ABC- Etüde

Ich habe mich von den ABC-Etüden einladen lassen.

Christiane stellt in ihrem Blog Irgendwas ist immer alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe. So präsentiert sie eine Wortspende, bestehend aus drei Wörtern, die in einen Text mit maximal 300 Wörtern zu integrieren ist. Die Worte wurden diesmal von Ludwig Zeidler geschenkt und lauteten: Idee, engelhaft, vergraben.

Hier nun meine Etüde:

Die ersten Walnüsse liegen auf dem Gras. Ein Geschenk des nahenden Herbstes an den Sommer, der sich noch zeigt. Es ist Sonntag und sie hört die Ruhe. Auch Ruhe hat einen Ton. Es sind die Spätsommertage, die dazu einladen, Freude in den Tag zu legen. Auch wenn nicht alles gut ist. Wie könnte es. Das Leben malt die Welt in allen Farben an. Die Welt, die sich oft unbarmherzig zeigt. Unbarmherzig, ein Wort, das der Alltagssprache zu entschwinden scheint. Sie sucht gerne nach vergrabenen Wörtern. Bauchladen, glimmrig, Sachtmut. Bandsalat, fernmündlich, Lichtspielhaus. Ratzefummel, fläzen, Labsal. Das Leben entwächst den Wörtern. Sie möchte das Alte nicht zu schnell schließen. Es hat viel zu erzählen.
Doch auch sie geht gerne vorwärts und erfindet Neues. Auch das ist eine Leidenschaft von ihr, neue Wörter zu ersinnen. Ideen fliegen frei herum. Schlonksel, so müsste doch ein junger Mann heißen, der schlendernd geht. Lumara, das könnte der Moment sein, wenn wir die Augen schließen und dem Wind zuhören. Und könnte Halote nicht genau der Moment sein, indem wir vor einer großen Spinne davonlaufen. Sie spielt gerne mit den Worten und sagt sich, dazu sind sie da. Manchmal sind sie da, um sie in den Sand zu schreiben, damit andere sie lesen, bevor das Meer sie mitnimmt. Manchmal sind sie da, um sie in stillen Nächten in den Himmel zu werfen. Und manchmal wiegen sie uns in den Schlaf, engelhaft und sachte.
Sie hebt eine Walnuss auf. Die ersten im Jahr schmecken besonders gut. Da lohnt sich jedes Bücken. Noch brauchen die Füße im Garten keine Schuhe. Die Rosen und deren Weiß sind noch sichtbar. Auch die Hängematte zeigt noch ihren sichtbaren Platz. Nein, es ist nicht alles gut. Doch es gibt Momente, in denen wir fühlen, es könnte alles gut sein.

13 Gedanken zu „ABC- Etüde

  1. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 39.40.20 | Wortspende von kommunikatz | Irgendwas ist immer

  2. Liebe Marion, so schön, dass du wieder mitschreiben willst, ich freue mich sehr auf deine poetischen Texte 😁
    Aber: Du bist leider zu spät, was bedeutet, dass ich dich als Nachzügler verlinkt habe (siehe meinen Kommentar bei der Schreibeinladung); und kann es sein, dass dir beim Abwägen der Wörter die „Idee“ verloren gegangen ist? Bau sie doch noch schnell ein, ja? 😉
    Sonntagabendgruß 😁🐈🍷👍

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    • Ja, es gibt sie ja, diese Momente, in denen sich alles richtig anfühlt. Wenn ich dann die Zeitung aufschlage und mir Bilder aus Moria entgegenkommen, dann weiß ich, dass nicht alles gut ist. Doch diese Momente schenken eine Ahnung davon, was möglich wäre.

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