Fakten veröffentlicht. Hier der Link zum Abonnieren: https://correctiv.org/newsletter/
Einfach abonnieren würde ich sagen.

Ganz interessant die Moderation vom CEO der Zeit Rainer Esser (links) im Gespräch mit Klaus Brinkbäumer über Zeit der Abschiede. Spannendes Detail: am nächsten Tag hat meine liebe Frau ein paar Fotos am Stand der Zeit gemacht, die Rainer Esser gut gefielen und die er gerne haben wollte. Wer also gerne Herrn Esser auf seinem Handy oder via WhatsApp erreichen möchte, wir haben seine Handynummer 😊.

Und wer kennt ihn noch, den Willi von Willi wills wissen? Hier ein Interview mit ihm. Habe leider nichts gehört, er saß in einer schalldichten Kabine mit ein paar Kids:

Am Abend einer der Höhepunkt der Tage in Frankfurt: die lange Nacht der Bücher im großen Sendesaal des hessischen Rundfunks. Mit unter anderem der diesjährigen Preisträgerin des deutschen Buchpreises Dorothee Elmiger. Nach ihrem Gespräch habe ich für uns ihr Buch „Die Holländerinnen“ signieren lassen. Sie fragte mich, ob ich eine Widmung wolle. Ich verneinte und sagte, dass Buch sei für die ganze Familie, einfach Name und Datum. Sie tat wie gewünscht, und ich zog meiner Wege:

Am nächsten Tag erwischte ich sie, wie sie sich auf eine Kurzlesung am Schweizer Stand vorbereitete:

Zwischendurch, wie jedes Jahr, Unterschriftenmarathon am Stand von Amnesty International: Briefe an Präsidenten und andere Verantwortliche in Staaten, die es mit den Menschenrechten nicht so genau nehmen und mehr oder weniger willkürlich Menschen inhaftieren, die sich für Dinge einsetzen, die bei uns fest im Grundgesetz verankert sind. Für mich wichtig, unterstützend tätig zu werden. Chapeau für die Frankfurter Truppe von Amnesty.

Hier die Autorin Fiona Sironic (links) im Gespräch mit Yasmine M´Barek. Sie hat für mich den absolut besten Buchtitel in diesem Jahr produziert: „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft.“ Ich stelle mir vor, wie ein Chinaböller unter irgendwelche Sachen gelegt wird und es einen riesigen Knall gibt. Herrlich. Ich werde das Buch sicher lesen.

Im Vorbeigehen nahm ich diesen Herrn wahr, umringt von einer zahlreichen Leserschar. Richtig, Paul Maar, der Erfinder des Sams. Eine Legende!

Und dann noch dieser Titel hier, ein riesiges Reklamebuch mit tollem Cover, und die Autorin Nina George, die am Stand des Verlages fleißig signierte (links im Bild). Ich habe sie später im Interview gehört. Auch dies ein Buch, das mich angesprochen hat.

Ein anderes Highlight war für mich in diesem Jahr ein Workshop, der Einblicke gab in die Arbeit von Prosa-Übersetzern, vertreten in und durch den Verband deutscher ÜbersetzerInnen (VdÜ) und nicht zu verwechseln mit den Dokument-Urkunden-wissenschaftliche-Texte-ÜbersetzerInnen, vertreten in und durch den Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ). Zwei Übersetzer widmeten sich einem Text von Agatha Christie aus dem Jahre 1930: der eine übersetzte frei, der andere mit Hilfe von DeepL. Als ich die rohe DeepL- Fassung sah, fand ich die schon sehr gut. Text und Zusammenhang prima, wo ist das Problem? Dann in rot die Version, die der Übersetzer aus DeepL gemacht hat. Hammer. Aber seht selbst:

Auch der Übersetzer ohne Hilfswerkzeug machte eine großartige Arbeit. Ich habe großen Respekt vor dieser intellektuellen Leistung. Die im Übrigen unverschämt schlecht bezahlt wird, wie ich mir sagen ließ.

Ein tolles Gespräch mit einem meiner Favorit-Intellektuellen Michel Friedman (Mitte), der sich immer wieder vehement für alles einsetzt, was mit Grundrechten und Demokratie zu tun hat. Sein Plädoyer: Geht auf die Straße und setzt euch ein, lasst eure Stimme hören, ansonsten werden die Rechten immer stärker. Dass sowas schleichend gehen kann, machte er eindrücklich deutlich: wenn das so weiter geht, sind irgendwann beim Bäcker nur noch Backwaren deutschen Ursprungs käuflich, ein Croissant gehört der Vergangenheit an. Kaum vorstellbar, aber ich konnte mir auch keinen Krieg in der Ukraine, keine Flut im Jahr 2021 und keine Corona-Epidemie vorstellen. Die Tatsache, dass ich mir irgendetwas nicht vorstellen kann, bedeutet nicht, dass es nicht existent sein oder werden kann.

Es waren für mich wie in jedem Jahr tolle Tage, die mir immer wieder einen Boost im Kopf geben und mir aufzeigen um was es im Leben wirklich geht.

Und am Ende meine Liste mit Buchempfehlungen:
„Hase und ich“ von Chloe Dalton. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen einer Frau und einem Feldhasen während der Corona-Zeit.

„Die Holländerinnen“ von Dorothee Elmiger. Auf den Spuren zweier niederländischer Studentinnen, die in Panama im Jahre 2014 verschwunden sind. Geschichten in der Geschichte, die einen in den düsteren Bann ziehen. Und alles in indirekter Rede geschrieben. Ein Hoch auf den Konjunktiv.

„Hannah“ von Miku Sophie Kühmel. Klingt interessant und spielt in den 20ern des vorigen Jahrhunderts. Wer diese Zeit mag, liegt mit dieser Erzählung genau richtig.

„Die Passantin“ von Nina George. Die Geschichte einer totgeglaubten Frau, die sich diese glückliche Fügung zunutze macht und abtaucht. Ein spannendes Experiment.

„Die Frau als Mensch“ von Ulli Lust. Die Geschichte der Frau als Comic. Habs durchgeblättert, sehr toll gemacht mit vielen spannenden Perspektiven.

Jens Reuber

Frankfurter Buchmesse – Sonntag

Sonntag und damit der letzte Tag der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.

Am Morgen war es noch leer und wir konnten entspannt ankommen.
Während ich hier auf Bücher traf, die von Menschen geschrieben wurden, die ihre Meinung frei äußern dürfen, leben viele Autorinnen und Autoren unter Bedingungen, in denen sie nicht frei schreiben dürfen. Meinungsfreiheit – ein sehr kostbares Gut:

Meine erste Veranstaltung „Demokratie stärken mit Recherchen: Die CORRECCTIV-Story“:

Mit Übersetzung in Gebärdensprache:

Ein sehr interessantes Gespräch und ich bin dankbar, dass es die wertvolle Arbeit von CORRECTIV gibt.

Mit ihrem Buch „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“ stand Fiona Sironic auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises – hier im Gespräch mit Yasmine M’Barek am ZEIT-Stand:

Auf die Frage, ob das Thema Klima präsenter in der Literatur sein sollte, sagte Fiona Sironic: „Das Klimathema ist ein drängendes Thema, es ergibt für mich nur Sinn, wenn es präsenter wird.“
Sie meinte, wenn wir über die Zukunft schreiben, sei es naheliegend, dass das Thema Klima darin vorkommt.
Ein Buch, das auf meiner Wunschliste schon längst einen Platz gefunden hat.
Das interessierte Publikum:

Auf Sarah Bosetti und ihr Buch „Make Democracy Great Again!“ hatte ich mich sehr gefreut. Ich bin dankbar, dass es Menschen wie sie gibt, die ihre Haltung zeigen und sich mutig, klar und auch humorvoll für eine offene, demokratische Gesellschaft einsetzen:

Auch heute gab es Treffen, Wiedersehen, gute Gespräche und schöne Pausen.
Bei meinem Gang durch die Hallen zeigten sich kreativ gestaltete Fotospots:

Auch der Jane-Austen-Fotospot auf der Schaukel war beliebt:

Bücher wurden mit passender Dekoration in Szene gesetzt:

Nun besuchte ich die Halle, in der „New Adult“ zu finden war. Sie war sehr gut besucht von überwiegend jungen Leserinnen und Lesern. An den Ständen bildeten sich mitunter lange Schlangen, um eine Signatur zu erhalten. Diese Bewegung gibt es seit einigen Jahren: Autorinnen und Autoren der New-Adult-Szene werden wie Popstars gefeiert:

Es freute mich, KATAPULT – die auch in der großen, bekannten Halle zu finden war – auch hier mit einem Stand vertreten war, mit dem sie die jüngere Leserschaft ansprachen:

Erneut ging ich zur Literaturbühne und hörte Bärbel Schäfers Büchertalk mit Julia Engelmann zu ihrem Debütroman „Himmel ohne Erde“, in dem es um die 15-jährige Charlie geht. Ein Buch, in dem es, so Julia Engelmann, auch um die Suche nach Hoffnung geht.:

Zwei Autorinnen, die ich sehr mag: Nina George mit ihrem Roman „Die Passantin“ und Jasmin Schreiber mit ihrem Buch „Da, wo ich dich sehen kann.“:

Beide Romane handeln vom Thema Gewalt an Frauen, und ich erlebte ein gutes Gespräch zu dieser wichtigen Thematik.

In der Reihe Sheroes sprach Jagoda Marinić über „Female Rebellion: Zwischen Wut und Widerstand“ mit Tara-Louise Wittwer („Nemesis‘ Töchter. 3000 Jahre zwischen Female Rage und Zusammenhalt“) sowie Kersty und Sandra Grether („Rebel Queens“. Frauen in der Rockmusik). Erneut erlebte ich ein gutes Gespräch, in dem es um Wut als Mittel zur Selbstermächtigung und widerständige Frauen in der Geschichte ging:

Alljährlich führt mich meine letzte Veranstaltung in den Gastland Pavillon.
Hier fand die feierliche Verabschiedung des diesjährigen Gastlandes Philippinen statt sowie die Übergabe an das Gastland 2026 Tschechien – eine Veranstaltung, die von vielen Emotionen begleitet wird.
Ein schöner Brauch bei dieser Zeremonie ist, dass die beiden Gastländer Gedichte vortragen.
Es gab Reden und einen filmisch dargestellten Rückblick des Gastlands Philippinen, begleitet vom wunderbaren Live-Gesang, den wir in den letzten Tagen so oft hören durften:


Hier seht ihr die „GastRolle“, das speziell für die Frankfurter Buchmesse entworfene Kunstobjekt:


Sie wurde um ein weiteres literarisches Zitat bereichert und nun vom Gastland Philippinen dem neuen Gastland Tschechien überreicht, ein bedeutsamer Moment:

Berührend war die Musik der Tschechin Anna Vaverková, die sowohl auf Tschechisch als auch auf Englisch sang:

Ein Blick ins Publikum:

Das gemeinsame Abschlussfoto:

Eben noch war die Literaturbühne voll besetzt, nun wurde emsig abgebaut:

Es wurde zusammengepackt, Leute reisten ab und die Tore wurden geschlossen. Doch vieles geht weiter und wirkt nach…

Zum Schluss teile ich noch ein paar Zahlen mit euch:
238.000 Menschen besuchten die diesjährige Frankfurter Buchmesse – mehr als im Jahr zuvor. Mit 118.000 Fachbesucher*innen (Vorjahr: 115.000) aus 131 Ländern und 120.000 Privatbesucher*innen (Vorjahr: 115.000) setzte sie ihren Wachstumskurs fort.
4.350 Aussteller (2024: 4.300) präsentierten sich in den Messehallen und mehr als 7.800 Medienvertreter*innen (2024: 7.500) waren registriert, um über die mehr als 3.500 Veranstaltungen (2024: 3.300) der Buchmesse zu berichten.

Die Worte von Karin Schmidt-Friderichs, der Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, füge ich gerne hinzu: „In den letzten fünf Tagen war eine immense Lesebegeisterung zu spüren – besonders bei jungen Besucher*innen. Zugleich wurden zentrale Fragen der Zeit verhandelt, etwa der Umgang mit Künstlicher Intelligenz und der Verantwortung der Politik dabei. Diese einzigartige Verbindung von Wirtschaft und Kultur, Lesefest und Diskurs macht die Buchmesse zu einem Ort, der weit in die Gesellschaft wirkt.“

Ich erlebte eine wunderbare Frankfurter Buchmesse – intensiv, bunt und vielseitig. Es wurde erzählt, diskutiert, gejubelt, gefühlt und einander begegnet.
Viele Eindrücke nehme ich mit, definitiv auch Mut und Stärke. Es ist nicht alles gut, doch die Buchmesse zeigte wieder einmal, wie wichtig es ist, dass wir unsere Stimme erheben, dass wir nicht zu bequem werden, dass wir mitmischen, unsere Meinung äußern, wenn wir Unrecht erleben, dass wir alle mitgestalten an einer offenen, vielfältigen, demokratischen Gesellschaft und dass „wir alle“ viele sind!
Ja, das war deutlich zu spüren, wir sind viele, viele, viele Menschen, die diese demokratische, offene Welt wollen und leben.
Die Welt ist voll davon und von vielen wunderbaren, großartigen Erzählungen, Geschichten und Büchern.


So grüße ich euch herzlich, hoffnungsvoll und buchliebend
Marion

Frankfurter Buchmesse – Samstag

Samstag ist meist der vollste Tag der Frankfurter Buchmesse. Erfreulich für die Branche und die zahlreichen Verlage. Neben vollen Gängen gab es überall auch ruhige Ecken. Die Buchmesse, bunt wie das Leben.

Giulia Enders (bekannt geworden durch ihr Buch „Darm mit Charme“) zu ihrem neuen Buch „Organisch“, in dem sie einen Blick auf unseren Körper wirft und zu einer Entdeckungsreise in unser Inneres einlädt. Faszinierend und sehr interessant, und ich hätte ihr stundenlang zuhören können:

Danach erlebte ich Maria Ressa, die aus dem Gastland Philippinen stammt, zu ihrem Buch „How to Stand up to a Dictator“ in dem sie beschreibt, wie Demokratien mittels sozialer Medien durch Autokraten ausgehöhlt werden.
Maria Ressa sagte, sie glaube daran, dass das Gute im Menschen stärker sei als Angst und Hass. „Man kann eine bessere Welt aufbauen.“ Und später sagte sie: „Wir brauchen eine Person die widerspricht und dann kommt noch eine und noch eine und dann werden es immer mehr.“
Eine mitmachende und bewegende Veranstaltung.
Maria Ressa, die 2021 den Friedensnobelpreis erhielt, bekam viel Applaus und Jubel:

Am Morgen war die Agora, der Innenhof, noch leer:

Der Comic-Zeichner Martin Oesch präsentierte sein Buch „Fleischeslust“. Darin geht es um den Metzgermeister Erwin, der zunehmend von blutigen Albträumen heimgesucht wird. Er beginnt, sich und die moderne Fleischindustrie zu hinterfragen. Eine Graphic-Novel-Erzählung, die unter die Haut ging:

Im Kulturzeit Talk ging es um „Extremismus bei Jugendlichen. Radikalisierung in der Mitte der Gesellschaft“.
Florian Hartlieb mit „Teenager-Terroristen. Wie unsere Kinder radikalisert werden – und wie wir sie schützen können“ und Moussa Al-Hassan Diaw mit „Die Radikalisierten“ sprachen mit Cecile Schortmann über dieses wichtige Thema. Beide sind auch in Schulen mit Workshops tätig.
Ihre Werke sind ein Weckruf und zeigen, dass es Wege gibt, der Radikalisierung entgegenzuwirken.
Ein spannendes und dringliches Thema:

Der Musiker Rea Garvey im Gespräch mit Bärbel Schäfer über seine Autobiografie „Before Supergirl“:

Beim Blick in das Publikum meinte Rea Garvey, der turbulent mit sieben Schwestern aufgewachsen ist, es sei hier wie bei seinen Familientreffen in Irland, da seien auch immer so viele Menschen:

Bärbel Schäfer fragte ihn, warum seine Frau – der er das Lied gewidmet hatte – noch immer sein „Supergirl“ sei und er bekundete dort auf der Bühne mit herzlichen, liebevollen Worten seine Gefühle zu seiner Frau, die mit im Publikum saß.

Bei einer späteren Veranstaltung waren Otto Waalkes und Bernd Eiltert zu ihrem Werk „Kunst in Sicht: Neu entdeckte Meisterwerke“ im Gespräch mit Denis Scheck. Bevor das Gespräch begann, zeigte Otto seine Scherze:

Auch während des Gesprächs tauchten immer wieder seine typischen Witze auf:

Seit vielen Jahren besuche ich die Frankfurter Buchmesse und jedes Mal ist das Wetter schön, so dass auch die Agora immer genossen werden kann. Wenn es eine Wettergöttin geben sollte, dann liebt sie die Buchmesse:

Ulrike Draesner, die bereits 40 Bücher geschrieben hat (ihren letzten Roman „Zu lieben“ fand ich wunderbar) sprach zu ihrem Werk „Penelopes Sch( )iff“.
„Ein großartiges, literarisches Erlebnis“, so der Moderator.
Er fragte sie, die Poetikvorlesungen hält, wo die Lyrik heute stehe. Sie antwortete: „In einer kraftvollen Position“:

Dirk Reinhardt sprach mit Manuela Schotte und Elena Steinbach von Amnesty International zu seinem Roman „No Alternative“:


Es ging um Fragen wie: Wann ist Protest erforderlich? Wie weit darf er gehen? Wann muss er geschützt werden? Solchen Fragen geht der Jugendbuchautor Dirk Reinhardt in seinem Roman am Beispiel einer fiktiven Klimabewegung nach.
Ich habe das Buch vor Kurzem gelesen und empfehle es sehr gerne.
Dirk Reinhardt meinte, die heutigen Protestformen werden vermutlich in 10 Jahren ganz anders wahrgenommen als heute. Er verglich das mit den Protesten zu Frauenrechten oder der Sklaverei, die damals sehr kritisiert wurden.
Das Buch hat übrigens gestern beim Preis des Jugendliteraturpreises 2025 den Preis der Jugendjury erhalten. Herzlichen Glückwunsch!

Das Literarische Quartett als Zuschauerquartett, bei dem Thea Dorn mit drei Literaturexpert*innen über aktuelle Bücher sprach:

In der schönen Festhalle finden diesmal die Signierstunden statt:

Die Halle schenkt viele gemütliche Sitzecken:

Und – wunderbar – was lässt sich bei einer Buchmesse finden? Lesende Menschen:

Zum Abschluss des heutigen Tages hörten wir im Gastland Pavilion „Poetry for Freedom, Justice and Peace“:

Lauschende Menschen:

Somit ging ein weiterer Buchmessetag zu Ende, der viele schöne, inspirierende Erlebnisse schenkte, die noch weiterwirken.


Es grüßt euch aus Frankfurt
Marion

Frankfurter Buchmesse – Freitag


Ab heute öffnet die Frankfurter Buchmesse für Privatbesuchende, zum ersten Mal bereits morgens. Ihr seht, es war deutlich voller:

Ich gestehe, ich bin dankbar über den Presseausweis, mit dem ich überall gut durchkomme und nicht anstehen muss.

Mein Morgen begann wieder im Gastland Pavilion Philippinen:

Am Ende der Vorstellung wurde das Publikum eingeladen, mitzutanzen, was ich klasse finde:

Eckart von Hirschhausen zu seinem Buch „Der Pinguin, der fliegen lernte“:

In dem Gespräch tauchte das Klimathema auf, das ihm sehr am Herzen liegt. Jeder Mensch, der Pinguine liebe, müsse auch die Klimakrise ernst nehmen, so Hirschhausen.
Gerne teile ich hier einige weitere seiner guten Aussagen: „Wenn wir die Welt lieben und staunend betrachten, dann wollen wir sie auch schützen und erhalten, für uns und für die nachfolgenden Generationen.“
„Die meisten Menschen nehmen die Klimakrise ernst, die meisten Menschen wollen in einer offenen Gesellschaft leben. Diese Menschen sind eine Mehrheit und das müssen wir wieder spürbar machen.“
„Stell dir vor, du hast ein Kind, das an Krebs erkrankt ist und es gibt ein Medikament, das helfen kann. Würdest du nicht alles dransetzen, das Medikament einzusetzen? Genau so ist es mit dem Klima und den Maßnahmen, die wir machen können, um den CO2-Wert zu reduzieren.“
Er erhielt zurecht viel Applaus.

Mitmachaktion am Amnesty International Stand:

Hier können Besuchende einsteigen und für 15 Minuten dank einer VR-Brille einen Flug ins All erleben:

Es gibt beides, die vollen Gänge und auch Gänge, in denen sich in Ruhe schauen ließ:

Es zeigten sich schöne Stände:

Und liebevoll Gestaltetes:

Bewegendes am ukrainischen Stand:

Hanns-Josef Ortheil zu seinem Buch „Schwebebahnen“. Ja, meine Wunschliste wächst. Die Moderatorin sagte zu seinem Buch: „Vergessen sie alle Ratgeber über Achtsamkeit, die sie bisher gelesen haben, und lesen sie dieses wunderbare, poetische Buch.“:

Die Autorin Anne Rabe sprach zu ihrem Buch das „Das M-Wort“:

Sie geht in ihrem Buch der Frage nach, ob wir uns eine Welt ohne Moral überhaupt leisten können. Anhand konkreter Beispiele – wie dem Umgang mit Armut, Migrations- und Klimapolitik und steigender Radikalisierung – beleuchtet sie auf persönliche Weise die gefährlichen Folgen der Verächtlichmachung von Moral. Anne Rabe schenkte viele gute Gedanken. Sie plädiert dafür, sich wieder mehr auf die Moral zu beziehen. Sie zitierte Elon Musk, der äußerte, die größte Schwäche des Westens sei die Empathie. Anne Rabe sagte zurecht, wir brauchen genau diese Empathie und diese sei die Basis um anzuerkennen, dass jeder Mensch gleich viel wert ist.
„Wir können uns keinen Pessimismus leisten. Wir können eine bessere Welt entwerfen und weitermachen“, so Anne Rabe.
Ich wünsche mir, dass viele Menschen – in Politik und überall – darauf hören, was Menschen wie sie sagen. Aussagen wie ihre machen die Welt besser, finde ich.

Der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2025 Karl Schlögel:

Er gilt als einer der profiliertesten Kenner Osteuropas. Karl Schlögel machte im Gespräch deutlich, dass das, was in der Ukraine geschieht, keine isolierte Angelegenheit ist, sondern dass es ein Krieg gegen den Westen ist. Landesverteidigung, so Schlögel, habe nichts mit Militarismus zu tun.
Er reist oftmals mit dem Zug in die Ukraine, da er sich selbst ein Bild für seine Studien machen möchte.
Er beschrieb die ukrainischen Orte als pulsierende Städte, in denen der Krieg sehr präsent ist – Männer mit Prothesen, mit amputierten Beinen prägen das Stadtbild sowie Raketenalarm und Begräbnisse und gleichzeitig gebe es auch die Ecken der Erholung vom Krieg. Es seien intakten Systeme, die Züge fahren pünktlich, die Menschen gehen zur Arbeit, Konzerte, Theater fänden statt. Dieses Zusammentreffen von Ausnahmezustand und der Bewältigung des Alltags, habe ihn sehr beeindruckt. Er nannte das „Die Aufrechterhaltung des Heldentums des Alltags“. „Das geht weiter, auch wenn ihr Bomben schickt.“

Ursula, Poznanski signierte ihr Buch „Erebos 3“:

Bärbel Schäfer im Büchertalk mit Leonie Plaar zu ihrem Buch „Meine Familie, die AfD und ich. Wie Rechtsextremismus uns entzweit – und wie wir dagegenhalten“:

Leonie Plaar ist eine politische Aktivistin, queer und Tochter eines AfD-Mitglieds. Ihre nahen Verwandten wählen die AfD. Sie bekam den Radikalisierungsprozess der Verwandten hautnah mit. Ein gutes Gespräch erlebten wir hier. Sie sagte, mit rationalen Argumenten seien die AfD-wählenden Menschen nicht zu erreichen. Argumente, die emotional zugänglich seien, seien bedeutsam, da diese Menschen aufgrund von Emotionen auch zu AfD-Wählern geworden seien.
Sie plädiert dafür, dass wir Menschen korrigieren, wenn wir erleben, wenn jemand etwas Rassistisches oder Sexistisches sagt. Wir alle könnten etwas machen.
Mein Ja zu ihren Aussagen.

Auch heute erlebte ich wieder Treffen und Begegnungen.
Und dann traf ich erfreut meinen Mann, der nun auch die Buchmesse genießen wird.

Eine aktuelle Diskussion um KI „Täuschend echt: Deepfakes – Auswege im  Kampf um die Wirklichkeit“:

Eine weitere Mitmachaktion:

Beide Autorinnen lasen aus ihren Bücher vor und beide Werke stehen auf meiner Wunschliste:

Am Zeit Stand waren Ricarda Lang und Steffen Mau zu ihrem gemeinsamen Buch „Der große Umbruch“ zu erleben. Ein Gespräch über Krisen, Konflikte und Kompromisse. Es ging darum, wie man den Zusammenhalt in Krisenzeiten stärkt:

Viele Zuhörende:

Erneut erlebte ich heute gute Gespräche und Diskussionen. Ich bin dankbar über die vielen Gedanken und Menschen, die schreiben, die Geschichten erzählen und die ihre Meinung äußern.

Vom Pressezentrum aus kann ich gut meine Beiträge schreiben:

Am Abend ging es für uns zur ARD-Radiokulturnacht der Bücher. Darüber werde ich gerne im Nachklang berichten.

Für heute grüße ich euch herzlich aus Frankfurt
Marion

Frankfurter Buchmesse – Donnerstag

Mein Tag auf der Buchmesse begann wieder mit dem Besuch des Gastland Pavilions Philippinen und ich lauschte der Musik. Beinahe schon mein Ritual hier auf der Buchmesse, an das ich mich gut gewöhnen könnte:

Ich besuchte Stände und oftmals ging mein Herz auf, gibt es doch viele bezaubernde Bücher, wie diese hier:

Häufig finden sich Mitmachaktionen, so wie diese schöne Postkartenaktion „Schreibe von der Buchmesse an einen besonderen Menschen“. Gerne machte ich mit. Eine Postkarte ausgesucht, beschrieben und losgeschickt. An wen verrate ich hier nicht, es soll schließlich eine Überraschung werden…

Nachdem ich Nora Gomringer im Gespräch mit der Moderatorin Cecile Schortmann hörte, steht ein weiterer Roman auf meiner Wunschliste „Am Meerschwein übt das Kind den Tod“:

Zur Buchmesse gehören Gespräche an den Ständen und auf den Gängen. Dafür nehme ich mir gerne die Zeit. Einige sicherlich lohnenswerte und ursprünglich geplante Veranstaltungen erlebte ich deshalb nur kurz, wie Harald Welzer zu seinem Buch „Das Haus der Gefühle“:

Jehona Kicay las aus ihrem Buch „ë“:

Viele lauschten ihrer guten Vorlesestimme:

Ihr Buch stand auf der Shortlist zum diesjährigen Deutschen Buchpreis.
– Kleiner Exkurs: Alle fünf nominierten Bücher der Shortlist klingen sehr lesenswert.
Neben das gerade erwähnte Jehona Kicaj: ë
Dorothee Elmiger: Die Holländerinnen, die den Preis erhalten hat
Kaleb Erdmann: Die Ausweichschule, das ich bereits gelesen habe und gerne empfehle
Thomas Melle: Haus zur Sonne
Fiona Sironic: Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft
Christine Wunnicke: Wachs –

Hier erlebte ich leider nur das Ende. Jo Schück im Gespräch mit der Trägerin des Sachbuchpreises 2025 Ulli Lust zu ihrem Buch „Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte“:

Buchmesse und Denis Scheck mit seinem Format „Druckfrisch“ gehören untrennbar zusammen. Er gab in seiner bekannten schnellen Art Literaturtipps. Und meine Wunschliste wuchs:

Ein weiteres Buch, das einen Platz auf meiner Wunschliste erhalten hat: „Und Federn überall“ von Nava Ebrahimi. Sie erzählt in ihrem Roman von einem einzigen Tag im Leben von sechs Menschen, deren Schicksale sich kreuzen – und das vor dem Hintergrund eines riesigen Geflügelschlachthofs, der eine zentrale Rolle spielt, und den Titel erklärt:

Maja Lunde mit ihrem Buch „Rettet die Kindheit“. Es geht um Digitalisierung und die Frage, ob wir unsere Kinder und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt verlieren. Ein aktuelles Thema:

Eine Veranstaltung, auf die ich mich jedes Jahr freue ist „Das Lieblingsbuch der Unabhängigen“. Hier sehr ihr die Bücher der Shortlist zu diesem Preis:


Sagte ich schon, dass meine Wunschliste wächst? Hach, es gibt so tolle Bücher, wunderbar!
Gut besucht war diese Veranstaltung, wie ihr seht:

Buchändler und Buchhändlerinnen stellten die nominierten Bücher vor. Und dann wurde bekannt gegeben, wer gewonnen hat: Lázár von Nelio Biedermann. Was eine sichtbare Freude:

Hier nochmal alle nominierten Bücher mit ihren Autoren und Autorinnen und den Paten der Buchhandlungen:

Eine weitere Mitmachaktion, hier sind Besuchende eingeladen, ihre Geschichte zu erzählen. Ich glaube, wir alle habe viel in uns, das lohnt erzählt und aufgeschrieben zu werden:

Michel Friedman zu seinem Buch „Mensch! Liebeserklärung eines verzweifelten Demokraten“:

Ein kluger, analytischer und klarer Denker. Es war ein Gespräch, das mich sehr berührt hat. Einer seiner Sätze: „Es sterben immer noch Menschen im Mittelmeer. Reden wir noch darüber? Reden wir genug hierüber?“
Ich nehme viel mit von dieser Veranstaltung, so den Appell „Tut das Notwendige!“
Das zeigt die gesamte bisherige Buchmesse wieder sehr deutlich: Wie wichtig es ist, dass Autorinnen und Autoren und wir alle unsere Stimme erheben. Dass wir nicht zu bequem werden. Dass wir nicht aufgeben. Dass wir nicht aufhören uns einzusetzen für Demokratie und Menschlichkeit. Dass wir dranbleiben. Dass wir diese Welt mitgestalten.

So grüßt euch aus Frankfurt mit vielen vielen Eindrücken
Marion

Frankfurter Buchmesse – Mittwoch

Heute war der erste offizielle Tag der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.

Im Gastland Pavilion lauschte ich am Morgen den Philippinischen Gesängen und der Musik:

Die Philippinischen Madrigal Singers:

Die Gänge und Hallen angenehm leer, denn erst am Freitag öffnen die Tore für Privatbesuchende:

Zeit zum Betrachten und Reinlesen:

Aussagen am Gutenberg-Stand, die ich mag:

Diesmal auch FUNK auf der Buchmesse mit dabei und Mitmachaktionen ebenso wie Ruhe-Liegestühle:


Braille, die internationale Blindenschrift, lädt zum Ausprobieren ein:

Im schönen Pressezentrum:

Hier finden sich Ruhe, Getränke und Snacks:

Nach sieben Monaten und 10.000 km kam Lennart Schaefer auf der Frankfurter Buchmesse an. Er durchfuhr die Ziellinie seiner LITERADTOUR und wurde mit Applaus und Jubel empfangen:

Fotos aufgereiht an einem Band von seiner Tour:

Was ein tolles Projekt! Er versteht sich als Literaturbotschafter und hat auf seiner Tour mit vielen Menschen, bekannten wie unbekannten, über Bücher und Lesen gesprochen. Er erzählte, dass er auf seine Frage: „Lesen Sie?“ häufig von den Menschen hörte: „Dazu fehlt mir die Ruhe.“ Er antwortete: „Lesen schenkt diese Ruhe.“
Er erzählte, er habe es genossen, so viel in der Natur unterwegs zu sein. Er verarbeitet nun all seine Erfahrungen und es soll ein Buch und eine Reportage folgen. Wunderbar!

Die neue Bühne „Centre Stage“:

Mithu Sanyal, Helge Malchow, Makro Martin und Felicitas Hoppe im Gespräch mit Thea Dorn zu dem Thema “ Literatur heute – Kann das weg?“:

Später erlebte ich den Juristen und Autor Bijan Moini im Gespräch mit dem Moderator Jo Schück zu seinem Buch „2033“. Ein Thriller, in dem es um eine rechtsextreme Partei geht und darum, wie wehrhaft unsere Demokratie ist. Aktuell und sicherlich sehr lesenswert. Das Buch wurde als spannend, duster und ebenso mutmachend beschrieben.
Jo Schück meinte am Ende des guten Gesprächs: „Immer daran denken, wir müssen alles erwarten, auch das Gute.“:

Die Agora noch übersichtlich heute:

Bei meinem Gang durch die Hallen gab es Treffen, Gespräche und Wiedersehen, auch das mag ich an der Buchmesse.
Später besuchte ich die Veranstaltung „Was es heißt, vom Schreiben zu leben“:

Gilda Sahebi und ihr Buch „Verbinden statt spalten“. Auch hier hörte ich viele gute Gedanken:

„Let`s talk about feelings“ heißt der Roman von Leif Randt, zu dem er mit Mona Ameziane sprach. In dem Roman geht es um Mode, Begehren und den Aufbruch ins mittlere Alter:

Hier seht ihr Daniela Dröscher zu ihrem Buch „Junge Frau mit Katze“ mit der Moderatorin Katty Salie. Meine Lesewunschliste wächst und das nicht nur deshalb, weil ich Daniela Dröscher und ihre Gedanken und Sätze sehr sympathisch finde:

Einer meiner Lieblingsverlage, der Kjona Verlag. Solltet ihr ihn noch nicht kennen, gerne recherchieren:

Die diesjährige Bachmann-Preisträgerin Natasch Gangl las aus ihrem Buch „Frische Appelle & andere Sprechtexte“ vor und es war ein Vergnügen ihrer Sprachperformance zuzuhören:

Mein heutiger Buchmessentag begann im Gastland Pavillon und endete auch hier. Mit einer sehr berührenden Performance „The Siza Performance for Children of Gaza“:

Und schließlich noch philippinische Musik und Gesang:

Auch die Bücher legten sich nun zur Ruhe:

Bis morgen, Buchmesse, du reichhaltige, vielseitige Messe. Bunt, wie das Leben.
Sagte ich schon, dass ich die Buchmesse liebe?
Es grüßt euch aus Frankfurt
Marion

Eröffnung Frankfurter Buchmesse 2025

Es ist wieder soweit: Buchmessezeit!
Mit viel Vorfreude und großer Lust kam ich heute Morgen hier an. Die 77. Frankfurter Buchmesse beginnt morgen. Heute war die Eröffnung. Gerne werde ich Eindrücke von meinem Erleben mit euch teilen.

So leer auf der Agora – dem Innenhof – wird es sicherlich bald nicht mehr sein:

Die letzten Vorbereitungen laufen, so auch die fleißigen Fensterputzer:

Für mich ging es nun zur Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse. Eine freundliche, süße Begrüßung erwartete uns dort:

Es gab gute und nachdenklich machende Reden von Juergen Boos, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse, und Karin Schmidt-Friderichs, der Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, und eine starke Rede der Autorin Nora Haddada, die ihr hier seht:

Im Anschluss an diese Pressekonferenz fand der Presserundgang durch den Pavillon des Ehrengastes Philippinen statt. Auf diese Veranstaltung freue ich mich immer besonders. Dieser Raum wird jährlich individuell von dem betreffenden Gastland gestaltet. Ich finde wunderbar, dass es jedes Jahr ein Gastland gibt, das die Kultur und Literatur des Landes nahe bringt. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr ein Buch des Gastlands zu erwerben. Schön, denn bisher habe ich wissentlich noch kein philippinisches Buch gelesen.
Das Gastland Philippinen trägt das schöne Motto „Fantasie beseelt die Luft“. Das ist sicherlich eines der Sachen, die unsere Welt braucht:

Nachdem ich einen ersten Blick in den Pavillon werfen durfte, wurden wir wieder hinausgebeten.
Wartend und spannungsvoll standen wir dort. Schließlich öffnete sich die Tür und wir wurden von der philippinischen Delegation in einem Spalier stehend herzlich empfangen. Das war einer der berührenden Momente des heutigen Tages:

Und wie wundervoll, sie setzten uns mit der Begrüßung „Mabuhay!“ einen Blumenkrone auf, wie es in dem Land üblich ist. Was ein schöner Brauch und ich freue mich sehr über diese Krone:

Es gab tolle Musik:

Weitere Eindrücke dieses Gastland-Pavillons:

Verschiedene Sitzecken laden ein:

Die Materialien bestehen überwiegend aus Bambus und Ananasfasern, ich mag den Geruch sehr. Es gibt zudem Videoinstallationen:

Und natürlich Bücher:

Und nochmals Bücher, Bücher, Bücher:

Später warf ich Blicke in die Hallen. Jedes Jahr bin ich aufs Neue erstaunt, wie viel hier noch gewerkelt wird und dass tatsächlich bis morgen früh alles fertig sein wird:

Auch bereits fertige und schön gestaltete Ecken konnte ich schon erblicken:

Später ging ich zur Stadt, in der die Buchmesse ebenso zu spüren ist. Mitten auf dem Roßmarkt lädt die „Jeepney Journay“ ein. Ein Jeepney, auf den Philippinen ein im Alltag verwurzeltes, buntes
Gemeinschaftsfahrzeug, ist hier zu bestaunen. Hier ist in diesen Tagen ein Treffpunkt für Austausch, Workshops und kulturelle Begegnung:

Landestypisches Essen gibt es auch:

Im Hotel angekommen schaute ich die „Opening der Frankfurter Buchmesse 2025“, die ihr über YouTube nachschauen könnt. Sehr lohnenswert, wie ich finde, zeigt sie die Wichtigkeit der Literatur, der Demokratie und der Vielfalt.

Dankbar über diesen Tag und mit Vorfreude auf die Woche
grüßt euch aus Frankfurt
Marion

Nachtrag: Lange Büchernacht

Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse besuchte ich letzten Freitag die lange ARD-Radiokulturnacht im hr-Sendesaal.
Das ist eine beliebte Veranstaltung, bei der großartige Bücher in schöner und entspannter Atmosphäre vorgestellt werden. Wir – mein Mann, meine Tochter und ich – freuten uns sehr auf diesen Abend. Der schöne Sendesaal war voller buchliebender Menschen, die es sich bei Essen und Getränken gemütlich machten:

© hr/Janina Schmid

Die Moderatorin Catherine Mundt und Moderator Christoph Schröder führten durch das Programm:

© hr/Janina Schmid

Wir hörten Gespräche mit Autorinnen und Autoren zu ihren Neuerscheinungen und Anekdoten aus ihrem Leben.
Zudem gab es nach jedem Bücherblock musikalische Beiträge vom Heinz-Dieter Sauerborn Quartett mit seinem Programm „Songs We Like“:

© hr/Janina Schmid

An diesem Abend war Jan Weiler mit seinem Roman über den reflektierenden 51-jährigen „Munk“ zu erleben. Munk blickt im Rahmen seiner Selbsterforschung auf die 13 Frauen in seinem Leben zurück , die ihn geprägt haben, und auf die Lektionen, die er von jeder einzelnen gelernt hat:

Katja Lange-Müller sprach über ihren aktuellen Roman „Unser Ole“, in dem sie über Frauen am Rande der Gesellschaft schreibt. Ida, alt und vom Leben enttäuscht, begegnet Elvira, die ihren Enkel Ole betreut bzw. ihn abwechselnd schikaniert und verwöhnt. Elvira benötigt Idas Hilfe mit dem unberechenbaren spätpubertierenden Ole. „Ein Roman, der alle Stärken Katja Lange-Müllers vereint“, so die Moderatorin:

Hier seht ihr Olga Grjasnowa mit der jüdischen, ex-sowjetischen Familiengeschichte „Juli, August, September“. Die Protagonisten Lou begibt sich nach Antworten auf all ihre Fragen zu ihrer Familiengeschichte nach Tel Aviv:

Saša Stanišić mit seinem Roman „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“. Ich mag den Titel und werde sicherlich auch dieses Buch mögen, ist es doch von einem meiner Lieblingsautoren. Was wäre, wenn man nicht diese eine Entscheidung getroffen hätte, sondern eine andere? Diese und ähnliche Fragen tauchen in dem Buch auf:

Francesca Melandri war als Delegierte des diesjährigen Buchmesse-Gastlands Italien anwesend mit dem Übersetzer Johannes R. Hampel und ihrem Buch „Kalte Füße“. Faszinierend im Übrigen mit welch klarer Sprache und passender Betonung er übersetzte. Ein Roman, in dem Melandri das Ende des Friedens in Europa mit einem Kapitel italienischer Geschichte verknüpft:

Hier seht ihr die Autorin Lucy Fricke, zu ihrem Roman „Das Fest“. Der Protagonist Jakob, der in der Mitte des Lebens steht, blickt mit Melancholie und Komik auf sein bisheriges Leben zurück. Es geht um Verluste, Verzicht und Freundschaften:

Nora Bossong schreibt in ihrem Roman „Reichskanzlerplatz“ über Magda Quandt, die später die Ehefrau von Heinrich Goebbels wurde. Dieses Buch stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis:

Martina Hefter, Gewinnerin des Deutschen Buchpreises, zu ihrem Buch „Hey, Guten Morgen, wie geht es dir?“. In ihrem Roman geht es um die Protagonistin Juno und sogenannte Love-Scammer, Männer – meist aus dem globalen Süden – die über ein Fake-Profil in den sozialen Netzwerke Frauen im mittleren Alter anschreiben, sie mit Komplimenten umwerben und letztlich Geld von diesen Frauen möchten. Ein Roman, der sich mit Bedürfnissen und Sehnsüchten befasst. Auch auf dieses Buch freue ich mich sehr:

© hr/Janina Schmid

Peter Wohlleben, Deutschlands bekanntesten Förster, sprach zu seinem aktuellem Buch „Buchenleben“, bei dem er einen 250 Jahre alten Baum seine erstaunliche Geschichte erzählen lässt, vom Samen bis zum Giganten des Waldes:

Navid Kermani und Aleida Assmann setzen sich in ihren Büchern „In die andere Richtung jetzt. Eine Reise durch Ostafrika“ und „Gemeinsinn. Der sechste soziale Sinn“ mit aktuellen Themen wie Migration, Solidarität, Klimawandel und Gemeinsinn auseinander:

Julia Friedrichs mit ihrer Recherche über Superreiche „Crazy Rich. Die geheime Welt der Superreichen“. Sie bat Superreiche zum Gespräch und diese erlaubten ihr umfassende Einblicke in eine Welt, die die meisten von uns nicht kennen werden. Sicherlich auch ein äußerst interessantes Buch:

Hier seht ihr Eckhart Nickel, der zu seinem Buch „Punk“ sprach. Die 14 Kapitel des Romans tragen Namen von Songtiteln, passend, da es um die Geschichte einer Band geht:

Horst Evers las über den Abend verteilt immer wieder Ausschnitte aus seinem Buch „Zu faul zum Nichtstun“. Herrlich amüsant waren diese kurzen, lustigen Geschichten:

Was ein breites und vielseitiges Angebot an wunderbaren Büchern!
Am Ende des Abends hörte ich den Satz eines Besuchers: „Jetzt möchte ich ein halbes Jahr Urlaub haben und all diese Bücher lesen.“
Ich wünsche uns allen – ob mit oder ohne Urlaub – immer wieder Lesezeit und ganz viel Lesefreude.

Es grüßt euch mit viel Buchliebe
Marion

Hier könnt ihr die ARD Radiokulturnacht der Bücher nachhören:

https://www.ardaudiothek.de/embed/episode/13808633/

76. Frankfurter Buchmesse – Tag 5

Gerne teile ich meine Eindrücke von Sonntag und damit dem letzten diesjährigen Buchmessentag.
John Strelecky sprach zu seinem Buch „Zeit für Fragen im Café am Rande der Welt“. In dem Buch hat er 46 Fragen beantwortet, die seine Leserinnen und Leser ihm gestellt haben. Dabei reicht die Palette von „Findest du Inspiration in Obst?“ bis hin zu „Hast du schon Pläne für deine eigene Beerdigung?“
Er beantwortete Fragen aus dem Publikum. Auch den Begriff der Museumstage erläuterte er noch mal. Es geht um die Vorstellung, am Ende unseres Lebens durch ein Museum zu gehen, das unser Leben darstellt. Welche Bilder würden wir sehen, mit welchen Museumstagen ist unser Leben gefüllt? 
John Strelecky, immer mit Hut. Für ihn ist der Hut übrigens nicht nur einen Schutz gegen Regen und Sonne, sondern sein Zeichen, dass das Abenteuer weitergeht:

Lyrik zum Wachwerden, hieß diese Veranstaltung, bei der lyrix-Preisträger*innen ihre Gedichte vorlasen:

Beim Büchertalk war Bärbel Schäfer im Gespräch mit Ursula Poznanski über ihr Buch „Scandor“. In diesem Buch geht es um eine Challenge, bei der Hundert Menschen antreten, um den unfehlbaren Lügendetektor Scandor zu testen. Scandor wird am Unterarm getragen und begleitet die Kandidatinnen und Kandidaten rund um die Uhr, er bemerkt jede Lüge, auch die als harmlos geltenden oder lieb gemeinten. Wer lügt, fliegt aus der Challenge raus. Die Person, die am Ende übrigbleibt, erhält ein Preisgeld von 5 Millionen Euro.
Ich habe bereits mit Leuten gesprochen, die Scandor gelesen haben. Sie sagten, sie konnten das Buch kaum aus der Hand legen und zudem haben sie viel über das Thema Lügen nachgedacht. Spannend, wie ich finde:

Hier seht ihr die Agora von oben. Es war wieder leerer, nur an den Signierboxen lange Schlangen:

Gerne erlebe ich bei der Buchmesse neue Angebote. So habe ich an der „Expediton OFFside: Ein philosophischer Audiospaziergang ins Lesegelände mit André Ourednik“ teilgenommen:

Es war eine Expedition in oftmals ungesehene oder übersehene Gebiete und Ecken der Buchmesse. Ein philosophisch poetischer Spaziergang, der das Messetreiben in neuem Licht zeigte. Dieser Audiospaziergang war ein Innehalten und schenkt Raum zum Zuhören und Nachdenken über das Leben und unsere Sinne. Klasse fand ich, dass das Messetreiben und die Menschen um uns herum einbezogen wurden und sie unwissentlich eine Rolle in der Performance spielten. So auch hier bei unserem Blick die Rolltreppe hinunter:

Kasia Lewandowska, die ich jedes Jahr hier treffe, zeigte wieder viel Neues an ihrem kreativen Stand. Wir hatten uns bereits am Dienstag wiedergesehen. Als ich sie nun – am letzten Messetag – fragte, ob sie nicht erschöpft sei, antwortete sie: „Nein, das ist für mich hier wie ein Paradies!“ Wunderbar, liebe Kasia.

Michel Friedmann, dieser klare Denker, im Gespräch mit Heinz Bude, über die Zukunft der Demokratie. Wie immer schenkte er gute wichtige Aussagen. Hier – wie bei einigen anderen Veranstaltungen – waren Sicherheitsleute, ihr seht sie links und rechts stehen:

Nicht nur bei diesem Gespräch tauchte Kritik an dem Gastland Italien auf, und ich finde Kritik bedeutsam und finde richtig und wichtig, dass sie Platz bei der Frankfurter Buchmesse hatte. Die Kritik betrifft die Rechtsregierung des Landes und dass nicht regimekonforme Autoren nicht zur offiziellen Delegation des Gastlandes gehörten. Auf der Buchmesse hatten diese Autoren dennoch Raum, denn sie wurden von den deutschen Verlagen eingeladen. Roberto Saviano etwa, von dem ich Samstag berichtete, wurde auf der Buchmesse bejubelt.

In der SHEROES- Reihe erlebte ich nun Jagoda Marinic im Gespräch mit Svenja Flaßpöhler (mitte, „Streiten“) und Elsa Koester (links, „Im Land der Wölfe“).
Wie so oft hier auf der Buchmesse erlebte ich eine tolle Debattenkultur. Jagoda Marinic sagte zum Abschluss des Gesprächs „Streiten Sie in Verbindung. Streiten Sie lustvoll und versöhnlich“:

Bei der nächsten Veranstaltung sprach Mona Ameziane mit den Autorinnen Bianca Iosivoni, Josi Wismar und Tami Fischer über die New Adult Buchlandschaft in Deutschland, die zur Zeit ein großes Wachstum zeigt und viele junge Menschen erreicht:

Die Veranstaltung von oben betrachtet:

Zum Abschluss ging es für mich in den Ehrengast Pavillon Italien zur „GastRollen-Übergabe Ehrengast 24 Italien – Ehrengast 2025 Philippinen“.
Dies ist die feierliche Abschlussveranstaltung des aktuellen Ehrengastauftritts und jährlich wird die „GastRolle“ – ein speziell für die Frankfurter Buchmesse entworfenes Kunstobjekt – um ein weiteres literarisches Zitat bereichert und dem nächsten Gastland überreicht.
Schön, dass somit die lyrischen Zitate wachsen.
Nach den Reden wurde die GastRolle von Italien an die Philippinen überreicht:

Traditionelle philippinische Musik gab es auch:

Und wunderbarer Gesang des nächsten Gastlandes:

Die Philippinen sind eine Nation des Story Tellings und sicherlich werden wir im nächsten Jahr viele inspirierende Geschichten dieses Gastlandes erleben.
Lustig und schön fand ich, dass bei den Fotos immer mehr zusammengerückt und immer mehr Menschen hinzugerufen wurden. Es wurde viel gelacht und ich merkte, wie ich mich bereits nun auf dieses neue Gastland freue.
Ist das nicht ein schönes Sinnbild dafür, dass für jede und jeden Platz ist, wenn wir zusammenrücken?
Seht selbst, eine schöne Vermehrung:

Zum Abschluss teile ich noch ein paar Zahlen mit euch:
230.000 Besucher*innen besuchten die diesjährige Frankfurter Buchmesse. Mit 115.000 Fachbesucher*innen (Vorjahr: 105.000) aus 153 Ländern (Vorjahr: 130 Länder) und 115.000 Privatbesucher*innen (Vorjahr: 110.000) legte die Buchmesse damit sowohl als internationale Geschäftsmesse der Medienbranche wie auch als Festival des Lesens zu – und dies trotz der limitierten Kartenkontingente für die beiden Wochenendtage.
Mehr als 4.300 Ausstellende (Vorjahr: 4.100) präsentierten sich in den Hallen und mehr als 7.500 Medienvertreter*innen (Vorjahr: 7.000) berichteten über die gut 3.300 Veranstaltungen der Buchmesse.

Die Worte von Karin Schmidt-Friderichs, der Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, füge ich gerne hinzu: „Die Frankfurter Buchmesse hat sich erneut als die große Plattform für den Austausch, die Vernetzung und für gute Geschäfte erwiesen. Gleichzeitig war sie ein Fest der Ideen, der Debatten und neuen Perspektiven auf die Fragen der Zeit. Und wer sich die wachsende Lesebegeisterung bei jungen Menschen bisher nicht vorstellen konnte, erlebte sie auf der Messe eindrucksvoll: Zu sehen, wie Zigtausende Bücherfans ihre Lieblingsbücher und -autor*innen feierten, weckt Lust auf die Zukunft des Buches.“

Lust auf die Zukunft des Buches, ja, die habe ich auch und Lust auf die Gegenwart des Buches, denn viele großartige neue Bücher warten nun darauf, gelesen zu werden.
Ich blicke auf eine intensive, reichhaltige, berührende, wunderbare Buchmesse zurück. Wie jedes Jahr habe ich das Gefühl, dass die Themen der Zeit hier Raum fanden. Raum, in dem in einer guten Art und Weise wurde miteinander gesprochen und debattiert wurde. Die Veranstaltungen zeigten, wie die Themen der Zeit miteinander verbunden sind, so sind Demokratie und Klimakrise nicht voneinander zu trennen. Besonders fiel mir auf, wie viele Menschen und Veranstaltungen sich mit dem Thema Demokratie und Menschlichkeit befassen. Das finde ich hoffnungsvoll und stärkend.
Es gibt sie und es ist wichtig: Hoffnung, Verbundenheit, Mut und Lust, Zukunft zu gestalten.

So grüße ich euch, viele schöne Erlebnisse der Buchmesse in mir tragend und mit ganz viel Buchliebe,
Eure Marion

76. Frankfurter Buchmesse – Tag 4

Samstag ist der meistbesuchte Tag der Frankfurter Buchmesse.  In diesem Jahr waren die Eintrittskarten bereits vor ein paar Tagen ausverkauft.
Wenn ich die vollen Gänge sehe, dann denke ich immer, das Buch lebt, und wie!
Auch an gut besuchten Tagen lassen sich ruhige Ecken finden.
Meine erste Veranstaltung führte mich zum „Der AfD-Komplex – Demokratie in Gefahr“ mit den beiden CORRECTIV-Reportern Jean Peters und Marcus Bensmann:

CORRECTIV zeigte wieder einmal, was für einen wichtigen, mutigen aufdeckenden Journalismus sie betreiben. Die Veranstaltung machte deutlich, wie bedeutsam es ist, hinzusehen und nicht wegzusehen, was die AFD möchte. Jean Peters riet dazu, bei der AfD zu lesen, da wir somit von ihren Plänen und Werten erfahren. Die beiden Journalisten veranschaulichten in ihrem Gespräch, mit welchen gefährlichen völkischen Ideen diese Partei besetzt ist. Die Bücher der beiden, die ihr auf dem Foto seht, sind sicherlich sehr lesenswert.
Zu Recht erhielten die beiden Journalisten viel Wertschätzung und Applaus in dem voll besetzten Frankfurt Pavilon:

Viele gute Veranstaltungen bekomme ich nur am Rande mit, so auch die Vorstellung der Sieger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2024, von der ich euch dennoch gerne ein Foto zeige, da ich Kinder-und Jugendliteratur sehr bedeutsam finde:

Auf dieser Veranstaltung wurde das Jugendwort 2024 bekannt gegeben. Die Top 10 Wörter wurden in einem Videobeitrag präsentiert und am Ende des Videos das Jugendwort des Jahres enthüllt: Aura. Anschließend wurde über Sprache und Jugendkultur gesprochen:

Einige Veranstaltungen sind so stark frequentiert, dass die Menschen nicht mehr in die betreffenden Räume hineinkommen. Dank meines Presseausweises darf ich immer hinein, so dass ich dieses Foto aufnehmen konnte. Mai Thi Nguyen-Kim und Marie Meimberg, beide schreiben beliebte Wissenschafts-Sachbücher für Kinder, mit der Moderatorin Kathleen Hildebrand:

Die Buchmesse lässt auch die Menschen an den Gesprächen teilnehmen, die nicht mehr in den Pavilion hineinkonnten. So wird das Gespräch auf einem großen Bildschirm nach Draußen übertragen. Das wurde genutzt:

Die Literaturbühne von ARD, ZDF und 3SAT von oben:

Ich staune immer wieder, wie voll es am Samstag ist. Ich schiebe an der Stelle ein Foto vom Eröffnungstag ein:

Ich mag die Tage, an denen wenig los ist und ich mag es auch, wenn viel los ist, denn das bedeutet, dass viele Menschen Bücher lieben.
Zurück zu heute. Denis Scheck stellte bei der Veranstaltung Druckfrisch in seiner gewohnt temporeichen Art einige seine Lieblingsbücher vor:

Mit dabei diesmal sogar Pixi-Bücher. Beliebte Autor*innen wie Cornelia Funke, Paul Maar oder Saša Stanišić haben Pixi zum 70-jährigen Jubiläum Geschichten geschrieben und ein Set aus 8 Pixi-Büchern ist daraus entstanden.
Weiterhin empfahl er:
Die Vegetarierin von Han Kang, Lichtungen von Iris Wolff und Hey guten morgen, wie geht es dir von Martina Hefter.
Schön fand ich, dass er auch einen Gedichtband empfahl, und zwar „Nach Eden. Gedicht“ von Daniela Seel. Er sagte dazu: „Wenn Sie ein Buch suchen, das berührt, dann lesen Sie dieses.“
Weiterhin empfahl er den Roman Muttersuchen von Eva Christina Zelle, den Comic Komplett Kafka von Nicolas Mahler sowie Im Krieg – Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg von Nora Krug, laut Scheck ein mutiges Unterfangen, dieses gezeichnete Buch zum russischen Angriffskrieg.
Seine Empfehlungen gingen weiter mit Innerstädtischer Tod von Christoph Peters, Helden von Frank Schätzing, Unser Ole von Katja Lange-Müller, Bei aller Liebe von Jane Campell, Mein drittes Leben von Daniela Krien, Die vorletzte Frau von Katja Oskamp, Reichskanzlerplatz von Nora Bossong und das wunderbare Buch mit dem langen Titel „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ von einem meiner Lieblingsautoren Saša Stanišić.
Es ging weiter mit dem Bilderbuch Earhart, Der abenteuerliche Flug einer Wühlmaus um die Welt von Torben Kuhlmann und Schecks persönlichem Lieblingsbuch der diesjährigen Buchmesse, der Roman Die Eisenbahnen Mexikos von Gian Marco Griffi.
Was eine vielfältige Palette und ich halte sie tatsächlich alle für lesenswert.

Die Maus kann auf die Bühne und mit ihr Max und Oskar, die von ihren Lieblingsbüchern erzählten. Auch Kinder aus dem Publikum wurden nach ihren Lieblingsbüchern befragt:

Roberto Saviano war im Gespräch mit Denis Scheck zu erleben. Seit seinem Werk „Gomorrha“ ist Saviano bekannt geworden im Kampf gegen die Mafia. Als er die Bühne betrat, erhielt er tosenden wertschätzenden Applaus vom Publikum. Das war wieder einer der berührenden Momente auf der Buchmesse.
In dem guten Gespräch ging es um Angst und Mut und um seinen Roman Falcone. Saviano zeigt anhand von Falcones Geschichte wie durch Zivilcourage die Welt verändert werden kann. „Mutig wird man, um sich selbst treu zu bleiben“, so Saviano. Auf die Frage, wie er mit seiner eigenen Angst umgehe – Savione lebt seit Jahren unter Polizeischutz, auch hier auf der Buchmesse ist er mit Schutzpersonen unterwegs – sagte, er habe manchmal Angst und Panik und „Literatur ist mein Heilmittel, Schreiben und Lesen bedeutet für mich, dass ich mich wirklich unsterblich fühle in irgendeiner Art.“

Sabin Tambrea, den viele sicherlich als hervorragenden Schauspieler kennen, war nun auf der Literaturbühne zu erleben zu seinem Buch „Vaterländer“:

Ich gebe zu, dass ich bei vielen Schauspielern und Schauspielerinnen kritisch bin, wenn sie ein Buch veröffentlichen. Dieses Buch hingegen steht nun auf meiner Wunschliste.
Zu Beginn des Interviews meinte die Moderatorin Katty Salie, Sabin Tambrea sei gerade symbolisch zum Ritter geschlagen wurde, weil Denis Scheck ihm gesagt habe, dass sein Buch gut sei.
In dem Roman erzählt er die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie durch die Augen dreier Generationen, des jungen Sabin, seines Vaters und seines Großvaters.
Bei jedem Gespräch, das ich hier erlebe, geht es nie nur um die Bücher, immer geht es auch um den Menschen, der das Buch schreibt.
Sabine sagte in dem Gespräch, er habe eine sentimentale Seele, in ihm wohne immer eine Abschiedsangst, da er als Kind früh seine Heimat verloren habe. Seine feinsinnigen Worte und sein Buch zeigen, was es für Menschen bedeutet, aus ihrer Heimat zu fliehen. Was für ein bedeutsames Buch in unserer heutigen Zeit, wie ich finde.
„Es tut gut zu sehen, wie sich das Publikum berühren lässt. Dass es die Herzen erreicht, das ist ein großes Geschenk“, so sagte er.

Hier seht ihr links im Bild Anne Applebaum, die morgen den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten wird:

Schön war es, sowohl gestern als auch heute, unerwartet frühere WG-Mitbewohnerinnen von mir zu treffen und in den Pausen über das Leben und Bücher zu reden.
Immer wieder lohnenswert ist ein Besuch am Amnesty International Stand. Unterschriften zu geben und sich somit für die Freiheit einzusetzen, ist etwas sehr Leichtes, das wir alle machen können:

Eine weitere berührende Veranstaltung erlebte ich nun, bei dem das Buch „People of Deutschland. 45 Menschen, 45 Geschichten. Über Rassismus im Alltag und wie wir unser Land verändern wollen“ vorgestellt wurde:

Die Moderatorin sprach von einem „Zauber des Buches“, es sei sehr berührend und eindrucksvoll. Die Veranstaltung zeigte, wie wahr ihre Worte sind. Die Mutter zu hören, die ihr Kind in Hanau verloren hat, ging sicherlich jedem im Raum nahe. Sie sagte die guten Worte „Menschen können Rassismus verbreiten und genauso können wir auch Menschlichkeit verbreiten“:

Mona Amaziane war im Gespräch mit Caroline Wahl zu ihrem Buch „Windstärke 17“. Ich habe es bereits gelesen und finde es lesenswert:

Jo Lendle sprach und las aus seinem Buch „Die Himmelsrichtungen“:

Zum Abschluss des heutigen Tages erlebten wir die Poetry Sammlerin Pauline Puhze mit berührenden Texten:

Meine Augen und mein Inneres freute sich bei diesem Anblick: Einen Mitarbeiter der Frankfurter Buchmesse lesend zu sehen. Wenn nicht viel los ist, dürfen sie das, ein Buch zur Hand nehmen und lesen. Wunderbar, denn das gehört definitiv zu den schönen Seiten des Lebens:

So grüße euch mit ganz viel Leselust aus der Buchmessenstadt Frankfurt
Eure Marion