In diesem Jahr steht Findesatz unter dem Thema Schnipselei und es gibt drei Rubriken. 1. Baum-Bibliothek: Montags werde ich ein vom Aussterben bedrohtes Wort im heimatlichen Garten am Kastanienbaum aufhängen. 2. Schnipselfragen: Mittwochs werde ich eine Frage schnipseln. 3. Schnipselgedichte: Am Wochenende werde ich ein Schnipselgedicht erstellen und irgendwo platzieren, so dass es gefunden werden kann.
Zu dem Thema „Wo sind wir jetzt“ gibt es eine lustige Betrachtung von Till Eulenspiegel.
Hier ein Auszug davon, der vielleicht ein wenig an Bedeutung verloren hat mit der Entwicklung von Google Maps und den Navi-Systemen:
Quelle: Julius Wolff: Till Eulenspiegel redivivus – Kapitel 9
VII.
Wo?
Im Anfang unsrer Reise schon
Hielt Till mir folgenden Sermon:
»Merk dir aus meinen Wanderjahren,
Was oft erprobt ich und erfahren.
Wenn du einmal zu Fuß, zu Roß,
Ob einsam, ob mit Dienertroß
Mit viel Geld oder wenig reist
Und wo du bist, oft selbst nicht weißt,
Wie weit von Haus, wo ungefähr
Dies Städtchen liegt, wie nah dem Meer,
An welchem Fluß und Berg, kurzum,
Wo augenblicks du so herum
Im Vaterland dich just befindest
Und nach der Himmelsgegend windest, –
Geb‘ ich dir eine gülden Lehr‘,
Untrüglich schier, die halt‘ in Ehr.
Im Wirtshaus in des Schenken Stube,
Da wo – gleich Herr! – des Schenken Bube
Den Blanken und den Trüben schenkt,
Und wo die Zeitung liegt, da hängt,
Wenn’s ist ein reputierlich Haus,
Rechts oder links, sonst gradeaus,
Am Ofen, an der Fensterwand
Die Karte von sotanem Land.
Aufs Alter kommt’s dabei nicht an,
Die projektierte Eisenbahn
Rückt dich und alle dein Gepäck
Nicht eine Spanne weit vom Fleck.
Beiläufig mußt du wissen auch,
Es ist so ein gelehrter Brauch,
Die Karten machen’s wie die Frauen,
Niemand ihr Alter zu vertrauen;
Was alles darauf stehen mag,
Der Maßstab, Zeichner und Verlag,
Das findet man schon allemal,
Doch niemals eine Jahreszahl,
Stillschweigend heißt es immerdar:
Gedruckt zu Glogau dieses Jahr.
Ist nun in langer Jahre Brauch
Die Karte schon vergilbt vom Rauch,
Du kannst doch sehen, wo du bist,
Wenn du nur richtig suchst und liest.
Nun aber gib dir keine Mühe
Und mit dem Zeigefinger ziehe
Nicht nord- und südwärts ab und auf,
Verfolge nicht der Flüsse Lauf,
Denn nimmer so in Ost und West
Entdeckst du das verwünschte Nest.
So ziemlich in des Zimmers Mitte
Stell‘ dich, doch mindestens vier Schritte
Tritt von der Wand zurück und schau‘
Die Karte an, daß grau in grau
Dir Ebne, Berg und Fluß verschwimmt;
Da zeigt sich deutlich und bestimmt,
Fast groschengroß ein schwarzer Tüpfel,
Wie eines hohen Berges Gipfel.
Nun dicht heran! wie dir die Schuppen
Jetzt von den Augen fall’n! entpuppen
Wird sich der Berg, der schwarze Punkt,
Der wie ein Chimborazzo prunkt,
Als jener Ort, woselbst du stehst,
Nach dem du auf der Karte spähst.
Wo du auch einkehrst fern und nah,
Hängt an der Wand die Karte da,
So findest sicher du die Stelle,
Die von des Kartenplanes Helle
Sich schwarz und dunkel unterscheidet,
Auf der manch‘ Finger schon geweidet;
Man sucht und zeigt, tupft aufs Papier:
Hier sind wir jetzt! heißt’s fröhlich, hier!
Am Ort, des Name schwarz umrandet,
Da bist du glücklich nun gelandet,
Da stehst du jetzt im Wirtshauszimmer,
War’s noch so weit, es täuscht dich nimmer.«
Ich würde sagen, dass ich mich gerade im „Unterwegs“ aufhalte.
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Und wann sind wir da?
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Wir sind auf dem Weg da abgeholt zu werden wo wir stehen.
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Kann sein, kurz vorm Ziel …
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Unterwegs.
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In diesem Moment.
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Im Internet.
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Zu dem Thema „Wo sind wir jetzt“ gibt es eine lustige Betrachtung von Till Eulenspiegel.
Hier ein Auszug davon, der vielleicht ein wenig an Bedeutung verloren hat mit der Entwicklung von Google Maps und den Navi-Systemen:
Quelle: Julius Wolff: Till Eulenspiegel redivivus – Kapitel 9
VII.
Wo?
Im Anfang unsrer Reise schon
Hielt Till mir folgenden Sermon:
»Merk dir aus meinen Wanderjahren,
Was oft erprobt ich und erfahren.
Wenn du einmal zu Fuß, zu Roß,
Ob einsam, ob mit Dienertroß
Mit viel Geld oder wenig reist
Und wo du bist, oft selbst nicht weißt,
Wie weit von Haus, wo ungefähr
Dies Städtchen liegt, wie nah dem Meer,
An welchem Fluß und Berg, kurzum,
Wo augenblicks du so herum
Im Vaterland dich just befindest
Und nach der Himmelsgegend windest, –
Geb‘ ich dir eine gülden Lehr‘,
Untrüglich schier, die halt‘ in Ehr.
Im Wirtshaus in des Schenken Stube,
Da wo – gleich Herr! – des Schenken Bube
Den Blanken und den Trüben schenkt,
Und wo die Zeitung liegt, da hängt,
Wenn’s ist ein reputierlich Haus,
Rechts oder links, sonst gradeaus,
Am Ofen, an der Fensterwand
Die Karte von sotanem Land.
Aufs Alter kommt’s dabei nicht an,
Die projektierte Eisenbahn
Rückt dich und alle dein Gepäck
Nicht eine Spanne weit vom Fleck.
Beiläufig mußt du wissen auch,
Es ist so ein gelehrter Brauch,
Die Karten machen’s wie die Frauen,
Niemand ihr Alter zu vertrauen;
Was alles darauf stehen mag,
Der Maßstab, Zeichner und Verlag,
Das findet man schon allemal,
Doch niemals eine Jahreszahl,
Stillschweigend heißt es immerdar:
Gedruckt zu Glogau dieses Jahr.
Ist nun in langer Jahre Brauch
Die Karte schon vergilbt vom Rauch,
Du kannst doch sehen, wo du bist,
Wenn du nur richtig suchst und liest.
Nun aber gib dir keine Mühe
Und mit dem Zeigefinger ziehe
Nicht nord- und südwärts ab und auf,
Verfolge nicht der Flüsse Lauf,
Denn nimmer so in Ost und West
Entdeckst du das verwünschte Nest.
So ziemlich in des Zimmers Mitte
Stell‘ dich, doch mindestens vier Schritte
Tritt von der Wand zurück und schau‘
Die Karte an, daß grau in grau
Dir Ebne, Berg und Fluß verschwimmt;
Da zeigt sich deutlich und bestimmt,
Fast groschengroß ein schwarzer Tüpfel,
Wie eines hohen Berges Gipfel.
Nun dicht heran! wie dir die Schuppen
Jetzt von den Augen fall’n! entpuppen
Wird sich der Berg, der schwarze Punkt,
Der wie ein Chimborazzo prunkt,
Als jener Ort, woselbst du stehst,
Nach dem du auf der Karte spähst.
Wo du auch einkehrst fern und nah,
Hängt an der Wand die Karte da,
So findest sicher du die Stelle,
Die von des Kartenplanes Helle
Sich schwarz und dunkel unterscheidet,
Auf der manch‘ Finger schon geweidet;
Man sucht und zeigt, tupft aufs Papier:
Hier sind wir jetzt! heißt’s fröhlich, hier!
Am Ort, des Name schwarz umrandet,
Da bist du glücklich nun gelandet,
Da stehst du jetzt im Wirtshauszimmer,
War’s noch so weit, es täuscht dich nimmer.«
Gruß Werner
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