Radiokulturnacht der Bücher

Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse besuchte ich letzten Freitag die ARD-Radiokulturnacht der Bücher im hr-Sendesaal. Gerne berichte ich euch noch davon.
Es ist eine beliebte Veranstaltung, bei der Bücher in schöner und entspannter Atmosphäre vorgestellt werden.
Die Moderatorin Catherine Mundt und Moderator Christoph Schröder führten durch den Abend:

Der schöne hr-Sendesaal war voller buchliebender Menschen:

Wir hörten Gespräche mit Autorinnen und Autoren zu ihren Neuerscheinungen und Geschichten aus ihrem Leben.
Nach jedem Bücherblock gab es hervorragende musikalische Beiträge vom Axel Schlosser Quartett mit seinem Programm „Songs like Books“:

Irina Scherbakowa – Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial und Trägerin des Friedensnobelpreis – sprach zu ihrem Buch „Der Schlüssel würde noch passen. Moskauer Erinnerungen“. Sie erzählt darin von ihrem Leben während und nach der Perestroika, dem politischen Aufbruch der 1990er Jahre, und ihrem lebenslangen Einsatz für Erinnerung und gegen staatlichen Terror in Russland :

Danach erlebten wir Jina Kahyyer zu ihrem Buch „Im Herzen der Katze“, das auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand. Ich habe den Roman bereits gelesen und empfehle ihn wärmstens. Die Protagonistin Jina verarbeitete darin ihre Erschütterungen über den Tod von Jina Masha Amini in Iran, verknüpft aktuelle Proteste mit persönlichen Erinnerungen und reflektiert in poetischer Sprache über Herkunft, Identität und Vergangenheit:

Leif Randt erzählt in seinem optimistischen Roman „Let`s talk about feelings“ von Marian Flanders, der in einer Westberliner Boutique Kleidung verkauft und nach dem Tod seiner Mutter und einer alternativen Trauerfeier ein Jahr voller innerer Verwandlung erlebt:

Nach jedem Buchblock las Max Goldt aus seinem Buch „Aber?“. Kurze, humoristische, satirische Texte:

Gregor Gysi sprach zu seinem Buch „Mein Leben in 13 Büchern“. Er erzählt darin von seiner ganz persönlichen Leseliste. Sein Humor war bei diesem Gespräch spürbar:

Nun erlebten wir Anja Kampmann mit ihrem Buch „Die Wut ist ein heller Stern“. Es sind die 30er Jahre und die Artistin Hedda setzt sich für ihren Traum ein, währen die politischen Verhältnisse sich verschärfen. Ein Buch vom Mut einer Frau in einer Welt, die ihr keine Platz lassen will.
Als dieser Roman beim Preis des Lieblingsbuch der Unabhängigen vorgestellt wurde – dort stand er auf der Shortlist – hat er bereits einen Platz auf meiner Wunschliste bekommen:

Humorvoll ging es zu, als Bernd Gieseking und sein Buch „Seepferdchen mit 60. Bekenntnisse eines sportlichen Spätzünders“ vorgestellt wurden. Bernd Giesekings Partnerin wollte auf die Zugspitze wandern und sich damit einen Lebenstraum erfüllen und er – bisher eher ein Meister im Schlendern – machte sich bereit dazu. Er sagte, er könne das Buch zusammenfassen in einem Satz: „Du kannst alles im Leben erreichen, wenn deine Frau das will“:

Danach erlebten wir Victor Schefé mit seinem Buch „Zwei, drei blaue Augen“. Der Roman handelt von Tassilos Kindheit und Jugend in der DDR und seiner Ausreise nach West-Berlin drei Jahre vor dem Mauerfall. Aus Tagebucheinträgen, Kindheitserinnerungen und Stasi-Akten hat Victor Schefé diesen Roman geformt. Trotz des schwierigen Themas durchziehe das Buch eine Unbeschwertheit und Leichtigkeit, es sei wie ein buntes Gericht, so Christoph Schröder:

Andreas Pflüger mit seinem Thriller „Kälter“. Die auf Amrum lebende Provinzpolizistin muss ihre ehemalige Geheimagentin-Identität reaktivieren als ein Killerkommando auftaucht und sie stellt sich einem internationalen Geheimdienstnetzwerk, das hinter dem Mann steckt, der ihr Leben zerstört hat. Wenn er Action-Passagen schreibe, höre er Maria Callas. „Eine gut beschriebene Action-Passage braucht Poesie“, so Andreas Pflüger. Das Buch habe 61 Seiten Prolog und bei einem Roman mit 495 Seiten, sei das okay:

Wir erlebten Susanne Bar zu ihrem Buch „Rote Linien. Wie das Bundesverfassungsgericht die Demokratie schützt“. Sie war zwölf Jahre lang Richterin am Bundesverfassungsgericht und gewährt mit dem Buch einen Blick hinter die Kulissen: Wie das Gericht funktioniert, wie acht ganz unterschiedliche Persönlichkeiten auch bei großen Kontroversen zum Konsens finden und warum wir das Verfassungsgericht schützen müssen.
Sie hat immer ein Grundgesetz bei sich. „Akten sind der Hit“, so Susanne Baer. „Warum? In den Akten steckt das Leben. Da sind Menschen einem ganz nah.“

Nun kam Dorothee Elmiger mit ihrem Buch „Die Holländerinnen“.
Auf die Frage wie die Woche bisher für sie – als Trägerin des Deutschen Buchpreises 2025 – war, meinte sie: „Ich habe so viel gesprochen wie noch nie. Ich will danach mindestens eine Woche gar nichts sagen.“
Das Buch handelt von einer Theatergruppe, die in den Regenwald Südamerikas reist, um dem Verschwinden zweier niederländischer Rucksackreisender nachzugehen und wie sie dort zunehmend in eine kollektive Grenzüberschreitung und existenzielle Dunkelheit hingezogen werden:

Zum Abschluss des Abends kam Caroline Wahl und sprach zu ihrem aktuellen Buch „Die Assistentin“. Sie erzählt in ihrem Roman, der autobiografische Züge trägt, von Charlotte, die die Assistentin eines mächtigen Verlegers wird und dabei in ein ausbeuterisches Arbeitsverhältnis hineingerät, aus dem sie sich schließlich befreit:

Nach den jeweiligen Gesprächen, signierten die Autorinnen und Autoren ihre Werke:

Ein bunter und vielseitiger Abend mit wunderbaren Buchvorstellungen ging zu Ende.
Nachhören könnt ihr die ARD Radiokulturnacht der Bücher hier:

https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:episode:dfcee7bbd683d9ce/

Ich wünsche uns allen ganz viel Lesefreude und grüße mit viel Buchliebe
Marion