Frankfurter Buchmesse – Eröffnung – Teil 1

Die 75. Frankfurter Buchmesse ist heute eröffnet worden. Wie immer erfüllt es mich mit großer Freude und Dankbarkeit hier zu sein. Gerne werde ich in den nächsten Tagen von meinen Eindrücken auf der weltweit größten Buchmesse berichten und euch an meinen Erlebnissen teilhaben lassen.

Am Vormittag fand die Eröffnungspressekonferenz zur Frankfurter Buchmesse statt:

Ich mag den schönen Frankfurt Pavilion sehr. Noch hat der Pavilion übrigens keinen Spitznamen. Sollte euch einer einfallen, meldet euch bei der Buchmesse, sie suchen noch.

Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, hielt eine gute Rede, die mit den Worten endete: „Ich wünsche Ihnen und uns eine gute und anregende Messe, voller guter Begegnungen, mit Denkanstößen und Respekt, Weltoffenheit und Toleranz.“

Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse, äußerte sich klar zu der aktuellen Situation in der Welt: „Die Welt ist aus den Fugen geraten. Wir haben die Krise des Klimawandels und die Krise der westlichen Demokratien. Wir erleben seit über anderthalb Jahren Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine. Und seit dem 7. Oktober einen neuen, schrecklichen Höhepunkt der Gewalteskalation durch den Terrorkrieg der Hamas gegen Israel. Wir sind entsetzt. Bei der Frankfurter Buchmesse geht es immer um Menschlichkeit, im Zentrum steht die menschliche Begegnung. Diese Menschlichkeit ist am 7. Oktober durch den Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel abermals zerbrochen. Unser Mitgefühl gilt den Menschen, deren Angehörige Opfer dieses Gewaltexzesses wurden, und allen Menschen in Israel und Palästina, die unter dem Krieg leiden.“

Juergen Boos gab in seiner Rede auch einen Überblick, was die Besucher*innen alles auf dieser Messe erwartet. Die aktuellen Themen aus Politik und Gesellschaft werden in zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen Raum haben.

Als Gastrednerin der heutigen Eröffnungspressekonferenz erlebten wir die britische Umweltjournalistin und Sachbuchautorin: Gaia Vince („Das nomadische Jahrhundert“), die in ihrer großartigen Rede den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der bereits einsetzenden globalen Migrationsbewegung deutlich machte. In ihrer Rede ging sie darauf ein, dass die Hitzewelle im letzten Jahr 60.000 Menschen in Europa getötet hat. Ein großer Teil der Erde, vor allem im globalen Süden, wird zunehmend nicht mehr bewohnbar sein. Migration wird uns alle betreffen. Es sei die Frage, wie wir damit umgehen. Wir Menschen müssten einander helfen, um uns alle in Sicherheit zu bringen.
Gaia Vince betonte die tollen Seiten der Migration und stellte den Bezug zu Büchern her. „Die Kraft eines Buches liegt darin, dass wir unsere Insel-Dasein verlassen. Wir blättern um und lernen eine neue Sichtweise kennen, die erleuchtend sein kann.“
Gaia Vince betonte, dass wir Menschen einander viel zu bieten haben und einander bereichern.  „Alle haben das gleiche Recht auf einen sicheren Platz. Veränderung ist nicht hoffnungslos. Wir haben noch die Wahl. Unsere Sicherheit hängt davon ab, dass wir nicht Zäune bauen, sondern dass wir Werkzeuge nutzen. Es gibt nur ein „Uns“, nur eine menschliche Zukunft.“ Darüber zu diskutieren, sei sehr bedeutsam.

Das Motto der Jubiläumsmesse ist „And the story goes on“ und ja, so ist es, die Geschichte geht weiter:

Nach dieser Pressekonferenz  ging es zur Eröffnung des Ehrengast-Pavillons, in dem der Presserundgang stattfand. Das diesjährige Gastland Slowenien trägt das Motto „Waben der Worte“ („Satovje besed“). Traditionell bekommt das Gastland der Frankfurter Buchmesse einen großen Raum auf dem Messegelände – den Ehrengast-Pavillon -, den es mit eigenen Ideen und Botschaften füllt und der einen Eindruck von der Literatur- und Kulturlandschaft schenkt. Auf diese 2.300 Quadratmeter große Ausstellungsfläche freue ich mich immer sehr, da sie alljährlich individuell von dem Gastland gestaltet wird.
Jure Sadar, der slowenische Architekt und Gründer vom Studio Sadar, stellte bei dem Presserundgang das Konzept des Pavillons vor.
Hier seht ihr ihn, daneben seine Frau Urška Sadar, die slowenische Designerin und Gründung von urskas, einem Designstudio und einer Schmuckmarke. Sie ist Mitgestalterin des Ehrengast-Pavillons. Und links daneben Katja Stergar, die Direktorin der Slowenischen Buchagentur:

Orientiert haben sie sich beim Design an dem Ehrengastmotto „Waben der Worte“, so soll der Pavillon eine Vielfalt von Erfahrungen zu schaffen. Er soll ein Ort des Ideenaustauschs in Bezug auf Wissen, Kultur und Literatur werden.

Das Konzept der Nachhaltigkeit steht im Schwerpunkt, so ist die gesamte Ausstattung des Pavillons von der slowenischen Natur inspiriert und verfolgt einen nachhaltigen Ansatz. Die Ausstattung kann nach der Buchmesse zusammengeklappt und wiederverwendet oder recycelt werden. Wenn sich beispielsweise eine Schule oder eine Bücherei meldet und sagt, sie habe Interesse an einer Sitzgelegenheit, nur zu, das ist willkommen.

Der Pavillon ist in einen offenen Raum und in wabenartige, halbtransparente Auditorien unterteilt. Diese Auditorien befinden sich in den Ecken des Raumes und hier wird es Lesungen und Podiumsdiskussionen geben:

Der Weg durch den offenen Teil des Pavillons wird von sogenannten „Wald“-Bücherregalen geschmückt. Ich entdeckte bereits gute Werke slowenischer Autoren und Autorinnen:

Auffallend fand ich die oft bunten und schön illustrierten Buchcover:

Die sogenannten „Canyon“-oder „Schlucht“-Sitzgelegenheiten – die von einer natürlich fließenden Schlucht inspiriert sind – schenken die Möglichkeit, sich auszuruhen, zu unterhalten und natürlich zu lesen. In ihnen integriert sind Rosmarinpflanzen und es duftete gut:

Es finden sich auch „Open Book“-Elemente im offenen Teil, ein interaktives Instrument, mit dem die Besucher*innen mehr von den slowenischen Autor*innen erfahren können:

In dem offenen Teil befinden sich auch die „Buchreflexions“-Elemente. Das Reflektieren soll darauf hinweisen, dass das Lesen einen Buches immer mit Reflexion zu tun hat. Wenn wir lesen, gehen wir in Resonanz mit dem Geschriebenen und dem Autor oder der Autorin.

Im Mittelpunkt dieses Pavillons steht die Ausstellung „Books on Slovenia“ und hängende Kunstwerke und Lyrikzitate ergänzen die Ausstellung. An der Decke finden sich Kunstinstallationen von der Künstlerin Eva Petric:

Sie zeigt die slowenische Kunst der Idrja-Spitze und diese sollen Baumwipfel darstellen, die somit über dem Bücher-Wald thronen.

Tagsüber vermittelt der natürlich beleuchtete Pavillon den Eindruck einer riesigen Bücherlandschaft, am späten Nachmittag und am Abend entstehen intimere Ecken mit sanftem künstlichem Licht. Ich werde diesen Raum sicherlich zu verschiedenen Uhrzeiten besuchen.

Eine schöne Kinderecke gibt es auch in diesem Pavillon:

Schaukeln ist definitv nicht nur was für Kinder. Die musste ich ausprobieren. Schaukeln und Bücher, wunderbar:


Neben den Porträts slowenischer Autoren und Autorinnen gibt es eine Café-Ecke, in der in den nächsten Tagen slowenische Leckereien genossen werden können. Sicherlich wird es dann voller als nach dem heutigen Presseundgang:

Diesen schönen Satz aus der Pressemappe Slowenien teile ich gerne mit euch:
„Slowenien wirkt klein und marginal, so wie auch Bienen auf den ersten Blick klein und marginal erscheinen. Doch bei beiden trügt der Schein: Die Welt ist groß, schön und bunt, vor allem dank marginaler Lebewesen und Kulturen.“

Passend zum Motto erhielten wir neben der Pressemappe noch ein Honigglas:

Teil 2 des heutigen Tages folgt.

Es grüßt euch freudig aus Frankfurt, mit Lust auf slowenische Literatur,
Marion

17 Gedanken zu „Frankfurter Buchmesse – Eröffnung – Teil 1

  1. Ich musste beim Blick auf den Pavilion – von dem ich hätte schwören können, dass man ihn „Pavillon“ schreibt – sofort an Baiser denken, also an Schaumgebäck. Ich wäre daher für „Baiser-Pavilion“. ;-)

    Abseits davon denke ich, dass, wenn Herrn Boos der Aspekt der Begegnung so wichtig ist – und Frau Schmidt-Friderichs äußerst sich ja ähnlich -, dann hätte er nicht darauf verzichten sollen, Adania Shibli auf der Buchmesse für ihren Roman auszuzeichnen – aber das nur am Rande.

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