Findesatz und Wortspiel – 30

„Den Gedanken Frieden hinaustragen.“

Friedensräume hieß das Museum, das sie betrat und etwas in ihr auslöste. Wir sind immer Andere beim Hinausgehen als beim Eintreten. Sie las die Worte einer geflüchteten Frau. Wenig später tönten an anderer Stelle aus einem Lautsprecher Stimmen, flüsternde, tuschelnde Laute. Sie fühlte, wie es ist, eine Außenseiterin zu sein. Nicht innen zu stehen. Abseits aufgrund der Hautfarbe, der Sprache, der Herkunft. Sie dachte an Kinder, die beschimpft werden, mitten auf Schulhöfen. Noch später nahmen ihre Ohren Imagine auf, gesungen in vielen Sprachen. Wer ist Freund, wer Feind? Kann sie den Nächsten lieben wie sich selbst? Setzt sie sich mit ihren Vorurteilen auseinander? Denkt sie von sich selbst, sie sei ein guter Mensch? Viele Fragen, deren Antworten gewebt werden. Beim Hinausgehen gab die im Museum tätige Frau Worte mit: Den Gedanken Frieden hinaustragen. Später setzte sie sich auf eine Bank. Sie blickte auf den See, der im Abendlicht glitzerte. Sie fand es unerträglich absurd, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken. Ich lebe auf der Sonnenseite, sagte sie. Ohne dass ich etwas dafür tun musste. Grund genug, etwas zu tun.

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