
Schnipselfrage 44








Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse besuchte ich letzten Freitag die lange ARD-Radiokulturnacht im hr-Sendesaal.
Das ist eine beliebte Veranstaltung, bei der großartige Bücher in schöner und entspannter Atmosphäre vorgestellt werden. Wir – mein Mann, meine Tochter und ich – freuten uns sehr auf diesen Abend. Der schöne Sendesaal war voller buchliebender Menschen, die es sich bei Essen und Getränken gemütlich machten:

Die Moderatorin Catherine Mundt und Moderator Christoph Schröder führten durch das Programm:

Wir hörten Gespräche mit Autorinnen und Autoren zu ihren Neuerscheinungen und Anekdoten aus ihrem Leben.
Zudem gab es nach jedem Bücherblock musikalische Beiträge vom Heinz-Dieter Sauerborn Quartett mit seinem Programm „Songs We Like“:

An diesem Abend war Jan Weiler mit seinem Roman über den reflektierenden 51-jährigen „Munk“ zu erleben. Munk blickt im Rahmen seiner Selbsterforschung auf die 13 Frauen in seinem Leben zurück , die ihn geprägt haben, und auf die Lektionen, die er von jeder einzelnen gelernt hat:

Katja Lange-Müller sprach über ihren aktuellen Roman „Unser Ole“, in dem sie über Frauen am Rande der Gesellschaft schreibt. Ida, alt und vom Leben enttäuscht, begegnet Elvira, die ihren Enkel Ole betreut bzw. ihn abwechselnd schikaniert und verwöhnt. Elvira benötigt Idas Hilfe mit dem unberechenbaren spätpubertierenden Ole. „Ein Roman, der alle Stärken Katja Lange-Müllers vereint“, so die Moderatorin:

Hier seht ihr Olga Grjasnowa mit der jüdischen, ex-sowjetischen Familiengeschichte „Juli, August, September“. Die Protagonisten Lou begibt sich nach Antworten auf all ihre Fragen zu ihrer Familiengeschichte nach Tel Aviv:

Saša Stanišić mit seinem Roman „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“. Ich mag den Titel und werde sicherlich auch dieses Buch mögen, ist es doch von einem meiner Lieblingsautoren. Was wäre, wenn man nicht diese eine Entscheidung getroffen hätte, sondern eine andere? Diese und ähnliche Fragen tauchen in dem Buch auf:

Francesca Melandri war als Delegierte des diesjährigen Buchmesse-Gastlands Italien anwesend mit dem Übersetzer Johannes R. Hampel und ihrem Buch „Kalte Füße“. Faszinierend im Übrigen mit welch klarer Sprache und passender Betonung er übersetzte. Ein Roman, in dem Melandri das Ende des Friedens in Europa mit einem Kapitel italienischer Geschichte verknüpft:

Hier seht ihr die Autorin Lucy Fricke, zu ihrem Roman „Das Fest“. Der Protagonist Jakob, der in der Mitte des Lebens steht, blickt mit Melancholie und Komik auf sein bisheriges Leben zurück. Es geht um Verluste, Verzicht und Freundschaften:

Nora Bossong schreibt in ihrem Roman „Reichskanzlerplatz“ über Magda Quandt, die später die Ehefrau von Heinrich Goebbels wurde. Dieses Buch stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis:

Martina Hefter, Gewinnerin des Deutschen Buchpreises, zu ihrem Buch „Hey, Guten Morgen, wie geht es dir?“. In ihrem Roman geht es um die Protagonistin Juno und sogenannte Love-Scammer, Männer – meist aus dem globalen Süden – die über ein Fake-Profil in den sozialen Netzwerke Frauen im mittleren Alter anschreiben, sie mit Komplimenten umwerben und letztlich Geld von diesen Frauen möchten. Ein Roman, der sich mit Bedürfnissen und Sehnsüchten befasst. Auch auf dieses Buch freue ich mich sehr:

Peter Wohlleben, Deutschlands bekanntesten Förster, sprach zu seinem aktuellem Buch „Buchenleben“, bei dem er einen 250 Jahre alten Baum seine erstaunliche Geschichte erzählen lässt, vom Samen bis zum Giganten des Waldes:

Navid Kermani und Aleida Assmann setzen sich in ihren Büchern „In die andere Richtung jetzt. Eine Reise durch Ostafrika“ und „Gemeinsinn. Der sechste soziale Sinn“ mit aktuellen Themen wie Migration, Solidarität, Klimawandel und Gemeinsinn auseinander:

Julia Friedrichs mit ihrer Recherche über Superreiche „Crazy Rich. Die geheime Welt der Superreichen“. Sie bat Superreiche zum Gespräch und diese erlaubten ihr umfassende Einblicke in eine Welt, die die meisten von uns nicht kennen werden. Sicherlich auch ein äußerst interessantes Buch:

Hier seht ihr Eckhart Nickel, der zu seinem Buch „Punk“ sprach. Die 14 Kapitel des Romans tragen Namen von Songtiteln, passend, da es um die Geschichte einer Band geht:

Horst Evers las über den Abend verteilt immer wieder Ausschnitte aus seinem Buch „Zu faul zum Nichtstun“. Herrlich amüsant waren diese kurzen, lustigen Geschichten:

Was ein breites und vielseitiges Angebot an wunderbaren Büchern!
Am Ende des Abends hörte ich den Satz eines Besuchers: „Jetzt möchte ich ein halbes Jahr Urlaub haben und all diese Bücher lesen.“
Ich wünsche uns allen – ob mit oder ohne Urlaub – immer wieder Lesezeit und ganz viel Lesefreude.
Es grüßt euch mit viel Buchliebe
Marion
Hier könnt ihr die ARD Radiokulturnacht der Bücher nachhören:



Gerne teile ich meine Eindrücke von Sonntag und damit dem letzten diesjährigen Buchmessentag.
John Strelecky sprach zu seinem Buch „Zeit für Fragen im Café am Rande der Welt“. In dem Buch hat er 46 Fragen beantwortet, die seine Leserinnen und Leser ihm gestellt haben. Dabei reicht die Palette von „Findest du Inspiration in Obst?“ bis hin zu „Hast du schon Pläne für deine eigene Beerdigung?“
Er beantwortete Fragen aus dem Publikum. Auch den Begriff der Museumstage erläuterte er noch mal. Es geht um die Vorstellung, am Ende unseres Lebens durch ein Museum zu gehen, das unser Leben darstellt. Welche Bilder würden wir sehen, mit welchen Museumstagen ist unser Leben gefüllt?
John Strelecky, immer mit Hut. Für ihn ist der Hut übrigens nicht nur einen Schutz gegen Regen und Sonne, sondern sein Zeichen, dass das Abenteuer weitergeht:

Lyrik zum Wachwerden, hieß diese Veranstaltung, bei der lyrix-Preisträger*innen ihre Gedichte vorlasen:

Beim Büchertalk war Bärbel Schäfer im Gespräch mit Ursula Poznanski über ihr Buch „Scandor“. In diesem Buch geht es um eine Challenge, bei der Hundert Menschen antreten, um den unfehlbaren Lügendetektor Scandor zu testen. Scandor wird am Unterarm getragen und begleitet die Kandidatinnen und Kandidaten rund um die Uhr, er bemerkt jede Lüge, auch die als harmlos geltenden oder lieb gemeinten. Wer lügt, fliegt aus der Challenge raus. Die Person, die am Ende übrigbleibt, erhält ein Preisgeld von 5 Millionen Euro.
Ich habe bereits mit Leuten gesprochen, die Scandor gelesen haben. Sie sagten, sie konnten das Buch kaum aus der Hand legen und zudem haben sie viel über das Thema Lügen nachgedacht. Spannend, wie ich finde:

Hier seht ihr die Agora von oben. Es war wieder leerer, nur an den Signierboxen lange Schlangen:

Gerne erlebe ich bei der Buchmesse neue Angebote. So habe ich an der „Expediton OFFside: Ein philosophischer Audiospaziergang ins Lesegelände mit André Ourednik“ teilgenommen:

Es war eine Expedition in oftmals ungesehene oder übersehene Gebiete und Ecken der Buchmesse. Ein philosophisch poetischer Spaziergang, der das Messetreiben in neuem Licht zeigte. Dieser Audiospaziergang war ein Innehalten und schenkt Raum zum Zuhören und Nachdenken über das Leben und unsere Sinne. Klasse fand ich, dass das Messetreiben und die Menschen um uns herum einbezogen wurden und sie unwissentlich eine Rolle in der Performance spielten. So auch hier bei unserem Blick die Rolltreppe hinunter:

Kasia Lewandowska, die ich jedes Jahr hier treffe, zeigte wieder viel Neues an ihrem kreativen Stand. Wir hatten uns bereits am Dienstag wiedergesehen. Als ich sie nun – am letzten Messetag – fragte, ob sie nicht erschöpft sei, antwortete sie: „Nein, das ist für mich hier wie ein Paradies!“ Wunderbar, liebe Kasia.

Michel Friedmann, dieser klare Denker, im Gespräch mit Heinz Bude, über die Zukunft der Demokratie. Wie immer schenkte er gute wichtige Aussagen. Hier – wie bei einigen anderen Veranstaltungen – waren Sicherheitsleute, ihr seht sie links und rechts stehen:

Nicht nur bei diesem Gespräch tauchte Kritik an dem Gastland Italien auf, und ich finde Kritik bedeutsam und finde richtig und wichtig, dass sie Platz bei der Frankfurter Buchmesse hatte. Die Kritik betrifft die Rechtsregierung des Landes und dass nicht regimekonforme Autoren nicht zur offiziellen Delegation des Gastlandes gehörten. Auf der Buchmesse hatten diese Autoren dennoch Raum, denn sie wurden von den deutschen Verlagen eingeladen. Roberto Saviano etwa, von dem ich Samstag berichtete, wurde auf der Buchmesse bejubelt.
In der SHEROES- Reihe erlebte ich nun Jagoda Marinic im Gespräch mit Svenja Flaßpöhler (mitte, „Streiten“) und Elsa Koester (links, „Im Land der Wölfe“).
Wie so oft hier auf der Buchmesse erlebte ich eine tolle Debattenkultur. Jagoda Marinic sagte zum Abschluss des Gesprächs „Streiten Sie in Verbindung. Streiten Sie lustvoll und versöhnlich“:

Bei der nächsten Veranstaltung sprach Mona Ameziane mit den Autorinnen Bianca Iosivoni, Josi Wismar und Tami Fischer über die New Adult Buchlandschaft in Deutschland, die zur Zeit ein großes Wachstum zeigt und viele junge Menschen erreicht:

Die Veranstaltung von oben betrachtet:

Zum Abschluss ging es für mich in den Ehrengast Pavillon Italien zur „GastRollen-Übergabe Ehrengast 24 Italien – Ehrengast 2025 Philippinen“.
Dies ist die feierliche Abschlussveranstaltung des aktuellen Ehrengastauftritts und jährlich wird die „GastRolle“ – ein speziell für die Frankfurter Buchmesse entworfenes Kunstobjekt – um ein weiteres literarisches Zitat bereichert und dem nächsten Gastland überreicht.
Schön, dass somit die lyrischen Zitate wachsen.
Nach den Reden wurde die GastRolle von Italien an die Philippinen überreicht:

Traditionelle philippinische Musik gab es auch:

Und wunderbarer Gesang des nächsten Gastlandes:

Die Philippinen sind eine Nation des Story Tellings und sicherlich werden wir im nächsten Jahr viele inspirierende Geschichten dieses Gastlandes erleben.
Lustig und schön fand ich, dass bei den Fotos immer mehr zusammengerückt und immer mehr Menschen hinzugerufen wurden. Es wurde viel gelacht und ich merkte, wie ich mich bereits nun auf dieses neue Gastland freue.
Ist das nicht ein schönes Sinnbild dafür, dass für jede und jeden Platz ist, wenn wir zusammenrücken?
Seht selbst, eine schöne Vermehrung:



Zum Abschluss teile ich noch ein paar Zahlen mit euch:
230.000 Besucher*innen besuchten die diesjährige Frankfurter Buchmesse. Mit 115.000 Fachbesucher*innen (Vorjahr: 105.000) aus 153 Ländern (Vorjahr: 130 Länder) und 115.000 Privatbesucher*innen (Vorjahr: 110.000) legte die Buchmesse damit sowohl als internationale Geschäftsmesse der Medienbranche wie auch als Festival des Lesens zu – und dies trotz der limitierten Kartenkontingente für die beiden Wochenendtage.
Mehr als 4.300 Ausstellende (Vorjahr: 4.100) präsentierten sich in den Hallen und mehr als 7.500 Medienvertreter*innen (Vorjahr: 7.000) berichteten über die gut 3.300 Veranstaltungen der Buchmesse.
Die Worte von Karin Schmidt-Friderichs, der Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, füge ich gerne hinzu: „Die Frankfurter Buchmesse hat sich erneut als die große Plattform für den Austausch, die Vernetzung und für gute Geschäfte erwiesen. Gleichzeitig war sie ein Fest der Ideen, der Debatten und neuen Perspektiven auf die Fragen der Zeit. Und wer sich die wachsende Lesebegeisterung bei jungen Menschen bisher nicht vorstellen konnte, erlebte sie auf der Messe eindrucksvoll: Zu sehen, wie Zigtausende Bücherfans ihre Lieblingsbücher und -autor*innen feierten, weckt Lust auf die Zukunft des Buches.“
Lust auf die Zukunft des Buches, ja, die habe ich auch und Lust auf die Gegenwart des Buches, denn viele großartige neue Bücher warten nun darauf, gelesen zu werden.
Ich blicke auf eine intensive, reichhaltige, berührende, wunderbare Buchmesse zurück. Wie jedes Jahr habe ich das Gefühl, dass die Themen der Zeit hier Raum fanden. Raum, in dem in einer guten Art und Weise wurde miteinander gesprochen und debattiert wurde. Die Veranstaltungen zeigten, wie die Themen der Zeit miteinander verbunden sind, so sind Demokratie und Klimakrise nicht voneinander zu trennen. Besonders fiel mir auf, wie viele Menschen und Veranstaltungen sich mit dem Thema Demokratie und Menschlichkeit befassen. Das finde ich hoffnungsvoll und stärkend.
Es gibt sie und es ist wichtig: Hoffnung, Verbundenheit, Mut und Lust, Zukunft zu gestalten.

So grüße ich euch, viele schöne Erlebnisse der Buchmesse in mir tragend und mit ganz viel Buchliebe,
Eure Marion



Samstag ist der meistbesuchte Tag der Frankfurter Buchmesse. In diesem Jahr waren die Eintrittskarten bereits vor ein paar Tagen ausverkauft.
Wenn ich die vollen Gänge sehe, dann denke ich immer, das Buch lebt, und wie!
Auch an gut besuchten Tagen lassen sich ruhige Ecken finden.
Meine erste Veranstaltung führte mich zum „Der AfD-Komplex – Demokratie in Gefahr“ mit den beiden CORRECTIV-Reportern Jean Peters und Marcus Bensmann:

CORRECTIV zeigte wieder einmal, was für einen wichtigen, mutigen aufdeckenden Journalismus sie betreiben. Die Veranstaltung machte deutlich, wie bedeutsam es ist, hinzusehen und nicht wegzusehen, was die AFD möchte. Jean Peters riet dazu, bei der AfD zu lesen, da wir somit von ihren Plänen und Werten erfahren. Die beiden Journalisten veranschaulichten in ihrem Gespräch, mit welchen gefährlichen völkischen Ideen diese Partei besetzt ist. Die Bücher der beiden, die ihr auf dem Foto seht, sind sicherlich sehr lesenswert.
Zu Recht erhielten die beiden Journalisten viel Wertschätzung und Applaus in dem voll besetzten Frankfurt Pavilon:

Viele gute Veranstaltungen bekomme ich nur am Rande mit, so auch die Vorstellung der Sieger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2024, von der ich euch dennoch gerne ein Foto zeige, da ich Kinder-und Jugendliteratur sehr bedeutsam finde:

Auf dieser Veranstaltung wurde das Jugendwort 2024 bekannt gegeben. Die Top 10 Wörter wurden in einem Videobeitrag präsentiert und am Ende des Videos das Jugendwort des Jahres enthüllt: Aura. Anschließend wurde über Sprache und Jugendkultur gesprochen:

Einige Veranstaltungen sind so stark frequentiert, dass die Menschen nicht mehr in die betreffenden Räume hineinkommen. Dank meines Presseausweises darf ich immer hinein, so dass ich dieses Foto aufnehmen konnte. Mai Thi Nguyen-Kim und Marie Meimberg, beide schreiben beliebte Wissenschafts-Sachbücher für Kinder, mit der Moderatorin Kathleen Hildebrand:

Die Buchmesse lässt auch die Menschen an den Gesprächen teilnehmen, die nicht mehr in den Pavilion hineinkonnten. So wird das Gespräch auf einem großen Bildschirm nach Draußen übertragen. Das wurde genutzt:

Die Literaturbühne von ARD, ZDF und 3SAT von oben:

Ich staune immer wieder, wie voll es am Samstag ist. Ich schiebe an der Stelle ein Foto vom Eröffnungstag ein:

Ich mag die Tage, an denen wenig los ist und ich mag es auch, wenn viel los ist, denn das bedeutet, dass viele Menschen Bücher lieben.
Zurück zu heute. Denis Scheck stellte bei der Veranstaltung Druckfrisch in seiner gewohnt temporeichen Art einige seine Lieblingsbücher vor:

Mit dabei diesmal sogar Pixi-Bücher. Beliebte Autor*innen wie Cornelia Funke, Paul Maar oder Saša Stanišić haben Pixi zum 70-jährigen Jubiläum Geschichten geschrieben und ein Set aus 8 Pixi-Büchern ist daraus entstanden.
Weiterhin empfahl er:
Die Vegetarierin von Han Kang, Lichtungen von Iris Wolff und Hey guten morgen, wie geht es dir von Martina Hefter.
Schön fand ich, dass er auch einen Gedichtband empfahl, und zwar „Nach Eden. Gedicht“ von Daniela Seel. Er sagte dazu: „Wenn Sie ein Buch suchen, das berührt, dann lesen Sie dieses.“
Weiterhin empfahl er den Roman Muttersuchen von Eva Christina Zelle, den Comic Komplett Kafka von Nicolas Mahler sowie Im Krieg – Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg von Nora Krug, laut Scheck ein mutiges Unterfangen, dieses gezeichnete Buch zum russischen Angriffskrieg.
Seine Empfehlungen gingen weiter mit Innerstädtischer Tod von Christoph Peters, Helden von Frank Schätzing, Unser Ole von Katja Lange-Müller, Bei aller Liebe von Jane Campell, Mein drittes Leben von Daniela Krien, Die vorletzte Frau von Katja Oskamp, Reichskanzlerplatz von Nora Bossong und das wunderbare Buch mit dem langen Titel „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ von einem meiner Lieblingsautoren Saša Stanišić.
Es ging weiter mit dem Bilderbuch Earhart, Der abenteuerliche Flug einer Wühlmaus um die Welt von Torben Kuhlmann und Schecks persönlichem Lieblingsbuch der diesjährigen Buchmesse, der Roman Die Eisenbahnen Mexikos von Gian Marco Griffi.
Was eine vielfältige Palette und ich halte sie tatsächlich alle für lesenswert.
Die Maus kann auf die Bühne und mit ihr Max und Oskar, die von ihren Lieblingsbüchern erzählten. Auch Kinder aus dem Publikum wurden nach ihren Lieblingsbüchern befragt:

Roberto Saviano war im Gespräch mit Denis Scheck zu erleben. Seit seinem Werk „Gomorrha“ ist Saviano bekannt geworden im Kampf gegen die Mafia. Als er die Bühne betrat, erhielt er tosenden wertschätzenden Applaus vom Publikum. Das war wieder einer der berührenden Momente auf der Buchmesse.
In dem guten Gespräch ging es um Angst und Mut und um seinen Roman Falcone. Saviano zeigt anhand von Falcones Geschichte wie durch Zivilcourage die Welt verändert werden kann. „Mutig wird man, um sich selbst treu zu bleiben“, so Saviano. Auf die Frage, wie er mit seiner eigenen Angst umgehe – Savione lebt seit Jahren unter Polizeischutz, auch hier auf der Buchmesse ist er mit Schutzpersonen unterwegs – sagte, er habe manchmal Angst und Panik und „Literatur ist mein Heilmittel, Schreiben und Lesen bedeutet für mich, dass ich mich wirklich unsterblich fühle in irgendeiner Art.“

Sabin Tambrea, den viele sicherlich als hervorragenden Schauspieler kennen, war nun auf der Literaturbühne zu erleben zu seinem Buch „Vaterländer“:

Ich gebe zu, dass ich bei vielen Schauspielern und Schauspielerinnen kritisch bin, wenn sie ein Buch veröffentlichen. Dieses Buch hingegen steht nun auf meiner Wunschliste.
Zu Beginn des Interviews meinte die Moderatorin Katty Salie, Sabin Tambrea sei gerade symbolisch zum Ritter geschlagen wurde, weil Denis Scheck ihm gesagt habe, dass sein Buch gut sei.
In dem Roman erzählt er die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie durch die Augen dreier Generationen, des jungen Sabin, seines Vaters und seines Großvaters.
Bei jedem Gespräch, das ich hier erlebe, geht es nie nur um die Bücher, immer geht es auch um den Menschen, der das Buch schreibt.
Sabine sagte in dem Gespräch, er habe eine sentimentale Seele, in ihm wohne immer eine Abschiedsangst, da er als Kind früh seine Heimat verloren habe. Seine feinsinnigen Worte und sein Buch zeigen, was es für Menschen bedeutet, aus ihrer Heimat zu fliehen. Was für ein bedeutsames Buch in unserer heutigen Zeit, wie ich finde.
„Es tut gut zu sehen, wie sich das Publikum berühren lässt. Dass es die Herzen erreicht, das ist ein großes Geschenk“, so sagte er.
Hier seht ihr links im Bild Anne Applebaum, die morgen den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten wird:

Schön war es, sowohl gestern als auch heute, unerwartet frühere WG-Mitbewohnerinnen von mir zu treffen und in den Pausen über das Leben und Bücher zu reden.
Immer wieder lohnenswert ist ein Besuch am Amnesty International Stand. Unterschriften zu geben und sich somit für die Freiheit einzusetzen, ist etwas sehr Leichtes, das wir alle machen können:

Eine weitere berührende Veranstaltung erlebte ich nun, bei dem das Buch „People of Deutschland. 45 Menschen, 45 Geschichten. Über Rassismus im Alltag und wie wir unser Land verändern wollen“ vorgestellt wurde:

Die Moderatorin sprach von einem „Zauber des Buches“, es sei sehr berührend und eindrucksvoll. Die Veranstaltung zeigte, wie wahr ihre Worte sind. Die Mutter zu hören, die ihr Kind in Hanau verloren hat, ging sicherlich jedem im Raum nahe. Sie sagte die guten Worte „Menschen können Rassismus verbreiten und genauso können wir auch Menschlichkeit verbreiten“:

Mona Amaziane war im Gespräch mit Caroline Wahl zu ihrem Buch „Windstärke 17“. Ich habe es bereits gelesen und finde es lesenswert:

Jo Lendle sprach und las aus seinem Buch „Die Himmelsrichtungen“:

Zum Abschluss des heutigen Tages erlebten wir die Poetry Sammlerin Pauline Puhze mit berührenden Texten:

Meine Augen und mein Inneres freute sich bei diesem Anblick: Einen Mitarbeiter der Frankfurter Buchmesse lesend zu sehen. Wenn nicht viel los ist, dürfen sie das, ein Buch zur Hand nehmen und lesen. Wunderbar, denn das gehört definitiv zu den schönen Seiten des Lebens:

So grüße euch mit ganz viel Leselust aus der Buchmessenstadt Frankfurt
Eure Marion

Der morgendliche Blick aus dem Hotelzimmer mit Blick auf den Messeturm:

Nachdem ich am Morgen wieder den schönen italienischen Gitarrenklängen von Giandomenico Anellino im Gastland Pavilion lauschte, ging ich zur Literaturbühne.
Hier sprach die Moderatorin Miriam Böttger mit Katja Lewina zu ihrem aktuellen Buch „Was ist schon für immer. Vom Leben mit der Endlichkeit“. Ein tolles Gespräch, in dem die Autorin offen über das Sterben redete. Das Gespräch zeigte es, es gibt sie, schöne Bücher über das Sterben.

Hier seht ihr den Moderator Joachim Dicks im Gespräch mit Melanie Raabe zu ihrem neuen Roman „Der längste Schlaf“. Der Moderator meinte zu dem Buch: „Seien Sie vorsichtig, wenn Sie anfangen dieses Buch zu lesen, werden Sie alles andere beiseite schieben und weiterlesen wollen.“:


Das entdeckte ich im Publikum. Rainer Lieser heißt der kreative Zeichner. Er besucht die Buchmesse mit Zeichenblock ausgestattet und zeichnet viel von dem, was er erlebt. Wunderbar, wie sich Literatur und Zeichnungen treffen.
Kennt ihr das? Wenn ihr zwei Sätze eines Buches hört und wisst, dass ihr es lesen müsst. So ging es mir bei der nächsten Veranstaltung. Der italienische Autor Fabio Stassi war mit seinem Buch „Die Seele aller Zufälle“ anwesend. Die Übersetzerin Judith Krieg las aus diesem Roman vor und Annette Kopetzki moderierte das Gespräch. Der Protagonist des Buches ist ein Bibliotherapeut. Fabio Stassi sagte den schönen Satz, der zu dem Buch passt und zu dem, woran er selbst glaubt, dass „Bücher Heilkräfte haben und heilen können.“
„Unsere Geheimnisse sind viel interessanter als irgendwelche Krimihandlungen“, auch diesen Satz von Stassi hebe ich gerne auf.
Annette Kopetzki beschrieb den Sound des Buches als „leicht melancholisch, doch nie resigniert.“
Schön ist es, neue italienische Literaten zu entdecken, auch das schenkt die Buchmesse.
Ich erlebte nicht nur ein Buch mit einer sehr schönen Sprache, sondern auch ein tolles angenehmes Gespräch. Und… ich ließ mir das Buch direkt signieren und bekam dazu ein feines herzliches Gespräch mit Stassi.

Sicherlich vielen bekannt, Mona Ameziane und Christine Westermann, die den Podcast „Zwei Seiten – der Podcast über Bücher“ betreiben. Sie zeigen damit – neben der Liebe zur Literatur -, dass Literatur eine wertvolle Brücke zwischen den Generationen ist.
Heute erhielten sie den Julius-Campe-Preis. Dieser Preis wird jährlich auf der Frankfurter Buchmesse vergeben und ist mit 99 Flaschen edlen Weins und des bei HOFFMANN UND CAMPE erschienenen Faksimiles des Manuskripts der »Französischen Zustände« Heinrich Heines dotiert.
Tommi Schmitt, ein Podcaster, Moderator und Kolumnist, hielt eine großartige Laudatio. Einer seiner Sätze dabei: „Diese beiden Stimmen machen viel Spaß, wie Olivenöl und Brot.“

Die sympathische Mithu Sanyal im Gespräch mit Denis Scheck zu ihrem aktuellen Roman „Antichristie“. Hach, so viele klasse Bücher:

Und dann passiert es mir manchmal, dass ich nur kurz irgendwo hineinhören möchte und dann eine ganze Stunde dort bleibe, da ich so fasziniert und begeistert bin. So auch nun bei der Buchvorstellung von Jakob Springfeld „Unter Nazis. Jung, ostdeutsch, gegen Rechts.“
Jakob Springfeld ist in Sachsen aufgewachsen und erzählt in seiner aufrüttelnden Lebensgeschichte persönliche Erlebnisse. „Ein Buch von schonungsloser Offenheit“, so die Moderatorin.
Jakob Springfeld sagte, „dass wir alle Verantwortung tragen und klare Kanten zeigen sollten, wenn uns Rassismus begegnet.“
Er ist mit seinem Buch in Schulen unterwegs. Was ein wichtiges und aktuelles Projekt.
Ich wünsche mir sehr, dass viele Lehrerinnen und Lehrer dieses Buch aufnehmen!

Auf der Agora gute Stimmung bei italienischer Musik:

Ab 14 Uhr war die Buchmesse für Privatbesucher*innen geöffnet, an den Tagen zuvor ausschließlich für Fachpublikum.
Wie ihr seht, bedeutet das, dass es voller wird.
Zwei Fotos: Die Signierboxen am Vormittag und nach 14 Uhr:


Für mich gab es nun ein Wiedersehen mit meinem Mann, auf der Piazza im italienischen Pavilion, was ein schöner Treffpunkt.
Hier gab es auch – ganz Italien – einen Zeichner zwischen den espresso- oder cappuccinotrinkenden, erzählenden, lesenden und schlendernden Menschen:

In den Hallen auch der ukrainische Stand:

Ein klasse Buch und wie toll, dass es in so vielen Sprachen erhältlich ist:

Der ZEIT-Journalist Kilian Trotoir, der gemeinsam mit Tatjana Schell das Buch „Sinn finden – Warum es gut ist, das Leben zu hinterfragen“ geschrieben hat. Die Moderatorin beschrieb es als „Ein stärkendes Buch mit viel Verständnis drin, für sich selbst und andere.“:

Salwa Housmi sprach mit Juliane Löffner über ihr aktuelles Buch „Missbrauch, Macht & Medien. Was #MeToo in Deutschland verändert hat“:

Daniela Krien (sie tauchte bereits in meinem gestrigen Bericht auf) zu ihrem Buch „Mein drittes Leben“. Ein schönes Gespräch und auch dieses Buch steht auf meiner Wunschliste:

Poetry Slammer Jan Cönig, herrlich und sehr humorvoll war es, ihm zuzuhören:

So ging es nicht nur mir:

Am Abend ging es für meinen Mann, unsere Tochter und mich zur ARD Radiokulturnacht der Bücher, von der ich euch im Nachgang berichten werde.
Es grüßt euch nach einem weiteren reichhaltigen Buchmessentag mit viel Buchliebe
Eure Marion