Frankfurter Buchmesse – Tag 2

Heute Morgen führte mich mein erster Weg zur Pressekonferenz, bei der Italien sich als das nächste Gastland der Buchmesse vorstellte:

Es wird das Motto „Verwurzelt in der Zukunft“ tragen. Mauro Mazza, der Sonderbeauftragte der italienischen Regierung, erklärte die Bedeutung dieses Mottos: „Wir nehmen das Beste aus unserer Vergangenheit und nehmen das mit in die Zukunft.“
Hier seht ihr die italienische Delegation gemeinsam mit Juergen Boos, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse:

Wie immer gibt es Vieles zu entdecken. Etwa diese Buchlampen an einem Stand:

Eine lange Schlange bei der Sprechstunde für Illustrator*innen:

Mitmachaktionen bei denen Besucher*innen mit Klebebuchstaben erzählen können, was die Buchmesse für sie bedeutet:

Hier seht ihr die Bücher, die zum Deutschen Buchpreis nominiert waren:

Bei der Veranstaltung „Künstliche Intelligenz braucht Regulierung – Was darf ein Algorithmus alles entscheiden?“ sprach Prof. Dr. Katharina Zweig, KI Expertin und Autorin („Die KI war’s!“) mit dem Moderator Rainer Straub.
Angenehm mitnehmend und informativ erzählte sie über diese aktuelle und spannende Thematik.
Ein Verbot dieser Technik sei keine Lösung, sondern die Lösung liege im richtigen Umgang mit dem System.
„So etwas wie hier ist nicht kopierbar, das ist echt.“, war einer ihrer guten Sätze.

Die Autorin Marion Poschmann sprach mit der Moderatorin Ariane Binder über ihr aktuelles Buch „Chor der Erinnyen“. Ihr Roman ist eine Parallelgeschichte zu ihrem letzten Buch „Die Kieferninseln“. Die Protagonistin Mathilda macht mit ihren Freundinnen einen Ausflug in eine Waldhütte und wird dort zunehmend durchlässiger für die Natur. Es geht um angepasste Freundinnen, aufbegehrende Mütter, über die Dämonisierung von Frauen und die Kraft der Verbundenheit.

Wie in jedem Jahr so besuchte ich auf der Literaturbühne „Druckfrisch / Literaturtipps von Denis Scheck“. Denis Scheck stellte neue Bücher vor und kommentierte sie.
Für ihn ist das beste Buch des Jahres „Lichtspiel“ von Daniel Kehlmann:

Weiterhin empfahl er „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger, das den Deutschen Buchpreis erhalten hat, „Muna oder Die Hälfte des Lebens“ von Terézia Mora, „Viermal Ich“ von Maria Lazar, „Schneeflocken wie Feuer“ von Elfi Conrad, „Tausend und ein Morgen“ von Illja Trojanow, „Die Insel der Tausend Leuchttürme“ von Walter Moers, „Tintenwelt 4. Die Farbe der Rache“ von Cornelia Funke – die ich diese Woche noch erleben werde, worauf ich mich sehr freue.
Weitere Empfehlungen von Denis Scheck waren „Eigentum“ von Wolf Haas, „Sinkende Sterne“ von Thomas Hettche, „Wir hätten uns alles gesagt“ von Judith Hermann (das habe ich bereits gelesen und ist auch meine unbedingte Buchempfehlung), „Krähen im Park“ von Christoph Peters, „Alle meine Geister“ von Uwe Timm, „Das Ende ist nah“ von Amir Gudarzi und den Roman „Das Alphabet bis S“ von Navid Kermani.
Hach, es gibt viele großartige Bücher.
Denis Scheck sagte, zu dem Buch von Cornelia Funke, den guten Satz: „Für mich besteht die Macht der Literatur darin, uns auch Alternativen aufzuzeigen, uns in die Haut oder das Fell eines anderen Wesens zu versetzen, uns von dem ewigen Kreis durch den eigenen Nabel zu befreien und uns auch mal die Welt aus anderen Augen wahrnehmen zu lassen, so dass man von seiner narzisstischen Selbstversenkung wegkommt und mehr Respekt und Empathie für den anderen aufbringt.“

Bei meiner nächsten Veranstaltung erlebte ich Bärbel Schäfer, die zu ihrem Buch „Eine Herde Schafe, ein paar Gummistiefel und ein anderer Blick aufs Leben“ von Catrin Boldebuck interviewt wurde. Bärbel Schäfer hat ihre weißen Sneaker gegen schlammige Gummistiefel getauscht und im Selbstversuch ein Jahr lang einmal wöchentlich einen Schäfer bei seiner Arbeit begleitet. Hierbei lernte sie eine Menge über das Wesen der Schafe und auch Vieles für ihr eigenes Leben kennen. Die Erfahrung hat sie ein eigenes Innehalten gelehrt. „Der Umgang mit den Schafen zwingt einen zu Geduld und auch mal zu sagen, ein anderes Tempo ist okay, und vielleicht kannst du in diesem anderen Tempo auch etwas Neues für dich entdecken.“, so Bärbel Schäfer.

Im Vorbeigehen sah ich Verena Pooth. Ihr seht, hier sind einige sogenannter „Stars und Sternchen“:

Überall kreative Dekorationen:

Die Preisverleihung „Lieblingsbuch der Unabhängigen 2023“ gehört für mich jedes Jahr zu den Höhepunkten der Buchmesse. Wie ihr seht, auch für viele andere, denn diese Veranstaltung war gut besucht, an diesem Buchmessetag, der noch nicht für das Privatpublikum zugänglich ist:

Seit 2015 küren die unabhängigen Buchhandlungen in Deutschland ihr Lieblingsbuch der Unabhängigen. Dafür nominieren Buchhändler*innen ihren Lieblingsroman aus dem laufenden Jahr und stimmen dann ab, welcher davon ihr Lieblingstitel ist. Wibke Ladwig und Sarah Reul moderierten die Veranstaltung:

Hier seht ihr die nominierten Bücher, die alle vorgestellt wurden. Alle finde ich sehr lesenswert:

Mit Spannung wurde dann bekannt gegeben, wer das Lieblingsbuch der Unabhängigen ist. Gewonnen hat mit ihrem Buch „22 Bahnen“ Caroline Wahl:

Ich habe es vor Kurzem gelesen und habe dieses gute Buch auch schon weiterempfohlen.
Große Freude nicht nur bei Caroline Wahl, auch beim ganzen Dumont Verlag, in dem das Buch erschienen ist:

Hier auch nochmal die anderen Autorinnen, die nominiert waren, denn alle haben großen Applaus verdient zu dieser Nominierung und ihren tollen Büchern (für die, die mitzählen, eine Autorin konnte nicht anwesend sein, stellvertretend für sie kam später die Verlegerin auf die Bühne):

Schönes in der Kunstabteilung:

Mitmachaktionen in der Agora:

Dann besuchte ich die Reihe „SHEROES -Streiterin für die Zukunft“ zum Thema „Wir – digital und menschlich?“ Die Autorin und Philosophin Lisz Hirn („Der überschätzte Mensch. Eine Anthropologie der Verletzlichkeit“), die Autorin und Unternehmerin Mina Saidze („Fair Tech. Digitalisierung neu denken für eine gerechte Gesellschaft“) sprachen mit Jagoda Marinić über künstliche Intelligenz. Ihr merkt, ein Thema über das häufig hier auf der Buchmesse diskutiert wird. KI ist als Zukunftsträger in aller Munde und ist ethisch herausfordernd und stellt unser Selbstverständnis infrage. Es wurde gemeinsam überlegt, wie sich der Umgang mit KI menschlich und sozial zukunftsfähig gestalten lässt.

Diese Thematik weckt das Interesse vieler Menschen, wie ihr seht:

Auch auf die auf die nächste Veranstaltung freute ich mich. Elena Fischer sprach zu ihrem Buch „Paradise Garden“ mit Debora Schnitzler. Dieses Buch stand bereits vorher auf meiner Wunschliste, nachdem ich es zum einen von einer Freundin empfohlen bekam und zum anderen eine Hörprobe erlebte. Auf der Longlist der Nominierungen des Deutschen Buchpreises ist es auch zu finden. Die Protagonistin, die 14-jährige Billie fährt los, um ihren unbekannten Vater zu finden und um herauszubekommen, warum sie so oft vom Meer träumt, obwohl sie noch nie da war. Elena Fischer sagte, es gehe nicht vordergründig um diese Autofahrt, sondern um die innere Reise ihrer Protagonistin.
Sie beschreibt ihren Roman als eine Entwicklungsgeschichte, die Protagonistin Billie würde ihn vermutlich als „Mutter-Vater-Tochter-Such-Roman“ beschreiben.
In dem schönen Gespräch, in dem es auch um ihren Schreibprozess ging, erzählte Elena Fischer, dass sie manchmal Briefe an ihre Figuren schreibe, um sie mehr kennenzulernen. Sie wurde gefragt, was sie dazu sage, dass ihr Roman oft mit dem Buch „Tschick“ verglichen wird. Elena Fischer meinte dazu: „Es wird langsam peinlich, doch ich habe dieses Buch noch immer nicht gelesen.“ Herrlich und irgendwie menschlich, wie ich finde, da selbst tolle Autorinnen es nicht schaffen, alle guten Bücher bereits gelesen zu haben.
Was sie Menschen mitgeben möchte, die selbst schreiben, fragte die Moderatorin und Elena Fischer sagte: „Freude beim Schreiben und zwar unabhängig von dem, was vielleicht am Ende damit passiert, also Schreiben um des Schreibens willen finde ich ganz wichtig, Dranbleiben und auf die eigene Stimme hören.“

Auch das mag ich an der Buchmesse, unerwartet kostbare Schätze zu entdecken. Dieses Bilderbuch (nicht nur für Kinder!) gehört für mich dazu:

Der ukrainische Stand hat erneut eine große Ausstellungsfläche erhalten. Hier finden immer wieder Veranstaltungen und Diskussionsrunden statt.

Neben dem Thema Krieg, ist es nach wie vor bedeutsam, dass auch die Literatur dieses Landes vorgestellt wird und Raum erhält.

Als weitere Schatzgrube erlebte ich die Illustrationen am slowenischen Stand, zauberhaft:

Weitere schöne Stände:

Und immer wieder schöne Bilder, bei denen ich stehen bleibe und mich erfreue:

Mitmachaktionen am Gutenberg Stand:

Gerne habe ich mitgemacht, ta daaa:

Eine weitere Mitmachaktion bei der sich auch Otto Waalkes eingebracht hat:

Im slowenischen Pavillon ging ich noch umher und was darf auf einer Buchmesse nicht fehlen? Lesen! Das machte ich nun. Wohltuend in dieser Umgebung in Zeilen einzutauchen.

Abends erlebte ich im Frankfurt Pavillon Omer Klein, ein weltberühmter israelischer Jazzpianist.

Er schenkte wohltuende Töne inmitten dieser schönen Umgebung des Pavillons „I am here because I believe in the power of music“, sagte er.

So ging erneut ein weiterer erfüllter und bewegender Buchmessetag zu Ende.

Es grüßt euch aus Frankfurt,
Marion

Hinterlasse einen Kommentar